Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Überlegungen vor dem Praktikum
2. Meine Praktikumsschule
3. Unterricht beobachten
3.1. Mein Stundenplan
3.2. Beobachtungsschwerpunkt
4. Unterrichten
4.1. Liste der gehaltenen Stunden
4.2. Ausführlicher Unterrichtsentwurf
4.2.1. Situationsanalyse
4.2.2. Sachanalyse
4.2.3. Ziele
4.2.4. Planung
4.2.5. Reflexion der Unterrichtsstunde
4.2.6. Materialien
5. Nach dem Praktikum - Gesamtreflexion
Literaturverzeichnis
1. Überlegungen vor dem Praktikum
Die Gefühle vor meinem Blockpraktikum kann ich nur als widersprüchlich beschreiben: Auf der einen Seite ist dies der Beruf meiner Träume und Unterrichten ist nun einmal ein wesentlicher Teil davon. Auf der anderen Seite habe ich große Angst, dass das Ganze schnell zu einem Albtraum wird. Was ist, wenn die Kinder mich nicht leiden können? Was, wenn meine Unterrichtsstunden nicht den gewünschten Effekt erzielen? Was tue ich, wenn alle auf den Tischen tanzen?
Plötzlich habe ich das Gefühl, in den letzten drei Semestern nichts gelernt zu haben. Besonders große Sorgen macht mir, dass ich nicht sicher sagen kann, wie ein ausführlicher Unterrichtsentwurf auszusehen hat. Ich habe zwar im ersten Semester einen Kurs mit dem Titel „Unterrichtsvorbereitung“ besucht, doch da habe ich nur gelernt, dass Bienen im Klassenzimmer unerwartet große Unruhe auslösen können. In einer der letzten Sitzungen - nachdem einige Kommilitonen besorgt gefragt hatten, wann Unterrichtsentwürfe im Seminar thematisiert würden - legte man uns dann sogar einen Unterrichtsentwurf vor. Allerdings übten wir nie, selbst einen zu verfassen.
Ich habe also ein mulmiges Gefühl. Trotzdem freue ich mich auch auf das Praktikum. Ich freue mich auf die Gelegenheit, zum ersten Mal über einen längeren Zeitraum hinweg die Perspektive eines angehenden Lehrers einzunehmen. Ich bin gespannt auf die vielen Kinder, ihre Fragen und Ideen. Ich bin neugierig auf die LehrerInnen und kann es kaum erwarten, mich von ihrem Unterricht inspirieren zu lassen.
Meine Mentorin ruft mich zum Ende des Semesters an und lädt mich zu einem Gespräch in die Schule ein. Zehn Tage vor Praktikumsbeginn treffen wir uns und sie ist mir gleich sympathisch. Sie führt mich durch die Schule, zeigt mir das Klassenbuch. Ich bin froh, nun jemanden an dieser Schule zu kennen. Ein bekanntes Gesicht. - Dann teilt sie mir mit, dass sie in meiner ersten Praktikumswoche auf Grund einer Operation nicht in der Schule sein wird.
2. Meine Praktikumsschule
Die Grundschule, an der ich mein Praktikum absolvierte, befindet sich in O.[1], einem Ort mit knapp 2700 Einwohnern. Die Gemeinde liegt nordöstlich der sächsischen Landeshauptstadt Dresden in den Ausläufern der Westlausitzer Bergkette.
An der Schule lernen momentan 120 Schülerinnen und Schüler in sieben Klassen. Außer der ersten Klasse (21 SchülerInnen) werden dabei alle anderen Klassen zweizügig geführt und haben eine Klassenstärke von 15 bis 18 SchülerInnen. Die Integration von behinderten Kindern ist im Leitbild der Schule festgelegt. Zurzeit befindet sich ein behindertes Kind (Spastiker) an der Schule.
Die SchülerInnen kommen zu Fuß oder mit dem Bus aus O. und einer umliegenden Gemeinde in die Schule. Die Schule öffnet für die Schülerinnen und Schüler 7.30 Uhr die Türen, so dass genügend Zeit zum Austauschen und Vorbereiten auf den Unterricht bleibt, bevor 7.50 Uhr die erste Unterrichtsstunde beginnt. Ein Unterrichtstag ist in 45 Minuten lange Unterrichtsstunden eingeteilt, deren Beginn und Ende jeweils mit dem Klingeln gekennzeichnet wird. Die Hof-/Frühstückspause findet von 9.30 bis 9.50 Uhr statt, die Mittagspause von 11.25 bis 12.00 Uhr. Eine Cafeteria befindet sich im Haus. Für das Mittagessen sorgt eine externe Großküche.
An der Schule unterrichten zehn Lehrerinnen, von denen einige stundenweise an Schulen in umliegenden Orten unterrichten oder berufsbegleitend einem Aufbaustudium nachgehen. Für das Fach Evangelische Religion gibt es einen Gastlehrer, der an einem Tag in der Woche an der Schule unterrichtet. Alle Lehrkräfte sind älter als 40 Jahre.
Die Schule wurde 2007/2008 grundlegend saniert. Jede Klasse hat ein eigenes Klassenzimmer. Es gibt verschiedene Fachunterrichtsräume: Werkenraum, Musikzimmer, Zeichenraum, Englischraum, Medienraum, Lehrküche, Kreativraum, Theater- und Leseraum, Snoozleraum. Vor der Renovierung der Schule gab es eine Außenanlage mit Spielplatz und Schulgarten, die sich zur Zeit meines Praktikums im Wiederaufbau befindet. Ergänzend wird ein grünes Klassenzimmer eingerichtet. Nur wenige Schritte vom Schulgebäude entfernt befindet sich die Turnhalle mit dem Sportplatz.
Für die Lehrerinnen steht ein Lehrerzimmer mit Computerecke und Miniküche zur Verfügung. Für die Fächer Deutsch/Sachkunde, Mathematik, Kunst und Werken stehen individuelle Vorbereitungsräume bereit. Neben dem Sekretariat befindet sich ein Versammlungsraum, in dem sich verschiedene Gruppen beraten können. Hier befinden sich auch die Arbeitsplätze für den Beratungslehrer und die Ganztagskoordinatoren sowie der Kopierer.
Der Unterricht erfolgt nach einem Stoffverteilungsplan, der auf Klassenstufenebene abgesprochen wird. Parallel zum Kernunterricht findet ein Förderunterricht statt. In der ersten Klasse befindet sich stundenweise ein Zweitlehrer in der Klasse („Anfangsunterricht“). Die zweiten Klassen fahren jeden Montagmorgen in die Kreisstadt zum Schwimmunterricht. Seit dem Schuljahr 2008/2009 bietet die Schule an drei Tagen (montags, dienstags und donnerstags) ein Ganztagsangebot an. Unter anderem werden angeboten: Handball, Unihockey, Rückenschule, Gehirnjogging, Entspannung, Erste Hilfe, Fotografie, Kreatives Gestalten, Holzbearbeitung, Computer, Hausaufgabenbetreuung, Lernförderung, Englisch für Klasse 2. Die Teilnahme an den Ganztagsangeboten ist jedem Schüler / jeder Schülerin freigestellt.
Direkt im Schulgebäude befindet sich der Hort. Das Gebäude wird außerdem noch vom Jugendklub des Ortes genutzt.
Um die Schuleingangsphase zu verbessern, arbeitet die Grundschule eng mit den Kindertagesstätten zusammen. Zukünftige Klassenlehrerinnen hospitieren in den Vorschulgruppen und führen Elternabende durch.
Die Schule öffnet sich auch nach außen und arbeitet mit verschiedenen öffentlichen Einrichtungen und Trägern zusammen, vor allem im Zusammenhang mit den Ganztagsangeboten. Vertreter des Hortes nehmen an Schulkonferenzen teil.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Schullaufbahnberatung, zu der Elternabende mit Schulleitern umliegender Schulen durchgeführt werden. Des Weiteren finden Elterngespräche statt und die SchülerInnen der vierten Klassen besuchen das Gymnasium und die Mittelschule in den umliegenden Ortschaften.
Jede Klasse hat pro Schuljahr 3 Wandertage zur Verfügung, die vierten Klassen fahren auf Abschlussfahrt. Weihnachten, Fasching und Kindertag werden an der Schule gefeiert, ebenso gibt es ein Abschluss- und Sportfest. Die Schüler nehmen außerdem an zahlreichen Wettkämpfen wie den Bundesjugendspielen, Mehrkampf und Crosslauf teil. Diese Wettkämpfe werden zum Teil auch an der Schule durchgeführt. Während des Schuljahres gibt es lehrplanbezogene Projekte und zweiwöchigen fächerverbindenden und fächerübergreifenden Unterricht. In diesem Schuljahr wird die 130jährige Schulgeschichte mit einer zweiwöchigen Projektwoche und anschließendem Tag der offenen Tür gefeiert. Dabei werden die Zeiträume 1879 bis 1945 und 1945 bis heute thematisiert und für die SchülerInnen erlebbar gemacht.
3. Unterricht beobachten
Während meiner Praktikumszeit bekam ich die Gelegenheit, den Unterricht bei verschiedenen Lehrern in verschiedenen Fächern und Klassenstufen zu beobachten.
3.1. Mein Stundenplan
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.2. Beobachtungsschwerpunkt
„Wie interagieren Lehrer[2] mit ihren Schülern und wie muss Interaktion aussehen, damit Unterricht erfolgreich wird?“ - diese Frage drängte sich mir nach den zahlreichen Hospitationen während meines Blockpraktikums auf.
Immerhin ist Interaktion eine wichtige Grundlage des Unterrichts. Ohne Austausch zwischen den am Bildungsprozess beteiligten Personen kann Unterricht und somit auch Bildung nicht stattfinden.
Kinder und Jugendliche verbringen einen erheblichen Teil ihrer Zeit in der Schule - bis zu 15000 Unterrichtsstunden im Laufe einer Schullaufbahn (Hofmann & Siebertz- Reckzeh 2008, S. 14). Die Aufgaben von Schule sind dabei vielfältig: Neben der Qualifikationsfunktion (grundlegende Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln, Schüler für die weiteren schulischen Ausbildungs- und Berufswege qualifizieren) hat sie auch Sozialisationsfunktion („Erziehungsauftrag“, ebd., S. 16f.). Die Schule beeinflusst das Denken, Fühlen und Handeln von Kindern und Jugendlichen und hat damit einen bedeutenden Einfluss auf das zukünftige Leben von Schülerinnen und Schülern.
In diesem Zusammenhang ist die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler eine ganz besondere, die von wechselseitiger Abhängigkeit geprägt ist. Zur Erreichung der Ziele und Befriedigung der Bedürfnisse sind beide Seiten auf gegenseitige Kooperation angewiesen (Sieland 2008, S. 104). Dabei haben beide Parteien jeweils bestimmte Erwartungen an die andere. Umfragen unter Schülern haben ergeben, dass diese sich von ihren Lehrern wünschen, ernst genommen zu werden, Verständnis für deren Probleme zu zeigen, das Unterrichtstempo am Durchschnitt und nicht an den Starken bzw. Schwachen auszurichten und viel diskutieren zu lassen (Acar 2008, S. 302). Diese Erwartungen scheinen sich selten zu erfüllen. So beobachtet fast jeder vierte Schüler Beleidigungen und Beschimpfungen von Lehrpersonen, jeder dritte Schüler berichtet von Lehrern, die Schüler vor der Klasse bloßstellen und immerhin 9% haben erlebt, wie Lehrer handgreiflich gegenüber Schülern geworden sind (Bauer 2008, S. 598). Dies ist bestürzend und führt unweigerlich zur Erkenntnis, dass die Interaktion zwischen Schülern und Lehrern dringend verbessert werden muss.
Ich beschloss, mich auf die Suche nach Grundlagen für gute Interaktion im Unterricht zu begeben. Dabei entschloss ich mich zur Beobachtung nur einer der beiden Parteien. Während meines Praktikums beobachtete ich daher verschiedene Lehrerinnen und achtete auf deren (1) Sprechanteil im Unterricht, (2) Kommunikation mit den Schülern (Wortwahl), (3) Gestik und vor allem Mimik und (4) Lautstärke. Ich habe im Folgenden vier verschiedene Lehrerinnen und meine Beobachtungen zu oben genannten Kriterien kurz aufgelistet[3]:
Insgesamt kann man große Unterschiede in allen Bereichen erkennen. Der Sprechanteil des Lehrers im Unterricht ist immer größer als der der Schüler. Hier muss man jedoch meiner Meinung nach bei genaueren Untersuchungen stärker das unterrichtete Fach (sprachlich, naturwissenschaftlich, musisch-künstlerisch, ...) mit in die Beobachtungen einbeziehen. Meine Beobachtungen wurden in verschiedenen Fächern durchgeführt. Deswegen sind direkte Vergleiche nur mit Vorsicht zu ziehen. Trotzdem kann man erkennen, dass die verschiedenen Lehrerinnen ihre rhetorischen Mittel sowie Gestik und Mimik sehr unterschiedlich einsetzen.
Todt (2008) unterscheidet zwischen zwei Verhaltensstilen von Lehrern: der dominative sowie der integrative. Lehrer mit dominativem Verhaltensstil verwenden demnach häufig Befehle und Aufforderungen, setzen Androhungen häufig mit Zwang durch, neigen zu Tadel, Drohungen und Beschimpfungen, halten an ihren Zielen rigoros fest und beziehen Schülervorschläge nicht mit ein. Lehrer mit integrativem Verhaltensstil dagegen nehmen Kinder als Personen mit eigenen Gedanken und eigenem Willen ernst, sind höflich - auch in schwierigen Situationen, äußern Anerkennung, Lob, Ermutigung und kritisieren sachlich und konstruktiv (Abb. 17). Es ist natürlich kaum möglich, einen bestimmten Lehrer einem bestimmten Verhaltensstil zuzuordnen. Je nach Situation werden sich die Verhaltensmuster eines Lehrer mal stärker dem einen Stil, mal dem anderen nähern.
Welche Merkmale aber machen eine gute Lehrkraft aus? Bauer (2008) nennt die folgenden drei Kriterien als die entscheidenden Merkmale für einen guten Lehrer:
1. didaktische Kompetenz,
2. Gleichbehandlung der Schüler,
3. Vertrauen / Vertrauenswürdigkeit (S. 600).
Als weiteren wichtigen Aspekt führt Moschner (2008) den Umgang des Lehrers gegenüber Fehlern an und zeigt die Vorteile einer positiven Fehlerkultur auf (S.338).
Hofmann & Siebertz-Reckzeh (2008) formulieren konkrete für den curricularen
[...]
[1] Aus Gründen des Datenschutz wurden Namen von Orten und Personen in diesem Dokument gekürzt. Der Text wurde so geändert, dass Rückschlüsse auf reale Personen nicht möglich sind.
[2] Wenn ich im Folgenden auf die sprachliche Unterscheidung der Geschlechter verzichte, so geschieht dies lediglich aus Platzgründen.
[3] Aus datenschutzrechtlichen Gründen wähle ich Bezeichnungen, die nicht auf den tatsächlichen Namen der Lehrkraft schließen lassen.