Handy und Geldbörse immer griffbereit - Jugendliche konsumieren jährlich für mehrere Milliarden
Euros, vor allem Handys und modische Bekleidung. Pro Kopf steigen dabei die Ausgaben
in Deutschland stetig (Handelsblatt 2005: 1). Dass die Entwicklung der heutigen Konsumkarrieren
15 bis 24jähriger im letzten Jahrzehnt zunehmend öffentliches Interesse erregt,
wird vor allem deutlich, wenn Medien weiterhin von der prekären Verschuldung vieler Jugendlicher
einerseits und steigender konsumfördernder Investitionen der Handelsunternehmen
im Wettbewerb um das vielversprechende Profitpotenzial „Jugendmarkt“ andererseits
berichten. So gibt es aber nicht erst seitdem wissenschaftliche Bemühungen, Ursachen und
Muster für derartige empirische Beobachtungen mit Hilfe der unterschiedlichsten Theorien,
die jugendliche Identität und Konsumverhalten in einem Zusammenhang zeigen, zu erklären,
die mit unter die Relevanz komplexer biologischer und psychologischer Zusammenhänge,
sowie die Einflüsse des sozialen Umfelds berücksichtigen können.
Um dafür einen wissenschaftlichen Einstieg zu finden, möchte ich mich mit meiner Hausarbeit
entfernt von den genannten Probleme und den möglichen Gründen von Konsumentscheidungen,
deren Untersuchung den Rahmen dieser Hausarbeit überschreiten würde,
zunächst einmal grundlegend aus einer möglichen Perspektive annähern, indem ich die Bildung
von Identität aus einem möglichen soziologischen Blickwinkel betrachte. Dazu benutze
ich dass in vielen Studien rezipierte Konzept des symbolischen Interaktionismus von George
Herbert Mead, mit dem ich einen Zusammenhang aufzeige, der belegt, dass ein Konsumgut
in einer bestimmten Betrachtung für die Identitätsbildung sinnstiftend ist. Somit möchte ich
eine Grundlage schaffen, indem ich einen wichtigen Ansatzpunkt beleuchte, der weiterführende
Gedanken zu diesem Thema ermöglicht. Die jugendliche Lebensphase möchte ich
hierbei hervorheben, da diese für die persönliche Identitätsentwicklung besonders bedeutsam
ist. Ein Blick auf Meads Konzept scheint mir weiterhin lohnenswert, wenn in Studien
öffentlich behauptet wird, dass „(…)Konsum als Ersatz für fehlende Identität fungieren
kann(…)“ oder dass es im Jugendalter darum geht „(…)eine eigene Identität zu finden“ (Verbraucherzentrale
Bundesverband 2005: 1).
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Symbole, Identität und der verallgemeinerte Andere
3. Die Bedeutung der jugendlichen Entwicklungsphase
4. Die symbolische Bedeutung von Konsumgütern
5. Schlusswort
Literarturverzeichnis
1. Einleitung
Handy und Geldbörse immer griffbereit - Jugendliche konsumieren jährlich für mehrere Milliarden Euros, vor allem Handys und modische Bekleidung. Pro Kopf steigen dabei die Ausgaben in Deutschland stetig (Handelsblatt 2005: 1). Dass die Entwicklung der heutigen Konsumkarrieren 15 bis 24jähriger im letzten Jahrzehnt zunehmend öffentliches Interesse erregt, wird vor allem deutlich, wenn Medien weiterhin von der prekären Verschuldung vieler Jugendlicher einerseits und steigender konsumfördernder Investitionen der Handelsunternehmen im Wettbewerb um das vielversprechende Profitpotenzial „Jugendmarkt“ andererseits berichten. So gibt es aber nicht erst seitdem wissenschaftliche Bemühungen, Ursachen und Muster für derartige empirische Beobachtungen mit Hilfe der unterschiedlichsten Theorien, die jugendliche Identität und Konsumverhalten in einem Zusammenhang zeigen, zu erklären, die mit unter die Relevanz komplexer biologischer und psychologischer Zusammenhänge, sowie die Einflüsse des sozialen Umfelds berücksichtigen können.
Um dafür einen wissenschaftlichen Einstieg zu finden, möchte ich mich mit meiner Hausarbeit entfernt von den genannten Probleme und den möglichen Gründen von Konsumentscheidungen, deren Untersuchung den Rahmen dieser Hausarbeit überschreiten würde, zunächst einmal grundlegend aus einer möglichen Perspektive annähern, indem ich die Bildung von Identität aus einem möglichen soziologischen Blickwinkel betrachte. Dazu benutze ich dass in vielen Studien rezipierte Konzept des symbolischen Interaktionismus von George Herbert Mead, mit dem ich einen Zusammenhang aufzeige, der belegt, dass ein Konsumgut in einer bestimmten Betrachtung für die Identitätsbildung sinnstiftend ist. Somit möchte ich eine Grundlage schaffen, indem ich einen wichtigen Ansatzpunkt beleuchte, der weiterführende Gedanken zu diesem Thema ermöglicht. Die jugendliche Lebensphase möchte ich hierbei hervorheben, da diese für die persönliche Identitätsentwicklung besonders bedeutsam ist. Ein Blick auf Meads Konzept scheint mir weiterhin lohnenswert, wenn in Studien öffentlich behauptet wird, dass „(,..)Konsum als Ersatz für fehlende Identität fungieren kann(...)“ oder dass es im Jugendalter darum geht „(,..)eine eigene Identität zu finden“ (Verbraucherzentrale Bundesverband 2005: 1).
2. Symbole, Identität und der verallgemeinerte Andere
Die Art und Weise wie Menschen in unserer modernen Industriegesellschaft ihr kollektives Leben und Arbeiten organisieren, hat überhaupt erst diese besondere Form der Bedürfnisbefriedung, die wir hier alltäglich praktizieren und als Konsum bezeichnen, ermöglicht. Neben Konsum als bloßen sozialen Akt des Verbrauches von Teilen des Sozialprodukts zur privaten Bedürfnisbefriedigung hat er bzw. haben die Konsumgüter für den Konsumenten zusätzlich eine besondere symbolische Bedeutung. Diese Erkenntnis ermöglicht auch einen zusammenhängenden Blick auf die Identitätsbildung von Personen (Brockhaus Enzyklopädie 1974: 208).
Nach Mead ist auch die Entwicklung der Identität eines Menschen durch die soziale Organisation maßgeblich bestimmt. Dafür die Kommunikation, die zwischen ego und alter im Interaktionsgeschehen stattfindet und die auf Grundlage unserer geistigen und schöpferischen Fähigkeiten uns vom Tier unterscheidend, eine besondere symbolische Kommunikation darstellt (Mead 1934: 299). Über Kommunikation verständigen wir uns mit anderen darüber wer wir sind und welchen Sinn wir mit unseren Handlungen teilen. Dazu nutzen wir Symbole, so zum Beispiel die Sprache, die uns bestimmte Bedeutungen vermitteln und als Träger geteilter, gemeinsam verstandener Erfahrung in sozialen Interaktionen entstehen. Uns ist es damit möglich, Situationen, die wir erleben, Handlungen dir wir ausüben und die Umwelt die uns umgibt, mit eben dieser symbolischen Bedeutung zu versehen, um sie dann in Interaktion mit anderen und im Dialog mit uns selbst wieder zu interpretieren. Wir reagieren damit nicht bloß auf ein Symbol, sondern wir denken in einem inneren Gespräch über die besondere Bedeutung des wahrgenommen Symbols nach. Wenn wir uns dabei fragen, was ein anderer in einer bestimmten sozialen Situation von uns möchte, setzen wir uns in die von uns gedeutete Rolle des anderen hinein. Weiter stellen wir uns dabei auch vor, wie der andere dann auf unsere Reaktion reagieren könnte. In diesem Prozess werden wir auch auf uns aufmerksam und reagieren auf uns, in dem wir uns durch den anderen sehen, oder zumindest uns vorstellen wie wir gesehen werden können und werden uns schließlich unserer selbst bewusst (Abels 2010: 259 - 263).
„Identität entwickelt sich; sie ist bei der Geburt anfänglich nicht vorhanden, entsteht aber innerhalb des gesellschaftlichen Erfahrungs- und Tätigkeitsprozesses, das heißt im jeweiligen Individuum als Ergebnis seiner Beziehungen zu diesem Prozess als Ganzem und zu anderen Individuen innerhalb dieses Prozesses" (Mead 1934: 177). Die dafür benötigte Fähigkeit der Rollenübernahme erlernen wir in zwei Phasen des Erwachsenwerdens durch den eigenen Erfahrungsbereich mit anderen. Zunächst erlernt ein Kind besondere Haltungen eines bestimmten anderen, sich selbst gegenüber und zu einander durch bestimmte Handlungen in Relation zu setzen, an denen es direkt selber Teil hat. So schlüpft es beispielswei- se im Rollenspiel in die Rolle seiner Mutter in dem es Mutter - Kind spielt. In der zweiten Phase organisiert es nicht nur die besonderen individuellen Haltungen, sondern auch die gesellschaftlichen Haltungen des verallgemeinerten Anderen, also die Summe aller erfahrenen Perspektiven in bestimmten Situationen, die es zugleich einnimmt und von denen es Konsequenzen erwarten kann (Mead 1934: 200 f.).
Obwohl wir die gleichen Symbole teilen, ist der Mensch aufgrund seiner individuellen Erfahrung und Interpretationsweise doch einzigartig. So ist nach Mead das persönliche Selbst, durch einen ständigen inneren Dialog eines „impulsiven Ichs" und eines „reflektierten Ichs" bestimmt, letzteres dafür, dass sich das Individuum wie gesehen, ja bloß durch Auseinandersetzung mit anderen entdeckt, die Aktivität dafür aber aus eigenem inneren Antrieb resultiert. Das „reflektierte Ich", frei übersetzt nach seiner Bedeutung aus dem amerikanischen Original, drückt dabei die unterschiedlichen Perspektiven des verallgemeinerten Anderen aus. Im Verhältnis dazu, reagiert das „impulsive Ich", ebenfalls nach seiner Bedeutung frei übersetzt, auf die vielen „reflektierten Ichs", da ja prinzipiell viele Erfahrungen über Perspektiven mit anderen gemacht werden, widerständig aber flexibel, indem das „reflektierte Ich" durch soziale Kontrolle aufgrund der Selbsteinschätzung aus der Perspektive des verallgemeinerten Anderen einen permanenten Druck ausübt. Da der Mensch immer wieder neue Erfahrungen im Laufe seiner Sozialisation macht, verändert sich das reflektierte Ich, indem es zahlreicher und ausdifferenzierter, aber auch widersprüchlicher werden kann, es sich also keineswegs starr und homogen entwickelt (Abels 2010: 268 - 272). So wird Identität, vage formuliert, als flexible Synthese in einem ständigen inneren reflexiven Dialog zwischen dem impulsiven und dem reflektierten Ich stetig neu verhandelt. Dies soweit aber am Rande.
3. Die Bedeutung der jugendlichen Entwicklungsphase
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema des Textes?
Der Text befasst sich mit der Identitätsbildung, insbesondere bei Jugendlichen, im Kontext von Konsum und der symbolischen Bedeutung von Konsumgütern. Er stützt sich dabei auf das Konzept des symbolischen Interaktionismus von George Herbert Mead.
Welche Schwerpunkte werden in der Einleitung angesprochen?
Die Einleitung thematisiert das Konsumverhalten von Jugendlichen, insbesondere im Hinblick auf Handys und modische Bekleidung. Sie stellt fest, dass das Konsumverhalten Jugendlicher zunehmend öffentliches Interesse erregt und geht auf wissenschaftliche Bemühungen ein, Ursachen und Muster dafür zu erklären. Zudem wird das Konzept des symbolischen Interaktionismus von George Herbert Mead als Ausgangspunkt für die Analyse der Identitätsbildung herangezogen.
Was sind die Hauptaussagen im Abschnitt über Symbole, Identität und den verallgemeinerten Anderen?
Dieser Abschnitt erläutert, dass Konsumgüter eine symbolische Bedeutung für den Konsumenten haben und dass die Identitätsentwicklung eines Menschen durch die soziale Organisation bestimmt wird. Die Kommunikation spielt dabei eine zentrale Rolle, insbesondere die symbolische Kommunikation, die auf der Grundlage unserer geistigen Fähigkeiten stattfindet. Der Text geht auf Meads Konzept der Rollenübernahme und die Entwicklung des Selbst durch Interaktion mit dem "verallgemeinerten Anderen" ein.
Welche Bedeutung hat die Jugendphase für die Identitätsentwicklung laut Text?
Die Jugendphase wird als besonders entscheidend für die persönliche Entwicklung der Identität hervorgehoben. In dieser Zeit werden Jugendliche stark von Gleichaltrigen beeinflusst, was die Bedeutung des Besitzes von Konsumgütern in der eigenen Gruppe unterstreicht. Der Text betont, dass Jugendliche in dieser Phase wichtige Erfahrungen machen und Veränderungen durchleben, die ihren weiteren Lebensweg maßgeblich beeinflussen.
Was sind die wichtigsten Konzepte, die von George Herbert Mead vorgestellt werden?
Zu den wichtigsten Konzepten von George Herbert Mead, die im Text erläutert werden, gehören: der symbolische Interaktionismus, die Rollenübernahme, der "verallgemeinerte Andere", das "impulsive Ich" und das "reflektierte Ich". Diese Konzepte werden verwendet, um zu erklären, wie Identität durch soziale Interaktion und innere Reflexion entsteht.
Wie wird das Verhältnis von "impulsivem Ich" und "reflektiertem Ich" beschrieben?
Das "impulsive Ich" wird als die spontane Reaktion auf die Erfahrungen und Perspektiven anderer dargestellt, während das "reflektierte Ich" die unterschiedlichen Perspektiven des verallgemeinerten Anderen repräsentiert. Das "impulsive Ich" reagiert auf die vielen "reflektierten Ichs" und wird durch soziale Kontrolle beeinflusst, die aus der Selbsteinschätzung aus der Perspektive des verallgemeinerten Anderen resultiert. Die Identität wird als eine flexible Synthese in einem ständigen inneren reflexiven Dialog zwischen diesen beiden Aspekten des Selbst verstanden.
- Citation du texte
- Christian Kohl (Auteur), 2011, Identität durch Konsum? - Die symbolische Bedeutung von Konsumgütern für die Identitätsbildung , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174342