Schon seit Langem interessiert mich besonders das Thema der soziokulturellen Werte und des Wertewandels, denn unser Zusammenleben hängt vom Wertefundament der dynamischen, postmodernen Gesellschaft ab. Der Wertewandel beeinflusst alle gesellschaftlichen Bereiche unseres Lebens: Ehe und Familie, Partnerschaft, Erziehung, Bildung, Arbeits- und Berufsleben, Konsum und Freizeit.
Es heißt, wir leben im Übergang von der ersten oder einfachen Moderne in die zweite oder Spät- oder Postmoderne. In Bezug auf diese Begriffe existieren unterschiedliche Theorien und Einschätzungen darüber, in welcher Richtung die Entwicklung führen kann: Die postmodernen Erscheinungen werden erstens als eine andere Normalität dargestellt, zweitens wird von einer Destruktion des Sozialen, vom Verschwinden der Seele, der Moral und der kulturellen Verelendung gesprochen. Wertepluralismus, Werteverfall und -verlust, Wertkrise sind Begriffe, mit denen die gegenwärtige Lebenssituation des Menschen und das Zusammenleben etikettiert werden. Gemeinsam für die beiden Bewertungen ist jedoch die Annahme, dass wir in Zeiten des Wandels leben, in denen bekannte Formen der Arbeit, der Freizeit, des sozialen, privaten und intimen Lebens sowie der Politik und Kultur durch andere abwechslungsreiche ergänzt oder gar ersetzt werden.
Die gewöhnlichen intimen Lebensformen werden dereguliert; die Stichworte lauten hierzu: Entwertung der Herkunftsfamilie, Schrumpfen der Kleinfamilie zur Kleinstfamilie, in der ein Individuum selbst zu seiner eigenen Familie wird, Vervielfältigung der Beziehungs- und Lebensformen, Pluralisierung der früheren Perversitäten zu gesunden Neosexualitäten, die mit großer Selbstverständlichkeit inszeniert werden. Folgt man Prof. Sigusch, so zerlegt die neue Revolution die traditionellen intimen Lebensformen und setzt sie neu zusammen. Dadurch treten Phänomene, Intimbeziehungen und Präferenzen hervor, die bisher verschüttet waren, keinen Namen hatten oder gar nicht existierten.
Charakteristisch für die Postmoderne ist die narzisstische Selbsterfindung: Die Selbstverwirklichung zwingt die Individuen zur Vielfalt, zum Ausprobieren: Alles ist offen, verführerisch und greifbar. Es werden immer intensivere Erlebnisse gesucht. Nicht zuletzt zu beobachten sind neue Scham-, Ekel- und
Desensibilisierungsstandards.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Soziologischer Wertbegriff
- Begriff der Postmoderne
- Wertewandel in der postmodernen Gesellschaft
- Exkurs in die Geschichte
- Mentalität und Zeitgeist
- Orientierungsprobleme
- Der Individualisierungsprozess
- Verlangen nach Abenteuer und Aufregung
- Neue Scham- und Desensibilisierungsstandards
- Ursachen des Wertewandels
- Veränderung der natürlichen Lebensbedingungen
- Einflüsse des Denkens und Wissens
- Technischer Fortschritt; Wirtschaftliche Entwicklung und Steigerung des Wohlstandes
- Prozesse der gesellschaftlichen Differenzierung und Interpretation
- Wandel der Herrschaftsverhältnisse
- Die Sozialstruktur und der Wohlfahrtsstaat
- Globale Prozesse
- Einflüsse der Sozialisation
- Reduktion kognitiver Dissonanzen
- Intime Lebensformen in der Postmoderne
- Vervielfältigung der Beziehungsformen
- Sinkende Attraktivität und Bedeutungswandel der Institution Ehe und Familie
- Normalisierung des Scheidung
- Single-Dasein
- Moderne Alternativen zur Eheschließung
- Alleinwohnende
- Living-apart-together: getrenntes Zusammenwohnen
- Wohngemeinschaften
- Wertewandel im Bezug auf die Sexualität
- Enttraditionalisierung und Selbstbestimmung der Frauen
- Modernisierung der Sexualität
- Sexuell nichtexklusive Partnerschaften: Demokratisierung der Sexualität
- Alte - neue Perversionen
- Spätmoderne Beziehungswelten -Studie: Raport über Partnerschaft und Sexualität in drei Generationen
- Einleitung zur Studie
- Ergebnisse
- Beziehungswandel im früherem, mittlerem und höherem Erwachsenenalter
- Zusammenfassung der Studie
- Aktuelle Tendenzen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht den Einfluss des Wertewandels auf die intimen Lebensformen in der postmodernen Gesellschaft. Sie beleuchtet, wie sich die Veränderungen in den soziokulturellen Werten auf die Beziehungen, die Sexualität und die Familienkonstellationen auswirken.
- Der soziologische Wertbegriff und seine Bedeutung im Kontext der postmodernen Gesellschaft
- Der Wertewandel und seine Ursachen
- Die Pluralisierung der intimen Lebensformen und die Herausforderungen für die traditionelle Institution Ehe und Familie
- Der Einfluss des Wertewandels auf die Sexualität und die verschiedenen Beziehungsformen
- Die Ergebnisse einer Studie über Beziehungswelten in drei Generationen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und definiert den soziologischen Wertbegriff sowie den Begriff der Postmoderne. Es stellt heraus, dass der Wertewandel ein vielschichtiges Phänomen ist, das sich auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens auswirkt.
Kapitel zwei beleuchtet den Wertewandel in der postmodernen Gesellschaft. Es werden die Ursachen und Folgen des Wertewandels analysiert, wobei Aspekte wie Individualisierung, Desintegration und der Wandel der Herrschaftsverhältnisse im Vordergrund stehen.
Im dritten Kapitel werden die Auswirkungen des Wertewandels auf die intimen Lebensformen untersucht. Es wird deutlich, wie sich die Vielfalt der Beziehungsformen, die sinkende Bedeutung der Institution Ehe und Familie sowie die Entwicklung neuer Formen der Sexualität verändern.
Kapitel vier widmet sich einer Studie über Beziehungswelten in drei Generationen. Es werden wichtige Erkenntnisse über die Veränderungen im Beziehungsleben im Laufe des Lebens gewonnen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Diplomarbeit sind: Wertewandel, Postmoderne, Intime Lebensformen, Ehe und Familie, Sexualität, Beziehungsformen, Individualisierung, Desintegration, Globalisierung, Studie, Beziehungswelten, Generationen.
- Arbeit zitieren
- Anna Orkiszewska (Autor:in), 2010, Der Einfluss von Wertewandel auf die intimen Lebensformen in der postmodernen Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174459