Lernberatung im Rahmen von 'Selbstgesteuertem Lernen'


Hausarbeit, 2003

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


1 Einleitung

Wir haben im Rahmen des Seminars „Selbstgesteuertes Lernen“ von Petra Grell das Thema „Lernberatung“ gewählt. Uns interessierte an diesem Thema vor allem die Aufgabe und Rolle eines Lernberaters, mit dem besonderen Blick auf seine Möglichkeiten und Grenzen. Aufgrund der begrenzten Referatszeit und der Weite des Themas ist eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dieses Aspekten zwar nicht möglich gewesen, aber wir hoffen, einen guten Überblick über die Thematik geben zu können.

Bei der Recherche zu diesem Thema ist uns aufgefallen, dass es zwar einige Literatur zu diesem Thema gibt, allerdings wurde oft nicht deutlich, vor welchem wissenschaftlichem Hintergrund oder welcher Theorie die jeweiligen Konzepte entstanden sind. Unsere Hauptquellen waren das Buch „Selbstgesteuertes Lernen in der Weiterbildungspraxis“ von Stephan Dietrichs (Hrsg.) und der Aufsatz „Lernberatung: Konzeptionelle Antwort der organisierten Erwachsenenbildung auf die Anforderungen des selbstorganisierten und – gesteuerten Lernens“ von Rosemarie Klein und Gerhard Reutter.

2 Was ist Beratung?

2.1 Der Unterschied zwischen einer Beratung und einer Therapie

Nach Wahrig Deutsches Wörterbuch wird Beratung als „Erteilung von Rat“ und Therapie als „heilende Behandlung von Kranken“ [<grch. therapeia „Dienst, Behandlung, Pflege, Heilung”, Wahrig Fremdwörterlexikon] definiert.

Also kann eine erste Unterscheidung der Begriffe darin bestehen, dass die Ziele einer Therapie und Beratung verschieden sind. Bei einer Therapie geht es darum einen Menschen zu „heilen“, bei der Beratung geht es darum einen Menschen eine Zeit lang zu begleiten und ihn bei einem Problemlösungsprozess zu unterstützen.

Dementsprechend wird ein Mensch, der eine Beratung aufsucht Klient genannt, während eine Person, die therapeutische Hilfe in Anspruch nimmt als Patient bezeichnet wird. Grundsätzlich wird also davon ausgegangen, dass Klienten in der Lage Ihre Lebenssituation noch eigenständig regeln zu können und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Sie brauchen in ihren Schwierigkeiten eine Hilfestellung, sie sind aber gesunde Menschen.

Beim Patienten ist der Verlust von Kontroll- und Steuerungsfunktionen so groß, dass er sein Leben nicht mehr ohne schwerwiegende Störungen selbst regulieren kann, sondern massive Hilfe braucht es handelt sich hier also um kranke Menschen.

Im Gegensatz zu einer Therapie, wird in einer Beratung die Problemdefinition (also Ursache, Reichweite, mögliche Lösungsstrategien) ausschließlich von dem Beratenden selber gegeben und von dem Berater respektiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Schwierigkeit der Abgrenzung wird jedoch deutlich, wenn man den Krankheits- und Gesundheitsbegriff differenzierter betrachtet. Ab wann ist jemand krank, wann gesund? Außerdem verschwimmen die Grenzen bei genauerer Betrachtung der Vorgehensweise in vielen Beratungen. Werden z.B. während eines Beratungsprozesses auch Aspekte aus der Vergangenheit des Klienten aufgegriffen, kann es zu tiefgreifenden Auseinandersetzungen und Reflexionen kommen, die sich von Prozessen während einer Therapie kaum unterscheiden.

2.2 Selbstverständnis einer Beratung

Nach Gabriele Wegener ist eine wichtige Voraussetzung einer Beratung, dass die Beratung freiwillig erfolgt. Der Ratsuchende nimmt eine Beratung in Anspruch, weil er sich selber als mündiger Mensch dazu entschlossen hat. Das Beratungsverständnis von G. Wegener impliziert zudem, dass der Ratsuchende im Grunde die Lösung seines Problems kennt, er selbst nur den Zugang zu dieser Lösung noch nicht gefunden hat. Der Berater fungiert sozusagen als Begleiter, der den Ratsuchenden bei dem Prozess unterstützt, seine Lösung zu „sehen“. Die Verantwortung der Beratung ist zwischen den Mitwirkenden klar aufgeteilt. Der Berater übernimmt die Verantwortung über die Methoden, die während der Beratung eingesetzt werden, dass Problem selbst „gehört“ jedoch dem Ratsuchenden. Das Problem des Ratsuchenden darf nicht zum Problem des Beraters werden, dieser ist weder für die Ursachen, noch für die Lösung verantwortlich. In diesem Zusammenhang ist die Beziehung zwischen Berater und Beratendem bedeutend. Die Beziehung ist nach dem Selbstverständnis der Beratung von G. Wegener nicht hierarchisch sondern gleichwertig. (vgl. Wegener, Gabriele (2001): Grundlagen der Beratung, in: Dietrich, Stephan (Hrsg.): Selbstgesteuertes Lernen in der Weiterbildungspraxis. Bielefeld: Bertelsmann Verlag, S. 170 –171)

2.3 Definition von Lernberatung

Auf der Suche nach einer präzisen, allumfassenden, klaren Definition, wird schnell deutlich, dass es diese für den Begriff „Lernberatung“ nicht gibt. Die beiden folgenden Definitionen sollen den Sinn und das Verständnis, welches wir haben wenn wir von Lernberatung sprechen, verdeutlichen:

„Lernberatung basiert darauf, durch Beratung zum und im Lernen die Selbstverantwortung der Lernenden zu fördern und folgt dem Ziel, die Lernmanagement-Kompetenz der Lernenden als zunehmend wichtiger werdende Kompetenz zur eigenen Steuerung des lebensbegleitenden Lernens zu fördern und zu fordern.“ (Klein/ Reutter 2001, S. 6)

2.3.1 Lernberatung im engeren und weiteren Sinn

Im engeren Sinn ist die Lernberatung eine Beratung über Lerntechniken, Lernmethoden, Lernstrategien, sowie die Nutzung von Lernquellen und Lernmedien. Das eigene Selbstmanagement so wie das Zeitmanagement sollen geschult werden. Die individuelle Prioritätensetzung, als auch die Delegation von Aufgaben sollen dem Lernenden durch bewusste Motivationssteuerung. Dabei steht die Selbstlernkompetenz des Teilnehmers im Mittelpunkt: Reflexion des Lernverhaltens, Lernstrategien.

Die bloße Kenntnis von Strategien (siehe Lernberatung im engeren Sinne) erweist sich oft als unzureichend. Viele Lerner schlagen trotz vermeintlich bessern Wissens einen Irrweg ein.

Im weiteren Sinn geht es bei der Lernberatung darum, die Handlungen des Lernenden zu verstehen und ihn dabei zu unterstützen, sich selbst zu verstehen. Verhalten und Lernhandlungen haben immer einen Sinn und sind in der individuellen Lerngeschichte begründet. Es gilt diesen Sinn aufzudecken und zu überprüfen, ob das zugrundeliegende Ziel noch Gültigkeit hat oder schon obsolet geworden ist.

Der Beratungsbedarf kann auch häufig ein Bedürfnis nach Zuwendung sein. Häufig könnte das Problem vom Lernenden alleine gelöst werden, doch er stellt die Frage an seinen Lernberater, weil er ein Bedürfnis nach Beachtung oder Fürsorge hat. Die Tatsache das Problem gemeinsam anzugehend ist entscheidend!

3 Geschichte der Lernberatung

In den 70-er und 80-er Jahren wurde der Begriff „Lernberatung“ durch die Beratung der größer werdenden Anzahl von Arbeitslosen benutzt. Unter Lernberatung wurden Konzepte und didaktisch-methodische Ansätze zum Lernen und Lehren mit „lernungewohnten“ Bildungsteilnehmern verstanden. Daraus wird noch heute oft die falsche Annahme vertreten, dass es bei Lernberatung primär um eine Beratung zum Umgang mit Lernproblemen geht. Auch die Annahme, dass Lernberatung zwischen Unterstützung und Therapie angesiedelt ist, ist falsch.

Der Begriff Beratung gehörte früher in den sozialpädagogischen bzw. psychologischen Bereich. Ausgenommen war hierbei allerdings die Beratung, die im Vorfeld von bestimmten Maßnahmen stattfand. (Weiterbildungs-/Laufbahnberatung)

Durch die schlechte Arbeitsmarktlage nahmen bildungsferne Schichten an öffentlich finanzierten Weiterbildungen teil.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Lernberatung im Rahmen von 'Selbstgesteuertem Lernen'
Hochschule
Universität Hamburg  (Pädagogik)
Veranstaltung
Selbstgesteuertes Lernen
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V17458
ISBN (eBook)
9783638220347
ISBN (Buch)
9783640462773
Dateigröße
472 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lernberatung, Rahmen, Lernen, Selbstgesteuertes, Lernen, Selbstgesteuert
Arbeit zitieren
Julia Dust (Autor:in), 2003, Lernberatung im Rahmen von 'Selbstgesteuertem Lernen', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17458

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