„Aber es ist, wie wenn du flüstern hörst oder bloß rauschen,
ohne das unterscheiden zu können!“
Ist da ein Flüstern zu hören oder ist es bloß ein Rauschen? Wie kann es sein, dass es nicht zu unterscheiden ist? Robert Muslis Novelle Die Amsel, erstmals 1928 veröffentlicht und acht Jahre später in den „Nachlass zu Lebzeiten“ aufgenommen, führte in der For-schung der Literatur des 20. Jhds. etwa drei Jahrzehnte ein Schattendasein, bis 1962 Benno von Wiese als einer der Ersten den Versuch einer Deutung unternahm.1 In den folgenden Jahren bis heute gab es zahlreiche, vielfältige Betrachtungen der Amsel, die sich allein schon der Einordnung in den klassischen Novellenbegriff entzieht. Auf allen Ebenen der Wahrnehmung bietet sie eine undurchdringliche Fülle von Anknüpfungspunk-ten, eine Auflösung der Spannung bleibt dem Leser jedoch in allen Bereichen vorenthal-ten. Sie bringt in jedem eine andere Seite zum Klingen, die der Betrachter in den vielfäl-tigen Bildern, die Musil in ihr zeichnet, wieder erkennt und deren Klang er nachgehen kann, letztlich zeigt sich am Ende jedoch, dass es immer noch ein Mehr und ein Anderes in den Möglichkeiten der Deutung gibt.
Inhaltsverzeichnis
- Das Musilsche Spiel mit Worten - zu Robert Musil Die Amsel
- Benno von Wieses „Versuch einer Deutung“
- Peter Horn „Wenn ich den Sinn wüßte, so brauchte ich dir wohl nicht erst zu erzählen. Zu Musils Amsel“
- Thomas Betz und Florian Eichenberger „Körperteilerkenntnis“
- Kai Löser „Das Ich und das Andere: Identität, Sinn und Erzählen in Die Amsel von Robert Musil“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Interpretation der Novelle „Die Amsel“ von Robert Musil und analysiert drei unterschiedliche Ansätze in der Forschung. Ziel ist es, Veränderungen in der Art und Weise der Betrachtung und der inhaltlichen Zugänge aufzuzeigen, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben.
- Die Funktion der Amsel als Zeichen und nicht als Symbol
- Die Bedeutung von Sprache und Erzählweise in der Konstruktion von Sinn und Wahrheit
- Die Darstellung von körperlichem Erleben und Wahrnehmung in der Sprache
- Die Konstruktion von Identität und deren Auflösung im Kontext der Erzählung
- Die Rolle des Erzählens im Erzählten
Zusammenfassung der Kapitel
- Benno von Wiese analysiert die Amsel als Zeichen, welches auf die Zeichenhaftigkeit des Lebens selbst verweist. Er stellt heraus, dass die Novelle die Transformation im menschlichen Sein aus drei verschiedenen Blickwinkeln zeigt und so die Komplexität des menschlichen Seins und seiner Veränderung spiegelt.
- Peter Horn untersucht die Frage nach dem Sinn und der Wahrheit des Erzählten und im Erzählen. Er argumentiert, dass durch eine bestimmte Erzählweise eine Wahrheit generiert wird, die subjektives Erleben als allgemein Gültiges behauptet.
- Thomas Betz und Florian Eichenberger analysieren, wie der Text körperliches Erleben in Sprache umsetzt. Sie stellen heraus, dass sich Formen der Veränderung der Körperlichkeit oder der körperlichen Wahrnehmung in zwei Richtungen (v1 und v2) darstellen lassen.
Schlüsselwörter
Die Amsel, Robert Musil, Zeichen, Symbol, Erzählung, Sprache, Wahrheit, Sinn, Identität, Körperlichkeit, Wahrnehmung, Transformation, Veränderung, Deutung, Analyse, Literaturkritik, Forschung.
- Quote paper
- Sabine Flegel-Teiwes (Author), 2010, Das Musilsche Spiel mit Worten - zu Robert Musil "Die Amsel", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174679