I. Einführung
1. Die Rolle der DEFA in der DDR
Mediale Erzeugnisse können das Werden und Vergehen politischer Systeme zwar nicht erklären, doch tragen sie dazu bei, ein tieferes Verständnis über Entwicklungsbilder und Vorstellungen des politischen Zeitgeists und gesellschaftlicher Denkmuster zu etablieren. Der Film in der kommunistisch beherrschten Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war zweckmäßig darauf ausgerichtet, den Bürger im Sinne des sozialistischen Systems zu erziehen und ihn vom kapitalistischen Geist der Bundesrepublik Deutschland (BRD) zu entfremden.
Die staatlich gelenkte DEFA übernahm seit 1946 in der DDR die monopolisierte Aufgabe der Filmproduktion. Sie wurde als aktives Instrument geschaffen, um die Bewusstseinsbildung im Sinne einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung zu festigen und voranzutreiben. Hauptthema und Leitbild der sogenannten DEFA-Filme waren von Anfang an der Antifaschismus und der sozialistische Realismus. Bis zur Wende drehte die DEFA mehr als 700 Spielfilme, 750 Animationsfilme sowie mehr als 2200 Dokumentar- und Kurzfilme.
1.1. Die DEFA als Sozialisationsinstrument der SED
„Die Filmgesellschaft DEFA hat wichtige Aufgaben zu lösen. Die größte von ihnen ist der Kampf für den demokratischen Aufbau Deutschlands, das Ringen um die Erziehung des deutschen Volkes, insbesondere der Jugend, im Sinne der echten Demokratie und Humanität, um damit Achtung zu wecken für andere Völker und Länder. Der Film als Massenkunst muss eine scharfe und mächtige Waffen werden gegen die Reaktion und für die in der Tiefe wachsende Demokratie, gegen den Krieg und den Militarismus und für Frieden und Freundschaft aller Völker der ganzen Welt.“ (Schittly: 2002, S. 27)
Dieses Zitat von Oberst Sergej Tulpanow sagt bereits viel über die Sozialfunktion des Mediums Film im Allgemeinen und die Rolle der DEFA im Speziellen aus. Ästhetische Aspekte wurden bei der Filmproduktion weitestgehend ausgeblendet, ausschlaggebend war einzig und allein die Erziehung des Volkes nach sozialistischen Maßstäben.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung
- 1. Die Rolle der DEFA in der DDR
- 1.1. Die DEFA als Sozialisationsinstrument der SED
- 1.2. Klassifizierung der DEFA-Filme und Einordnung in ihre Entstehungszeit
- 1.3. Spur der Steine und Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse als Prototypen ihrer Filmgattung
- 1. Die Rolle der DEFA in der DDR
- II. Spur der Steine und Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse als Prototypen ihrer Filmgattung
- 1. Frank Beyers Spur der Steine als Prototyp des regimekritischen Films
- 1.1. Inhaltsangabe von Spur der Steine
- 1.2. Inhaltliche Gründe für den Verbot des Films
- 1.2.1. Rebellion und ideologische Kritik gegen die Partei als Hauptmotiv
- 1.2.2. Anti-sozialistisches Bild der Gesellschaft und von Institutionen als Motiv
- 1.3.1. Die Darstellung der SED als „gespaltene“ Partei
- 1.3.2. Die Protagonisten als Ausdruck des aufkommenden Individualismus in der Gesellschaft
- 1.3.3. Konkrete Kritik an Organisation, Koordination und Ökonomie der SED
- 1.3.4. Spur der Steine als zeitgeschichtlicher Zeuge für politische und gesellschaftliche in den 1960ern
- 2. Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse als Prototyp des DDR-Propagandafilms
- 2.1. Der Film als Vertreter des „sozialistischen Realismus“
- 2.2. Inhaltsangabe von Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse
- 2.3. Manipulation und Verschleierung von historischen Fakten als Prinzip des Propagandafilms
- 2.4. Sozialistische Wertevermittlung durch die spezifische Darstellung des Films
- 2.4.1. Transport der sozialistischen Weltanschauung durch die Protagonisten
- 2.4.2. Mythologisierung und Heroisierung der Figur Ernst Thälmann
- 2.5. Festigung und Ideologisierung des Sozialismus als Staatsform in den 1950ern
- 1. Frank Beyers Spur der Steine als Prototyp des regimekritischen Films
- III. Abschließender Vergleich Spur der Steine - Ernst Thälmann
- 1. Elementare Unterschiede in der Darstellung der Partei und der Institutionen
- 2. Verwendung unterschiedlicher Wertvorstellungen und Bewusstseinsmuster
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Frage, wie sozialistische Werte und Ideale in der DDR durch die DEFA vermittelt wurden. Dabei steht der Vergleich zweier Filme im Vordergrund: Spur der Steine, ein regimekritischer Film, und Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse, ein typischer DDR-Propagandafilm. Die Arbeit analysiert die Inhalte und Botschaften der Filme und beleuchtet die Unterschiede in ihrer Darstellung der SED und der Gesellschaft sowie in der Verwendung von Werten und Bewusstseinsmustern.
- Die Rolle der DEFA als Propagandainstrument der SED
- Die Darstellung der sozialistischen Ideologie in der DDR
- Die Kritik an der SED in regimekritischen Filmen
- Die Manipulation von Geschichte und Realität in Propagandafilmen
- Die Bedeutung der DEFA-Filme für die Bewusstseinsbildung in der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung erläutert die Rolle der DEFA in der DDR und die Bedeutung von Filmen für die Bewusstseinsbildung im sozialistischen System. Sie geht auf die Klassifizierung von DEFA-Filmen ein und stellt die beiden Vergleichsfilme, Spur der Steine und Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse, als Prototypen ihrer Filmgattung vor. Kapitel II analysiert die beiden Filme im Detail. Es werden die Inhalte und Botschaften von Spur der Steine sowie die Gründe für sein Verbot beleuchtet. Des Weiteren wird die spezifische Art der Propaganda in Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse erläutert. Kapitel III schließlich vergleicht die beiden Filme hinsichtlich ihrer Darstellung der Partei und der Institutionen sowie der Verwendung von Wertvorstellungen und Bewusstseinsmustern.
Schlüsselwörter
DEFA, DDR, Propaganda, Sozialismus, Zensur, regimekritischer Film, Ernst Thälmann, Spur der Steine, Wertevermittlung, Bewusstseinsbildung, sozialistische Ideologie, Filmgeschichte, Filmkritik
- Citation du texte
- B.A. Pascal Stegemann (Auteur), 2010, Zwischen Zensur und Propaganda - Sozialistische Wertevermittlung in der DDR anhand eines Vergleichs der Filme "Spur der Steine" und "Ernst Thälmann – Führer der Klasse", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174828