Diese Arbeit ist im Rahmen eines interdisziplinären, katholisch-theologischen wie juristischen
Seminars zur sozialen Gerechtigkeit an der Universität Erfurt entstanden. Gerade in
den aktuell virulenten Diskussionen um Einsparungen in den öffentlichen Haushalten und
damit auch im Leistungsspektrum des Staates, bei den Rufen nach der Privatisierung von
staatlichen und kommunalen Unternehmen, der Entwicklung von Public Private Partnerships
und den ersten Gehversuchen einer kaufmännischen Verwaltung im Rahmen des
Neuen Steuerungsmodells, scheint es mir wichtig zu eruieren, welche Aufgaben die öffentliche
Hand noch zu übernehmen hat. Aufgrund des maßgeblichen Dienstes der Kirchen für
unsere heutigen, westlichen Moralvorstellungen soll die katholische Soziallehre den Maßstab
für die hier angestellten Untersuchungen dienen. Diese Arbeit wird dabei nicht auf
konkrete Einzelleistungen eingehen, sondern soll einen Anriss einer theoretischen Grundlage
darstellen.
Als Politik- bzw. Rechtsbereich werden die Sozialpolitik und ein Aspekt des europäischen
Organisationsrecht dargestellt. Gerade im sozialen Sektor werden heute ständig
Aspekte der Leistungsgerechtigkeit laut, was zumeist darin mündet, dass gewisse Kompetenzen
in Frage gestellt werden, da die Gesellschaft (angeblich) nicht einsieht, bestimmte
Dienste bereitzustellen. Das europäische Recht ist ein persönliches Steckenpferd. Hier machen
die öffentlichen Diskussionen um die Rechtsetzungsbefugnis des vermeintlich so fernen
und unbelehrbar demokratiefeindlichen Europas Schlagzeilen.
Aufgrund des beschränkten Umfangs an Zeit und erlaubter Seitenzahl kann sich diese
Arbeit auch nur den beiden Fachgebieten widmen. Zu überlegen wäre auch der Kontext der
katholischen Soziallehre in weiteren Politiken wie der Entwicklungshilfe, der Entpoenalisierung
im Strafrecht, Weltanschauungen wie die Sozialdemokratie oder der Konservatismus
oder vergleichend theologisch mit anderen Religionen wie dem Islam, der historisch
wie heute häufig kontradiktorisch zum Christentum verstanden wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Subsidiarität in der katholischen Soziallehre
- 2.1 Grundsatz der Personalität
- 2.2 Grundsatz der Solidarität
- 2.3 Grundsatz der Subsidiarität
- 2.3.1 Historischer Abriss
- 2.3.2 Zum Verständnis in der Soziallehre
- 3. Subsidiarität in den Staatswissenschaften
- 3.1 Sozialpolitik
- 3.2 Kompetenzen im Verhältnis der Europäischen Union zu ihren Mitgliedern
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Subsidiaritätsprinzip, einem zentralen Konzept der katholischen Soziallehre und den Staatswissenschaften. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung des Prinzips in beiden Bereichen und untersucht seine Bedeutung für die Gestaltung von Gesellschaft und Politik.
- Historische Entwicklung des Subsidiaritätsprinzips
- Die Rolle des Subsidiaritätsprinzips in der katholischen Soziallehre
- Anwendung des Subsidiaritätsprinzips in den Staatswissenschaften, insbesondere im Bereich der Sozialpolitik
- Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips für das Verhältnis zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten
- Diskussion der Auswirkungen und Herausforderungen des Subsidiaritätsprinzips in der Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema Subsidiarität ein und erläutert den Kontext der Arbeit. Kapitel 2 behandelt die Entstehung und Entwicklung des Subsidiaritätsprinzips in der katholischen Soziallehre. Es werden die grundlegenden Prinzipien der Personalität, Solidarität und Subsidiarität im Kontext der katholischen Soziallehre erläutert. In Kapitel 3 wird der Subsidiaritätsbegriff in den Staatswissenschaften diskutiert, mit besonderem Schwerpunkt auf die Sozialpolitik und die Kompetenzverteilung zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten. Das Kapitel beleuchtet die Anwendung des Prinzips in verschiedenen Bereichen der Politikgestaltung.
Schlüsselwörter
Subsidiarität, Katholische Soziallehre, Staatswissenschaften, Sozialpolitik, Europäische Union, Kompetenzverteilung, Personalität, Solidarität, Politikgestaltung.
- Quote paper
- Martin Luckert (Author), 2010, Der Subsidiaritätsbegriff in der katholischen Soziallehre und in den Staatswissenschaften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174960