Die Geräuschekultur auf Wachkomastationen


Facharbeit (Schule), 2008

22 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Vorwort

2.Einleitung

3.Definitionen Ton, Geräusch, Musik und Lärm

4.Zur Geräuschekultur an sich

5.Zu der Geräuschekultur auf Wachkomastationen

6.Lösungsvorschläge

7.Resume

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1

Der Körper in Bruchstücken wahrnehmbar

Ein Leben jenseits des Ertragbaren

Allein ganz auf sich gestellt

Hast Du die Energie es zuändern

Wenn Du nicht allein bist

Und wir Dich tragen dürfen zu neuen Ufern (J.O. 2008)

1. Vorwort

Seit meinem dritten Lebensjahr mache (und höre) ich bewußt Musik und beschäftige mich mit Geräuschen, Lärm und dergleichen mehr. Gegen 1985 interessierte ich mich darüber hinaus für das Thema “Minimal Music” und den Komponisten aus diesem Genre, wie zum Beispiel Philip Glass, Steve Reich, Terry Riley, John Cage und (ferner) Brian Eno, Björk und Mike Oldfield, dessen Intro zu seinem Musikstück “Tubular Bells” einige für mich markante Merkmale der gesamten “Minimal Music” beinhaltet:

1. Immer wiederkehrende, scheinbare “Endlosphrasen” als Grundthema mit fehlenden oder minimalistischen Wechseln*
2. Komplizierter und wechselnder Rhythmus
3. Die daraus resultierende, beruhigende, fast schon meditative Wirkung
4. Höre ich diese Art von Musik nebenbei zur Untermalung diverser Tätigkeiten, geht diese mir sehr schnell auf die Nerven (und nicht nur mir, siehe erstes Zitat oben).

Dane Rudhyar sagt in seinem Buch “Magie der Töne” aus, dass alles, was um uns passiert, jedes Geräusch, jeder Ton, jede Bewegung, als Musik bezeichnet werden muß. Stockhausen führt uns als Komponist an die musikalischen Grenzen des Machbaren, indem er beispielsweise ein Musikstück für Hubschrauber und Saxophone komponierte.

Was hat das jetzt aber bitte mit meinem Thema zu tun?

Mich interessiert ganz einfach, wann kann ein Geräusch, ein Ton oder Musik in- teressant für mich sein und ab wann wird es mir lästig und wann macht es mich sogar krank. Machen monotone Geräusche einen Menschen bereits schon krank, oder geht das nur durch Lärm? Kann ein Wachkomapatient bei all sein- en Eindrücken mit einer Geräuschkulisse, wie wir sie im Allgemeinen auf Wachkomastationen (und im begrenzten Sinne auch an allen anderen Orten), fertig werden, oder lassen diese ihn abstumpfen oder machen diese ihn gar krank?

* Steve Reich gilt laut einem Artikel der “Die Zeit” als Vorreiter der Technomusik

2. Einleitung

Als Mensch in der Modernen Gesellschaft sind wir dort, wo wir leben und wirken, mit Geräuschen, Musik und Lärm konfrontiert. Eine Chance, auszu- weichen, bleibt uns nur im geringen Maße. Zu dem in den Ballungsbebieten menschlichen Daseins allerorts in Kauf zu nehmenden Straßenlärm, Lärm durch vandalisierende Jugendliche undähnlich gearteten Individuen, von dem als natürlichichen Ursprungs zu bezeichnenden Lärm durch die Natur (Hunde- gebell, Katzengemauze, Regen, Blitz und Donner, et cetera),.. gesellt sich seit einigen Jahren im Zeichen der Neo-Kulturindustrie und den damit ver- bundenen, technischen Machbarkeiten und Spielereien ein wahrlich ernst zu nehmender Faktor in Sachen Geräusch,- und Lärmkultur hinzu: Die seit den Neunzigern immer stärker einsetzende Dauerbeschallung in Form von Musik und Informationen in Supermärkten, Einkaufszentren, Sonnenstudios und Fit- neßzentren (et cetera), werden neuerdings (und ergänzend hierzu) durch im- mer modernere Handys und Pcs abgerundet; wer irgendwann mal in seinem Leben in einem Lokal seiner Wahl gesessen hat und mit diversen Ruftönen (oder Dauergeballer von einem Notebook her ) konfrontiert wurde, der weiß, wovon ich schreibe. Selbst in den so genannten “Chill out-Zonen” fehlt es nicht an Musik. Oftmals hegten wir in kleinen, als illust zu bezeichnenden, freund- schaftlichen Runden den subjektiven Eindruck, dass alles an Beschallung in Ordnung sei, in welcher Form auch immer. Nur die Stille, die würde uns wahr- lich krank machen. Natürlich stellt die totale Isolation hinslichtlich aller sinn- lichen Wahrnehmungen im rechtlichen Sinn Folter dar (mehrfach in der Vergan- genheit geschehen, im besonders traurigen und Menschen verachtendem Maße in Deutschen Konzentrationslagern). Wir als “gesunde” Menschen kön- nnen uns hinsichtlich der Problematik nur im begrenzten Maße einen Einblick verschaffen: quälen wir uns mit Fieber, Schmerzen oder mit Schlaflosigkeit, können wir vielleicht erahnen, was ein Wachkomapatient durchmachen muß, wenn er seinem Umfeld wahllos ausgeliefert ist.

Wo das Maß aller Dinge sich befinden könnte*, versuche ich, auf den folgenden Seiten zu klären.

*Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch sein ganz persönliches, individuelles Maß zum Thema hat, darum diese Einschränkung.

3. Definitionen Ton, Geräusch, Musik und Lärm

Prinzipiell würde ich Geräusche, Töne, Musik und Lärm mit Bewegung gleich- setzen und das nicht nur im herkömmlichen Sinne. Schon im Bereich der Kom- munikation bewegt man viel, indem man sich mitteilt. Schweigen ist Stillstand (und nicht nur Stille). Kommunikation hat mit dem Austausch von Informationen zu tun, ein Informationsdefizit,- auch Überangebot kann negative Folgen mit sich bringen. Auch Geräusche, Töne, Musik und Lärm vermitteln uns Informa- tionen, die es erst einmal zu verarbeiten gilt, im positiven als auch negativen Sinne.

1. Ton bedeutet spannen, anspannen, dehnen (Herkuntswörterbuch Duden, S. 855. Mitte li.)
2. Ein Geräusch ist laut Duden (Herkunftswörterbuch, S.268 re.oben)... ”jede Art von Schalleindrücken und Lärmvorstellungen”
3. Musik ist nichts anderes als die Tonkunst. Wortstamm: u.a. Musenkunst (Duden, Herkuntswörterbuch, S.545 Mitte re.)
4.Lärm ist laut Betelsmannbibliothek* ein “als lästig empfundener Schall mit den mannigfachsten Ursachen”. Schall ist laut einer Broschüre des Bay- erischen Landesamtes für Umwelt “ein Schwingungsvorgang in Gasen, Flüssigkeiten und festen Körpern” und weiter: “Ähnlich wie man beim sicht- baren Licht hell und dunkel und zusätzlich- bei ausreichender Helligkeit- Farben unterscheiden kann, lassen sich beim Schall die Lautstärke einerseits und die Tonhöhe bzw. Frequenz und die Frequenzzusammensätzung anderserseits un- terscheiden. Physikalisch -objektiv- meßbar ist nur der “Schall”. Erwünschter Schall, etwa der “Sound” der Jugend, ist Wohlklang, ist “Musik im Ohr”. Im Ge- gensatz dazu bewertet man unerwünschten oder lästigen Schall als “Lärm”**. Laut Broschüre führen bereits über 25- 30 Dezibel (dB) zu Schlafstörungen.

Während ich in der gesamten gesichteten Literatur nicht fündig wurde bezüglich der Geräuscheentwicklung von Beatmungsgeräten (beispielsweise), konnte ich wenigstens im Internet eine hierzu angestellte Untersuchung des Universitätsklinikums Erlangen durch Frau Katrin Krank und Frau Stefanie Möhrlein ausfindig machen, doch dazu mehr im Haupttext.

*= Die Große Bertelsmann Lexikothek, Band 9, Seite 52, links unten

**= http://www.lfu.bayern.de

4. Zur Geräuschekultur an sich

Zeitlebens sind wir frei,- wie auch unfreiwillig mit Geräuschen, Lärm, et cetera konfrontiert. Ein Ausweichen ist kaum noch möglich. Neben den als natürlich zu bezeichnenden Lärm und Geräuschen (Regen, Gewitter, Donnern, plätschern, Hundegebell,...) gesellen sich zumeist in der Stadt gehäuft noch ganz andere, als synthetisch zu bezeichnende Geräusch,- und Lärmquellen: PKWs und LKWs, Bauarbeiten, Sirenen, Bahnverkehr, Industrie, Discotheken, Konzerte, (ferner Flugzeuge, Hubschrauber usw.)und dergleichen mehr. Der Lärmpegel eines PKWs im Straßenverkehr beträgt beispielsweise maximal ca. 85 dB*, der Lärmpegel in einer Discothek schon über 110 dB*, militärische Tiefflüge schla- gen schon mit ca. 125 dB* zubuche. Bereits bei 25 bis 30 dB können Schlaf- störungen auftreten bei etwa über 65 dB besteht ein erhöhtes Risiko für Herz,-Kreislauferkrankungen*. Der Straßenlärm steht an erster Stelle an Belästigungsarten (zum Thema)*. Doch damit nicht genug

Während wir in der Freizeit uns freiwillig und kurzweilig der Musik und diversen Konsolen,- und PC-Spielen hingeben, so werden wir, ganz unfreiwillig, bei einem Bummel duch die Stadt mit Musik berieselt, die uns magisch anziehen und das Geld aus der Tasche ziehen soll. Vom Straßenmusiker zum Super- markt, zur Modeboutique, zum Fitneßcenter, zum Sonnenstudio erklingen Chartbreaker aus diversen Lautsprechern. Die Problematik hierbei liegt meines Erachtens nicht in dem Lärmpegel, sondern in der Dauer-Berieselung an sich. Können wir als “gesunde” Menschen dem Ganzen nach Gutdüng noch einiger- maßen aus dem Wege gehen, sind Menschen auf Intensiv,- und Wachkoma- stationen dem Lärm und den Geräuschen, die hier zum Standard gehören, wil- lenlos ausgesetzt.

* http://www.lfu.bayern.de

5. Zu der Geräuschekultur auf Wachkomasta- tionen

Zum Thema habe ich am 14.07.2008 im Internet auf dem Portal “pflegeboard de”* eine Umfrage gestartet:

“Beeinflussen die “Geräte” auf Wachkomastationen durch (selbst erzeugten) Lärm die Gesundung der Patienten?”

Fünf Antworten standen zur Disposition, Mehrfachnennungen waren nicht mög- lich. Die Aufdröselung der Antworten in Prozent möchte ich gleich mit er- wehnen:

1. Ich glaube das nicht 5,13%
2. Der Geräuschpegel ist als anstrengend zu bezeichnen 38,46%
3. Der Geräuschpegel macht auf Dauer krank 38,46%
4. Der Geräuschpegel macht schnell krank 10,26%
5. Ich weiß nicht 7,69%

Soweit zur Meinung der Pflegeboardler.

Die Meßergebnisse aus dem Intensivpflegebereich sprechen eine deutliche Sprache:

1. Ein HP- Monitor hat einen meßbaren Wert von 83 dB**
2. Alarmanlagen der Monitore: Peak 74 db**
3. Ein Beatmungsgerät Sensor Medics: Grundgeräusch Peak 72 dB, Mittelwert 56 dB, Alarm: Peak bereits schon 90 dB.**
4. Beatmungsgerät Servo 300 (Alarm): Peak 86 dB**
5. Auseinanderreißen einer Perfusorspritze: Peak 94 dB **
6. Unterhaltung von 3 bis 4 Personen: durchschnittlich 62 dB**
7. Fallenlassen einer Nierenschale: 102 dB**
8. Laminar Air Flow Lüftung: Mittelwert 63 dB**
9. Klingeln des Telefons: 76 dB**
10.Absaugvorgang: Mittelwert 60 dB**

*Genaue Internetadresse:

http://www.pflegeboard.de/forum/32297-geaeuschekultur-auf-wachkomastationen.html

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Geräuschekultur auf Wachkomastationen
Hochschule
Bildungsakademie und Wissenschaft im Gesundheitswesen, Essen
Veranstaltung
Pflegeexperte Wachkoma
Note
1
Autor
Jahr
2008
Seiten
22
Katalognummer
V175031
ISBN (eBook)
9783640973798
ISBN (Buch)
9783640973804
Dateigröße
715 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geräuschekultur, wachkomastationen
Arbeit zitieren
Jens Ohland (Autor:in), 2008, Die Geräuschekultur auf Wachkomastationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175031

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