[...] Die nötigen finanziellen Mittel, die der Kultur sowohl
von der öffentlichen Hand, wie auch durch Private zur Verfügung gestellt werden,
unterliegen immer öfter den Kosteneinsparungsprogrammen der Verantwortlichen. Die
Kulturfinanzierung in Deutschland steckt in einer ihrer schwersten Krisen, die sie
jemals erlebt hat.
Der Hauptteil der Kulturfinanzierung in Deutschland wird aus staatlichen und
kommunalen Mitteln bestritten. Nach Angaben von Hummel beliefen sich die Ausgaben
der öffentlichen Hand für die Kunst– und Kulturpflege im Jahre 1988 auf 10,5 Mrd.
DM.1 Das Engagement des Staates reicht von der kulturellen Ausbildung an Akademien
und Hochschulen, über die Trägerschaft von Musikschulen, Theatern, Museen und
Bibliotheken, bis hin zur Vergabe von Stipendien und Zuschüssen an örtliche
Musikvereine. Eine derartig großzügige Kulturfinanzierung aus öffentlichen Mitteln in
Deutschland ist politisch gewollt.2 Das sich Deutschland als eine Kulturgesellschaft
versteht, ist nicht zuletzt aus der im Grundgesetz, Art. 5 Abs. 3 enthaltenen
Kunstfreiheitsgarantie –„Die Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“ –
ersichtlich. Dieser Artikel des GG „ ... dient als Bezugspunkt für die Annahme eines
bestehenden Grundkonsenses darüber, daß Kunst der Allgemeinheit dient.“ 3 Die
Kulturzuständigkeiten und damit die Kulturförderungsaufgaben sind nach der
föderativen Struktur in Deutschland in den einzelnen Landesverfassungen verankert.4
Wenn also die Notwendigkeit durch den Staat gesehen wird, eine öffentliche
Kulturförderung zu betreiben, so kann die Frage, die das Thema beinhaltet – „Kultur
eine öffentliche Aufgabe?“ - bereits an dieser Stelle grundsätzlich bejaht werden.
Da Kultur vom Staat offenbar als öffentliche Aufgabe verstanden wird, soll im
Folgendem Kapitel 2 die Legitimation einer staatlichen Kulturförderung überprüft
werden. Hierzu wird der besondere Gutcharakter der Kultur untersucht und
anschließend bewertet. In Kapitel 3 werden dann Möglichkeiten zur Kulturfinanzierung diskutiert. Dabei erstrecken sich die Untersuchungen von einer Bertachtung der
staatlichen Kulturfinanzierung, über eine Komplementärfinanzierung zwischen Staat
und privater Seite, bis hin zu einer rein privaten Kulturfinanzierung. Den Abschluß der
Arbeit bildet die Zusammenfassung im Kapitel 4.
1 Vgl. Hummel, M. (1992), S. 21.
2 Vgl. Heinrichs, W. (1997), S. 1.
3 Vgl. Ebker, N. (2000), S. 129.
4 Vgl. Heinrichs, W. (1993), S. 32.
Inhaltsverzeichnis
- Rechtfertigung der Themenstellung
- Legitimation der staatlichen Kulturförderung
- Bestimmung des Kulturbegriffs
- Öffentliche Güter
- Externe Effekte
- Informationsasymmetrien
- Mischgüter
- Möglichkeiten der Kulturfinanzierung
- Staatliche Kulturfinanzierung
- Komplementäre Kulturfinanzierung
- Private Kulturfinanzierung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Rolle der Kultur als öffentliche Aufgabe in Deutschland. Sie untersucht die Legitimation staatlicher Kulturförderung unter Berücksichtigung des besonderen Gutcharakters der Kultur. Die Arbeit beleuchtet zudem verschiedene Möglichkeiten der Kulturfinanzierung, einschließlich staatlicher, komplementärer und privater Modelle.
- Definition und Bedeutung des Kulturbegriffs
- Legitimation staatlicher Kulturförderung durch den Charakter von Kultur als öffentlichem Gut
- Analyse von externen Effekten, Informationsasymmetrien und Mischgütern in Bezug auf Kultur
- Bewertung verschiedener Finanzierungsmodelle für Kultur, insbesondere staatliche, komplementäre und private Modelle
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema ein und beleuchtet die aktuelle Krise der Kulturfinanzierung in Deutschland. Kapitel 2 befasst sich mit der Legitimation staatlicher Kulturförderung und analysiert den besonderen Gutcharakter der Kultur. Dabei werden wichtige Konzepte wie öffentliche Güter, externe Effekte, Informationsasymmetrien und Mischgüter in Bezug auf Kultur diskutiert. Kapitel 3 erforscht verschiedene Möglichkeiten der Kulturfinanzierung, einschließlich staatlicher, komplementärer und privater Modelle.
Schlüsselwörter
Kulturfinanzierung, öffentliche Güter, externe Effekte, Informationsasymmetrien, Mischgüter, staatliche Kulturförderung, komplementäre Kulturfinanzierung, private Kulturfinanzierung, Deutschland
- Quote paper
- Patrick Witzmann (Author), 2003, Kultur eine öffentliche Aufgabe?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17512