Das Drama „Der Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth entstand 1959 und wurde 1963 von Erwin Piscator in Berlin uraufgeführt. Das christliche Trauerspiel beschäftigt sich mit der Schuldfrage der Kirche – insbesondere von Papst Pius XII. – im Zusammenhang mit dem Holocaust zur Zeit des NS-Regimes und löst nach der Uraufführung heftige Reaktionen aus. Hochhuths Provokation führte zu einer grundlegenden Debatte und stellte den bislang als vollkommen erachteten Papst infrage. Bereits zuvor war die Schuldfrage des Papstes im Holocaust diskutiert worden. So bemerkt der Historiker Sánchez zu Beginn seiner umfangreichen historischen Untersuchung: „Seit den 60er Jahren wird die Rolle Pius’ XII. beim Holocaust regelmäßig so umfassend und so häufig untersucht, daß es ungewiß bleibt, ob dieser Streit jemals entschieden werden wird“ (Sánchez, XII). Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt kurz nach der Uraufführung: „Das umstrittene Schauspiel des Jahrhunderts“.
Das fünf Akte umfassende Drama zeichnet sich durch großen Figurenreichtum aus, wobei die antagonistische Figurenkonstellation die Brisanz des Themas signifikant erhöht. Es existieren drei Parteien, die im Gegenspiel zueinander auftreten: Das NS-Regime, repräsentiert durch den Doktor, Eichmann, Dr. Fritsche und Regierungsrat Dr. Pryzilla. Die Kirche, vertreten durch Papst Pius XII., Pater Riccardo Fontana, den apostolischen Nuntius sowie Kurt Gerstein als den Saboteur des Regimes. Die zwei korrelierenden Parteien Kirche und politischer Saboteur sind Thema meiner Untersuchung.
Die Forschung in Bezug auf den „Stellvertreter“ ist vielfältig und bezieht sich meist auf die vom Stück provozierte Brisanz. Ausgehend vom Thema „Die antagonistische Figurenkonstellation: Kirche und NS-Regime im Holocaust“ gehe ich zunächst auf die unmittelbar nach der Uraufführung entstandene Stellvertreter-Debatte ein. In diesem Zusammenhang beschäftige ich mich auch mit dem politischen Theater im Allgemeinen und den Reaktionen auf die Uraufführung Piscators.
Ein weiterer Abschnitt befasst sich mit den Stellvertretern der Kirche: mit Papst Pius, dem historischen Vorbild zum Drama sowie den charakteristischen Merkmalen der Figur im Drama und Pater Riccardo Fontana, dem Vermittler zwischen dem Papst und Kurt Gerstein.
Anschließend beschäftige ich mich mit der Figur Kurt Gerstein, die im Drama handlungstragend ist. Besondere Charakteristika im Drama sowie der Antagonismus zu den übrigen Figuren sind zentral.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Stellvertreter-Debatte
- 3. Die Stellvertreter der Kirche
- 3.1 Papst Pius XII.
- 3.1.1 Die historische Figur
- 3.1.2 Anklagen an den Papst und Argumente für dessen Verhalten
- 3.2 Pater Riccardo Fontana als Antagonist zum Papst
- 3.2.1 Vierter Akt: Gespräch mit Papst Pius XII.
- 3.2.2 Riccardo als Märtyrer in Auschwitz
- 3.1 Papst Pius XII.
- 4. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die antagonistische Figurenkonstellation in Rolf Hochhuths Drama „Der Stellvertreter“, insbesondere das Spannungsverhältnis zwischen Papst Pius XII. und Pater Riccardo Fontana. Die Analyse beleuchtet die im Stück dargestellte Auseinandersetzung mit der Schuldfrage der katholischen Kirche im Kontext des Holocausts und die damit verbundene gesellschaftliche Debatte.
- Die Stellvertreter-Debatte nach der Uraufführung des Dramas
- Die Darstellung von Papst Pius XII. und seine Rolle im Holocaust
- Pater Riccardo Fontana als Gegenspieler zum Papst und seine Funktion im Drama
- Die Repräsentation der Kirche und ihre institutionelle Verantwortung
- Das politische Theater und die Reaktion auf Hochhuths Provokation
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Drama „Der Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth ein, welches 1963 uraufgeführt wurde und die Schuldfrage der Kirche, insbesondere des Papstes Pius XII., während des Holocaust thematisiert. Sie erwähnt die kontroverse Debatte, die das Stück auslöste und die bereits vorher bestehenden Diskussionen um die Rolle des Papstes. Die Einleitung skizziert die antagonistische Figurenkonstellation zwischen dem NS-Regime und der Kirche, wobei der Fokus der Arbeit auf dem Verhältnis zwischen Papst Pius XII. und Pater Riccardo Fontana liegt. Die Einleitung deutet auf die Vielfältigkeit der Forschung zum Thema hin und benennt den Forschungsfokus auf die antagonistische Figurenkonstellation zwischen Kirche und NS-Regime im Kontext des Holocausts.
2. Die Stellvertreter-Debatte: Dieses Kapitel analysiert die heftigen Reaktionen und die öffentliche Debatte, die die Uraufführung von Hochhuths „Stellvertreter“ auslöste. Es wird die Vorgeschichte der Diskussion um Pius XII. und die Schuld der Kirche im Holocaust beleuchtet, wobei die kontroversen Meinungen und die Polarisierung der Debatte hervorgehoben werden. Der lange Weg zur Aufführung des Stücks und die verschiedenen Reaktionen, von Ablehnung bis hin zu begeisterter Unterstützung, werden erörtert. Die unterschiedlichen Perspektiven der Kirche selbst – vom Papst bis zu Laien – und die öffentliche Empörung werden beschrieben. Schließlich wird der provokative Charakter des Stücks und sein Anspruch, die Gegenwart zum Nachdenken über die Vergangenheit zu bewegen, analysiert.
3. Die Stellvertreter der Kirche: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Figuren, die die Kirche im Drama repräsentieren: Papst Pius XII. und Pater Riccardo Fontana. Es analysiert die starke Institutionalisierung der Figuren und die repräsentative Funktion, die sie innehaben. Die namenlosen Kirchenvertreter, die nur durch ihre Titel identifiziert werden, unterstreichen den Fokus auf die institutionelle Verantwortung der Kirche. Die Kapitel untersucht das Verhalten des Papstes und dessen ambivalentes Verhältnis zum NS-Regime. Die unterschiedlichen Meinungen innerhalb der Kirche werden ebenfalls beleuchtet. Die Analyse betont den Unterschied zwischen dem historischen Papst und seiner dramatischen Figur.
Schlüsselwörter
Der Stellvertreter, Rolf Hochhuth, Papst Pius XII., Pater Riccardo Fontana, Holocaust, Schuldfrage, Kirche, NS-Regime, politische Theater, Stellvertreter-Debatte, Antagonismus, Repräsentation, Institution.
Häufig gestellte Fragen zu "Der Stellvertreter" von Rolf Hochhuth
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Welche Themen werden in "Der Stellvertreter" behandelt?
Das Stück behandelt die Schuldfrage der katholischen Kirche während des Holocausts, insbesondere die Rolle von Papst Pius XII. Weitere zentrale Themen sind die Stellvertreter-Debatte nach der Uraufführung des Dramas, die Darstellung des Papstes und seine Rolle im Holocaust, Pater Riccardo Fontana als Gegenspieler zum Papst, die Repräsentation der Kirche und ihre institutionelle Verantwortung sowie das politische Theater und die Reaktion auf Hochhuths Provokation.
Welche Figuren stehen im Mittelpunkt der Analyse?
Die Hauptfiguren der Analyse sind Papst Pius XII. und Pater Riccardo Fontana. Die Arbeit untersucht ihr antagonistisches Verhältnis und die Art und Weise, wie sie die Kirche im Drama repräsentieren. Der Fokus liegt auf der Analyse ihrer Handlungen und Motive im Kontext der institutionellen Verantwortung der Kirche.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zur Stellvertreter-Debatte, ein Kapitel zu den Stellvertretern der Kirche (Papst Pius XII. und Pater Riccardo Fontana) und ein abschließendes Kapitel mit Zusammenfassung und Ausblick. Jedes Kapitel wird in der HTML-Datei kurz zusammengefasst.
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Die Arbeit untersucht die antagonistische Figurenkonstellation in Rolf Hochhuths Drama "Der Stellvertreter", insbesondere das Spannungsverhältnis zwischen Papst Pius XII. und Pater Riccardo Fontana. Ziel ist es, die im Stück dargestellte Auseinandersetzung mit der Schuldfrage der katholischen Kirche im Kontext des Holocausts und die damit verbundene gesellschaftliche Debatte zu analysieren.
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Worum geht es in Kapitel 3 ("Die Stellvertreter der Kirche") im Detail?
Kapitel 3 konzentriert sich auf die Figuren Papst Pius XII. und Pater Riccardo Fontana als Repräsentanten der Kirche im Drama. Es analysiert deren Handeln, das ambivalente Verhältnis des Papstes zum NS-Regime und die unterschiedlichen Meinungen innerhalb der Kirche. Besonders wird der Unterschied zwischen dem historischen Papst und seiner dramatischen Figur hervorgehoben.
Welche Rolle spielt die "Stellvertreter-Debatte"?
Die "Stellvertreter-Debatte", die nach der Uraufführung des Stücks entbrannte, wird in einem eigenen Kapitel analysiert. Es werden die heftigen Reaktionen, die Vorgeschichte der Diskussion um Pius XII. und die Schuld der Kirche im Holocaust sowie die kontroversen Meinungen und die Polarisierung der Debatte beleuchtet.
- Citar trabajo
- Kathrin Schweizer (Autor), 2007, Die antagonistische Figurenkonstellation in Rolf Hochhuths Drama "Der Stellvertreter": Papst Pius XII. vs Pater Riccardo, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175271