Zweifellos erweckt auch der ungewöhnliche, oder um in Goethes Worten zu sprechen, der „unerhörte“ Titel der Novelle das Interesse der Leser, denn die beiden Substantive ‚Ermordung’ und ‚Butterblume’ scheinen sich auf den ersten Blick definitiv auszuschließen, vor allem weil es sich nicht um eine edle oder vor dem Aussterben bedrohte Art, sondern nur um eine wie Unkraut wuchernde Blume handelt, die überall am Wegrand wächst. Mit der Prosopopöie, bei der Dingen menschliche Züge verliehen werden, wird schon im Titel angedeutet, das in dieser Erzählung ein Perspektivwechsel vollzogen werden wird, der alle bis dahin feststehend geglaubten Kategorisierungen einstürzen lässt.
Döblin verwendet die Topoi der Jahrhundertwende, die Ich-Dissoziation und das Problem der Wahrnehmung in seiner Erzählung, um das pervertierte kleinbürgerliche Leben des Kaufmanns und durch ihn, das der gesamten bürgerlichen Gesellschaft dieser Zeit, zu karikieren.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Hinführung an die Theorie der Literatur des Expressionismus
- Übergang von der traditionellen Mimesis zur modernen Semiotik
- Der Bruch mit der Bürgerlichkeit...
- Döblins Programm der Literatur des Expressionismus.
- Ich-Zerfall und Wahnsinn am Beispiel der Ermordung einer Butterblume.
- Psychoanalyse und ihre Einflüsse auf Döblin.
- Die Auflösung und der Wahnsinn des Michael Fischer.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Hausarbeit befasst sich mit Alfred Döblins „Ermordung einer Butterblume“ als Paradebeispiel früher expressionistischer Prosa. Die Arbeit untersucht die neuartige Erzählweise im Kino-Stil, den Perspektivwechsel, Zeit- und Raumsprünge sowie die Darstellung von Simultanität. Darüber hinaus wird das Motiv des Wahnsinns und die Auswirkungen der Psychoanalyse auf Döblins Werk analysiert.
- Die Entwicklung der expressionistischen Literaturtheorie im Vergleich zur traditionellen Literaturtheorie
- Der Wandel von der Mimetik zur Semiotik in der Literatur
- Döblins literarisches Programm im Kontext des Expressionismus
- Die Rolle der Psychoanalyse und Freuds Theorien in Döblins Werk
- Die Darstellung des Wahnsinns in „Ermordung einer Butterblume“
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und stellt Alfred Döblins „Ermordung einer Butterblume“ als ein wichtiges Werk des frühen Expressionismus vor. Sie erläutert die neuartige Erzählweise der Novelle und die Bedeutung des Titels für die Interpretation des Textes.
- Hinführung an die Theorie der Literatur des Expressionismus: Dieses Kapitel analysiert den Übergang von der traditionellen Mimesis zur modernen Semiotik in der Literatur. Es behandelt die Auflösung der harmonischen Totalität des Subjekts durch Nietzsche und Freud, die sich auf die epische Figur auswirkt. Der Fokus liegt auf der Darstellung des Menschen als zerrissene und ambivalente Person, deren Charaktereigenschaften nicht in ein harmonisches Ganzes verschmelzen.
- Ich-Zerfall und Wahnsinn am Beispiel der Ermordung einer Butterblume.: Dieses Kapitel analysiert das Motiv des Wahnsinns in Döblins Novelle. Es untersucht die Einflüsse der Psychoanalyse Freuds auf Döblins Werk und die Auflösung des Protagonisten Michael Fischer, der durch die gesellschaftlichen Umbrüche der Jahrhundertwende in den Wahnsinn getrieben wird.
Schlüsselwörter (Keywords)
Expressionismus, Alfred Döblin, Ermordung einer Butterblume, Mimesis, Semiotik, Psychoanalyse, Freud, Ich-Zerfall, Wahnsinn, Jahrhundertwende, Bürgerlichkeit, Kino-Stil, Perspektivwechsel, Simultanität, Satire.
- Quote paper
- Carola Beck (Author), 2007, Die Spaltung des Ichs und der Wahnsinn in der Literatur des Expressionismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175310