Im ausgehenden 19. Jahrhundert manifestierte sich im deutschsprachigen Raum die vorgefasste Behauptung, Giftmord sei die typische weibliche Art zu töten. Einher-gehend mit dieser These, an der bis weit ins 20. Jahrhundert festgehalten wurde, fand eine Zuschreibung zentraler Wesenszüge und spezifischer Persönlichkeitsdefizite statt, die das prototypische Bild der weiblichen Giftmörderin als bösartige und nie-derträchtige, von „Wollust und Grausamkeit, Eitelkeit, Vergiftungstrieb oder auch Habsucht“ getriebenen Frau, entstehen ließ. In dieser Tradition erschien auch Alfred Döblins Erzählung Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord , dessen Protagonistin Elli Link, gleichfalls im Zentrum dieser Arbeit stehen soll. Als Gesamtwerk bietet Die beiden Freundin-nen und ihr Giftmord ein komplexes Abbild der Entwicklung der Gefühle und Seelenzustände Elli Links vor und nach der Tat und zeigt überdies, welche Faktoren die Tat zu bedingen und zu begünstigen scheinen.
Innerhalb dieses Rahmens zielt die vorliegende Arbeit darauf ab, festzustellen, inwieweit sich Döblin des Stereotypen der „typisch weiblichen Giftmischerin“ bedient und Elli Link als repräsentativ im Sinne der literarischen und juristischen Tradition konstruiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung in die Problematik
- 2. Entstehung und Festigung eines Klischees
- 3. Elli Link als Giftmörderin
- 3.1. Persönlichkeitsskizze
- 3.2. Heirat und Ehe mit Link
- 3.3. Beziehung zu Margarete Bende
- 3.4. Die Tat
- 3.5. Ellis seelische Konstitution nach der Tat
- 4. Fazit und Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Verwendung des Giftmord-Stereotyps in Alfred Döblins Erzählung "Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord". Der Fokus liegt auf der Analyse der Protagonistin Elli Link, die ihren Ehemann mittels Gift tötet, um ihrer missbräuchlichen Ehe zu entkommen.
- Das Stereotyp der "typisch weiblichen Giftmischerin" und seine Entstehung
- Die Darstellung von Ellis Persönlichkeit und ihrer Motivation zur Tat
- Die Rolle der Beziehung zu Margarete Bende in der Planung und Ausführung des Giftmordes
- Die seelische Konstitution von Elli Link vor und nach der Tat
- Die Frage, ob Döblins Darstellung mit dem Klischee der weiblichen Giftmörderin übereinstimmt oder es bricht
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Problematik des Giftmord-Stereotyps im deutschsprachigen Raum des späten 19. Jahrhunderts und seine fortlaufende Präsenz bis ins 20. Jahrhundert. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Entstehung und Festigung dieses Stereotyps, wobei die Bedeutung von Fallgeschichten und deren Darstellung in der Literatur, speziell in den "Causes célèbres et intéressantes" von François Gayot de Pitaval, herausgestellt wird.
Kapitel 3 widmet sich der Figur von Elli Link. Es wird ihre Persönlichkeit, ihre Ehe mit dem brutalen Tischler Link, ihre Freundschaft und spätere Liebesbeziehung zu Margarete Bende sowie die Planung und Ausführung der Tat detailliert beschrieben. Im letzten Teil dieses Kapitels werden Ellis seelische Verfassung nach der Tat und die Auswirkungen des Mordes auf ihre Psyche beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Giftmord, Stereotyp, weibliche Giftmörderin, Alfred Döblin, "Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord", Elli Link, Margarete Bende, Ehe, Beziehung, Motivation, Seelenveränderung, Literaturanalyse, Klischee, Tradition.
- Citation du texte
- Nadja Grebe (Auteur), 2010, Die Verwendung des Giftmord-Stereotypen bei Alfred Döblin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175686