Das Thema Patientensicherheit gehört sicherlich nicht zu populärsten Themen innerhalb unserer Gesellschaft. Obwohl viele Menschen aus eigener Erfahrung Mängel der Gesundheitsversorgung in irgendeiner Form gespürt haben, scheint es eine Art Schleier um das Thema zu geben, sodass nur wenige Einzelheiten an die Öffentlichkeit gelangen. Das Thema ist im Bewusstsein der meisten Menschen kaum präsent und resultiert in Vertrauen in die Arbeit des medizinischen Personals. Doch die tatsächliche Lage stellt ein solches
Vertrauen deutlich in Frage. Schätzungsweise sterben in Deutschland pro Jahr zwischen 16 000 und 40 000 Menschen an den Folgen medizinischer Fehlbehandlungen. Andere Schätzungen gehen sogar von bis zu 80 000 Toten/Jahr aus (Dieckmann & Rall, 2008). Somit
wäre die Diagnose „Behandlungsfehler“ auf Platz 8 der häufigsten Todesursachen in Deutschland- gleich auf mit dem Brustkrebs (Rall, Manser, Guggenberg, Gaba und Unertl, 2001).
Dabei sind die Todeszahlen lediglich als Spitze des Eisbergs zu betrachten, denn die genaue Anzahl der Vorfälle mit weniger dramatischen Konsequenzen ist nicht bekannt. Schätzungsweise sehen sich 3% bis 10% aller Patienten mit medizinischer Fehlbehandlung
konfrontiert, wobei bis zur Hälfte aller Vorfälle als vermeidbar gelten (Dieckmann & Rall, 2008). Insbesondere scheint der Bereich der hausärztlichen Behandlung betroffen zu sein, denn bis zu 30% aller Fehler sind dort einzuordnen. Auch im Bereich der Anästhesie gelten ca. 70% der Fehler als vermeidbar (Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V., 2005). Ähnliche Zahlen werden auch in anderen Medizinbereichen vermutet (Dieckmann & Rall, 2008). An
dieser Stelle muss jedoch gesagt werden, dass die angeführten Zahlen mit Vorsicht zu betrachten sind. Da das Thema in Deutschland nur unzureichend untersucht ist bzw. es nur wenige zuverlässige Studien gibt, werden statistische Daten anderer Länder, insbesondere aus
den USA verwendet und auf die deutschen Verhältnisse übertragen. Somit kann die tatsächliche Lage der Patientensicherheit in Deutschland nur geschätzt werden.
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Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Risiken im Gesundheitswesen
- Ansatzpunkte des Risikomanagements
- Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V.
- Ziele
- Projekte und Arbeitsgruppen
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Seminarbericht analysiert das Thema Patientensicherheit im Gesundheitswesen, insbesondere am Beispiel des Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. Ziel ist es, die Risiken im Gesundheitswesen zu beleuchten und die Bedeutung des Risikomanagements zu verdeutlichen.
- Risiken im Gesundheitswesen
- Ansatzpunkte des Risikomanagements
- Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.
- Fehlerkultur im Gesundheitswesen
- Fehlertoleranz im Gesundheitswesen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Der Bericht thematisiert die Bedeutung von Patientensicherheit im Gesundheitswesen, stellt das Problem der medizinischen Fehlbehandlung in Deutschland dar und beleuchtet die unzureichende Forschungslage in diesem Bereich.
- Risiken im Gesundheitswesen: Dieses Kapitel diskutiert die vielfältigen Risiken im Gesundheitswesen, z. B. Behandlungsfehler, Operationsfehler, Geräteprobleme und Medikationsfehler. Es wird betont, dass diese Fehler oft auf ein Zusammenspiel aus menschlichem Versagen, technischen Problemen und organisatorischen Mängeln zurückzuführen sind.
- Ansatzpunkte des Risikomanagements: Der Bericht beschreibt das Patient-Arzt-Maschine-System im Gesundheitswesen und die Herausforderungen der Interdisziplinarität. Es werden konkrete Ansatzpunkte für das Risikomanagement vorgestellt, die die Besonderheiten der Faktoren Mensch, Technik und Organisation berücksichtigen.
Schlüsselwörter
Patientensicherheit, Risikomanagement, Gesundheitswesen, Medizinische Fehlbehandlung, Aktionsbündnis Patientensicherheit, Fehlerkultur, Fehlertoleranz, Human Factors, Usability-Heuristiken.
- Quote paper
- Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH), M.Sc. Kati Schulz (Author), B.Sc. Michael Berkovsky (Author), 2010, Risiken und Patientensicherheit im Gesundheitswesen am Beispiel des Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175793