Der Einstieg in das Thema der vorliegenden Untersuchung soll direkt mit der Kanonisation Karls des Großen erfolgen. Neben den eigentlichen „Feierlichkeiten“ der Heiligsprechung sollen das am 8. Januar 1166 von Friedrich I. Barbarossa ausgestellte Privileg für die Stadt Aachen und das dazugehörige Marienstift intensiv analysiert werden, da in diesem Privileg die Kanonisation Karls des Großen verkündet wird. Um die Intention, die den Staufer hierbei geleitet hat, herauszuarbeiten, werden zwei weitere Beispiele von Heiligsprechungen, die in einem engen zeitlichen Zusammenhang zu den Vorgängen in Aachen stehen, herangezogen. Deren Relevanz für die vorliegende Untersuchung resultiert nicht zuletzt aus dem Umstand, dass dem Stauferkaiser sowohl die Erhebung des heiligen Dionysius in Saint-Denis im Jahr 1144 durch König Ludwig VII. von Frankreich als auch die Heiligsprechung Eduard des Bekenners vom 7. Februar 1161 in Westminster durch König Heinrich II. von England als Vorbild gedient haben durfte. Nach der Kanonisation Karls des Großen ist im Auftrag Friedrich I. Barbarossas eine „neue“ Vita Karoli Magni in Aachen entstanden, die von den „wunderbaren Taten“ Karls des Großen berichtet, obwohl schon eine Vita Karoli Magni existierte, die der Hofbiograph Karls, Einhard, verfasst hatte. Da eine solche Neufassung des Lebens Karls des Großen von Friedrich Barbarossa nicht ohne Grund und Hinterge-danken in Auftrag gegeben worden ist, ist davon auszugehen, dass die Beschäftigung mit den Kernaussagen dieses Werkes eine nicht zu un-terschätzende Interpretationshilfe für die Vorgänge und Intentionen der Kanonisierung sein kann. In diesem Zusammenhang stehen vor allem das kaiserliche Herrschaftsverständnis und die politischen Probleme im Fokus, mit denen sich der Kaiser konfrontiert gesehen hat. Nicht von ungefähr hatte sich Friedrich kurze Zeit vorher gezwungen gesehen, auf dem Würzburger Hoftag den dort beteiligten Anwesenden den Eid abzuverlangen, wodurch dieser Hoftag ebenfalls eine gewisse Bedeutung für diese Thematik besitzt. In den anschließenden Ausführungen soll eine kritische Analyse der Heiligsprechung selbst in Hinblick auf deren Rechtfertigung und Legitimation vorgenommen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Friedrich I. Barbarossa und Karl der Große
- Der Kultakt vom 29. Dezember 1165
- Das Barbarossa-Privileg für die Stadt Aachen
- Die Aachener Vita Karoli Magni
- Saint-Denis und Westminster in ihrer Vorbildfunktion für Aachen
- Politischer Kontext
- Zur Politik Friedrich I. Barbarossas - ein kurzer Abriss
- Papst Alexander III. und der kaiserliche Gegenpapst Paschalis
- Der Würzburger Hoftag zu Pfingsten 1165
- Zum Herrschaftsverständnis Friedrich I. Barbarossas
- Mögliche Kritikpunkte an dem Kanonisationsverfahren Karls des Großen
- Vorbemerkung
- Was galt im Mittelalter als heilig?
- Die besondere Entwicklung des Heiligsprechungsverfahren im Mittelalter
- Besonderheiten bei der Kanonisation Karls des Großen
- Otto III. und Karl der Große
- Vorbemerkung
- Graböffnung durch Otto III.
- Vorgang der Graböffnung
- Die Glaubwürdigkeit der Quellen
- Plante Kaiser Otto III. eine Heiligsprechung Karls des Großen?
- Zur politisch ideologisierten Figur Karls des Großen
- Vorbemerkung
- Leben und Wirken Karls des Großen - des ersten abendländischen Kaisers
- Karl der Große und Aachen
- Die Intention Friedrich I. Barbarossas bezüglich der Kanonisation Kaisers Karls des Großen
- Vorbemerkung
- Karl der Große - ein Reichsheiliger?
- Die Kanonisation Karls des Großen - ein Schlag gegen Frankreich?
- Der Barbarossaleuchter
- Karl der Große - ein unbekannter und/oder verkannter Heiliger?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Kanonisation Karls des Großen im Jahr 1165 durch Friedrich I. Barbarossa. Die zentrale Fragestellung ist die Analyse der Intentionen Barbarossas hinter diesem Akt. Es wird untersucht, ob religiöse Verehrung oder politische Strategien im Vordergrund standen.
- Die politischen Motive Friedrich Barbarossas bei der Kanonisation.
- Die Rolle Karls des Großen als Identifikationsfigur im Mittelalter.
- Das Heiligsprechungsverfahren im Mittelalter und seine Besonderheiten.
- Der Vergleich der Kanonisation mit ähnlichen Ereignissen in anderen europäischen Ländern.
- Die Bedeutung Aachens im Kontext der Kanonisation.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage nach den Intentionen Friedrich Barbarossas bei der Kanonisation Karls des Großen. Sie skizziert die historische Bedeutung Karls des Großen und seinen anhaltenden Einfluss im Mittelalter. Die Arbeit fokussiert auf die politischen und religiösen Aspekte der Heiligsprechung und deren Kontext innerhalb der damaligen Herrschaftsstrukturen.
2. Friedrich I. Barbarossa und Karl der Große: Dieses Kapitel beleuchtet die Beziehung zwischen Barbarossa und Karl dem Großen, untersucht den Kultakt vom 29. Dezember 1165 in Aachen detailliert und analysiert das Barbarossa-Privileg für Aachen. Es setzt sich mit der Aachener Vita Karoli Magni auseinander und vergleicht die Rolle Aachens mit ähnlichen bedeutenden Orten wie Saint-Denis und Westminster. Der Fokus liegt auf der Zusammenstellung von Fakten und Quellen zur Rekonstruktion des Ereignisses und seiner unmittelbaren Folgen.
3. Politischer Kontext: Dieses Kapitel beschreibt den politischen Kontext der Kanonisation, indem es die Politik Friedrichs I. Barbarossas, das Verhältnis zwischen Kaiser und Papst (Alexander III. und der Gegenpapst Paschalis), und den Würzburger Hoftag von 1165 beleuchtet. Es analysiert das Herrschaftsverständnis Barbarossas und dessen Rolle in der politischen Landschaft des 12. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt liegt auf der Verknüpfung des Ereignisses mit den herrschenden Machtstrukturen und politischen Konflikten der Zeit.
4. Mögliche Kritikpunkte an dem Kanonisationsverfahren Karls des Großen: Dieses Kapitel befasst sich mit den möglichen Kritikpunkten an dem Verfahren. Es erörtert die mittelalterlichen Heiligsprechungskriterien, die Besonderheiten des Verfahrens im Mittelalter und die spezifischen Aspekte bei der Kanonisation Karls des Großen. Es analysiert, inwiefern das Verfahren den damaligen Standards entsprach und welche Einwände gegen die Heiligsprechung geäußert werden könnten.
5. Otto III. und Karl der Große: Dieses Kapitel analysiert den Zusammenhang zwischen Otto III. und Karl dem Großen, insbesondere die Graböffnung durch Otto III. Es bewertet die Glaubwürdigkeit der Quellen und untersucht, ob Otto III. bereits eine Heiligsprechung Karls des Großen plante. Es wird die Kontinuität der Verehrung und der Versuch einer legitimatorischen Aneignung des Erbes Karls des Großen durch Otto III. untersucht.
6. Zur politisch ideologisierten Figur Karls des Großen: Dieses Kapitel behandelt die politisch-ideologische Bedeutung Karls des Großen, sein Leben und Wirken als erster abendländischer Kaiser, und seine Verbindung zu Aachen. Es analysiert wie die Figur Karls des Großen für politische Zwecke instrumentalisiert wurde und wie diese Instrumentalisierung in der Kanonisation zum Ausdruck kommt.
7. Die Intention Friedrich I. Barbarossas bezüglich der Kanonisation Kaisers Karls des Großen: Dieses Kapitel untersucht die Intentionen Friedrichs I. Barbarossas bei der Kanonisation Karls des Großen. Es analysiert die Frage, ob Karl der Große als Reichsheiliger gedacht war, und ob die Kanonisation als ein Schlag gegen Frankreich verstanden werden kann. Der Barbarossaleuchter wird im Kontext der Kanonisation und der politischen Ziele Barbarossas interpretiert.
8. Karl der Große - ein unbekannter und/oder verkannter Heiliger?: Dieses Kapitel bewertet den Bekanntheitsgrad und die Rezeption Karls des Großen als Heiliger. Es untersucht die langfristige Wirkung der Heiligsprechung und den anhaltenden Stellenwert Karls des Großen in der europäischen Geschichte und Kultur.
Häufig gestellte Fragen: Kanonisation Karls des Großen durch Friedrich I. Barbarossa
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Kanonisation Karls des Großen im Jahr 1165 durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Der zentrale Fokus liegt auf der Untersuchung der Intentionen Barbarossas hinter diesem Akt – waren es religiöse Verehrung oder politische Strategien, die ihn dazu bewogen?
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die politischen Motive Friedrichs I. Barbarossas, die Rolle Karls des Großen als Identifikationsfigur im Mittelalter, das Heiligsprechungsverfahren im Mittelalter und dessen Besonderheiten, einen Vergleich mit ähnlichen Ereignissen in anderen europäischen Ländern, und die Bedeutung Aachens im Kontext der Kanonisation.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in acht Kapitel: Einleitung, Friedrich I. Barbarossa und Karl der Große, Politischer Kontext, Mögliche Kritikpunkte an dem Kanonisationsverfahren Karls des Großen, Otto III. und Karl der Große, Zur politisch ideologisierten Figur Karls des Großen, Die Intention Friedrich I. Barbarossas bezüglich der Kanonisation Kaisers Karls des Großen, und Karl der Große – ein unbekannter und/oder verkannter Heiliger?
Was ist der Inhalt des Kapitels "Friedrich I. Barbarossa und Karl der Große"?
Dieses Kapitel beleuchtet die Beziehung zwischen Barbarossa und Karl dem Großen, untersucht den Kultakt vom 29. Dezember 1165 in Aachen, analysiert das Barbarossa-Privileg, die Aachener Vita Karoli Magni und vergleicht Aachen mit Saint-Denis und Westminster.
Was wird im Kapitel "Politischer Kontext" behandelt?
Das Kapitel beschreibt den politischen Kontext der Kanonisation, Barbarossas Politik, das Verhältnis zum Papst (Alexander III. und Gegenpapst Paschalis), den Würzburger Hoftag 1165 und Barbarossas Herrschaftsverständnis.
Welche Kritikpunkte am Kanonisationsverfahren werden diskutiert?
Das Kapitel "Mögliche Kritikpunkte" erörtert die mittelalterlichen Heiligsprechungskriterien, die Besonderheiten des Verfahrens im Mittelalter und spezifische Aspekte bei der Kanonisation Karls des Großen.
Welche Rolle spielt Otto III. in der Arbeit?
Das Kapitel über Otto III. analysiert dessen Zusammenhang mit Karl dem Großen, insbesondere die Graböffnung durch Otto III., die Glaubwürdigkeit der Quellen und die Frage, ob Otto III. eine Heiligsprechung plante.
Wie wird Karl der Große politisch-ideologisch dargestellt?
Das Kapitel zur politisch ideologisierten Figur Karls des Großen behandelt dessen Leben und Wirken, seine Verbindung zu Aachen und die Instrumentalisierung seiner Figur für politische Zwecke.
Welche Intentionen Barbarossas werden untersucht?
Das Kapitel zu Barbarossas Intentionen analysiert, ob Karl der Große als Reichsheiliger gedacht war und ob die Kanonisation als Schlag gegen Frankreich verstanden werden kann. Der Barbarossaleuchter wird in diesem Kontext interpretiert.
Wie wird der Bekanntheitsgrad Karls des Großen als Heiliger bewertet?
Das letzte Kapitel bewertet den Bekanntheitsgrad und die Rezeption Karls des Großen als Heiliger und untersucht die langfristige Wirkung der Heiligsprechung.
- Quote paper
- Yvonne Plonka (Author), 2006, Die Kanonisation Kaiser Karls des Großen 1165, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175968