Entscheidungen werden von Menschen aufgrund von Informationsunvollkommenheiten und der begrenzten kognitiven Fähigkeit ihrer Verarbeitung häufig ohne die genaue Kenntnis ihrer implizierten Konsequenzen getroffen. Dies bewegte Philosophen und Wissenschaftler bereits seit den frühesten Menschenzeitaltern dazu, sich i. R. ihrer Entscheidungsfindung mit dem Phänomen der Ungewissheit zu befassen. Nichtsdestotrotz erhielt die Auseinandersetzung mit der Ungewissheit erst Anfang der Zwanzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts Einzug in die ökonomische Theorie. Nur wenige Jahre zuvor wurde jene von der Neoklassischen Wirtschaftstheorie im Zusammenhang mit der übersimplifizierenden Annahme des sog. homunculus oeconomicus neoclassicus noch vollständig und ignorant ausgeblendet und damit ein Stabilität garantierendes, risikofreies System unterstellt.
Die Wegbereiter des modernen ökonomischen Ansatzes hinsichtlich des Umgangs mit der Ungewissheit sind in den Wirtschaftswissenschaftlern Frank Knight und John Maynard Keynes zu identifizieren. Die ihrerseits geleistete definitorische und konzeptionelle Auseinandersetzung mit den bestimmten Graden von Ungewissheit gilt bis in die gegenwärtige Zeit als bestimmende Forschungsgrundlage. Gestützt von den katastrophalen Auswirkungen des Ersten Weltkriegs erwiesen sich sowohl Knight als auch Keynes als Antagonisten der Vorstellung einer universellen Anwendbarkeit des Messens, welche etwa im Viktorianischen Zeitalter von William Stanley Jevons enthusiastisch proklamiert wurde. Das aus der Vergangenheit gesammelte Erfahrungswissen und daraus abgeleitete Wahrscheinlichkeitsüberlegungen sollen in der modernen ökonomischen Theorie nicht grds. ausreichend sein, um im Sinne eines nutzenmaximierenden Permanentkalkulators jeglichen Ausgang von Entscheidungen voraussagen zu können.
Stellvertretend zu erwähnen ist diesbezüglich insbesondere die von Frank Knight im Jahre 1916 aufgestellte kategorische Unterscheidung der Topoi „Risiko“ und „Unsicherheit“, welche eine Kontroverse über die Anwendbarkeit und Aussagekraft der Wahrscheinlichkeitsrechnung loslöste. Während Risiken eine Kalkulierbarkeit gemäß der Wahrscheinlichkeitsrechnung zugutegehalten wird und diese damit im Umkehrschluss überhaupt keine Ungewissheit, sondern vielmehr „apodiktische Gewissheit“ abbilden, ist die Knight´sche Unsicherheit aufgrund ausschließlich partiellen Wissens nicht in die Zukunft projizierbar und kann durch keinerlei Apriori-Denken umgangen werden........
Inhaltsverzeichnis
- Abstract (Deutsch)
- Abstract (English)
- Einleitung
- Definitionen und Begrifflichkeiten
- Risiko, Unsicherheit und Ambiguität
- Das Problem der Entscheidungsfindung unter Unsicherheit
- Die Neoklassische Wirtschaftstheorie und das Problem der Unsicherheit
- Die „Homo oeconomicus“ - Annahme
- Frank Knight: Risiko und Unsicherheit
- Die Knight’sche Unterscheidung
- Kritik an der Wahrscheinlichkeitstheorie
- Der „Knight’sche“ Mensch
- John Maynard Keynes: Die Unsicherheit der Unsicherheit
- Die Keynes’sche Kritik
- Die verschiedenen Arten der Unsicherheit
- Die „Keynes’sche“ Unsicherheit
- Ambiguität als Zwischenstadium von Risiko und Unsicherheit
- Das Ellsberg-Paradoxon
- Die subjektive Erwartungsnutzentheorie
- Die Bedeutung von Risiko, Unsicherheit und Ambiguität in der Ökonomie
- Die Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung
- Die Bedeutung für die Wirtschaftspolitik
- Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen der Unsicherheit und den verschiedenen Graden von Ungewissheit in ökonomischen Entscheidungen. Ziel ist es, die historischen Entwicklungen und zentralen Konzepte der Unsicherheit in der Wirtschaftstheorie zu analysieren und ihren Einfluss auf die Entscheidungsfindung von Individuen und Institutionen aufzuzeigen.
- Risiko vs. Unsicherheit: Die Unterscheidung nach Frank Knight
- Die Keynes’sche Kritik an der Wahrscheinlichkeitstheorie
- Ambiguität als Zwischenstadium von Risiko und Unsicherheit
- Das Ellsberg-Paradoxon und seine Bedeutung für die Entscheidungsfindung
- Die Auswirkungen von Unsicherheit auf die Wirtschaftspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung legt die Problematik der Entscheidungsfindung unter Unsicherheit dar und beschreibt die historische Entwicklung des Konzepts der Unsicherheit in der Wirtschaftstheorie.
Das zweite Kapitel behandelt die Knight’sche Unterscheidung von Risiko und Unsicherheit und analysiert die Kritik an der Wahrscheinlichkeitstheorie.
Im dritten Kapitel werden die verschiedenen Arten der Unsicherheit nach Keynes erläutert, insbesondere die „Unsicherheit der Unsicherheit“.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Ambiguität als Zwischenstadium von Risiko und Unsicherheit und erläutert das Ellsberg-Paradoxon.
Der fünfte und letzte Abschnitt untersucht die Bedeutung von Risiko, Unsicherheit und Ambiguität in der Ökonomie und zeigt deren Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung und die Wirtschaftspolitik auf.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Unsicherheit, Risiko, Ambiguität, Entscheidungsfindung, Neoklassische Wirtschaftstheorie, Frank Knight, John Maynard Keynes, Ellsberg-Paradoxon, subjektive Erwartungsnutzentheorie und Wirtschaftspolitik.
- Citar trabajo
- Philipp Adam (Autor), 2011, Risiko, Unsicherheit und Ambiguität, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176093