Die Regelung der Groß- und Kleinschreibung im Deutschen nimmt eine Sonderstellung unter den Alphabetschriften ein. Trotz dieser für viele Menschen (besonders Schriftsteller und Journalisten) identifikationsfördernden Besonderheit gab und gibt es bis heute zahlreiche Verfechter einer gemäßigten Kleinschreibung, die das deutsche System der Groß- und Kleinschreibung als grundsätzlich verfehlt und für nicht reformierbar halten (vgl. Munske 1997, S. 397).
Doch wie kam es zu dieser „Sonderstellung“ der deutschen Groß- und Kleinschreibung und warum wurde sie, trotz heftiger Kritik und zahlreicher Reformvorschläge der letzten Jahre, nicht „aufgegeben“?
Um diese Fragen zu beantworten, möchte ich im Verlauf dieser Seminararbeit die geschichtliche Entwicklung der Groß- und Kleinschreibung im Deutschen darstellen. Nur mit Hilfe der Betrachtung der geschichtlichen Entwicklung lässt sich die Groß- und Kleinschreibung in ihrer heutigen Form verstehen. Dazu werde ich zunächst auf die Epoche des Frühmittelalters und des Hochmittelalters eingehen, da in ihr der Grundstein der Groß-und Kleinschreibung durch die Entwicklung der karolingischen Minuskel im 9. Jahrhundert gelegt wurde. Ausgehend von dieser Entwicklung, soll die Rolle des Buchdrucks und des Reformators Martin Luther im ausgehenden Mittelalter skizziert werden. Außerdem möchte ich kurz auf die Ausbildung der neuhochdeutschen Schriftsprache eingehen. Eine allgemeingültige Orthographie konnte sich schließlich nur mittels einer in ganz Deutschland verbindlichen und einheitlichen Schriftsprache durchsetzen.
Anschließend möchte ich die Rolle Gottscheds und Adelungs bei der Normierung der Groß-und Kleinschreibung im 17. Jahrhundert erläutern. Ein Fokus soll auf den Entwicklungen im 19. und frühen 20. Jahrhunderts liegen, da sich hieraus viele Unregelmäßigkeiten in den Regelungen der Groß- und Kleinschreibung erklären lassen, die schließlich in der Rechtschreibreform von 1996 vereinfacht wurden.
Das Wissen um die Entwicklung der deutschen Groß- und Kleinschreibung und ihrer teilweise komplizierten Regeln ist für meine spätere Arbeit als Deutschlehrerin sehr wichtig.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung vom 8. bis 14. Jahrhundert
- Das Althochdeutsche
- Das Mittelhochdeutsche
- Die Entwicklung vom 15. Jahrhundert bis zum 17. Jahrhundert
- Zur Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache
- Die Entwicklung der Groß- und Kleinschreibung im 15. und 16. Jahrhundert
- Die Entwicklung vom 17. bis 18. Jahrhundert
- Die Entwicklung im 19. Jahrhundert
- Die I. Orthographische Konferenz
- Die preußische Schulorthographie
- Die Entwicklung im 20. Jahrhundert
- Die II. Orthographische Konferenz
- Der Buchdruckerduden
- Der Weg zu den „Wiener Gesprächen“
- Die Rechtschreibreform von 1996
- Die Entwicklung bis heute
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit der geschichtlichen Entwicklung der Groß- und Kleinschreibung im Deutschen. Das Ziel ist es, die Entstehung und Entwicklung des deutschen Systems der Groß- und Kleinschreibung nachzuvollziehen und zu verstehen, wie es zu der heutigen Form gekommen ist.
- Die Entwicklung der karolingischen Minuskel im Frühmittelalter und deren Einfluss auf die Groß- und Kleinschreibung
- Die Rolle des Buchdrucks und Martin Luthers im ausgehenden Mittelalter
- Die Entwicklung der neuhochdeutschen Schriftsprache und ihre Bedeutung für die Normierung der Orthographie
- Die Normierungsbemühungen im 17. Jahrhundert durch Gottsched und Adelung
- Die Entwicklungen im 19. und 20. Jahrhundert, die zu den heutigen Regeln der Groß- und Kleinschreibung geführt haben
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung der Groß- und Kleinschreibung für die deutsche Sprache. Im Anschluss folgt die Darstellung der Entwicklung der Groß- und Kleinschreibung vom Frühmittelalter bis zum Hochmittelalter. Dabei werden die Anfänge der Schriftkultur im Althochdeutschen und die Entstehung der karolingischen Minuskel im 9. Jahrhundert beleuchtet. Kapitel 2.2 behandelt die Entwicklung der deutschen Schriftsprache im Mittelhochdeutschen und die Entstehung überregionaler Schriftsprachen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Groß- und Kleinschreibung, deutsche Orthographie, Schriftentwicklung, karolingische Minuskel, Buchdruck, Martin Luther, neuhochdeutsche Schriftsprache, Normierung, Rechtschreibreform.
- Quote paper
- Dorothee Schaible (Author), 2011, Geschichte der deutschen Orthographie am Beispiel der Klein- und Großschreibung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176172