Die Geschehnisse und Fiktionen aus der Zeit des Dritten Reiches und der Sowjetunion waren mit ihren Auswirkungen bis heute Gegenstand vieler Untersuchungen. Auch wie es dazu kommen konnte ist eine oft gestellte Frage, der sowohl psychologisch wie soziologisch nachgegangen wurde. In ‚Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft’ geht Hannah Arendt dieser Frage nach, wie ein solches Regime und eine solche Volksbewegung zustande kommen können. Dabei geht sie weniger den Mythen, Ideologien und Fiktionen dieser Zeit nach, als dem Aufbau der Machtstrukturen und den ihr innewohnenden Zwecken. Denn schnell stellt sich heraus, dass die Ideologie einer solchen Bewegung höchstens eine sekundäre Rolle spielt. Das eigentlich wichtige ist in der Organisation selbst versteckt, das und was ihr Zweck schließlich ist, versucht Hannah Arendt menschlich wie sozial nachvollziehbar darzulegen. Wenn man eine Organisation betrachtet, muss sie zunächst einmal eine Aufgabe haben, um gegründet zu werden. Die grundlegende Aufgabe totalitärer Organisation sieht Hannah Arendt darin „...die zentrale ideologische Fiktion ..., um die das Lügengespinst der Propaganda jeweils neu gewoben wird, in die Wirklichkeit umzusetzen und in der noch nicht totalitären Welt Menschen so zu organisieren, daß sie sich nach den Gesetzen dieser fiktiven Wirklichkeit bewegen“ (S. 538; Die folgenden Verweise auf Seitenzahlen beziehen sich auf Hannah Arendt, 2006). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Außenwelt
- Sympathisierende
- Partei
- Elitegruppen
- Führer und engste Umgebung
- Unterschiede zu autoritärer Organisation
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Hannah Arendts Analyse der totalitären Organisation in "Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft" zielt darauf ab, den Aufbau der Machtstrukturen und deren innewohnenden Zwecken in der Zeit des Dritten Reiches und der Sowjetunion zu verstehen. Sie untersucht die Entstehung und Funktionsweise totalitärer Regime, indem sie den Schwerpunkt auf die Organisation selbst legt, statt auf die zugrunde liegenden Mythen, Ideologien oder Fiktionen. Arendts Analyse zeigt, dass die Organisation von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der ideologischen Fiktion ist und die Manipulation von Menschen in der nicht-totalitären Welt ermöglicht.
- Die Rolle der ideologischen Fiktion in der totalitären Organisation
- Die Unterscheidung zwischen der totalitären Bewegung und der Außenwelt
- Die Funktionen und Dynamiken der verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Bewegung
- Die Rolle der Selbstermächtigung und Abwertung der Außenwelt in der Bewegung
- Die Beziehung zwischen der totalitären Bewegung und den Sympathisierenden
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Hannah Arendt untersucht in ihrer Analyse "Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft" die Entstehung und Funktionsweise totalitärer Regime. Sie betont die Bedeutung der Organisation für die Umsetzung der ideologischen Fiktion und die Manipulation von Menschen in der nicht-totalitären Welt.
Außenwelt
Die totalitäre Bewegung zeichnet sich durch eine klare Grenze zur Außenwelt aus, die "wer nicht für mich ist, ist wider mich" verkörpert. Die Bewegung ignoriert die Vielfalt und Komplexität der Gesellschaft und reduziert die Außenwelt zu einem Feindbild, das aus Kommunisten, Kapitalisten und Intellektuellen besteht. Die Armut und Angst der Menschen in der Krisenzeit spielen dabei eine wichtige Rolle.
Sympathisierende
Die Sympathisierenden sind Menschen, die zwar nicht offiziell zur Bewegung gehören, aber durch ihre inoffiziellen Funktionen eine wichtige Rolle spielen. Sie verbreiten die Fiktionen der Bewegung in ihrem sozialen Umfeld und tragen dazu bei, die Außenwelt zu verunglimpfen und die Selbstermächtigung der Bewegung zu fördern.
Partei
Die Partei ist die zentrale Organisationseinheit der totalitären Bewegung und dient der Umsetzung der ideologischen Fiktion. Sie zeichnet sich durch ihre hierarchische Struktur und die strikte Kontrolle der Mitglieder aus. Die Partei spielt eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung von Sympathisierenden und der Überwachung der Außenwelt.
Elitegruppen
Die Elitegruppen sind Teil der Partei und stehen dem Führer und der engsten Umgebung nahe. Sie übernehmen wichtige Funktionen in der Bewegung, wie z.B. die Planung und Durchführung von Aktionen. Die Elitegruppen spielen eine entscheidende Rolle für die Verbreitung von Propaganda und die Aufrechterhaltung der Kontrolle.
Führer und engste Umgebung
Der Führer und die engste Umgebung sind die Spitze der totalitären Bewegung und besitzen absolute Macht. Sie entscheiden über die Ziele und Strategien der Bewegung und kontrollieren die darunterliegenden Organisationseinheiten. Die Führerrolle ist entscheidend für die Führung und Steuerung der totalitären Bewegung.
Schlüsselwörter
Totalitäre Organisation, Ideologische Fiktion, Propaganda, Selbstermächtigung, Außenwelt, Sympathisierende, Partei, Elitegruppen, Führer, Propaganda, Kontrolle, Manipulation, Herrschaft, Machtstrukturen, Fiktion, Realität, Angst, Armut, Krisenzeit, "wer nicht für mich ist, ist wider mich", Zerrbilder, Antisemitismus.
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- Wanja von der Felsen (Author), 2007, Hannah Arendt - Totalitäre Organisation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176259