Jeder Anleger, der an der Börse tätig werden will, ob nun institutioneller Anleger oder privater Investor, steht vor der Frage, wie er sein Portfolio verwalte. Soll er investieren und sich sodann passiv verhalten, also die Wertentwicklung untätig abwarten, oder soll er immer wieder aktiv eingreifen, eben gewissermaßen versuchen, den Markt systematisch zu schlagen?1 Diese Frage führt zum Brennpunkt aller Investmentphilosophien. Mit ihr ist doch die Entscheidung darüber verbunden, welche Anlagestrategie zu präferieren ist. Ob also das freie Spiel von Angebot und Nachfrage zu Marktpreisen führt, die den tatsächlichen Wert jedes einzelnen an der Börse gehandelten Titels korrekt widerspiegeln, dies setzt voraus, dass die Finanzmärkte ausreichend effizient sind. Oder ob es einem geschickten und weitsichtigen Portfoliomanager möglich ist, unter Ausnutzung verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse und der menschlichen Psyche, die nicht nur rational handelnde Investoren kennt, systematisch Überrenditen zu erwirtschaften. Damit sind die zwei wesentlichen Strömungen im Kern umschrieben, die das Geschehen im Bereich der internationalen Finanztheorie in den letzten Jahrzehnten geprägt haben. Es geht um die Auseinandersetzung zwischen den Vertretern der Effizienzmarkthypothese einerseits und den Anhängern der Behavioral Finance andererseits. Letzteres bezieht auch irrationale Verhaltensweisen ökonomischer Akteure, also professioneller und individueller Anleger, in die Betrachtung mit ein und kann präziser als verhaltensorientierte Finanzwissenschaft oder Verhaltensökonomik bezeichnet werden.2 Die Anhänger der Behavioral Finance sind der Meinung, dass die Preise am Markt weniger durch fundamentale Daten als durch Psychologie bestimmt
werden.3 [...]
1 Vgl. Schnedler (2003), S. 9 f.
2 Vgl. Vishwanath/ Krishnamurti (2009), S. 628.
3 Vgl. Schriek (2009), S. 15.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung und Überblick
- Grundlagen von Anlegerentscheidungen
- Ausgangsfragen
- Struktur der Arbeit
- Grundlagen der Effizienzmarkttheorie
- Random Walk Modell
- Fundamentalanalyse
- Technische Analyse
- Insiderhandel
- Gegenstand der Effizienzmarkthypothese
- Schwache Effizienz
- Mittelstarke Effizienz
- Starke Effizienz
- Behavioral Finance
- Gegenstand und Ziel der Behavioral Finance
- Anomalien als Bestätigung der Behavioral Finance
- Erklärungsansätze für irrationale Verhaltensweisen der Marktakteure
- Diversifikationsheuristiken
- Portfoliobildung bei sequentiellen und simultanen Entscheidungen
- Komparative Analyse
- Theoretischer Ausgangspunkt
- Kritische Diskussion der Effiziensmarkthypothese
- Der rationale Entscheider
- Das Informationsparadoxon
- Sinn und Unsinn von Prognosemethoden
- Der Einfluss von Anomalien und Insiderinformationen
- Beantwortung der Ausgangsfragen
- Beurteilung des Verhältnisses von Behavioral Finance zur Effizienzmarkthypothese
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der aktuellen Diskussion um die Effizienzmarkthypothese und Behavioral Finance. Dabei werden die beiden Konzepte im Kontext von Anlegerentscheidungen an internationalen Aktien- und Devisenmärkten untersucht. Die Arbeit analysiert die Argumente beider Theorien und stellt den gegenwärtigen Stand des Wissens dar.
- Die Rolle der Effizienzmarkthypothese in der Finanztheorie
- Die Bedeutung von irrationalen Verhaltensweisen von Anlegern
- Die Einflussfaktoren auf Anlegerentscheidungen
- Die Möglichkeiten und Grenzen von Portfoliomanagementstrategien
- Die Kompatibilität von Effizienzmarkthypothese und Behavioral Finance
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel führt in die Problematik von Anlegerentscheidungen ein und stellt die Ausgangsfragen der Arbeit vor. Es werden die beiden zentralen Konzepte der Effizienzmarkthypothese und Behavioral Finance vorgestellt und ihre Bedeutung für die Finanztheorie erläutert.
- Das zweite Kapitel widmet sich den Grundlagen der Effizienzmarkttheorie. Es werden die verschiedenen Effizienzformen sowie die zugehörigen Modelle und Argumentationslinien vorgestellt.
- Das dritte Kapitel erläutert die Grundlagen der Behavioral Finance. Es werden die zentralen Anomalien und Verhaltensmuster von Anlegern sowie die zugrundeliegenden Erklärungsansätze untersucht.
- Das vierte Kapitel führt eine komparative Analyse der Effizienzmarkthypothese und der Behavioral Finance durch. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Konzepte herausgearbeitet und die jeweiligen Stärken und Schwächen diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Effizienzmarkthypothese, Behavioral Finance, Anlegerentscheidungen, rationale und irrationale Verhaltensweisen, Anomalien, Portfoliomanagement, Risikomanagement und internationale Finanzmärkte.
- Arbeit zitieren
- Tobias Beau (Autor:in), 2011, Effizienzmarkthypothese vs. Behavioral Finance, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176415