Was ist, wenn das erste, was im Krieg stirbt die Wahrheit ist? Damalige moralische Begründungen erscheinen aus heutiger Sicht fragil. Jetzt, zehn Jahre nach dem Krieg, drängt sich im wissenschaftlichen Diskurs die Frage nach den eigentlichen Gründen der Kosovo-Intervention auf.
Nach der von mir verwendeten begrifflichen Festlegung, definiert sich ein Motiv als eine Persönlichkeitseigenschaft, die beschreibt wie wichtig eine bestimmte Art von Zielen ist. Also eine Präferenzordnung unterschiedlicher Ziele, die ein Individuum verwirklicht sehen möchte. Diese !Rangliste nach Wichtigkeit! beeinflusst das Bestreben, diesen Zielen gerecht zu werden. Motive, die sich inkompatibel mit gesellschaftlichen Werten und sozialen Rollen zeigen, sind schwer zu ermitteln. Sie werden in der Öffentlichkeit selten genannt. Dennoch ist es kein Diskurs auf rein spekulativem Terrain. Entscheidend dabei ist die Prinzipal-Agenten-Annahme, der zufolge der Prinzipal (das Parlament) dem Agenten (die Regierung) gegenüber keinen Grund hat, seine wahren Interessen zu verschleiern. Ich stütze mich im weiteren Vorgehen vor allem auf Sekundärliteratur, die im besten Fall bereits eine Parlamentsdebattenanalyse vornimmt, oder durch Expertenwissen und Insiderinformationen in der Lage ist, Aussagen zu treffen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Entwicklung des Gegenstandes und der Fragestellung
- 2. Die Theorie des Neorealismus
- 3. Motivkatalog
- 3.1. Deutsche Motive
- NATO Bündnistreue
- Sicherung US-amerikanischer Beziehungen
- Europäische Führungsrolle
- Europäische Integration Südosteuropas
- 3.2. NATO Motive
- Weltführungsanspruch
- NATO Osterweiterung
- Glaubwürdigkeit gegenüber Anderen
- 3.3. Gemeinsame Motive (BRD & NATO)
- Verteidigung und Durchsetzung der Menschenrechte / Verhinderung einer humanitären Katastrophe
- Förderung regionaler Stabilität und Sicherheit / Abwendung und Rückführung von Flüchtlingsströmen
- 3.1. Deutsche Motive
- 4. Evaluation der Leitmotive unter dem Gesichtspunkt des Neorealismus
- 5. Entwicklungstendenzen und Bewertungsborgen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Motive der NATO-Intervention „Allied Force“ im Kosovo-Konflikt unter Verwendung der neorealistischen Theorie.
- Identifizierung und Analyse der Motivationsfaktoren der deutschen und der NATO-Beteiligung am Kosovo-Einsatz
- Bewertung der Leitmotive im Lichte der neorealistischen Theorie
- Erörterung der Rolle der Menschenrechte und der humanitären Katastrophe im Kontext der Intervention
- Beurteilung der deutschen Außenpolitik im Wandel
- Einordnung des Kosovo-Konflikts in die europäische Integration Südosteuropas
Zusammenfassung der Kapitel
1. Entwicklung des Gegenstandes und der Fragestellung
Das Kapitel beleuchtet die historische und politische Dimension des Kosovo-Konflikts und stellt die Relevanz der Frage nach den wahren Motiven der Intervention in den Vordergrund.
2. Die Theorie des Neorealismus
Dieses Kapitel erläutert die Grundannahmen des Neorealismus nach Kenneth Waltz und zeigt dessen Bedeutung für die Analyse von staatlichem Handeln in internationalen Beziehungen.
3. Motivkatalog
Der Fokus liegt auf der detaillierten Analyse von Motiven, die sowohl aus deutscher als auch NATO-Perspektive relevant sind.
3.1. Deutsche Motive
Die Motive Deutschlands werden in diesem Abschnitt näher beleuchtet, z. B. NATO-Bündnistreue, die Sicherung amerikanischer Beziehungen und die deutsche Rolle in der europäischen Integration Südosteuropas.
3.2. NATO Motive
Hier werden die wichtigsten Motive der NATO-Intervention im Kosovo beleuchtet, wie z. B. der Anspruch auf Weltführung und die Stärkung der NATO-Osterweiterung.
3.3. Gemeinsame Motive (BRD & NATO)
Das Kapitel analysiert die Motive, die sowohl Deutschland als auch der NATO gemein sind, wie z. B. die Verteidigung und Durchsetzung der Menschenrechte sowie die Förderung der regionalen Stabilität und Sicherheit.
Schlüsselwörter
Neorealismus, Kosovo-Konflikt, NATO-Intervention, „Allied Force“, Motivationsfaktoren, Bündnistreue, Weltführungsanspruch, Menschenrechte, humanitäre Katastrophe, europäische Integration, deutsche Außenpolitik, Sicherheitspolitik.
- Citation du texte
- rer. pol. Andreas Bruckner (Auteur), 2010, Deutsche und NATO-Motive im Kosovo-Konflikt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176438