Die Psychoanalyse Sigmund Freuds


Term Paper (Advanced seminar), 2002

26 Pages, Grade: 1


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung

2 Das Werk Sigmund Freuds

3 Überblick über die Psychoanalyse
3.1. „Vier Vorträge über Psychoanalyse“
3.2. Die Triebe
3.3. Abwehr, Verdrängung, Tarnung
3.4. Das Unbewusste
3.5. Das Strukturmodell der Psyche

4 Gibt es die infantile Sexualität?
4.1. Das Konzept Freuds
4.2. Der wissenschafts-geschichtliche Hintergrund
4.3. Exkurs : Die Nachbarwissenschaft Verhaltensbiologie
4.4. Beweise gegen die Theorie der frühkindlichen Sexualität?
- Die Bindungstheorie nach John Bowlby
4.5. Die Missbrauchsdebatte : Miller vs. Freud
4.6. Zusammenfassung und Fazit

5 Sigmund Freud – Eine Klassiker der Pädagogik?

6 Fazit

Literaturverzeichnis

1 EINLEITUNG

Vor einigen Jahren, als ich mein Studium der Pädagogik begann (damals hatte ich noch nicht das Glück, in Würzburg studieren zu dürfen), sagte man uns Studenten, man würde an den Universitäten Deutschlands keine Tiefenpsychologie lehren. Die Inhalte der Psychoanalyse und Sigmund Freuds Ansichten und Begründungen einzelner Phänomene seien zu spekulativ und unwissenschaftlich. Meine Überraschung war nun um so größer, als ich ein Jahr später mein Studium in Würzburg fortsetzte und feststellte, dass man hier genau für diese spekulativen und unwissenschaftlichen Überlegungen Freuds sensibilisieren möchte.

In dieser Arbeit möchte ich daher Sigmund Freud und seine Psychoanalyse etwas genauer untersuchen. Zentrale Fragen sollen u.a. sein, was die über 100 Jahre alte Psychoanalyse heute noch für die Pädagogik bedeuten kann. Und: Ist Freud ein Klassiker oder ist es nur Zeitverschwendung, sich mit seinen Gedanken auseinander zu setzen?

Zunächst werde ich einen Blick auf Freuds Werk werfen und eine Übersicht über die wichtigsten Inhalte der Psychoanalyse geben. Danach gehe ich ausführlich auf eines der Herz-Stücke der Psychoanalyse ein: die frühkindliche Sexualität.

Zum Schluss werde ich mich noch einmal genauer mit den oben erwähnten Fragen beschäftigen.

2 DAS WERK SIGMUND FREUDS

Sigmund Freud (1856 - 1939) war Arzt und Psychologe. Nachdem er in Wien Neuropathologie dozierte, betrieb er eine psychiatrische Praxis. 1938 wanderte er aufgrund seiner jüdischen Abstammung nach London aus. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Freud die Psychoanalyse.

„ Von hirnanatomischen Studien ausgehend, befasste sich Freud zunächst mit verschiedenen (z.T. bei sich selbst diagnostizierten) Störungen des Nervensystems, wie Aphasie und Neurasthenie, sowie mit der schmerzbetäubenden Wirkung des Kokains“ (Meyers Enzyklopädisches Lexikon, S. 422)

Dies waren die Anfänge der heutigen Psychoanalyse. Sie zeigen, dass Freuds Aussagen sehr wohl auf wissenschaftlichen Daten basieren. Schließlich war Freud ein Naturwissenschaftler; sein ganzes Wissen beruhte auf den Neurowissenschaften. Er zeigte Dinge und bewies sie.

In seiner psychiatrischen Praxis wurde Freud mit der Krankheit Hysterie konfrontiert. Diese war früher das leitende Krankheitsbild. Durch die Anwendung von Hypnose konnte er sie als eine Neurose ausmachen. Bei der Suche nach einer geeigneten Behandlungsmethode arbeitete Freud mit J. Breuer zusammen. Nach und nach verzichtete Freud auf Suggestion und Hypnose; stattdessen ließ er die Patienten frei über ihre Gedanken, Gefühle und Träume sprechen und assoziieren: Freud hörte zu. So wurde er auch zum Vorläufer der biographischen Methode, da er sich gezielt auf das Erzählen der Patienten einließ.

Mit dieser Methode gewann Freud „zugleich seine grundlegenden Einsichten in die Triebstruktur menschlichen Verhaltens“ (ebd.) Als Zentraltrieb bezeichnete Freud den Geschlechtstrieb, da er bei seinen Patienten eine starke emotionale Bindung spürte (Übertragung).

1900 schrieb Freud „Die Traumdeutung“, wohl eines der wichtigsten Bücher der Weltgeschichte, da darin die „Nachtseite“ des Menschlichen beleuchtet wird. Freud sah den Freud als einen unbewussten oder verdrängten Wunsch. Die Traumdeutung gilt somit als Königsweg zur Erforschung des Unbewussten. Freud wollte damit eine allgemeine Psychologie entwickeln, die jeder verstehen und anwenden kann.

Neben Breuer gab es noch viele weitere Wissenschaftler, mit denen Freud zusammen arbeitete. Z.B. Fliess, C.G. Jung, Viktor von Weizsäcker, Ferenczi, Abraham, seine Tochter Anna Freud und Melanie Klein, wobei Anna Freud und Melanie Klein die Psychoanalytische Kindertherapie und Pädagogik maßgeblich prägten.

Freuds Lehre hatte weltweit großen Einfluss, vor allem auf die Malerei (Expressionismus, Surrealismus), Dichtung, Philosophie, Anthropologie usw.

Die wohl größte Errungenschaft der Psychoanalyse war es, dass der Analytiker zuhört, was der Patient zu sagen hat. Er bezieht sich selbst ständig mit ein, indem er sich z.B. fragt, ob er auch schon ähnliches erlebt hat. Dies steht u.a. im Gegensatz zu der heute weitverbreiteten Verhaltenstherapie. Erst durch diese intensive Teilnahme am Schicksal des Patienten ist ein ganzheitlicher Blick auf den Menschen möglich.

3 ÜBERBLICK ÜBER DIE PSYCHOANALYSE

Im folgenden bin ich bemüht, einen groben Überblick über die wichtigsten Inhalte der Psychoanalyse zu geben. Einige Themen können nur gestreift werden, da eine vollständige Darstellung den Rahmen sprengen würde. Der erste Teil dieser Betrachtung wird von allgemeiner Art sein. Hierzu werde ich mich eng an Anna Freuds „Vier Vorträge über Psychoanalyse“ (Freud, A. 1930) halten.

3.1. „Vier Vorträge über Psychoanalyse“

A. Freuds erster Vortrag trägt den Titel „ Die infantile Amnesie und der Ödipuskomplex“.
Sie teilt uns schon gleich zu Beginn ihre zentrale Botschaft an Erzieher und Pädagogen mit: Die 3-6jährigen Kinder sind bereits fertige Persönlichkeiten (vgl. ebd. S 82) Die entscheidende Entwicklung zum einem spezifischen Wesen mir spezifischen Eigenschaften scheint sich schon vor dem vollendeten 5. Lebensjahr zu ereignen (vgl. ebd. S.83) Stimmt das wirklich? Zu dieser Frage habe ich meine mehrmaligen Praktika in verschiedenen Kindergärten Revue passieren lassen. Da gab es Kinder, die besonders wild und laut waren, und Kinder, die man kaum wahrnahm. Andere wiederum betonten oft ihr bereits vorhandenes Wissen und Können. Am meisten merkte ich die Unterschiede zwischen den einzelnen Kindern jedoch im täglichen Gespräch mit ihnen oder durch intensive Beobachtungen. Mit der Zeit gelang es mir sogar, das Verhalten einzelner Kinder hervorzusagen. Ja, ich würde auch sagen, dass die 3-6jährigen Kinder Persönlichkeiten sind. Jedoch halte ich diese nicht für „fertig“. Sie scheinen im Moment vielleicht zu stagnieren. Doch im Laufe des Lebens verändert sich meiner Meinung nach der Mensch. Er wird zwar durch die Erfahrungen der ersten Lebensjahre stark geprägt, aber es kommen täglich neue Eindrücke hinzu. So glaube ich, ist der Mensch erst am Ende seines Lebens eine „fertige Persönlichkeit“.

Wollen wir hören, was die Psychoanalyse zur frühen Kindheit sagt: Die frühste Kindheit ist eine wichtige Zeit; vielleicht sogar die allerwichtigste. Diese Behauptung stellte damals nur die Psychoanalyse auf. Ist das Jugendalter mit all den Veränderungen keine wichtige Phase? Doch, denn die Psychoanalyse geht davon aus, dass die Pubertät die Wiederholung kindlicher Verhaltensweisen darstellt (vgl. ebd. S.112f) Auch sieht die Psychoanalyse die frühe Mutter-Kind-Beziehung als überaus bedeutend an, damit das Kind ein Urvertrauen in die Welt und in sich selbst entwickeln kann. Ist dieses Vertrauen nicht vorhanden, kann das für das Kind schwerwiegende Folgen haben, z.B. Trennungs- und Verlustängste.

Anna Freud machte des weiteren auf das Phänomen der infantilen Amnesie aufmerksam. Diese besagt, dass unsere Erinnerung als Erwachsene nicht weiter zurückreicht als bis zum dritten Lebensjahr. Die Psychoanalyse versucht jedoch, diese Kinderjahre zu rekonstruieren. Sie geht davon aus, dass Erinnerungslücken einen bestimmten Grund haben. Diesen jeweils individuellen Grund ist die Psychoanalyse bemüht zu finden.

Im letzten Teil ihrer ersten Vorlesung geht Anna Freud auf den Ödipuskomplex ein, der eine zentrale Stellung in der Psychoanalyse hat.

Dieser Komplex besagt folgendes:

Besonders Kinder zwischen 3 und 6 Jahren (phallische Phase) entwickeln eine Liebesbeziehung zu ihren Eltern, meist der Bub zu seiner Mutter. Dabei erscheint der gleichgeschlechtliche Elternteil (in diesem Fall der Vater) als Rivale, der diese frühkindliche sexuellen Regungen des Jungen mit Kastration zu bestrafen droht (Kastrationskomplex) Daher muss er seine Neigungen der Mutter gegenüber verdrängen und identifiziert sich schließlich mit beiden Elternteilen (vgl. ebd. S.87ff)

Ob diese Neigungen wirklich bei jedem Kind zu beobachten sind, ist fraglich. Aus meiner Erfahrung ist mir kein Beispiel gegenwärtig. Jedoch zweifle ich nicht an der Existenz dieses Phänomens. A. Freud wollte uns damit zeigen, dass die Mutter für das Kind am wichtigsten sei. Der Vater und die Geschwister nehmen dagegen eine ambivalente Stellung ein.

In ihrem zweiten Vortrag geht A. Freud auf das wohl bekannteste, dennoch zugleich umstrittenste Thema der Psychoanalyse ein: „Das infantile Triebleben“.

Nach A. Freud geht die Erziehung von den Unarten des Kindes aus. Erziehung will dem Kind diese abgewöhnen und aus ihm einen kulturell angepassten Erwachsenen machen (vgl. ebd. S.98) Der Text zeigt uns, dass die Unarten einer regelhaften Entwicklungen folgen und an bestimmte Körperregionen gebunden sind.

a) Orale Phase

In dieser Phase gilt der Mund des Kindes als wichtigstes Körperteil. Zunächst verspürt das Kind Lustgewinn bei der Nahrungsaufnahme an der mütterlichen Brust. Bald will es diese Lust auch spüren, wenn es nicht gestillt wird. Deshalb lutschen Kinder am Daumen, um sich so stimulieren bzw. zu beruhigen und ein angenehmes Gefühl zu verschaffen. Der Lustgewinn am Saugen hat sich selbständig gemacht, so dass das Kind die ganze Welt mit dem Mund erkunden möchte.

b) Anale Phase

Diese Phase umschreibt alles, was mit der Erziehung zur Reinlichkeit zu tun hat. Das Kind empfindet nun Lust an seinem After. So hält es z.B. mutwillig den Kot zurück oder spielt an dieser Körperregion, um sich zu stimulieren. Erlaubt dies die Erziehung nicht, so kann man doch beobachten, dass Kinder diesen Trieb sublimieren und mit Sand, Wasser oder Straßenkot spielen, was sie ähnlich befriedigt (vgl. ebd. S.102f)

c) Genitale Phase

Das Kind spielt mit seinen Geschlechtsteilen, was ihm große Lust bereitet.

d) Die Grausamkeit des Kindes

Hier tötet das Kind Lebewesen, z.B. kleine Käfer. Es findet Gefallen daran.

All diese Triebregungen sieht die Psychoanalyse als sexuell an. Wie ich anfangs schon erwähnte, ist für der Geschlechtstrieb der Zentraltrieb des Menschen. Dieser Trieb wird nach Freud durch die Gesellschaft und Kultur unterdrückt. Daraus können sich Fehlentwicklungen ergeben, die zu Neurosen führen. Der Antagonismus, d.h. das Gegeneinander von Trieb und Kultur ist somit der Kernpunkt des Freudschen Denkens (vgl. dazu Freud, S. 1908)

[...]

Excerpt out of 26 pages

Details

Title
Die Psychoanalyse Sigmund Freuds
College
University of Würzburg  (Philosophisches Institut)
Grade
1
Author
Year
2002
Pages
26
Catalog Number
V17649
ISBN (eBook)
9783638221689
ISBN (Book)
9783656530725
File size
532 KB
Language
German
Keywords
Psychoanalyse, Sigmund, Freuds
Quote paper
Ines Lück (Author), 2002, Die Psychoanalyse Sigmund Freuds, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17649

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