[...] Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die antiken Verhältnisse. Hierbei soll in zwei
Unterkapiteln zum Einen das Leben der Witwe in der heidnischen Gesellschaft der Antike
dargestellt werden, da dies die Grundlage für die christliche Lehre über die Lebensweise der
Witwen bildete. Zum Anderen sollen die frühchristlichen Kirchenväter zu Wort kommen,
womit ich darstellen möchte, wie eine Witwe nach deren Meinung zumindest theoretisch
leben sollte. Dabei beziehe ich mich vorwiegend auf Bibelstellen, Johannes Chrysostomos und Hieronymus, aber auch einige heidnische Autoren wie Lukian und Tacitus werden mit
ihrer Haltung zu Witwen zitiert. Neben den verschiedenen Lehrmeinungen sollen in diesem
Kapitel gleichfalls die Folgen der Entscheidung einer Witwe für die Wiederverheiratung
beziehungsweise ein Leben als allein stehende Frau thematisiert werden, wodurch die
schwierige Lage der frühchristlichen Witwe deutlich wird.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht jedoch die reale Altersversorgung der Witwen, wobei in
vier Unterkapiteln dargestellt wird, welche Optionen sich für Witwen ergaben. Eine wichtige
Frage, die in diesem Teil der Arbeit beantwortet werden soll, ist die Frage nach der
Gerechtigkeit der kirchlichen Fürsorge und der Orientierungsmöglichkeiten der Witwe in
der antiken Welt. Eine der wichtigsten Quellen für den realen Ablauf der Altersversorgung
stellt wiederum die Bibel mit dem ersten Timotheusbrief dar, durch den die Witwenschaft
zum ersten Mal annähernd institutionalisiert wurde, indem man die Namen aller Witwen
über sechzig Jahre in einer Liste erfasste und ihnen finanzielle Hilfe zukommen ließ. Andere
Aspekte der Altersversorgung erwähnen auch Hieronymus in seinen Briefen sowie Justin
und Eusebius.
Im letzten Kapitel meiner Arbeit möchte ich eine abschließende Zusammenfassung der Erkenntnisse
meiner Recherche liefern und zentrale Leitfragen beantworten, die in den anderen
Kapiteln nicht angesprochen wurden. Dazu gehört zum Einen die eingangs genannte Frage
nach der Entstehung des stereotypen Bilds von einer Witwe als arme, alte Frau. Zum Anderen
möchte ich aber auch genauer beleuchten, wo die Unterschiede zwischen den offiziellen
Lehrmeinungen über die Lebensgestaltung von Witwen und den realen Verhältnissen liegen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Leben und die soziale Stellung von Witwen in der römischen Antike
- Das Leben als Witwe in der heidnischen antiken Gesellschaft
- Der Standpunkt der frühchristlichen Lehre zu Wiederverheiratung und keuschem Witwentum
- Die Altersversorgung christlicher Witwen
- Unterstützungen durch die frühchristliche Kirche
- Kinder und Familie als Altersstütze
- Die Bedeutung des „Ordo Viduarum“
- Das Leben in der Askese und im Frauenkonvent
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Altersversorgung von Witwen im frühen Christentum und analysiert, wie die Lebensumstände und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Witwen in der Antike die Entstehung eines stereotypen Bildes von Witwen als arme, alte Frauen beeinflussten.
- Das Leben als Witwe in der heidnischen antiken Gesellschaft
- Die Lehre der frühchristlichen Kirche zur Rolle und Lebensweise von Witwen
- Die verschiedenen Formen der Altersversorgung im frühen Christentum
- Der Einfluss des „Ordo Viduarum“ auf die Lebensgestaltung von Witwen
- Die Unterschiede zwischen den offiziellen Lehrmeinungen und der realen Lebenswirklichkeit von Witwen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel stellt die Forschungsfrage nach der Entstehung des stereotypen Bildes der armen Witwe in der Antike und gibt einen Überblick über den zeitlichen und geographischen Rahmen der Arbeit.
- Das Leben und die soziale Stellung von Witwen in der römischen Antike: Dieses Kapitel beleuchtet die Lebensbedingungen von Witwen in der heidnischen antiken Gesellschaft und beschreibt die Herausforderungen, denen sie aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung und des Fehlens von Ausbildungsmöglichkeiten gegenüberstanden. Es zeigt außerdem die frühchristlichen Kirchenväter und ihre Ansichten zur Wiederverheiratung und zum keuschen Witwentum.
- Die Altersversorgung christlicher Witwen: In diesem Kapitel werden die verschiedenen Möglichkeiten der Altersversorgung von christlichen Witwen beleuchtet. Es werden die Unterstützung durch die Kirche, die Rolle von Kindern und Familie, die Bedeutung des „Ordo Viduarum“ und das Leben in der Askese und im Frauenkonvent näher betrachtet.
Schlüsselwörter
Witwen, frühchristliche Kirche, Altersversorgung, soziale Stellung, heidnische Gesellschaft, Wiederverheiratung, keusches Witwentum, „Ordo Viduarum“, Askese, Frauenkonvent, Stereotyp, Antike, Römisches Reich.
- Citation du texte
- Sabine Kühn (Auteur), 2008, "Armut und Alter sind zwei schwere Bürden", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176522