Das Königreich Preußen behielt durch die auf dem Wiener Kongress verabschiedete Kongressakte die Gebiete der Ersten und Zweiten Teilung Polens. Diese Gebiete, Hinterpommern und das Großherzogtum Posen, waren ethnisch unterschiedlich zusammengesetzt und gehörten zwar staatsrechtlich zu Preußen, nicht aber zum 1815 geschaffenen Deutschen Bund. Im Zeitalter des aufkeimenden Nationalismus musste die Herrschaft eines Staates über die Angehörigen einer anderen Ethnie zwangsläufig zu erheblichen Konflikten führen. Darüber hinaus existierte in liberalen deutschen Kreisen eine tiefe Sympathie für die vermeintlich entrechteten Polen und die Teilungen wurden als "heilige Schuld" bezeichnet.
Infolge der revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 kam es erstmals zur Wahl von Abgeordneten für eine allgemeine deutsche Nationalversammlung. Doch bereits bei der Frage, ob Abgeordnete der nicht zum Deutschen Bund gehörigen preußischen Gebiete zugelassen werden sollten, wurde das Problem der Grenzziehung eines deutschen Staates dringend.
Die vorliegende Hauptseminararbeit unternimmt den Versuch, anhand der Frage nach der Ziehung einer Ostgrenze eines deutschen Nationalstaates die Entwicklung der sog. "Polenfrage" zu analysieren. Dabei werden die Mitschriften der Debatten im Vorparlament, im Fünfzigerausschuss und schließlich in der Deutschen Nationalversammlung als Quellen genutzt um aufzuzeigen, dass sich die Einstellung der Abgeordneten zuungunsten der Wiederbelebung eines polnischen Nationalstaates entwickelte. Ein besonderes Interesse liegt dabei auf die sog. "Polendebatte" vom 24.-26.07.1848 und auf deren Protagonisten. Abschließend wird auf die Umsetzung der Beschlüsse der Deutschen Nationalversammlung hinsichtlich der Polenfrage im speziellen eingegangen und anhand der Frage der Exekutivgewalt erklärt, warum dieses erste deutsche verfassungsgebende Organ scheiterte.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1. ,,VÖLKERFRÜHLING“ UND POLENFRAGE
- 2. DIE POLENDEBATTE IN DER DEUTSCHEN NATIONALVERSAMMLUNG
- 2.1. DIE DEBATTE DES 24.07.1848
- 2.2. DER ZWEITE TAG: 25.07.1848
- 2.3. DER DRITTE TAG: 26.07.1848
- 3. RESÜMEE
- ANHANG
- TABELLEN
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der „Polendebatte“ in der Deutschen Nationalversammlung im Jahre 1848. Sie analysiert den Verlauf der Debatte, die Argumente der Parlamentarier und die Auswirkungen der Entscheidung der Nationalversammlung. Die Arbeit beleuchtet die komplexe Frage der Zugehörigkeit der Provinz Posen zum Deutschen Reich und die damit verbundenen Hoffnungen der Polen auf einen eigenen Staat.
- Die Rolle der „Polendebatte“ im Kontext der Deutschen Revolution von 1848.
- Die verschiedenen Standpunkte und Argumente der Parlamentarier in der Debatte.
- Die Auswirkungen der Entscheidung der Nationalversammlung auf die deutsch-polnischen Beziehungen.
- Die historischen Hintergründe der „Polendebatte“ und die Rolle des Großherzogtums Posen.
- Die Bedeutung der „Polendebatte“ für die Entwicklung des deutschen Nationalismus.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die historische Situation und die Relevanz der „Polendebatte“ im Kontext der Deutschen Revolution von 1848. Das erste Kapitel untersucht die frühen Debatten im Vorparlament und im Fünfzigerausschuss, die bereits vor der eigentlichen „Polendebatte“ in der Nationalversammlung stattfanden. Das zweite Kapitel widmet sich der „Polendebatte“ selbst, analysiert die einzelnen Debattentage und die Argumente der Parlamentarier. Das dritte Kapitel fasst die Ergebnisse der Debatte zusammen und zeigt die Auswirkungen der Entscheidung der Nationalversammlung auf die weitere Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen.
Schlüsselwörter
Deutsche Revolution 1848, Polendebatte, Nationalversammlung, Großherzogtum Posen, deutsch-polnische Beziehungen, Preußen, Grenzfrage, Einheit Deutschlands, Nationalismus, Völkerschlacht, liberale Politik, konstitutionelle Verfassung.
- Quote paper
- Robert Oldach (Author), 2006, Die Polenfrage und das Problem der Grenzziehung in der Deutschen Nationalversammlung 1848, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176535