Marktanalyse israelischer Weine in Deutschland


Thèse de Bachelor, 2008

134 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Aufbau der Arbeit
1.4 Definition Produktqualität

2 Gegenstand der Untersuchung
2.1 Die israelische Weinwirtschaft
2.1.1 Die Geschichte des israelischen Weines
2.1.2 Bedeutung des Weinsektors für die israelische Landwirtschaft
2.1.3 Produktions-und Absatzförderungsinstitutionen
2.1.4 Weinrecht in Israel
2.1.5 Kaschrut und koscherer Wein
2.1.6 Weinbau und Anbaugebiete in Israel
2.1.7 Der Weinmarkt in Israel
2.1.7.1 Entwicklung der jährlichen Weinproduktion
2.1.7.2 Lagerbestand
2.1.7.3 Außenhandel mit Wein in Israel
2.1.7.4 Weinverbrauch in Israel
2.1.8 Weintourismus in Israel
2.2 Der sekt- und Weinmarkt in Deutschland
2.2.1 Die Weinerzeugung in Deutschland
2.2.2 Lagerbestand
2.2.3 Weinexporte
2.2.4 Weinimporte
2.2.5 Weinverbrauch in Deutschland
2.2.6 Preisstrukturen und Altersgruppen
2.2.7 Struktur der Absatzwege in Deutschland
2.3 Der Importweinmarkt in Deutschland
2.3.1 Fassweinimporte nach Deutschland
2.3.2 Flaschenweinimporte nach Deutschland
2.3.3 Relationen zwischen Flaschen- und Fassweinimporten nach Deutschland
2.3.4 Israels Weinimporte nach Deutschland im Vergleich zu anderen ausgewählten Mittelmeerländern
2.3.5 Zusammenfassung
2.4 Israelischer Wein im Wettbewerbsvergleich
2.5 Zusammenfassung

3 Erfolgsfaktoren des Absatzes israelischer Weine in Deutschland
3.1 Bestandsaufnahme israelischer Weine in Deutschland
3.1.1 Zielsetzung und Methodik
3.1.2 Israelische Weine in Einkaufsstätten
3.1.3 Israelische Weine im Fachhandel
3.1.4 Israelische Weine in der Gastronomie
3.1.5 Zusammenfassung
3.2 Händlerbefragung zur Bewertung von Marktchancen israelischer Weine in Deutschland
3.2.1 Zielsetzung und Methodik
3.2.2 Firmendarstellung
3.2.3 Entscheidungsgründe für israelischen Wein
3.2.4 Absatzentwicklung israelischer Weine
3.2.5 Vorschläge zur Absatzverbesserung
3.2.6 Wettbewerb
3.2.7 Stärken und Schwächen israelischer Weine
3.2.8 Charakteristiken israelischer Weine
3.2.9 Kundschaft und Verbraucherverhalten
3.2.10 Produktausstattung
3.2.11 Problematik und Marktchancen israelischer Weine in Deutschland
3.3 Expertenbefragung zur Bewertung der objektiven Qualität der am deutschen Markt angebotenen israelischen Weine
3.3.1 Zielsetzung und Problemstellung der Expertenbefragung
3.3.2 Methodik
3.3.2.1 Aufbau des Bewertungsbogens
3.3.2.2 Durchführung der Befragung
3.3.3 Kriterien zur Auswahl der Testweine
3.3.4 Beschreibung der Stichproben
3.3.5 Auswertung der deskriptiven Begriffe
3.3.6 Analyse der Expertenbewertungen
3.3.7 Korrelierende Mittelwerte
3.3.8 Analyse des Preis-Leistungs-Verhältnisses
3.3.9 Zusammenfassung der Ergebnisse
3.4 Endverbraucherbefragung zur Bewertung der subjektiven Qualität der am deutschen Markt angebotenen israelischen Weine
3.4.1 Zielsetzung und Problemstellung der Endverbraucherbefragung
3.4.2 Methodik
3.4.2.1 Aufbau des Fragebogens „Angaben zur Person“
3.4.2.2 Aufbau des Fragebogens „Trinkgewohnheiten“
3.4.2.3 Aufbau des Bewertungsbogens „innere Produktqualität“
3.4.2.4 Aufbau des Bewertungsbogens „Flaschenausstattung“
3.4.2.5 Durchführung der Befragung
3.4.3 Kriterien zur Auswahl der Testweine
3.4.4 Beschreibung der Stichproben
3.4.5 Beschreibung der Endverbrauchergruppe
3.4.5.1 Auswertung der Personenangaben
3.4.5.2 Auswertung der Trinkgewohnheiten
3.4.6 Analyse der Endverbraucherbewertungen
3.4.6.1 Mittelwertsanalyse der Weinbewertungen
3.4.6.2 Mittelwertsanalyse der Ausstattungsbewertungen
3.4.7 Zusammenfassung der Ergebnisse
3.5 Befragung israelischer Weinerzeuger zur Bewertung der zukünftigen Absatzchancen auf dem deutschen Markt
3.5.1 Zielsetzung und Methodik
3.5.2 Unternehmensdarstellung
3.5.3 Produktion nach Weinfarbe
3.5.4 Exporte und Exportländer der befragten Erzeuge
3.5.5 Weinexport nach Deutschland und Distribution
3.5.6 Erzeugerangebot nach Weinfarbe und Preissegmenten
3.5.7 Gründe für den Weinexport nach Deutschland
3.5.8 Prognose der israelischen Weinerzeuger für ihren zukünftigen Weinabsatz in Deutschland
3.5.9 Einschätzung des Wettbewerbs im deutschen Markt
3.5.10 Die Schwächen des Exportes israelischer Weine und deren mögliche Lösungen
3.5.11 Zusammenfassung der Ergebnisse
3.6 Zusammenfassung

4 Marketingkonzept
4.1 Ausgangssituation, Zielgruppedefinition und Methodik
4.2 Kommunikationspolitik
4.3 Leistungspolitik
4.4 Distributionspolitik
4.5 Preis-und Konditionenpolitik
4.6 Fazit

5 Diskussion

6 Zusammenfassung

II. Quellenverzeichnis

III. Anhangsverzeichnis

A 1 Länderprofil und volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen Israels

A 2 Erfassungsbogen Bestandsaufnahme

A 3 Händlerfragebogen

A 4 Expertenbewertungsschema innere Produktqualität

A 5 Erzeugerfragebogen zur Bewertung des Angebotspotentials

A 6 Endverbraucherbewertungsschema innere Produktqualität Rotwein

A 7 Endverbraucherfragebogen allgemeine Angaben zur Person

A 8 Endverbraucherfragebogen Trinkgewohnheiten

A 9 Endverbraucherbewertungsschema zur Flaschenausstattung

IV. Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Top 4 Konsumländer der EU; Importe-Gesamtkonsum-Relation 2004

Tab. 2: Produktqualität: Abgrenzung der Begrifflichkeiten

Tab. 3: Grade und Arten der Kaschrut

Tab. 4: Die Top 5 Abnehmer deutscher Weine 2005

Tab. 5: Der deutsche pro Kopf Verbrauch von 96/97 - 05/06

Tab. 6: Mengenverhältnisse Flaschen-/Fassweinimporte gesamt, im Jahr 2006 in Mio. hl (geschätzt)

Tab. 7: Entwicklung der Importmengen ausgewählter Mittelmeerländer nach Deutschland 2002-2007 in Millionen/Tausend Litern und nach Farbe

Tab. 8: Entwicklung der Durchschnittswerte (€/l) der Weinimporte ausgewählter Mittelmeerländer nach Deutschland 2002-2007 nach Farbe

Tab. 9: Methodisches Konzept zur Erfassung der Erfolgsfaktoren israelischer Weine in Deutschland

Tab. 10: israelische Weine in Einkaufsstätten

Tab. 11: Gesamtsumme gefundener israelischer Weine im

Facheinzelhandel nach Farbe und Preissegmente (EVP)

Tab. 12: Preisspannen (EVP) der fünf befragten koscheren Restaurants

Tab. 13: Stärken und Schwächen israelischer Weine

Tab. 14: Beschreibung der zehn Testweine bei der Expertenbefragung in der Verkostungsreihenfolge

Tab. 15: Auswertung der deskriptiven Begriffe, Reihenfolge nach Häufigkeit

Tab. 16: Mittelwerte der von den 20 Experten bewerteten Weine

Tab. 17: Qualitäts-Preis-Relation aller Testweine der Expertenbefragung

Tab. 18: Beschreibung der acht Testweine bei der Endverbraucherbefragung in der Verkostungsreihenfolge

Tab. 19: Identische Weine bei der Endverbraucher- und Expertenverkostung

Tab. 20: Ausstattungsmerkmale der Endverbraucher-Testweine

Tab. 21: Übersicht der allgemeinen Endverbraucher-Personenangaben

Tab. 22: Allgemeine Daten zu den Trinkgewohnheiten der befragten Endverbraucher

Tab. 23: Prozentuale Konsumverteilung der befragten Endverbraucher nach Weinfarbe und speziell ausländischen Rotweinen

Tab. 24: Mittelwerte der von den 11 Endverbrauchern bewerteten Weine mit Vergleichszahlen der Expertenauswertung

Tab. 25: Mittelwerteübersicht zu den Ausstattungsbewertungen

Tab. 26: Weinerzeugung der befragten Betriebe, nach Betriebstyp und Weinfarbe

Tab. 27: Gesamtexporte der befragten Betriebe, nach Betriebstyp und in Anteile von der Gesamtproduktion

Tab. 28: Erzeugerangebot nach Weinfarbe und Preissegmenten

V. Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Der 7-Jahres-Zyklus koscherer Weingüter

Abb. 2: Gebietskarte Israel

Abb. 3: Israels Jahresernten von Weintrauben 1975-2007 in Tonnen

Abb. 4: Umsatzentwicklung des israelischen Weinexports in Mio. US-Dollar von 2001 bis 2007

Abb. 5: Der Wein- und Sektmarkt in Deutschland

Abb. 6: Entwicklung der bestockten Rebflächen nach Rebsorten 1975-2006 in Deutschland in %

Abb. 7: Durchschnittspreise: Preisniveaus ausgewählter Weinsegmente beim Einkauf privater Haushalte in Deutschland 2007 im Handel

Abb. 8: Preissegmente: Anteile an den Einkäufen privater Haushalte in Deutschland 2007 im Handel

Abb. 9: Weinkonsum der Haushalte nach Einkaufsstätten in Deutschland im Jahre 2005

Abb. 10: Flaschenweinimporte gesamt (Menge)

Abb. 11 : Flaschenweinimporte gesamt (Wert)

Abb. 12: Flaschenweinimporte Alte Welt (Menge)

Abb. 13: Flaschenweinimporte Neue Welt (Menge)

Abb. 14: Korrelation Qualitätszahl und persönliche Geschmackspräferenz

Abb. 15: Korrelation persönliche Geschmackspräferenz und geschätzter Preis

Abb. 16: Korrelation Aroma, Fülle, Tannin und persönliche Geschmackspräferenz

Abb. 17: Korrelation Aroma, Fülle, Tannin und geschätzter Preis

Abb. 18: Verhältnis EVP und geschätzter Preis bei der Expertenbefragung

VI. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1 Problemstellung

Der deutsche Weinmarkt ist ein heterogener Markt. Im Gegensatz zu anderen EU- Weinbauländern, wie zum Beispiel Frankreich, Italien und Spanien, in denen weit über 80% einheimischer Wein konsumiert wird, trinken deutsche Verbraucher nur knapp 40%[1] deutschen Wein (vgl. Tab. 1). Folglich ist der Weinmarkt in Deutschland in sehr hohem Maße von Importen abhängig.

Je nach Quelle, können die Daten etwas variieren. Aus diesem Grund sollten die Zahlen nicht als exakte Werte verstanden werden, sie dienen vielmehr der Darstellung von Größenordnungen. In erster Linie soll Tab. 1 verdeutlichen, dass der Weinimport für Deutschland eine immense Rolle spielt, im Gegensatz zu den anderen Top Weinkonsumländern Europas. Natürlich darf nicht vergessen werden, dass die jährliche Weinproduktion Deutschlands den inländischen Konsum theoretisch nur knapp zur Hälfte decken könnte (vgl. Tab. 1). Das jedoch, ist nicht der Fall bei den anderen angeführten Ländern, bei denen die jährliche Weinproduktion den inländischen Konsum bis um das Dreifache übersteigt (vgl. Spanien). Letztendlich ist es also auch nachvollziehbar, dass Deutschland vom Importmarkt stärker abhängig ist als die anderen angeführten Länder.

Durch Tab. 1 wird außerdem ersichtlich, dass Deutschland das drittgrößte Weinkonsumland Europas ist. So kommen also zwei ausschlaggebende Aspekte zusammen: einerseits die hohen Konsummengen, andererseits die hohen

Importmengen. Somit ist der deutsche Markt weltweit einer der interessantesten Märkte für exportierende Länder. Die Konsequenz daraus ist aber auch, dass der deutsche Markt einer der Wettbewerbsintensivsten ist, sodass der Markteintritt für ausländische Produzenten sich als durchaus schwierig erweisen kann. Für den Endverbraucher jedoch, spiegelt sich das vorteilhaft im Weinangebot wieder: Deutschland hat als EU-Weinbauland nicht nur ein internationales Angebot an Weinen, sondern auch das Vielseitigste.

Israelische Weine sind jedoch kaum vertreten, trotz all der Vielfalt. Diese Thesis soll in erster Linie eine Marktanalyse israelischer Weine in Deutschland bieten, aber auch ein Marketingkonzept in seinen Grundrissen, welches einen möglichen Weg in den deutschen Markt ebnen soll.

Mit gerade mal 4000ha Gesamtrebfläche für die Weinerzeugung ist Israel von der Produktionsmenge her stark eingeschränkt. Seit 2001 liegt die Gesamterntemenge bei rund 45 000 Tonnen ohne erkennbaren Aufwärtstrend. Die Gesamtrebfläche nimmt zwar tendenziell zu, im Jahre 2005 waren es noch 3800ha, jedoch bedeutet das einen Anstieg von nur 5% (Israelisches Exportinstitut, 2008, S. 5). Folglich wird Israel auch in Zukunft nicht den Weg eines Massenproduzenten gehen können, wie andere Weinbauländer mit einem Vielfachen dieser Fläche.

Die Exportumsätze jedoch, steigen kontinuierlich. Im Jahre 2001 lagen sie noch bei 8,1 Millionen US$, im Jahre 2007 lagen sie schon bei 21,1 Millionen US$. Die Hauptabnehmer israelischer Weine sind die Vereinigten Staaten von Amerika[2], gefolgt von Frankreich und Großbritannien. Deutschland belegt den vierten Platz (Israelisches Exportinstitut, 2008, S. 13). Somit scheint Deutschland ebenfalls ein bedeutender Markt für den Absatz israelischer Weine zu sein. Inwiefern das wirklich zutrifft, wird sich im Verlauf dieser Thesis herausstellen. Erwähnenswert ist, dass sich sechs israelische Weingüter zusammengeschlossen und sich zum ersten Mal für einen Auftritt Israels auf der ProWein[3] 2008 entschieden haben, um den Bekanntheitsgrad bei dem deutschen Fachpublikum zu erhöhen und um einen Markteintritt zu erreichen.

Da die Gesamtproduktion an israelischem Sekt und Schaumwein extrem gering ist und nur in sehr seltenen Fällen von Weingütern produziert wird, bezieht sich diese Arbeit ausschließlich auf Stillwein, vor allem auf Rotwein, welcher den Großteil der gesamten Weinproduktion Israels ausmacht[4].

1.2 Zielsetzung der Arbeit

Die Zielsetzung dieser Arbeit lässt sich in drei primäre Ziele aufteilen:

- Aufnahme der Ist-Situation:
- Marktposition israelischer Weine in Deutschland o Relevanz der verschiedenen Vertriebskanäle für israelischen Wein
- Bestimmung der Qualität israelischer Weine
- subjektive Qualität durch Endverbraucherbefragungen o objektive Qualität durch Expertenbefragungen
- Aufbau eines Marketingkonzeptes für israelische Weine in Deutschland

1.3 Aufbau der Arbeit

Der strukturelle Aufbau dieser Arbeit entstand in Anlehnung an die Dissertation „Marktanalyse eines kleinen Anbieters in einem heterogenen Markt - das Beispiel portugiesischer Weine in Deutschland“, vorgelegt von Dipl. Kauffrau Teresa Campos de Melo Colaço do Rosàrio.

Im zweiten Kapitel wird auf den Gegenstand der Untersuchung eingegangen, den Rahmenbedingungen. Diese sind die israelische Weinwirtschaft, der deutsche Weinmarkt und spezifischer der deutsche Importweinmarkt.

Im dritten Kapitel werden fünf Themenbereiche behandelt, die die Erfolgsfaktoren des Absatzes israelischer Weine in Deutschland ausmachen:

- Bestandsaufnahme israelischer Weine in Deutschland
- Händlerbefragung zur Erfassung der Marktchancen israelischer Weine
- Expertenbefragung zur objektiven Qualität israelischer Weine durch Bewertung der inneren Produktqualität laut Blankenhorn
- Endverbraucherbefragung zur subjektiven Qualität israelischer Weine durch Bewertung der inneren und äußeren Produktqualität laut Blankenhorn
- Befragung der israelischen Weinerzeuger zur Bewertung der künftigen Absatzchancen auf dem deutschen Markt.

Im vierten Kapitel wird ein Marketingkonzept erstellt durch eine Adaption der vier Marketinginstrumente auf das behandelte Thema.

1.4 Definition Produktqualität

Da die Begrifflichkeiten der Produktqualität häufig verwendet werden, vor allem in Kapitel 3, sollen nun ihre Abgrenzungen in Tab. 2 verdeutlicht werden, basierend auf Informationen von Blankenhorn.

Tab. 2: Produktqualität: Abgrenzung der Begrifflichkeiten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung, basierend auf Blankenhorn, 2008, S. 11, S. 24ff

2. Gegenstand der Untersuchung

Ziel dieses Kapitels ist die Darstellung der Rahmenbedingungen. Es wird auf die israelische Weinwirtschaft, den deutschen Weinmarkt und auf die Position israelischer Weine im Letzteren eingegangen.

2.1 Die israelische Weinwirtschaft

2.1.1 Die Geschichte des israelischen Weines

Dieses Kapitel basiert größtenteils auf Informationen von GOLDFISHER UND SACKS, 2006, S. 8ff.

Der Nahe Osten und das östliche Mittelmeer gelten als die Wiege der Weinrebe. 10000 Jahre alte Traubenkerne wurden in der Türkei, Libanon und Syrien gefunden. Vor ungefähr 7000 Jahren erreichten die Reben das Land Kanaan, das heutige Israel. Man geht davon aus, dass die weltweit ersten Weinproduktionen um den See Genezareth und das schwarze und kaspische Meer stattfanden.

Die Blütezeit der israelischen Weinproduktion der Antike war während der Ära des zweiten Tempels, die von 516 v. Chr. bis 73 n. Chr. andauerte (Microsoft encarta Enzyklopädie, 2005, Judentum). Wein war damals das Hauptexportgut und die größte wirtschaftliche Stütze. Als dann die Römer den zweiten Tempel zerstörten und die Juden fliehen mussten, kam die Weinproduktion zum Erliegen. Die spätere arabische Eroberung des Landes und die religiös begründete Alkoholprohibition hatten zu einer ganzflächigen Rodung noch bestehender Rebanlagen geführt.

Zwar belebten später die Kreuzritter den Weinbau in Israel für kurze Zeit wieder, jedoch kam er später wieder zum Erliegen durch die ottomanische Herrschaft, für die der Weinbau keine Bedeutung hatte und der Alkoholkonsum eher nicht verbreitet war. Erwähnenswert ist noch, dass durch die Kreuzritter einige Rebsorten nach Europa gelangten, die bis heute in der Weinproduktion verwendet werden: Chardonnay, Muskateller und Shiraz haben ihren Ursprung im Nahen Osten.

Grundsätzlich ist zu betonen, dass für das jüdische Volk, seit seinen Anfängen, der Wein von großer Bedeutung und Teil der meisten religiösen Rituale war, im Gegensatz zur moslemischen Religion, die den Alkoholkonsum verurteilte. Schon im Alten Testament wird auf die Produktion und den Konsum von Wein hingewiesen. Insgesamt wird das Wort „Wein" 207mal in der Bibel genannt[5].

„Und Wein, der erfreue das Herz des Menschen“
Psalm 104, 15

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die moderne Weinhistorie Israels beginnt im Jahre 1882. Anfangs entstanden in Israel (damals noch Palästina) verstärkt neue jüdische Siedlungen durch Immigranten aus Osteuropa, die sich gezwungen sahen vor Antisemitismus und Pogromen zu fliehen. Große finanzielle Unterstützung erhielten sie von Baron Edmond de Rothschild, welcher mitgeholfen hat, diese neuen Siedlungen aufzubauen. Sein Wunsch war es, dass der Weinbau zur wirtschaftlichen Basis dieser Siedlungen wird. So wurde der frühere Anbau von Getreide und Kartoffeln, der wenig erfolgreich war, im Jahre 1884 in Traubenerzeugung umgewandelt. Die angepflanzten Rebsorten kamen aus Südfrankreich, ausgewählt durch den Baron und seine Berater. Anfangs wurden die Trauben an schon bestehende israelische Kellereien geliefert.

Durch den Baron wurden dann zwei große Kellereien errichtet, die Erste im Jahre 1890 in Rishon Le Zion[6], die Zweite 1892 in Zikhron Ya’akov. Der Bau dieser zwei Kellereien kostete den Baron damals 11 Millionen Francs, was dem Dreifachen des Kaufbetrages des Chateau Lafite entsprach. Außerdem subventionierte der Baron durch hohe Traubengeldauszahlungen die Traubenerzeuger, sodass diese einen angemessen Lebensstandard führen konnten, auch während der Reblausplage in den Jahren 1890 und 1891. Im Jahre 1895 wurden die Erzeugnisse der beiden Kellereien unter dem Namen Carmel Wine Company vermarktet, seit 1902 auch unter dem Namen Carmel Mizrachi bekannt. Die Haupterzeugnisse waren Branntwein und Kidduschweine[7], die auch in einige Länder exportiert worden sind. Heute sind diese zwei Kellereien, die die größte Winzergenossenschaft Israels darstellen, unter dem Namen Carmel Winery bekannt.

Baron Edmond de Rothschild gilt als Gründer der modernen israelischen Weinwirtschaft. Gelenkt vom zionistischen Ideal, den Staat Israel wieder aufzubauen, hat er nicht nur den Weinbau in Israel wiederbelebt, sondern auch die Gründung, Entwicklung und Ausdehnung einiger jüdischer Siedlungen entscheidend beeinflusst. Bis heute werden seine Taten in Israel sehr geschätzt. Die Stadt Binyamina ist benannt nach dem jüdischen Namen des Barons, Benjamin. Der Name der Kellereistadt Zikhron Ya’akov bedeutet übersetzt „Das Gedenken an Jakob“ (eigene Übersetzung), welcher an den Vater des Barons erinnern soll. In dieser Stadt wurde auch der damals in Frankreich lebende Baron Edmond de Rothschild begraben im Jahre 1934. Das Grab des Barons liegt in dem eigens dafür errichteten Park Ramat Ha’nadiv, übersetzt „Die Höhen des Wohltäters“.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Weine nicht von hoher Qualität, sondern einfache, meistens süße Rotweine für religiöse Zwecke. Erst in den Achtzigern fand eine Qualitätsrevolution statt durch die Gründung der Golan Heights Winery im Jahre 1983. Durch kalifornische Berater mit dem Know-how der University of Davis wurde Israel zu einem Land mit Qualitätsweinen, die nun auch erfolgreich an internationalen Weinwettbewerben teilnahmen.

Die Rebsorten Israels sind international, auch bekannt als Cépages Nobles. Folglich hat Israel an sich keine autochthonen Rebsorten, auch wenn ursprünglich Muskateller, Chardonnay und Syrah aus dem Nahen Osten kommen. Heute ist der Muscat of Alexandria vor allem im östlichen Mittelmeer stark verbreitetet. Zwar stammt die Kreuzung Argaman[8] aus Israel und diente ursprünglich als Verschnittsorte zur Farbverbesserung von Rotweinen, jedoch wird diese Sorte heute kaum noch genutzt. Hier haben sich Cabernet Sauvignon und Merlot durchgesetzt. Die im Jahre 1950 an der University of Davis entwickelte weiße Rebsorte Emerald Riesling, einer Kreuzung zwischen Riesling und Muscadelle of California, fand nur in Israel Anklang. In den Neunzigern waren Weine aus Emerald Riesling die Absatzstärksten im israelischen Markt.

Zur gleichen Zeit fand die Boutique Winery Revolution in Israel statt. Man unterscheidet hier zwischen drei Typen: im Ausland ausgebildete Winemaker[9], Hobbywinzer, die ihre Weinproduktion zu ihrer Haupteinnahmequelle erweiterten und Traubenerzeuger, die sich entschieden haben auch die Weinerzeugung selbst in die Hand zu nehmen. Da die Boutique Wineries einen sehr guten Ruf genießen und erfolgreich im inländischen Markt sind, eröffneten auch die großen Kellereien Israels wie Carmel, Barkan und Binyamina ihre eigenen Boutiquegüter.

In den Neunzigern fand im Allgemeinen eine kulturelle Neuordnung statt, was den kulinarischen Aspekt anbelangt. Die Durchschnittsqualität der Gastronomie stieg deutlich an, es wurden zum ersten Mal Magazine und Bücher zum Thema Wein veröffentlicht. Es war auch die Zeit, in der der israelische Weinfachhandel entstand. Israelis, die durch Europa reisten, entdeckten den Wein für sich und wollten ihn auch in Israel verfügbar machen. So wurden die ersten israelischen Weinimporte ins Leben gerufen.

Nun kam das French Paradox und der verstärkte Rotweinkonsum der Alten Welt[10] mit ins Spiel und veränderte die israelische Weinwirtschaft. Vor 1990 wurden noch 70% Weißwein und 25% Rotwein konsumiert, in 2007 sind es 75% Rotwein und 20% Weißwein. (Israelisches Exportinstitut, 2008, S. 11).

Durch die rasante Entwicklung der israelischen Weinwirtschaft stand man nun vor neuen Herausforderungen, aufgrund überhöhter Neuanpflanzungen zwischen 1998 und 2002 und einer Überproduktion (ROGOV, 2005, s.8 f.). Infolgedessen haben einige Betriebe ihren Fokus stärker auf den Exportmarkt gerichtet.

2.1.2 Bedeutung des Weinsektors für die israelische Landwirtschaft

Laut der Daten des israelischen Außenministeriums lag im Jahr 2000 der Gesamtwert landwirtschaftlicher Erzeugnisse in Israel bei 3,3 Milliarden US$, davon wurden 20%

exportiert, was einem Wert von 660 Millionen US$ entspricht. Außerdem wächst der israelische Landwirtschaftssektor stetig. Im Jahr 2000 hatte er einen Anteil von 2,4% am Bruttoinlandsprodukt. Im gleichen Jahr betrug die landwirtschaftlich genutzte Gesamtfläche 420000ha. Die drei landwirtschaftlich erzeugten Hauptgüter sind Früchte (vor allem Zitrusfrüchte), Geflügel und Gemüse. Diese drei Güter machen gemeinsam etwa 60% der gesamten landwirtschaftlichen Erzeugnisse Israels aus.[11]

Im Vergleich dazu ist der Weinsektor Israels relativ klein. Die rund 4000ha Gesamtrebfläche für die Weintraubenerzeugung machen knapp 1% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche aus. Der Gesamtumsatz des israelischen Weinsektors von schätzungsweise 150 Millionen US$ im Jahr 2000 hat einen Anteil von 4,5% am Gesamtwert der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in 2000. Man kann davon ausgehen, dass der prozentuale Anteil des Weinsektors am gesamten Landwirtschaftssektor heute noch kleiner ausfällt.

2.1.3 Produktions- und Absatzförderungsinstitutionen

In Israel gibt es drei Institutionen, die im Weinbereich tätig sind (Goldfisher und Sacks, 2006, S. 20 f.):

- The Israel Wine and Grapes Board wurde 1962 gegründet und gehört zum israelischen Landwirtschaftsministerium. Dieser Ausschuss verwaltet weinbauliche Aktivitäten im Land, wie zum Beispiel Genehmigungen für Neupflanzungen, Einführung neuer Rebsorten und Klone, Forschung und computergesteuertes Kartieren israelischer Weinbauregionen. Außerdem vertritt der Ausschuss die Traubenerzeuger in Handelsbeziehungen mit den Weingütern und bietet ihnen Beratung rund um den Weinbau an. Auch die empfohlenen Traubenpreise werden hier festgelegt. Konferenzen und Kurse werden ebenfalls organisiert. Im Vorstand sitzen zu 50% Traubenerzeuger, 25% Vertreter der Weingüter und 25% berufene Amtspersonen aus Industrie, Handel, Finanzwesen und Landwirtschaft. Darüber hinaus dient der Ausschuss als neutraler Versammlungsort für Traubenerzeuger und Weingüter.
- The Israel Wine Institute wurde 1957 gegründet mit dem Ziel die Qualität israelischer Weine zu verbessern und den Export zu fördern. Im Vorstand sitzen Weinproduzenten und Amtspersonen aus Industrie, Handel, Landwirtschaft und Finanzwesen. Die primären Tätigkeitsbereiche sind Forschung und die Qualitätskontrolle von Weinen, die für den Export gedacht sind. Das bedeutet, dass israelische Weine nur dann exportiert werden dürfen, wenn sie die Richtlinien des Institutes erfüllen.
- The Israel Export Institute ist eine gemeinnützige Organisation zur Förderung israelischer Exporte. Die F&B Abteilung ist auch für den Weinbereich zuständig und vertritt die schon genannten Institutionen in Sachen Promotion und Öffentlichkeitsarbeit. Das Institut organisiert Messestände auf internationalen Weinmessen und Verkostungen weltweit in verschiedenen Großstädten.

Laut Rogov mangelt es jedoch an Koordination zwischen den Institutionen, was auch den Mangel an zuverlässigen und genauen Daten über die israelische Weinwirtschaft zur Folge hat (Rogov, 2005, S. 7).

Aus Gesprächen mit israelischen Weinerzeugern während der ProWein 2008 und laut Badler, haben diese Institutionen schwachen Einfluss auf die Branche. Vor allem was den Export anbelangt ist die Wirksamkeit sehr gering. Das liegt hauptsächlich an den unterschiedlichen kurzfristigen Interessen und Ziele der Weinproduzenten, was auch den Export betrifft. Ein wirksames Gemeinschaftsmarketing mit Hilfe dieser Institutionen ist bis jetzt nicht möglich, da nicht genug israelische Weingüter an einem Strang ziehen wollen und eigene kurzfristige Interessen verfolgen anstatt weitsichtiger zu handeln und zum Beispiel eine gemeinsame Exportstrategie auszuarbeiten (Badler, 2006, S. 40 f.).

Trotzdem ist ein Trend in Richtung Gemeinschaftsmarketing zu erkennen, was nicht nur durch den ersten israelischen Gemeinschaftsstand auf der ProWein 2008 bewiesen wurde, der durch die Initiative von sechs Weingütern und mit Hilfe des israelischen Exportinstitutes zustande kam. Eine Initiative Namens „Handcrafted Wines of Israel“ bildet ein Konsortium aus zehn israelischen Premium-Weingütern, welches im Februar 2004 ins Leben gerufen und auf der Vinitaly[12] auf internationaler Ebene vorgestellt wurde. Ziel dieser Initiative ist es, Israels Image als ein Premiumwein produzierendes Land zu fördern. Die Umsetzung dieses Projektes lief jedoch durch die Carmel Winery, Israels größter Kellerei, und nicht durch die beschriebenen Institutionen (Preker, 2007).

2.1.4 Weinrecht in Israel

Laut Aussagen des Israel Wine Institute, basiert das israelische Weinrecht auf europäischer Gesetzgebung. Was jedoch Israel von anderen Weinbauländern unterscheidet, sind zusätzlich die Gesetze der Kaschrut (Kapitel 2.1.5). Im Gegensatz zum Weinrecht müssen diese aber nicht von jedem Betrieb angewendet werden, die Entscheidung hierfür ist grundsätzlich freiwillig.

Allgemein ist das israelische Weinrecht weniger einschränkend als beispielsweise das deutsche Weinrecht. Im Gegensatz zur Alten Welt gibt es in Israel keine Qualitätsstufen. Oft stammen die Trauben für einen Wein aus verschiedenen Anbaugebieten und nicht wie bei einem deutschen QbA aus einem einzigen bestimmten Anbaugebiet. Wenn also ein israelischer Wein in den deutschen Markt kommt, kann er weinrechtlich nicht als Qualitätswein bezeichnet werden.

2.1.5 Kaschrut und koscherer Wein

Ein unabdingbarer Aspekt für gläubige Juden ist der koschere Status ihrer Lebensmittel. Da Israel das Land mit der weltweit höchsten Dichte an jüdischer Bevölkerung ist (Auswärtiges Amt, 2007), spielt die Kaschrut eine der bedeutendsten Rollen für die Lebensmittelbranche des Landes. somit hat die sicherstellung der Kaschrut auch direkt Einfluss auf die inländische Weinwirtschaft.

Die Kaschrut kann wie folgt verstanden werden: für den jüdischen Konsumenten ist es ein Speisegesetz, für den jüdischen Produzenten eine Art Lebensmittelgesetz. Das hebräische Wort kaschér bedeutet übersetzt rein oder sauber. Laut der Halacha[13] bedeutet koscher in Bezug auf Lebensmittel „passend“, also geeignet zum Verzehr durch Juden. Die Ursprünge der Kaschrut liegen im Alten Testament.

Im alltäglichen Leben bedeutet das, dass es gläubigen Juden untersagt ist Krustentiere, Meerestiere ohne Schuppen und Schweinefleisch zu essen, da diese Lebensmittel als unrein gelten. Ebenfalls ist es untersagt, Milch und Fleisch zur gleichen Zeit zu verzehren. An Pessach, einem hohen jüdischen Feiertag, darf kein Chametz[14] genutzt oder verzehrt werden. Im Wein dürfen keine tierischen Produkte enthalten sein oder in der Produktion verwendet werden, das heißt Hausenblase und Speisegelatine sind als Weinbehandlungsmittel streng verboten.

Koschere Ernährung wird durch philosophische, rituelle, oder hygienische Aspekte begründet. Der koschere Status von Lebensmittel muss durch einen streng gläubigen Kaschrutaufseher (hebräisch: maschgiach kaschrut) bestätigt werden. Die

Zertifizierung (hebräisch: hechscher) von koscheren Lebensmitteln findet durch einen Rabbiner in der Region statt.

In Israel greift das bürgerliche und religiöse Recht ineinander. Grundsätzlich gilt, dass koschere Lebensmittelgeschäfte auch nur koschere Waren führen dürfen. Die großen israelischen LEH-Ketten sind verpflichtet nur koschere Lebensmittel anzubieten. Infolgedessen sind die großen Weingüter und Kellereien Israels ihrerseits verpflichtet, koschere Weine herzustellen, um diese im LEH und in anderen koscheren Läden überhaupt erst vertreiben zu können. In den koscheren Lebensmittelgeschäften findet ebenfalls eine Kontrolle statt durch Kaschrutaufseher. Diese Aufsicht ist bei größeren Geschäften eine fest angestellte Arbeitskraft (Ehrenreich, 2007; Caspary, 2007).

Kaschrutaufseher findet man auch in Restaurants, Hotels und Schlachthäusern.

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen drei verschiedenen Arten der Kaschrut. Bei Wein unterscheidet man außerdem zwischen jajin kaschér, stam jejinam und jajin nessech. Wein gilt als kaschérparwe (vgl. Tab. 3).

Tab. 3: Grade und Arten der Kaschrut

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Zusammenstellung

Jajin kaschér, koscherer Wein, wird von streng gläubigen Juden produziert, die die jüdischen Gesetze strikt befolgen. Man unterscheidet zwischen zwei Arten koscheren Weins: Die erste Variante heißt mewuschal (deutsch: “gekocht”), welche einer Hoch­Kurzzeit-Erhitzung unterzogen wurde. Dieser Wein kann von Nichtjuden eingeschenkt werden, ohne dass der Wein seinen koscheren Status verliert, sodass gläubige Juden trotzdem davon trinken können. Die zweite Variante ist lo mewuschal, also “nicht gekocht”. Dieser Wein muss von gläubigen Juden eingeschenkt werden, damit er seinen koscheren Status nicht verliert. Solange die Flasche doppelt versiegelt ist (hebräisch: chotam betoch chotam), das heißt originalverpackt durch einen Korken und einer Kapsel verschlossen, darf die Flasche von jeder Person transportiert werden ohne ihren koscheren Status zu verlieren.

Stam jejinam, Wein von ungewissem Ursprung, wird von Nichtjuden produziert. In diesem Fall ist die Bezeichnung nicht im weinbaulichen Sinne zu verstehen, es handelt sich also nicht um die Frage der Anbaugebiete, sondern um die Ungewissheit, ob der Wein für den Götzendienst hergestellt worden ist oder nicht. Stam Jejinam sollte nicht von streng gläubigen Juden getrunken werden, jedoch ist der Konsum noch gestattet, was bei Jajin nessech nicht mehr der Fall ist.

Jajin nessech, im Deutschen “Götzenwein”, ist ein nicht koscherer Wein, der von Nichtjuden produziert wurde für ihre Rituale. Dieser Wein darf nicht von streng gläubigen Juden konsumiert werden.

Der Ursprung dieser Unterscheidungen kann am Beispiel der römischen Besatzung in der Antike (vgl. Zerstörung des zweiten Tempels, Kapitel 2.1.1) festgemacht werden: um sich vor Angriffen durch die Römer zu schützen, musste darauf geachtet werden, welcher Wein getrunken worden ist, da er durch die Römer mit Giften hätte versetzt sein können. Natürlich existiert diese Ausgangssituation heute nicht mehr. Dennoch hat sich die Unterscheidung zwischen koscherem und nicht koscherem Wein als eine Art religiös-historisches Relikt bis heute durchgesetzt, vor allem weil Wein eine sehr wichtige Rolle bei jüdischen Ritualen spielt (in Anlehnung an Gabai, 2007).

Heutzutage taucht diese Problematik vor allem in der Gastronomie und bei Verkostungen auf, wenn die ausschenkende Person nichtjüdisch und der Gast streng gläubiger Jude ist. In dem Fall muss die Weinflasche vom Gast geöffnet und der Wein von ihm persönlich eingeschenkt werden. Jedoch sei deutlich erwähnt, dass solche Maßnahmen nur nötig sind, wenn es sich um streng gläubige, also orthodoxe Juden handelt.

Bei der Herstellung von koscherem Wein gibt es an sich keine Unterschiede zur konventionellen Herstellung von Wein. Wie auch in anderen Weingütern der Welt, spielt die Sauberkeit eine wichtige Rolle (kaschér = „rein“). Einige Regeln der Kaschrut ähneln sogar dem deutschen Weinrecht (vgl. Orla, Kalai hakerem). Die meisten Regeln beziehen sich auf die Traubenerzeugung und nur wenige auf die Weinerzeugung. Es müssen sieben Regeln beachtet werden, damit der Wein als koscher zertifiziert werden kann:

- Orla, „Unkoscheres“: die Lese darf erst dann stattfinden, wenn die Reben mindestens vier Jahre alt sind.
- Kalai Hakerem, „unreine Rebfläche“: es ist untersagt, andere Früchte oder Gemüse in den Rebflächen anzubauen. Verschiedene Arten der Begrünung sind jedoch erlaubt.
- Schnat Schmita, das Brachejahr: am Schabbatjahr (jedes siebte Jahr) sind Arbeiten an der Rebe, wie Rebschnitt und Laubarbeiten, auf ein Minimum zu reduzieren. In manchen koscheren Weingütern findet gar keine Lese statt. An diesem aus religiöser Sicht wichtigen Jahr sind die Traubenerzeuger verpflichtet, die Reben regenerieren zu lassen. Weine aus Jahrgängen, die gleichzeitig ein Schabbatjahr waren, haben einen sehr hohen religiösen Stellenwert. Reste eines solchen Weines dürfen erst dann weg geschüttet werden, wenn sie zu Essig geworden sind.
- Der koschere Status der technischen Ausrüstung und der Behältnisse, die bei der Lese, der Weinbereitung und der Abfüllung gebraucht werden, muss sichergestellt sein. Dazu wird einfach eine gründliche Reinigung durchgeführt.
- Von der Traubenannahme an, dürfen nur Schomrej Schabbat, streng gläubige Juden, mit den Gerätschaften im Keller in Kontakt kommen. Die meisten israelischen Kellermeister sind keine streng gläubigen Juden und dürfen mit den Gerätschaften nicht in Kontakt kommen. Aus diesem Grund wird der Kellermeister von streng gläubigen Mitarbeitern und dem Kaschrutaufseher assistiert.

- Alle Weinbehandlungsmittel müssen als koscher zertifiziert sein. Wie bereits erwähnt, dürfen bei der Weinbereitung keine tierischen Mittel verwendet werden. Eine Ausnahme bilden dabei Eiweiße, die aus Eiern stammen, da diese als parwe gelten. Eiweiße, die von Milch stammen, sind nicht erlaubt.

Da der Keller selbst das ganze Jahr lang den Status „koscher für Pessach“ haben muss, dürfen keine Produkte die Chametz enthalten in den Kellerbereich mitgeführt werden. Aus diesem Grund ist die Mitnahme von Lebensmitteln in den Kellerbereich, abgesehen von Wasser, in den meisten koscheren Weingütern nicht gestattet.

- Truma wema’aser: in der Antike spendeten Weingüter 10% ihrer Produktion (ma’aser = ein Zehntel, eine Art Steuer) an die hohen Priester des Tempels, die wiederum ein Zehntel davon an Arme spendeten (Ma’aser Min Ha’ma’aser). Bis heute wird dieses eine Prozent der Gesamtproduktion von koscheren Weingütern weg geschüttet, als symbolische Spende. Es wird für kostenfreie Verkostungen oder als Traubensaft für die minderjährigen Besucher des Weinguts verwendet. (Rogov, 2005, S. 23; Gabai, 2007)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Gabai (2007)

2.1.6 Weinbau und Anbaugebiete in Israel

Weinbau in Israel

In den meisten Fällen findet die Traubenerzeugung in so genannten Kibbuzim statt, die vor allem landwirtschaftliche Güter produzieren.

“Als Kibbuzim (,s'n',p) (pl.) bezeichnet man ländliche Kollektivsiedlungen in Israel mit
gemeinsamem Eigentum und basisdemokratischen Strukturen. "[15]

Die Rebflächen sind im Besitz der Kibbuzim und werden von den ansässigen Traubenerzeugern bewirtschaftet. Diese haben zum Teil langfristige Verträge mit den Weingütern, welche die Trauben abkaufen. Auf diesem Wege wird in Israel der Großteil der für Wein bestimmten Trauben hergestellt. Weinproduzent und Traubenerzeuger sind also grundsätzlich voneinander unabhängig. in einigen Fällen gibt das Weingut selbst den Traubenerzeugern weinbauliche Bestimmungen vor, um die gewünschte Traubenqualität zu erhalten (Vaadia 2007). Aber auch die typische Genossenschaftsform, bei der das Weingut den Traubenerzeugern gehört, kommt in Israel vor. Hierzu zählen Carmel Winery und Golan Heights Winery.

Anbaugebiete in Israel

Zwischen dem dreißigsten und fünfzigsten Breitengrad liegt die ideale Zone für Weinbau (Schultz, 2006, S. 1). Israel liegt im südlichsten Bereich dieser Zone. Obwohl Israel gerade mal eine Landesfläche von 20766km2 hat (Auswärtiges Amt, 2007), herrschen unterschiedlichste Mikroklimata. Der Grund dafür ist die lange Nord-Süd­Achse des Landes, ähnlich wie bei den Weinbauländern Chile, Italien und Kalifornien (Rogov, 2005, S.10).

Im Folgenden werden die fünf Weinbauregionen Israels beschrieben:

- Galiläa liegt ganz im Norden Israels an der Libanongrenze und macht 38% von Israels Gesamtrebfläche aus. Die Golanhöhen gelten weinrechtlich als Unterregion von Galiläa, liegen östlich davon und reichen bis an die syrische Grenze. Diese zwei Regionen gelten als beste Anbaugebiete Israels. Mit Höhenlagen von 400 bis zu 1200 Metern über dem Meeresspiegel, herrschen dort kühle und trockene Winde mit hohen Tag-Nacht-Temperaturschwankungen und Schneefall im Winter. Die jährlichen Niederschläge schwanken zwischen 450 und 1000 Millimeter, wobei von der Blüte an bis zur Fruchtreife praktisch kein Niederschlag vorkommt.

Das obere Galiläa ist bergig mit schweren und steinigen Böden, vor allem Terra Rossa und Kalkstein kommen vor. Die höchsten Lagen erreichen 700 Meter über dem Meeresspiegel.

Die Golanhöhen liegen auf einem vulkanischen Plateau, somit herrschen Basalt und Tuffstein vor. Die höchste Lage, Odem, liegt im Norden der Golanhöhen und erreicht 1200 Meter über dem Meeresspiegel. Kühle, trockene Winde vom schneebedeckten Berg Hermon erreichen die Golanhöhen.

- Samaria liegt südlich von Haifa, zieht sich von der Mittelmeerküste östlich über das Carmel-Gebirge ins Landesinnere und macht 16% von Israels Gesamtrebfläche aus. In Samaria befinden sich auch die Weinbaustädte Zikhron Ya’akov und Binyamina. Diese Region hat mittelschwere Böden und ein mediterranes Klima mit warmen und zum Teil feuchten Sommern und feuchten Wintern.
- Samson ist die zentrale Küstenebene Israels, reicht von der Küste bis zum judäischen Vorgebirge und macht 34% von Israels Gesamtrebfläche aus. In Samson befindet sich die Stadt Rishon Le Zion. Die Böden bestehen aus Kalkstein und Lehm. Es herrscht dort mediterranes Küstenklima, das heißt heißfeuchte Sommer und milde Winter, was nicht ideal ist für den Weinbau. Für lange Zeit galt Samson als größtes Weinbaugebiet Israels. Aufgrund von verstärkten Neupflanzungen in Galiläa wegen der besseren Traubenqualität und stetigem Rückgang der Rebfläche in Samson, ist diese Region seit 2006 auf Rang Zwei.
- Das judäische Bergland liegt südlich von Samaria, östlich von Samson und macht 8% von Israels Gesamtrebfläche aus. In dieser Region liegt Jerusalem. Die Böden sind dünn, kalkhaltig und steinig. Das Klima ist kühl-mediterran, aufgrund der Höhe der Region, die bis zu 800 Meter über dem Meeresspiegel erreicht, mit Schneefall im Winter.
- Durch computergesteuerte Bewässerungsanlagen ist sogar in der Wüste Negev Weinbau möglich. Sie macht 4% von Israels Gesamtrebfläche aus. Der Negev ist in zwei Unterregionen eingelteilt: Ramat Arad mit 600 bis 700 Meter über dem Meeresspiegel und der südliche Negev mit Mitzpe Ramon. Es herrscht semiarides bis arides Klima mit sehr starken Tag-Nacht­Temperaturschwankungen. (Rogov, 2005, S. 12 f.; Goldfisher und Sacks, 2006, S. 23; Israelisches Exportinstitut, 2008, S. 15)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Gebietskarte Israel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1.7 Der Weinmarkt in Israel

Aus eigenen Recherchen und Gesprächen mit Fachleuten aus Israel wurde deutlich, dass es nur wenig und zum Teil sehr ungenaue Informationen zur israelischen Weinwirtschaft gibt. Daher sollten die folgenden Angaben nur zum Verständnis der ungefähren Größenverhältnisse dienen.

Laut dem israelischen Exportinstitut lag 2007 Israels Gesamterntemenge an Weintrauben bei 42 156 Tonnen[16]. Das sind umgerechnet rund 31,6 Millionen Liter Wein, geht man von einer durchschnittlichen Ausbeute von 75% aus, bzw. 42,1 Millionen 0,75l-Flaschen Wein. 2007 wurden rund 70% rote und 30% weiße Weintrauben geerntet. Laut Rogov wurden im Jahr 2005 etwa 36 Millionen Flaschen Wein produziert (Rogov, 2005, S. 7), trotz höherer Ernte laut dem israelischen Exportinstitut (vgl. Abb. 3). Der jährliche pro Kopf Verbrauch in Israel liegt bei schätzungsweise vier Liter. Es werden 75% Rotwein und 20% Weißwein konsumiert. Die restlichen 5% verteilen sich auf Roséwein und Schaumwein. Die Umsätze des israelischen Weinmarktes lagen bei 175 Millionen US$ im Jahr 2007 (Israelisches Exportinstitut, 2008, S. 11).

Der Hauptabsatz von Weinen findet in Israel im LEH statt, gefolgt vom Direktbezug, Fachhandel und Gastronomie. Vier israelische Weinmarken dominieren den inländischen Markt: an erster Stelle sind Yarden (Mount Hermon Red[17] ) und Gamia von Golan Heights Winery, gefolgt von Vineyards Selected und Private Collection von Carmel. An dritter Stelle sind Weine der Binyamina Winery (Ehrenreich, 2007).

2.1.7.1 Entwicklung der jährlichen Weinproduktion

Abb. 3: Israels Jahresernten von Weintrauben 1975-2007 in Tonnen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Israelisches Exportinstitut, 2008, S. 5

Abgesehen von dem Einschnitt im Jahr 1995 und der hohen Erntemenge in 2004 sind die jährlichen Ernten im Schnitt gleich bleibend. Weder ein eindeutiger Aufwärts- noch ein klarer Abwärtstrend sind zu erkennen. Die durchschnittliche Jahresernte hat sich seit 2001 bei ungefähr 45 000 Tonnen eingependelt.

2.1.7.2 Lagerbestand

Laut Aussagen des Israel Wine Institute wird der nationale Lagerbestand Israels nicht statistisch erfasst. somit liegen hierfür keine Zahlen vor.

2.1.7.3 Außenhandel mit Wein in Israel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Umsatzentwicklung des israelischen Weinexports in Mio. US$ von 2001 bis 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Israelisches Exportinstitut, 2008, S. 12

In den letzten Jahren ist eine klare und konstante Umsatzsteigerung im Weinexport zu verzeichnen. 2001 lag der Umsatzwert noch bei 8,1 Millionen US$. 2007 hatte er sich fast verdreifacht und lag bei 21,1 Millionen US$. Es wird ausschließlich Flaschenwein exportiert, aufgrund der geringen vorhandenen Mengen und relativ hohen Durchschnittpreisen. Die Hauptabnehmer in 2007 waren die USA mit 55% und westeuropäische Länder mit 35%. Hier ist Frankreich an erster Stelle, gefolgt von Großbritannien und Deutschland. An fünfter Stelle liegt Kanada. Die restlichen 10% verteilen sich auf 30 weitere Länder. Es werden hauptsächlich trockene Weine exportiert, vor allem Rotwein. Die exportierten Mengen an süßem Kidduschwein gehen seit Jahren zurück und sind heute unbedeutend. Die drei großen Kellereien Israels, die 65% des Gesamtweinexports ausmachen, sind Carmel, Barkan und Golan Heights Winery.

2007 machten die Weinimporte 20% des gesamten Weinmarktumsatzes Israels aus, umgerechnet 35 Millionen US$. Die drei Hauptländer, aus denen die Importe stammen, sind Frankreich, Italien und Chile[18] (Israelisches Exportinstitut, 2008, S. 12 ff.).

2.1.7.4 Weinverbrauch in Israel

2007 machten einheimische Erzeugnisse 80% des gesamten Weinmarktumsatzes Israels aus. Daraus lässt sich schließen, dass der Hauptteil der in Israel konsumierten Weine aus dem eigenen Land stammt. Laut dem israelischen Exportinstitut hat sich der pro Kopf Verbrauch kaum verändert seit 1990. Damals lag er schätzungsweise bei 3,5 Litern und 2007 lag er bei 4 Litern. Hierzu werden aber in verschiedenen Quellen unterschiedlichste Werte angegeben. Laut der OIV lag er 2004 bei gerade mal 1,1 Litern (OIV Kataloge, 2004, S. 44), laut Badler liegt er 2006 bei 6 Litern (Badler, 2007, S. 4). Aufgrund der gegenwärtigen kulturellen Neuordnung seit den Neunzigern (vgl. Kapitel 2.1.1) ist davon auszugehen, dass heute der pro Kopf Verbrauch zwischen 4-6 Litern schwankt und tendenziell steigt.

Statistiken zum Konsumverhalten in Israel gibt es nicht. Laut Ehrenreich (2007) gibt es im Jahr zwei Verkaufsspitzen in Israel, an denen rund 50% des Gesamtweinabsatzes stattfinden. Diese sind an den hohen Feiertagen von Pessach und am jüdischen Neujahr. Juden nordafrikanischen Ursprungs trinken am Neujahr vor allem Weißwein, welcher im symbolischen Sinne ein „neues weißes Jahr“ bringen soll.

2.1.8 Weintourismus in Israel

Die Bedeutung des Tourismus wird durch die israelische Weinwirtschaft keinesfalls unterschätzt, sondern gefördert. Es existieren vorgeplante Weinrouten durch die verschiedenen Regionen, die unter anderem in Weinführern und Tourist Centers zu finden sind. Diese Touren können sowohl unabhängig als auch geführt gemacht werden.

Die meisten Weingüter bieten geführte Weingutstouren an, die in verschiedenen Sprachen gehalten werden können. Die größeren Weingüter haben organisierte Besucherzentren mit festen Öffnungszeiten und großen Aufnahmekapazitäten. In manchen befinden sich sogar hausinterne Weinbars oder Restaurants. In einigen Fällen findet auch eine Zusammenarbeit mit den Kibbuzim der Region statt, die sowohl Schlafplätze anbieten können als auch weitere touristische Attraktionen im und um das Kibbuz herum.[19]

Der Großteil der Touristen ist aus den USA, gefolgt von Frankreich und weiteren westeuropäischen Ländern.

Im Vergleich zu anderen Weinbauländern der Welt, spielt der Weintourismus vor allem für Israel eine sehr wichtige Rolle. In einem Land, das aufgrund von oft einseitigen Medienberichten vielmehr für Konflikte, Krieg und Terror bekannt ist als für Lebensfreude und guten Wein, hilft der Weintourismus ein differenzierteres Bild in den Köpfen der Menschen zu schaffen. Er zeigt auf, dass trotz den politischen Rahmenbedingungen Normalität in diesem Land herrscht.

2.2 Der Sekt- und Weinmarkt in Deutschland

Dieser Teil der Thesis dient dazu, einen Überblick zu schaffen von Angebot und Nachfrage im deutschen Weinmarkt. Der Großteil der Daten und ein Teil der Abbildungen stammen aus den Marktforschungsbriefen, die von dem deutschen Weininstitut in Zusammenarbeit mit der Forschungsanstalt Geisenheim erstellt worden sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: DWI (2007a) S. 2; 1) Wirtschaftsjahre 1.9.-31.8.; 2) ab 1991 einschließlich der neuen Bundesländer; 3) ab der Periode 00/01 erstreckt sich das Weinwirtschaftsjahr vom 1.8. - 31.7.

Die Werte aus Abb. 5 basieren auf Daten der Weinmarktbilanz des deutschen Weinbauverbandes, des Statistischen Bundesamtes und auf Berechnungen durch das Fachgebiet Betriebswirtschaft und Marktforschung der Forschungsanstalt Geisenheim. Wein und Sekt werden in Abb. 5 als Einheit betrachtet. Am Weinverbrauch lässt sich ein Wachstum des Weinmarktes erkennen. Dementsprechend sind die Importwerte trotz leichten Schwankungen relativ konstant gestiegen. Die Exportwerte liegen um die 3 Mio. hl. Die Lagerbestände sind seit 2000/2001 stark zurückgegangen. An den letzten drei Jahrzehnten lässt sich erkennen, dass die jährliche Weinproduktion sich im Laufe der Zeit immer mehr stabilisiert hat und die Mengenschwankungen viel schwächer geworden sind. In 2006 lag die deutsche Weinproduktion bei ungefähr 9 Mio. hl.

2.2.1 Die Weinerzeugung in Deutschland

Weinrechtlich gesehen, gibt es dreizehn bestimmte Anbaugebiete in Deutschland. Abgesehen von Saale-Unstrut und Sachsen liegen die anderen elf Anbaugebiete im Süden/Südwesten Deutschlands. Diese sind in alphabethischer Ordnung: Ahr, Baden, Franken, Hessische Bergstrasse, Mittelrhein, Mosel-Saar-Ruwer, Nahe, Pfalz, Rheingau, Rheinhessen und Württemberg. (Bärmann et al., 2004, S. 16 f.)

In Abb. 5 lässt sich erkennen, dass im Jahre 1982/1983 die deutsche Weinerzeugung ihren Höchststand hatte mit knapp 16 Mio. hl und im Jahre 1980/1981 mit ungefähr 5 Mio. hl ihren Tiefststand. So heftige Schwankungen gab es nicht mehr und in den letzten acht Jahren stabilisierten sich die Werte. Heute produziert Deutschland im Schnitt ungefähr 10 Mio. hl Wein pro Jahr.

Deutschland ist als Weißweinland bekannt. In Abb. 6 lässt sich jedoch ein klarer Wandel der Verhältnisse zwischen roten und weißen Rebsorten erkennen. Während es 1975 noch einen Anteil von 12,4% roten und 87,6% weißen Rebsorten gab, sind es im Jahre 2006 schon 36,9% rote und 63,1% weiße Rebsorten. Das heißt der Anteil roter Rebsorten wird kontinuierlich größer, während der Anteil weißer Rebsorten stetig kleiner wird. Dieser Trend ist die Reaktion der Weinproduzenten auf die veränderte Nachfrage, nämlich die immer stärkere Verlagerung der Verbraucherpräferenzen in Richtung Rotwein. Trotzdem scheint dieser Trend an Schwung zu verlieren. Seit 2004 scheinen die Anteile sich zu stabilisieren. Deutschland hat heute etwa eine Rebfläche von 100 000ha für Weinerzeugung.

Abb. 6: Entwicklung der bestockten Rebflächen nach Rebsorten 1975-2006 in Deutschland in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigenes Diagramm erstellt aus Daten des DWI, 2008a, S. 8, Übersicht 4

2.2.2 Lagerbestand

Seit 2000/2001 nimmt der Lagerbestand in Deutschland stetig ab. Im Jahr 2006/2007 wurde sogar der niedrigste Wert seit über 20 Jahren erreicht, knapp unter 13 Mio. hl. Diese Entwicklung ist auf unterdurchschnittliche Erntemengen der letzten Jahre zurückzuführen, aber auch auf den ansteigenden Konsum (DWI, 2008b, S. 2). Bleiben in Zukunft die Lagerbestände so gering, könnten als Folge verstärkte Preisschwankungen auftreten (Rosário, 2002, S. 51).

2.2.3 Weinexporte

Seit 1985 liegen die Exportmengen zwischen zwei und drei Millionen Hektoliter. Es sind keine gravierenden Ab- oder Zunahmen zu verzeichnen. Betrachtet man den Zeitraum 1975 bis 2006, so wurde im Jahr 2006 nicht nur die höchste Menge an Wein exportiert (2,9 Mio. hl), es wurde auch der beste Wert erzielt (561 Mio.€), umgerechnet 193€/hl. Davon waren 82,8% Flaschenwein und 17,2% Fassware. Der niedrigste Wert war im Jahre 1993, an dem nur 114€ pro Hektoliter erzielt worden sind. (DWI, 2008a, S. 16, Übersicht 16/17; vorläufige Jahresdaten)

Tab. 4: Die Top 5 Abnehmer deutscher Weine 2005

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: DWI, 2008a, S. 18, Übersicht 19

Der Großteil der Exporte geht nach Großbritannien. Die höchsten Erlöse pro Hektoliter werden in Japan und den USA erzielt. Man kann davon ausgehen, dass in Zukunft der nordamerikanische Markt den britischen Markt überholen wird, da der britische Markt eher gesättigt ist und der nordamerikanische Markt noch Wachstumspotential hat, aufgrund der hohen Einwohnerzahl und tendenziell steigendem pro Kopf Verbrauch.

2.2.4 Weinimporte

Während in den achtziger Jahren die in Deutschland erzeugte Weinmenge größer als die Importmenge war, übersteigt heute die Importmenge die inländische Weinproduktion (vgl. Abb. 5). Im Jahr 2006 lag die Importmenge bei 13,8 Mio. hl und der Importwert bei 1,9 Mrd. €. Ein Jahr zuvor lag die Importmenge noch bei 13,1 Mio. hl und der Importwert bei 1,8 Mrd. €. Das ergibt einen Zuwachs vom Jahr 2005 auf das Jahr 2006 sowohl bei der Importmenge (+5,5%) als auch bei dem Importwert (+7,6%) (DWI, 2008a, S. 19, Übersicht 20; vorläufige Werte).

In Kapitel 2.3 wird näher auf den deutschen Importweinmarkt eingegangen.

2.2.5 Weinverbrauch in Deutschland

Vom Wirtschaftsjahr 96/97 bis 98/99 lag der pro Kopf Verbrauch im Schnitt bei 22,7 Liter (vgl. Tab. 5). Ab der Jahrtausendwende ist der pro Kopf Verbrauch mit leichten Schwankungen durchschnittlich etwa um einen Liter angestiegen. Der Konsum an deutschen Weinen stagniert eher, während der Konsum ausländischer Weine kontinuierlich ansteigt. Der Konsum von Schaumwein geht ebenfalls zurück. Erst im Wirtschaftsjahr 05/06 ist er wieder angestiegen.

[...]


[1] 38% laut DWI (1/2007) „Anteile an den Einkaufsmengen privater Haushalte in Deutschland im Handel"

[2] 55% der Gesamtexporte gehen in die USA (Israelisches Exportinstitut, 2008, S. 14)

[3] Die ProWein ist eine der größten internationalen Weinmessen und findet jährlich in Düsseldorf statt.

[4] Schon die drei roten Hauptrebsorten Israels, Carignan, Cabernet Sauvignon und Merlot machen 54% der gesamten Erntemenge aus. (Israelisches Exportinstitut, 2008, S. 7)

[5] Dominé, 2004, S. 742

[6] „Der Erste in Zion" (eigene Übersetzung): erste größere jüdische Siedlung und heutige Stadt in Israel.

[7] Koschere, rote Süßweine für religiöse Zwecke. Auf wöchentlicher Basis dient der Kidduschwein zum feierlichen Empfang des Sabbats.

[8] Argaman ist eine Kreuzung zwischen Carignan x Souzao (Goldfisher und Sacks, 2006, S. 11); argaman bedeutet im Hebräischen „purpurn“ (eigene Übersetzung)

ein sehr großer Teil der israelischen Kellermeister waren auf der Davis Universität, haben Winzerausbildungen oder ein Weinbaustudium absolviert, vor allem in Frankreich, Italien und Spanien (Vaadia, 2007)

[10] Sammelbegriff für die europäischen Weinbaunationen Frankreich, Italien und Spanien.

[11] Quelle: offizielle Internetseite des israelischen Außenministeriums www.mfa.gov.il, „Focus on Israel: Israel’s agriculture in the 21st century"; 16.05.2008 um 13:44 Uhr

[12] Eine internationale Weinmesse, die in Italien stattfindet.

[13] Halacha: Teil über Gesetze im Talmud; nach dem Alten Testament die wichtigste Schrift der Juden.

[14] Chametz: Lebensmittel, die ein Gemisch aus Getreide, Hefe und Wasser enthalten (z.B. Brot); Begründung: weil es an Pessach um die biblische Flucht der Juden aus Ägypten handelt und davon ausgegangen wird, dass das jüdische Volk während der Wüstenwanderung kein Brot herstellen konnte.

[15] Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kibbutz; 06.04.2008 um 15:43 Uhr

[16] ln Israel findet nur eine statistische Erfassung der Erntemenge statt. Daten über die Gesamtproduktionsmenge in Liter existieren nicht.

[17] Der Endverbraucherpreis dieses Weines liegt bei 30NIS, umgerechnet 5,50€. Die erzielten Durchschnittspreise in Israel sind deutlich höher als in Deutschland, wobei der pro Kopf Verbrauch in Israel auch einen Bruchteil des deutschen pro Kopf Verbrauchs darstellt (Ehrenreich, 2007).

[18] Die chilenischen Gato Negro Weine sind sehr erfolgreich auf dem israelischen Markt im unteren Preissegment um die 20 NIS (3,50€) (Ehrenreich, 2007)

[19] Bsp.: direkt neben der Galil Mountain Winery liegt das Kibbuz Yiron, gleichzeitig auch Teilinhaber der Kellerei. Das Kibbuz hat ein internes Hotel, einen Zoo und weitere touristische Angebote.

Fin de l'extrait de 134 pages

Résumé des informations

Titre
Marktanalyse israelischer Weine in Deutschland
Université
University of Applied Sciences Wiesbaden Rüsselsheim Geisenheim  (Geisenheim)
Cours
Internationale Weinwirtschaft
Note
1,3
Auteur
Année
2008
Pages
134
N° de catalogue
V176554
ISBN (ebook)
9783640980208
ISBN (Livre)
9783640980444
Taille d'un fichier
1569 KB
Langue
allemand
Mots clés
marktanalyse, weine, deutschland, koscher, israel, wein, weinwirtschaft, geisenheim
Citation du texte
Tom Helman (Auteur), 2008, Marktanalyse israelischer Weine in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176554

Commentaires

  • Pas encore de commentaires.
Lire l'ebook
Titre: Marktanalyse israelischer Weine in Deutschland



Télécharger textes

Votre devoir / mémoire:

- Publication en tant qu'eBook et livre
- Honoraires élevés sur les ventes
- Pour vous complètement gratuit - avec ISBN
- Cela dure que 5 minutes
- Chaque œuvre trouve des lecteurs

Devenir un auteur