Fast ein halbes Jahrhundert war Carol I. in Rumänien an der Macht und prägte somit die Zeit des Imperialismus in Rumänien maßgeblich. „Günstige europäische Umstände nutzend, ist es den Rumänen […] gelungen, aus den zwei der osmanischen Oberhoheit (und vor allem dem drückenden russischen Protektorat) unterworfenen Fürstentümern ein nach den Grundsätzen der konstitutionellen Monarchieorganisiertes unabhängiges Königreich, einen von den europäischen Großmächten geschätzten und geachteten Partner zu machen.“
Unter Carol kam es in Rumänien außerdem zum wirtschaftlichen Aufschwung, was besonders an der Errichtung einer Infrastruktur und der ernormen Nutzung der Ressourcen, besonders von Eröl, lag. Der sozialen Verelendung der Bauernschaft konnten allerdings keinerlei tiefgreifende Reformen entgegengesetzt werden, was wiederum Aufstände provozierte. Zwar war die Regentschaft Carols speziell durch Modernisierung geformt, aber durch ihn machte sich Rumänien auch zu sehr vom Ausland und vor allem von ausländischem Kapital abhängig und konnte so leicht zum Spielball zwischen den Mächten mutieren.
Außenpolitisch befand sich Rumänien im Spannungsfeld der Mächte, welche jeweils auf ihren Teil Rumäniens einwirken wollten.
Rumäniens Teilhabe am Dreibund stand im völligen Gegensatz zur öffentlichen Meinung in Rumänien und wurde nicht zuletzt deshalb von den öffentlichen Seiten der beteiligten Länder geheim gehalten. Mit den Jahren kam es allerdings immer mehr zu einer Entfremdung Rumäniens zu diesem Bündnis. Ein nicht unwesentlicher Faktor war dabei die mächtige Rolle Österreich-Ungarns, von denen sich die Rumänen nicht mehr länger unterdrücken lassen wollten, wie dies vor allem in Siebenbürgen der Fall war. Die Konsequenz war, dass sich Rumänien zu Beginn des ersten Weltkrieges vom Dreibund distanzierte und zwei Jahre später sogar zu den Ententemächten wechselte.
Was Rumäniens Rolle auf dem Balkan betrifft, ist festzustellen, dass Rumänien anfangs kein großartiges Interesse an Gebieten auf dem Balkan hatte und sich deshalb zu Beginn des ersten Balkankrieges als neutral erklärte. Andererseits aber nutzte Rumänien die Chance eines Gebietsgewinnes und stieg in den zweiten Balkankrieg ein. Was letztlich auch dazu führte, dass Rumänien die Süddobrudscha zugesichert bekam und sich ohne großartig im Krieg mitzuspielen als Sieger hervorgehen konnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rumänien im historischen Kontext bis 1866
- Rumänien unter Carol I. (1866-1914)
- Rumäniens Rolle im Dreibund
- Entfremdung vom Dreibund
- Rumänien und der Balkan
- Rumäniens Position auf dem Balkan
- Die Balkankriege 1912/13
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Geschichte Rumäniens im Zeitalter des Imperialismus, insbesondere mit der innen- und außenpolitischen Entwicklung des Landes unter König Carol I. Der Fokus liegt auf der Erörterung des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs Rumäniens im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
- Die Bedeutung des Romanitätsbewusstseins für die rumänische Identität
- Die Rolle der Hohenzollern in der rumänischen Geschichte und die Erlangung der Unabhängigkeit
- Die innenpolitische Situation in Rumänien unter Carol I., einschließlich der Verabschiedung der Verfassung und der Modernisierung des Landes
- Die Beziehungen Rumäniens zu den Großmächten, insbesondere zu Österreich-Ungarn und Russland
- Die strategische Bedeutung des Balkans für Rumänien und die Rolle Rumäniens in den Balkankriegen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Forschungsfrage, die sich auf die Geschichte Rumäniens im Zeitalter des Imperialismus konzentriert, insbesondere unter der Herrschaft von König Carol I. Sie hebt die Bedeutung des Romanitätsbewusstseins für die rumänische Identität hervor und zeichnet einen Überblick über die historische Entwicklung Rumäniens bis 1866.
Rumänien im historischen Kontext bis 1866
Dieses Kapitel beleuchtet die Geschichte Rumäniens von der Besiedlung durch die Geten und Dakier bis zur Bildung der Fürstentümer Walachei, Moldau und Siebenbürgen. Es beschreibt die Einflüsse der römischen, slawischen, ungarischen und türkischen Kulturen auf die rumänische Geschichte und stellt die Herausforderungen und Konflikte heraus, denen Rumänien im 18. Jahrhundert ausgesetzt war.
Rumänien unter Carol I. (1866-1914)
Dieses Kapitel analysiert die innen- und außenpolitische Entwicklung Rumäniens unter König Carol I. Es beleuchtet die neue Verfassung, die Anerkennung der rumänischen Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich, die Modernisierung und den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes sowie die Beziehungen zu den europäischen Großmächten.
Rumänien und der Dreibund
Dieses Kapitel untersucht Rumäniens Rolle im Dreibund und die Gründe für die spätere Abwendung von diesem Bündnis. Es beleuchtet die strategischen Erwägungen und die politischen Motive Rumäniens im Kontext der europäischen Großmachtpolitik.
Rumänien und der Balkan
Dieses Kapitel erörtert Rumäniens Position auf dem Balkan, die Interessen des Landes in der Region und die Rolle Rumäniens in den Balkankriegen. Es analysiert die strategischen und politischen Ziele Rumäniens im Kontext der Balkanpolitik und die Auswirkungen der Balkankriege auf das Land.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf Themen wie die Geschichte Rumäniens im 19. und frühen 20. Jahrhundert, der Imperialismus, die Rolle der Hohenzollern, die innen- und außenpolitische Entwicklung Rumäniens, das Romanitätsbewusstsein, die rumänische Identität, die Beziehungen zu den europäischen Großmächten, insbesondere zu Österreich-Ungarn und Russland, die Balkankriege, die strategische Bedeutung des Balkans für Rumänien und die politische und gesellschaftliche Modernisierung des Landes.
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- Katja Schaffrath (Author), 2009, Rumänien im Zeitalter des Imperialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176604