Insgesamt zehn Potentaten haben nach dem Zweiten Weltkrieg die Macht an ihre Söhne weitergegeben, die Hälfte davon allein im 21. Jahrhundert. In verschiedenen Regionen der Erde stehen gegenwärtig dynastische Herrscher an der Spitze republikanischer Autokratien, darunter beispielsweise Syrien, Aserbaidschan und Singapur. Bis zum Beginn des „Arabischen Frühlings“ Ende 2010 hielten sich Spekulationen um bevorstehende dynastische Machtwechsel in Ägypten, Jemen und Libyen hartnäckig. Weitere Regime, in denen die Nachfolgefrage in absehbarer Zeit akut werden könnte, wie Äquatorialguinea und Usbekistan scheinen den „Thron“ ebenfalls in der Familie halten zu wollen. Nicht nur in der arabischen Welt ist ein Trend zur „Dynastisierung“ des Nachfolgeprozesses evident. Gleichzeitig mangelt es an wissenschaftlichen Erklärungen des Phänomens erblicher Nachfolge in nicht-monarchischen Autokratien. Die Ursachen einer erfolgreichen Übergabe der Macht sind weitgehend
unklar. Die vorliegende Arbeit soll daher im Rahmen einer qualitativen Einzelfallstudie folgende Forschungsfrage beantworten:
Wie ist die Erblichkeit der charismatischen Herrschaft Kim Il Sungs in der Demokratischen Volksrepublik Korea zu erklären?
Die determinierenden Faktoren des Machtwechsels bilden dementsprechend den Schwerpunkt der Untersuchung. Darüber hinaus soll reflektiert werden, ob Kim Il Sung nur sein Amt oder auch die damit verbundene Macht und Autorität vererbt hat. Nach Max Weber handelt es sich bei dem besagten Phänomen um einen Teil jenes allgemeinen Prozesses, den er die „Veralltäglichung des Charisma“ nennt (Weber 1972: 142). „Dieser Begriff beschreibt den Übergang von der persönlichen und willkürlichen Macht charismatischer Art zu einer unpersönlicheren Macht, die entweder auf festgeschriebene Regeln oder auf traditionelle Prinzipien gegründet ist – in jedem Fall eine Beschränkung der Willkür persönlicher Macht“ (Djaziri 2005:
112).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzeptspezifikationen und deren Anwendung auf Nordkorea
- Erbliche Nachfolge
- Autokratie, Diktatur, Totalitarismus
- Charismatische Herrschaft
- Veralltäglichung des Charismas und Post-Totalitarismus?
- Forschungsstand und Theorien
- Fallstudie Nordkorea
- Das Kronprinzen-Problem
- Eindeutige Designation
- Haltung des Militärs
- Konstitutionelle Rahmenbedingungen
- Präzedenzfall
- Alternative Erklärungen
- Ideologie und Personenkult
- Kultur und Politische Kultur
- Die Rollen Südkoreas und Chinas
- Expertenbeurteilungen
- Fazit
- Ein zweiter dynastischer Machtwechsel?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit untersucht die erbliche Nachfolge in der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK) und analysiert die Faktoren, die diese ermöglichen. Im Zentrum steht die Frage, wie die charismatische Herrschaft Kim Il Sungs an seinen Sohn Kim Jong Il weitergegeben werden konnte. Darüber hinaus wird reflektiert, ob Kim Il Sung nicht nur sein Amt, sondern auch die damit verbundene Macht und Autorität vererbt hat.
- Die erbliche Nachfolge in Nordkorea
- Die Veralltäglichung des Charismas im Kontext der nordkoreanischen Herrschaft
- Die Rolle von Ideologie, Personenkult und politischer Kultur in der Legitimierung der Dynastie
- Die Bedeutung des Militärs und der konstitutionellen Rahmenbedingungen für den Machtwechsel
- Alternative Erklärungen für die Erblichkeit der Herrschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema der dynastischen Machtübertragung in Nordkorea ein und stellt die Forschungsfrage der Arbeit vor. Sie beleuchtet die mediale Berichterstattung über die mögliche Erbfolge und die besondere Relevanz Nordkoreas als Forschungsfall.
- Kapitel 2 definiert die Kernbegriffe "Erbfolge", "Autokratie" und "charismatische Herrschaft" und beleuchtet die Anwendung dieser Konzepte auf Nordkorea.
- Kapitel 3 gibt einen Überblick über den Forschungsstand und bestehende Theorien zur Erklärung erblicher Nachfolge in modernen Autokratien.
- Kapitel 4 analysiert die konkreten Einflussfaktoren des Machtwechsels in Nordkorea, einschließlich des Kronprinzen-Problems, der eindeutigen Designation des Nachfolgers, der Haltung des Militärs, der konstitutionellen Rahmenbedingungen und der Rolle des Präzedenzfalls.
- Kapitel 5 diskutiert alternative Erklärungen für die Erbfolge, wie beispielsweise die Rolle der Ideologie, des Personenkults, der Kultur und der politischen Kultur.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen erbliche Nachfolge, charismatische Herrschaft, Autokratie, Diktatur, Personenkult, Ideologie, politische Kultur, Nordkorea, Kim Il Sung, Kim Jong Il, Militär, Konstitution, Machtwechsel, und dynastische Kontinuität.
- Quote paper
- Bachelor Patrick Rohmann (Author), 2011, DVRK - Dynastische Volksrepublik Korea?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176856