Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreichte Argentinien ein BIP pro Kopf, welches nur knapp hinter dem von Europa, Australien oder Kanada lag.1 Nach vielen Jahrzehnten politischer Fehlentscheidungen und wirtschaftlicher Unruhen wurde die Diskrepanz zwischen diesem lateinamerikanischen Land und westlichen Ländern allerdings immer größer.
Eine protektionistische Wirtschaftspolitik, die zu laxe Fiskalpolitik und eine exzessive Geldpolitik sind einige Faktoren, warum Argentinien immer wieder mit wirtschaftlichen Problemen und Hyperinflation zu kämpfen hatte. Ende der 1980er Jahre litt Argentinien enorm unter diesen ökonomischen Problemen; das Wirtschaftswachstum war negativ, die Inflation sowie die Arbeitslosenzahlen stiegen an.
Der Staat und seine Bürger waren nach vielen Jahrzehnten ökonomischer Schwierigkeiten jedoch nicht mehr gewollt diese Entwicklung weiter zu akzeptieren und so führte der da- malige Präsident Carlos Menem ein Festkurssystem, in Form eines Currency Board Systems, ein. Der argentinische Peso wurde 1:1 an den Dollar gekoppelt und musste zu 100 Prozent durch USD Reserven gedeckt sein. Das CBS mit seinen verbindlichen Regeln beendete damit die eigene Geldpolitik und es war damit nicht mehr möglich, beliebig Geld zu drucken, um Staatsausgaben zu finanzieren. Überdies liberalisierte er die Wirtschaftspolitik und privatisierte viele Staatsunternehmen.
Im Zuge dieser neuen Politik konnte Argentinien seine sehr hohe Inflation in den Griff bekommen und der Verbraucherpreisindex sank von über 3000 Prozent im Jahr 1989 auf unter 4 Prozent 1995. Zudem erlebte Argentinien in den ersten Jahren ein sehr hohes Wirtschaftswachstum und das Vertrauen der Finanzmärkte stieg zunächst. Auf der anderen Seite konnte Argentinien mithilfe dieser Maßnahmen seine Leistungsbilanzdefizite nicht in den Griff bekommen. Im Gegenteil stiegen diese in den 1990er Jahren immer weiter an. Das lag daran, dass zu Beginn des CBS die Inflationsraten noch über denen der USA lagen und somit der Peso real aufwertete und an Wettbewerbsfähigkeit einbüßte. Auch deswegen stiegen in dieser Periode trotz des hohen Wirtschaftswachstums und der liberaleren Wirtschaftspolitik die Arbeitslosenzahlen.
In diesem Kontext erhöhten sich zudem Argentiniens Staatsschulden in den 1990er Jah- ren von knapp 30 Prozent auf über 50 Prozent. Diese Entwicklung wurde von einigen Ökonomen als nicht nachhaltig angesehen und somit als Hauptargument für die wirtschaftliche Krise von 2001/02 genannt. .....
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Verschiedene Wechselkursregime und asymmetrische Probleme
- 2.1 Feste Wechselkurse
- 2.2 Das Currency Board System
- 2.3 Theoretischer Hintergrund – das Zinsparitätentheorem
- 2.4 Exkurs: Die Wechselkurskrise des EWS in den Jahren 1992/93
- 2.5 Flexible Wechselkurse
- 3. Der Weg in die Krise Argentiniens anhand von Politikentscheidungen und adversen Schocks
- 3.1 Der Konvertibilitätsplan 1991
- 3.2 Die Mexikokrise 1994/95 und deren Folgen
- 3.3 Infragestellung des CBS
- 3.4 Weitere Krisen in Entwicklungsländern zwischen 1996 und 1999
- 3.5 Die Krisenjahre 2000-2002
- 4. Strukturelle Ursachen der Krise
- 4.1 Die Fiskalpolitik
- 4.2 Die Reform der Rentenversicherung
- 4.3 Das Finanzsystem
- 4.4 Der Arbeitsmarkt
- 4.5 Die Sparquote
- 5. Die Rolle des IMF
- 6. Der Weg aus der Krise
- 6.1 Die wirtschaftliche Entwicklung ab 2002
- 6.2 Lehren aus der argentinischen Krise
- 6.3 Lehren für den IMF
- 7. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die wirtschaftliche Krise Argentiniens in den Jahren 2001/02. Sie untersucht die Ursachen, den Verlauf und die Konsequenzen dieser Krise. Die Arbeit konzentriert sich auf die Rolle der Politikentscheidungen und der adversen Schocks, die zu dieser Krise geführt haben.
- Die Rolle des Currency Board Systems und seiner Auswirkungen auf die argentinische Wirtschaft
- Die strukturellen Ursachen der Krise, wie Fiskalpolitik, Rentenreform, das Finanzsystem, der Arbeitsmarkt und die Sparquote
- Die Folgen der Krise für die argentinische Wirtschaft und die Rolle des Internationalen Währungsfonds (IMF)
- Die Lehren aus der argentinischen Krise für die Wirtschaftspolitik und die internationale Finanzarchitektur
- Der Weg Argentiniens aus der Krise und die wirtschaftliche Entwicklung ab 2002.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Geschichte der argentinischen Wirtschaft und führt in das Thema der Arbeit ein. Kapitel 2 befasst sich mit verschiedenen Wechselkursregimen und ihren Vor- und Nachteilen. Dabei werden die Besonderheiten des Currency Board Systems (CBS) und seine Auswirkungen auf die argentinische Wirtschaft beleuchtet.
Kapitel 3 analysiert den Weg Argentiniens in die Krise anhand von Politikentscheidungen und adversen Schocks. Hierbei werden insbesondere der Konvertibilitätsplan von 1991, die Mexikokrise von 1994/95, die Infragestellung des CBS und weitere Krisen in Entwicklungsländern zwischen 1996 und 1999 untersucht.
Kapitel 4 beleuchtet die strukturellen Ursachen der Krise. Die Fiskalpolitik, die Rentenreform, das Finanzsystem, der Arbeitsmarkt und die Sparquote werden als wesentliche Faktoren für die Entstehung der Krise analysiert.
Kapitel 5 untersucht die Rolle des Internationalen Währungsfonds (IMF) während der argentinischen Krise.
Schlüsselwörter
Argentinien, Wirtschaftliche Krise, Currency Board System, Konvertibilitätsplan, Mexikokrise, Fiskalpolitik, Rentenreform, Finanzsystem, Arbeitsmarkt, Sparquote, IMF, Internationale Finanzarchitektur, Wirtschaftswachstum, Inflation, Wechselkurs, Leistungsbilanz, Schulden, Arbeitslosigkeit.
- Quote paper
- Master of Arts Lukas Brinkmann (Author), 2011, Die wirtschaftliche Krise Argentiniens in den Jahren 2001/02 – Ursachen, Verlauf und Konsequenzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176894