Einleitung 1
I. Industriereportagen (1964-1966) 6
1. Wallraffs Weg zur Literatur 6
2. Wallraff als Teilnehmender Beobachter 8
3. Das Analysemodell 11
4. „Am Fließband“: Die Funktion der SIES 13
II. 13 unerwünschte Reportagen (1967-1968) 18
1. Grundzüge zur Entstehung der Studentenbewegung 18
2. Die Umfunktionierung der Literatur: Wallraffs Berührungen mit der Studentenbewegung 20
3. „Asyl ohne Rückfahrkarte“ 23
4. Sauberes Berlin (Juli 1967) 28
Statt eines Fazits: Ein soziologisch-literaturwissenschaftlicher Deutungsversuch 34
Literaturauswahl 39
Einleitung
„(...) mancher marxistisch berührte Dichter pflegt zu meinen, er sei durch die Kälte dieser Berührung behindert. Das Innen kommt nicht gut dabei weg, das Gefühl und die sorgsame Lust, es zu sagen, werden nicht immer zur Kenntnis genommen. Jede Blume gilt dann als Lüge (...) Marx, sagen die derart Verhinderten, habe ihnen das gute Gewissen des Erfindens geraubt (...)“ (Ernst Bloch, Paris 1935)
Ernst Bloch thematisiert hier das angeblich antipodische Verhältnis zwischen einem dem Marxismus nahestehenden Schriftsteller und seiner, aus dieser ideologischen Gesinnung heraus resultierenden, Abkehr von seiner „Innerlichkeit“. Obwohl sich Blochs Diagnose auf einige Schriftsteller des Bundes Proletarisch Revolutionärer Schriftsteller (BPRS) bezieht – der 1928 in der Weimarer Republik gegründet wurde – scheint dieses Phänomen im Zuge der Studenten- bewegung der 1960er Jahre in der BRD eine Renaissance zu erleben.
Im Zentrum der vorliegenden Untersuchung steht die Literatur des Schriftstellers Günter Wallraff. Die literarische Entwicklung Wall- raffs in den 1960er Jahren ist geprägt von einer Dispensation an einen subjektiven zugunsten eines scheinbaren objektiven Schreibstils. Inwieweit diese, mit Bloch, „Abkehr von der Innerlichkeit“ durch die Berührung mit Marx ausgelöst wurde, wäre noch zu diskutieren. Auf den ersten Blick jedenfalls gibt es für diese These einige Anhaltspunkte. Denn Wallraffs 1966 erschienenes Debüt „Wir brauchen dich – Als Arbeiter in deutschen Industriebetrieben“ (Industriereportagen) war, im Gegensatz zu seinem zweiten Buch, noch nicht von diesem Kontakt gekennzeichnet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Industriereportagen (1964-1966)
- 1. Wallraffs Weg zur Literatur
- 2. Wallraff als Teilnehmender Beobachter
- 3. Das Analysemodell
- 4. ,,Am Flieẞband“: Die Funktion der SIES.
- II. 13 unerwünschte Reportagen (1967-1968)
- 1. Grundzüge zur Entstehung der Studentenbewegung.
- 2. Die Umfunktionierung der Literatur: Wallraffs Berührungen mit der Studentenbewegung
- 3. ,,Asyl ohne Rückfahrkarte"
- 4. Sauberes Berlin (Juli 1967)
- Statt eines Fazits: Ein soziologisch-literaturwissenschaftlicher Deutungsversuch
- Literaturauswahl
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit der literarischen Entwicklung Günter Wallraffs in den 1960er Jahren im Kontext der Studentenbewegung. Sie analysiert, inwieweit Wallraffs Schreibstil von einer vermeintlichen Abkehr von der „Innerlichkeit“ geprägt ist und wie diese Entwicklung durch die Begegnung mit dem Marxismus beeinflusst wurde. Das Augenmerk liegt auf dem Vergleich seiner ersten beiden Werke „Industriereportagen“ und „13 unerwünschte Reportagen“ und deren Verhältnis zur Studentenbewegung.
- Die literarische Entwicklung Günter Wallraffs in den 1960er Jahren
- Der Einfluss der Studentenbewegung auf Wallraffs Schreibstil
- Die Rolle des Marxismus in Wallraffs Werk
- Der Vergleich von „Industriereportagen“ und „13 unerwünschte Reportagen“
- Die Entwicklung der „Dokumentarliteratur“ in der Studentenbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Untersuchung ein und beleuchtet die Frage, inwieweit die Berührung mit dem Marxismus zu einer „Abkehr von der Innerlichkeit“ bei Schriftstellern führen kann. Wallraffs „Industriereportagen“ werden als Ausgangspunkt für die Analyse seiner literarischen Entwicklung vorgestellt.
Kapitel I befasst sich mit den „Industriereportagen“ (1964-1966). Es werden Wallraffs Weg zur Literatur, seine Rolle als teilnehmender Beobachter und das von ihm angewandte Analysemodell vorgestellt. Das Kapitel analysiert die Funktion der „SIES“ in Wallraffs Werk.
Kapitel II untersucht die „13 unerwünschten Reportagen“ (1967-1968) im Kontext der Studentenbewegung. Es beleuchtet die Entstehung der Studentenbewegung, die Umfunktionierung der Literatur und Wallraffs Berührungen mit der Studentenbewegung. Des Weiteren werden die Reportagen „Asyl ohne Rückfahrkarte“ und „Sauberes Berlin“ im Detail analysiert.
Schlüsselwörter
Günter Wallraff, Studentenbewegung, Dokumentarliteratur, „Industriereportagen“, „13 unerwünschte Reportagen“, Marxismus, Innerlichkeit, Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS), Gruppe 47, Faktographie, „Dingästhetik“
- Citation du texte
- Nico Grönke (Auteur), 2010, Günter Wallraffs literarische Entwicklung im Kontext der Studentenbewegung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176910