Roberto Arlts Roman Die sieben Irren aus dem Jahre 1929 vermag noch heute seine Leser zu fesseln. Angesichts der langen Zeit, die seit damals vergangen ist und der Tatsache, dass das Buch ein Produkt der Auseinandersetzung mit der argentinischen Gesellschaft darstellt, drängt sich daher die Vermutung auf, dass sich die Geschichte durch gewisse zeitlose oder zumindest langwährende Elemente auszeichnet, die auch heute noch von Relevanz für den Leser sind. Bei einer näheren Betrachtung fällt auf, dass beispielsweise die enge Verbindung zum Werk Fjodor Dostojewskis oder die Qualität Erdosains als existenzialistischer Held solche Elemente darstellen. Diese Arbeit wird sich jedoch einem anderen Aspekt widmen, nämlich der politischen Aussagekraft des Buches, die sich auch bei einer heutigen Lektüre noch klar erschließt. Der Roman ist in dieser Hinsicht sogar besonders aktuell, da er nicht nur Einsichten in die politischen Ideologien bietet, die das letzte Jahrhundert in Europa geprägt haben und noch in die Gegenwart nachwirken, sondern auch Erkenntnisse über die Verwerfungen des neuen Jahrtausends liefert, wie Werteverlust, Desinformation, die Macht der Medien und den gewaltförmigen Nihilismus, der am 11. September zum Ausdruck gekommen ist. In dieser Untersuchung soll also der Versuch unternommen werden, aufzuzeigen, wie virtuos Roberto Arlt in Die sieben Irren gewisse Aspekte des Totalitarismusillustriert, verdeutlicht und karikiert hat. Dazu wird zunächst in einem Punkt dargestellt, wie es Arlt in der Konzeption der obskuren Geheimgesellschaft gelang, die Rolle, die antimoderne, esoterische und okkulte Einflüsse bei der Entstehung des Faschismus spielten, herauszustellen. Die Arbeit wird zeigen, dass der vom Astrologen angeführte Geheimbund eine überzeugende fiktionale Darstellung historisch verbürgterGeheimbünde ist, die von herausragender Bedeutung für die Entstehung, die Propagierung und die Etablierung rassistischer und totalitärer Denkweisen in der westlichen Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geheimbündelei und Esoterik- Symptome ihrer Zeit
- Der Astrologe als charismatischer Herrscher
- Der Einfluss nietzscheanischer Elemente
- Die Faszination der Gewalt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Roberto Arlts Roman "Die sieben Irren" und untersucht, wie virtuos Arlt darin bestimmte Aspekte des Totalitarismus illustriert, verdeutlicht und karikiert. Dabei wird insbesondere der Einfluss von antimodernen, esoterischen und okkulten Strömungen auf die Entstehung des Faschismus sowie die Rolle charismatischer Herrschaft im Kontext des Romans betrachtet.
- Die Rolle der Geheimgesellschaft und ihre Verbindungen zu esoterischen Strömungen
- Der Astrologe als charismatischer Führer und seine Parallelen zu historischen Gewaltherrschern
- Der Einfluss nietzscheanischer Gedanken auf die Weltsicht der Figuren und die Gesamtgeschichte
- Die Faszination der Gewalt und ihre Bedeutung in der Romanhandlung
- Die Relevanz der politischen Aussagekraft des Romans für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Roman "Die sieben Irren" vor und hebt seine Bedeutung als politisches Statement hervor. Sie erläutert, dass der Roman nicht nur Einblicke in die politische Ideologie des 20. Jahrhunderts bietet, sondern auch auf aktuelle Themen wie Werteverlust und die Macht der Medien eingeht.
- Geheimbündelei und Esoterik- Symptome ihrer Zeit: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle der von einem Astrologen geführten Geheimgesellschaft im Roman. Es diskutiert die Relevanz dieser Gesellschaft im historischen Kontext und zeigt, wie Arlt sie als Vehikel für die Darstellung antimoderner, esoterischer und okkulter Strömungen nutzt.
- Der Astrologe als charismatischer Herrscher: Dieses Kapitel untersucht die Figur des Astrologen und seine Rolle als charismatischer Führer im Roman. Es beleuchtet die Frage, ob Arlt hier einen prototypischen Vertreter charismatischer Herrschaft geschaffen hat, der auf historische Gewaltherrscher wie Mussolini und Hitler verweist.
- Der Einfluss nietzscheanischer Elemente: Dieses Kapitel analysiert die von der Philosophie Friedrich Nietzsches beeinflusste Weltsicht der Figuren im Roman. Es stellt die Frage, inwiefern die Ablehnung der Gegenwart durch die Figuren auf die Rezeption Nietzsches in bestimmten intellektuellen Kreisen der damaligen Zeit zurückzuführen ist.
- Die Faszination der Gewalt: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der Gewalt im Roman und ergründet, inwiefern die Handlung den Zeithintergrund reflektiert und den Roman als prophetisches Werk erscheinen lässt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Romans sind: Totalitarismus, Geheimgesellschaft, Esoterik, Okkultismus, Charisma, Herrschaft, Nietzsche, Gewalt, politischer Roman, argentinische Gesellschaft, zeitlose Relevanz.
- Citation du texte
- Christoph Dähling (Auteur), 2011, Visionär der Gewalt-Elemente totalitärer Herrschaft in Roberto Arlts Roman "Die sieben Irren", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177223