Wir schreiben das Jahr 2010. Seit inzwischen 20 Jahren existiert die deutsche Staatsnation.
Mit dem Anschluss der DDR an die BRD sollte ein Prozess vorerst ein Ende finden,
welcher Jahrhunderte zuvor bereits begonnen hatte: die Bildung eines deutschen
Nationalstaates. Diesen Prozess hat auch der vorliegende Textabschnitt "Deutschland –
eine verspätete Nation?", aus dem Buch "Zeitschichten. Studien zur Historik." von dem
Historiker Reinhart Koselleck (im weiteren mit "K." abgekürzt), zum Thema. K., welcher
zu Lebzeiten als Dozent an verschiedenen Universitäten unterrichtete, analysiert in seinen
Ausführungen die Geschichte der Einigung der deutschen Nation, auf Grundlage und
Kritik eines Buches ("Die verspätete Nation. Über die politische Verführbarkeit
bürgerlichen Geistes") von Helmuth Plessner. Dieser bezeichnet "die Deutschen" als
"verspätete Nation". Er begründet dies damit, dass im deutschen Kultur- und Sprachraum
seit der Reformation eine fatale Dialektik, also eine virulente Beziehung, zwischen
deutscher Innerlichkeit und dogmatischer Staatskirche herrschte. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Deutschland - eine verspätete Nation?
- Die These der "verspäteten Nation"
- Der Deutsche Bund und die Frage der Einheit
- Die Einigung im Dritten Reich
- Kritik am Konzept der "verspäteten Nation"
- Der Deutsche Sonderweg
- Der Erste Weltkrieg und die Weimarer Republik
- Die Machtergreifung der Nationalsozialisten
- Kritik am Konzept des "Deutschen Sonderweges"
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die These der "verspäteten Nation" von Helmuth Plessner und beleuchtet die damit verbundenen Fragen der deutschen Nationalstaatsbildung und der Geschichte des deutschen Kulturraumes. Ziel ist es, die historischen Bedingungen und die Ursachen für die späte Einigung Deutschlands zu beleuchten und das Konzept der "verspäteten Nation" sowie die These des "Deutschen Sonderweges" kritisch zu hinterfragen.
- Die Entstehung und Entwicklung des deutschen Nationalstaates
- Die Rolle des deutschen Kulturraumes und der Kleinstaaterei
- Die These der "verspäteten Nation" und ihre Kritik
- Das Konzept des "Deutschen Sonderweges" und seine Gefahren
- Die Bedeutung des internationalen Kontextes für die deutsche Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Deutschland - eine verspätete Nation?
Der Autor analysiert Plessners These der "verspäteten Nation" und argumentiert, dass diese problematisch ist. Er stellt heraus, dass die deutsche Nation zwar im Vergleich zu England und Frankreich spät zur Einheit gelangte, aber dennoch früher als viele osteuropäische Nationen. Er betont die Rolle des Deutschen Bundes und die Schwierigkeiten, die sich aus der Kleinstaaterei und der Bindung der Bevölkerung an ihre Territorialstaaten ergaben. Außerdem untersucht er die Entwicklung des Begriffs "Deutsche" vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert und die Rolle des Dritten Reichs.
Der Deutsche Sonderweg
Der Text befasst sich mit der These des "Deutschen Sonderweges" und zeigt auf, wie sie verwendet wurde, um die NS-Zeit zu erklären. Er argumentiert, dass eine kausale Ableitung der NS-Herrschaft aus der deutschen Geschichte problematisch ist und die Verantwortung einzelner Individuen vernachlässigt. Stattdessen plädiert er dafür, den internationalen Kontext zu berücksichtigen und die Geschichte Deutschlands nicht als etwas Einzigartiges und Besonderes zu betrachten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Textes sind: "verspätete Nation", "Deutscher Sonderweg", deutsche Nationalstaatsbildung, deutscher Kulturraum, Kleinstaaterei, föderale Strukturen, Historik, Nationalismus, Internationalismus.
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- Christian Franke (Autor), 2010, Über die Frage der "verspäteten Nation" und des Deutschen Sonderweges, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177243