Sowohl die traditionelle Bedeutung des rituellen Opfers ist uns ein Begriff, als auch die Konnotation von Verlust, Verzicht und Entsagung. Auch können wir eine etwas zwiespaltige Auslegung des Opferbegriffes festmachen; auf der einen Seite finden wir nämlich Bedeutungen, welche auf etwas Positives hinweisen (z.B. schenken, Liebesgaben) und auf der anderen Seite wird die Gewalt, welche wir mit dem Opferbegriff assoziieren, deutlich (z. B. Menschenopfer, Blutzeugen).
Innerhalb dieses Essays wird der Begriff des Opfers dementsprechend aus verschiedenen, chronologischen geordneten Perspektiven betrachtet. Außerdem wird der paradoxe und ambivalente Charakter des Opferbegriffes, auf welchen bereits hingewiesen wurde, genauer erörtert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Traditionelle Bedeutung des Opfers
- Verdrängung des traditionellen Opferkults durch Kultur und Rechtswesen
- Opfer in der Moderne
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht den Opferbegriff von seinen frühen Anfängen bis in die Moderne. Der Fokus liegt auf der ambivalenten Natur des Begriffs, der sowohl rituelle Handlungen als auch Verluste, Entsagungen und Gewaltakte umfasst. Die Analyse beleuchtet die traditionelle Bedeutung des Opfers in religiösen und sozialen Kontexten und analysiert die Verdrängung des Opferkults durch Kultur und Rechtswesen.
- Die traditionelle Bedeutung des Opfers als rituelle Handlung
- Die Rolle des Opfers als Sündenbock und Spannungsabbau in der Gesellschaft
- Die Verdrängung des Opferkults durch den Aufstieg von Kultur und Rechtswesen
- Die Entwicklung des Opferbegriffs in der Moderne und die Rolle des Selbstopfers
- Die vielfältigen Facetten des Opferbegriffs in der modernen Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung definiert den Opferbegriff und erläutert seine vielschichtige und ambivalente Bedeutung. Der Essay wird die verschiedenen Perspektiven auf das Opfer aus einer chronologischen Sicht betrachten und den ambivalenten Charakter des Begriffs näher beleuchten.
Traditionelle Bedeutung des Opfers
Dieses Kapitel behandelt die traditionelle Bedeutung des Opfers als rituelle Handlung, die sowohl eine "zutiefst heilige Sache" als auch ein Verbrechen darstellt. Es wird betont, dass das Opfer dazu diente, interne Gewalttätigkeiten zu besänftigen und den sozialen Frieden innerhalb der Gemeinschaft zu gewährleisten. Das Opfer als Sündenbock diente der Abwendung von "Zorn der Götter" und der Unterbrechung von Gewaltspiralen. Tieropfer hingegen dienten als kollektive Rituale des Fleischgenusses und festigten die Gemeinschaft.
Verdrängung des traditionellen Opferkults durch Kultur und Rechtswesen
Dieses Kapitel beleuchtet die Verdrängung des Opferkults durch den Aufstieg von Kultur und Rechtswesen. Es wird argumentiert, dass mit zunehmender Zivilisation die gewalttätigen Opferungen zurückgingen und durch die Entwicklung des Rechtswesens ersetzt wurden. Laut Girard ist die Fähigkeit, der Ausbreitung von Gewalt entgegenzuwirken, essenziell für das Bestehen einer Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Dieser Essay befasst sich mit dem Opferbegriff und untersucht seine Entwicklung von den Anfängen bis in die Moderne. Wichtige Themen sind die rituelle Handlung des Opfers, seine Rolle als Sündenbock und Spannungsabbau, die Verdrängung des Opferkults durch Kultur und Rechtswesen sowie die Definition des Opfers in der modernen Welt. Schlüsselbegriffe sind: Opferkult, Opferrituale, Sündenbock, Gewalt, Kultur, Zivilisation, Rechtswesen, Selbstopfer, Moderne.
- Citation du texte
- Mendina Morgenthal (Auteur), 2010, Das Opfer - von den frühen Anfängen bis in die Moderne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177373