Jean Monnet gilt als einer der politischen Begründer der Europäischen Union.
Zu seiner Zeit war Europa als Staatengemeinschaft eher eine Vision denn ein
klar definierbares Ziel. Es ist nicht verwunderlich, dass ein Mensch, der sein
Leben lang versuchte, seine Vision zu verwirklichen, rückblickend feststellt,
was er hätte besser machen können. Jean Monnet erkannte, dass vor allem die
Kultur eine europäische Ausprägung bekommen müsste, wenn man Europa
gründen möchte. Genau vierzig Jahre nachdem die Hohe Behörde der Europäischen
Gemeinschaft für Kohle und Stahl, mit Jean Monnet als Präsident, die
Arbeit aufnahm, wurde Arte gegründet. Arte fing 1992 an, Europa mittels der
Kultur einigen zu wollen. Und da Frankreich und Deutschland schon lange als
“Motor Europas” gelten, nimmt es nicht Wunder, dass auch der Europäische
Kulturkanal von diesen beiden Ländern ausgeht. Arte zeichnet sich dadurch
aus, dass es der einzige europäische Sender ist, der europäische Einigung zum
Ziel hat und kein Spartenkana l ist.
Aus dem Anspruch von Arte hat sich der Forschungsgegenstand dieser Arbeit
entwickelt. Europa wird dabei als Kommunikationsraum betrachtet, also
nicht als ein spezifisch politischer oder rechtlicher Raum. Die untersuchungsleitende
Frage war, inwiefern Arte ein Programm für den Kommunikationsraum
Europa ist und so in einen solchen Raum integriert. Dazu war es zuerst
nötig, die Entstehungsgeschichte des Senders aus französischer, deutscher und
europäischer Sicht darzustellen. Mit dem Forschungsgegenstand verbunden
waren Fragen wie: Bestand bereits ein Kommunikationsraum für Arte? Wie
war dieser beschaffen? Wie hat sich Arte selbst in den europäischen Kommunikationsraum
integriert? Entspricht Arte den europäischen Strukturen des vorhandenen
Kommunikationsraums? Ist Arte also selbst ein europäischer Sender für ein europäisches Publikum? Diese Fragen habe ich durch eine Untersuchung
des Kommunikationsraums zu beantworten versucht. Dazu wurde der
Kommunikationsraum in die fünf Räume Politik, Recht, Wirtschaft, Technik
und Kultur geteilt, die einzeln betrachtet wurden. Anhand dieser Kriterien wurde
zuerst der vorhandene Kommunikationsraum untersucht. Dann bin ich dazu
übergegangen, den Kommunikationsraum, in dem Arte heute agiert, nach den
gleichen Faktoren zu untersuchen. Im Anschluss daran habe ich mir die Frage gestellt: Wie integriert Arte sein
Publikum in den Kommunikationsraum? [...]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- BEGRIFFSDEFINITIONEN
- Europa als Kommunikationsraum
- Die Kommunikationsraum-These von Kleinsteuber
- Raum, Kommunikation und Rundfunk
- Faktoren der Raumbildung
- Kultur
- Der Kulturbegriff von Arte
- Kritik an kulturellen Programmen
- Der europäische Kanal Arte
- Der Vorgänger Eurikon
- Der Vorgänger Europa-TV
- Fernsehen und Europäische Integration
- Der Integrationsbegriff
- Der Identitätsbegriff
- ZUR ENTSTEHUNGSGESCHICHTE VON ARTE
- Voraussetzungen auf europäischer Ebene
- Grundlegende Verträge – Regelungskompetenz der EU
- Europäisches Parlament
- Ministerrat
- Europäische Kommission
- Tätigkeiten des Europarats
- Die Richtlinie “Fernsehen ohne Grenzen\" von 1989
- Vergleich Europaratskonvention / Fernsehrichtlinie
- Voraussetzungen in Deutschland und Frankreich
- Frankreichs Weg zu Arte
- Französisches Kulturfernsehen: LA SEPT
- Französisches Interesse und Strategie
- Deutschlands Weg zu Arte
- Deutsches Kulturfernsehen: Dritte Programme, 3sat, 1Plus und Vox
- Deutsches Interesse und Strategie
- Gemeinsame Erklärungen und Vertrag zum Europäischen Kulturkanal
- Gemeinsame Erklärungen zum Europäischen Fernsehkulturkanal
- Vertrag zum Europäischen Fernsehkulturkanal
- Arte-Gründungsvertrag
- ARTE ALS KOMMUNIKATIONSRAUM-PROGRAMM
- Externe Konfliktlinien
- Politik - Zentralismus trifft auf Föderalismus
- Recht Rechtliche Vorgaben
- Wirtschaft – Ökonomischer Raum
- Technik – Technische Dimension
- Kultur - Kulturraum trotz Differenzen
- Zusammenfassung der Externen Konfliktlinien
- Interne Konfliktlinien
- Politik - Interne Politik des Senders
- Erweiterung um neue Mitglieder
- Streit um Arte-Präsidentschaftskandidaten
- Recht Struktur des Senders
- Organisation der nationalen Pole
- Gesellschaftsform und Organisation der Zentrale
- Wirtschaft – Marktanteil, Rentabilität
- Marktanteil
- Rentabilität
- Technik - Reichweiten, Empfang und technische Probleme
- Reichweiten, Empfang
- Technische Schwierigkeiten
- Kultur - Interne kulturelle Differenzen
- Der Arte-Journalismus
- Zuschauerprofil
- Zusammenfassung der internen Konfliktlinien
- Conclusio aus der Untersuchung des Kommunikationsraums
- EUROPÄISCHE INTEGRATION
- Arte und die Europäische Integration
- Anspruch und Ziele von Arte
- Mittel der Integration bei Arte
- Der regard croisé
- Programmprofil
- Medienwirkung von Arte
- Europäische Öffentlichkeit – Arte-Publikum
- Arte und Medienwirkungs-Konzepte
- Probleme für die Integration durch Arte
- Sprache
- Publikum
- Defizite im Kommunikationsraum
- Zusammenfassung
- CONCLUSIO UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Kulturkanal Arte und untersucht dessen Beitrag zur Integration des europäischen Kommunikationsraums. Die Arbeit analysiert die Entstehungsgeschichte des Senders im Kontext der europäischen Integrationspolitik und beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die sich für Arte im Hinblick auf seine Rolle als Kulturkanal im europäischen Raum ergeben.
- Die Bedeutung des Kulturbegriffs für Arte
- Die Rolle von Arte in der europäischen Integrationspolitik
- Die Integration von Arte in den europäischen Kommunikationsraum
- Die Herausforderungen und Chancen, die sich für Arte im Hinblick auf seine Rolle als Kulturkanal im europäischen Raum ergeben
- Die Medienwirkung von Arte auf die europäische Öffentlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Forschungsgegenstand und die Fragestellungen der Arbeit definiert. Im zweiten Kapitel werden die zentralen Begriffe des Kommunikationsraums, der Kultur und der europäischen Integration definiert. Kapitel drei beleuchtet die Entstehungsgeschichte von Arte, indem es die Voraussetzungen auf europäischer Ebene sowie die Voraussetzungen in Deutschland und Frankreich darlegt. Kapitel vier untersucht Arte als Kommunikationsraum-Programm, indem es die externen und internen Konfliktlinien des Senders analysiert. Kapitel fünf befasst sich mit der europäischen Integration und beleuchtet die Rolle von Arte in diesem Prozess. Die Arbeit endet mit einer Conclusio, die die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammenfasst und einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen gibt.
Schlüsselwörter
Der Kulturkanal Arte, Europäische Integration, Kommunikationsraum, Kultur, Medienwirkung, Fernsehrichtlinie, europäischer Sender, regard croisé, Programmprofil, Publikumsforschung, interkulturelle Kommunikation.
- Arbeit zitieren
- Emily Mühlfeld (Autor:in), 2003, Der Kulturkanal Arte - Ein Beitrag zur Integration des europäischen Kommunikationsraums?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17743