Über Leonard Bernsteins "West Side Story"


Hausarbeit, 2009

21 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1. Einleitung

2. Die West Side Story
2.1 Entstehung
2.2 Hintergründe
2.3 Handlung
2.4 Vergleich mit Romeo und Julia
2.5 Ausgewählte Songs aus der West Side Story
2.5.1 Die Vorstellung der zentralen Motive im Prolog
2.5.2 Der Jet song
2.5.3 Maria
2.5.4 America
2.5.5 Somewhere.
2.6 Die West Side Story im Musikunterricht
2.6.1 Das Musical im Musikunterricht
2.6.2 Methodische Überlegungen

3. Literatur

1. Einleitung

„… da steht sie nun, diese tragische Geschichte, mit ihrem inhaltsschweren Thema, in dem sich Haß und Liebe gegenüberstehen, mit all den Fährnissen des Theaters wie Tod und Rassenfragen und jugendliche Darsteller und „ernste“ Musik und kompliziertes Getanze – und alles zusammen leuchtete dem Publikum und den Kritikern ein. Ich habe gelacht und geweint, als hätte ich es nie gesehen oder gehört.“[1]

Die tragische Geschichte, von der Bernstein hier berichtet, zählt zu den wichtigsten und beliebtesten Produktionen in der Historie des Musicalgenres. Der Komponist der vielfach darin vorkommenden bekannten Melodien, Leonard Bernstein, wurde am 25. August 1918 in Lawrence/Massachusetts geboren und sammelte, nachdem er ab 1932 seinen ersten Klavierunterricht erhielt, bereits bei Schulinszenierungen als Regisseur, Produzent und musikalischer Leiter erste Erfahrungen.

1935 immatrikulierte Louis, so sein eigentlicher Vorname, an der Harvard University und studierte dort die Fächer Musik, Philosophie, Ästhetik und Sprechwissenschaft. Mit gerademal fünfundzwanzig Jahren leitete er erstmalig, als „Ersatz“ für den erkrankten Bruno Walter, das New York Philharmonic Orchestra, dessen Chefdirigent er 1958 werden sollte. Nach diesem fulminanten Karriereauftakt schlossen sich 1946 die erste Konzertreise nach Europa (Prag), 1947 ein erster Besuch Palästinas und 1948 sein Debüt an der Münchener Staatsoper an.Dirigierverpflichtungen führten ihn weiterhin u.a. an die Metropolitan Oper, die Mailänder Scala und an die Wiener Staatsoper.

1951 heirate der gefragte Komponist und Dirigent Felicia Montealegre Cohn, mit der er drei gemeinsame Kinder großzog. Nach dem Tod seiner Frau 1978, folgten u.a. 1985 eine Neueinspielung der West Side Story (mit Jose Carreras) und zwei Konzerte in Ost- und Westberlin (1989). Bernstein starb am 04. Oktober 1990 in seinem New Yorker-Appartement.

In dieser Hausarbeit möchte ich Bernsteins West Side Story, sein wohl berühmtestes Werk, vorstellen. Bestandteile dieser Ausarbeitungen sind, neben Hintergrund-informationen und Angaben zur Entstehung,eine kurze Handlungsbeschreibung, sowie ein Vergleich der „Story“ mit Shakespeares „Romeo und Julia“. Im Anschluss daran, werde ich einige der bekanntesten „Nummern“ vorstellen und abschließend den Bezug zum Musikunterricht herstellen. Da es sich bei der West Side Story um ein sehr komplexes Werk handelt, müssen viele Punkte, wie z.B. die Bedeutung des Tanzes im Musical oder andere wichtige Songs (z.B. Gee, Officer Krupke, Tonight) unbehandelt bleiben. Ich bin mir auch darüber bewusst, dass in dem Vergleich nicht alle Gemeinsamkeiten und Unterschiede Beachtung finden.

Bei der Recherche ist mir außerdem aufgefallen, dass es zwischen dem Musical und der Verfilmung von 1961 gewisse Unterschiede gibt. Diese betreffen vor allem Fragen der Besetzung (z.B. ist im Musical Rosalia und nicht Bernardo der Gegenpart zu Anita im Song America). Weil ich im Seminar über die Verfilmung referiert habe, beziehe ich mich in dieser Verschriftlichung auch ausschließlich auf die Leinwandversion.

2. Die West Side Story

2.1 Entstehung

Die Premiere der West Side Story ereignete sich am 26.09.1957 im New Yorker Winter Garden Theater. Der erste öffentliche Aufführungstermin war bereits im Vormonat, am 19.08.1957, zu den Try Outs im National Theater in Washington D.C. (Bei Broadwaymusicals war es lange Zeit üblich, dass vor der eigentlichen Premiere Voraufführungen in einer anderen Stadt, z.B. in San Francisco, stattfanden. An Hand der verkauften Karten und der Publikumsreaktion wurde dann entschieden, ob das Musical in New York am Broadway gespielt oder doch verworfen wurde). Bevor es aber so weit war, gab es einen langjährigen Entstehungsprozess, in dem sich von der ersten Idee bis zur endgültigen Fassung viel verändert hatte. Im Januar 1949 wendete sich Jerome Robbins, der Produzent und Choreograph der West Side Story, an Bernstein, er wolle eine moderne Version von Shakespeares „Romeo und Julia“ für die Musical-Bühne bearbeiten (Vgl. Jaensch, Seite 72), die aber nicht im entfernten Italien, sondern in der Lower East Side New Yorks spiele. Der (Haupt-)Konflikt sollte auch nicht zwischen zwei verfehdeten Familien ausgetragen werden, sondern zwischen den in Manhattan lebenden Juden und Katholiken.

„New York, 6. Januar 1949. Jerry R. hat angerufen. Er hat eine prachtvolle Idee: eine moderne Version von „Romeo und Julia“, die in den Slums spielt, während man das Oster- und Passahfest feiert. Aufbranden von Emotionen zwischen Juden und Christen.“[2]

Da Konfessionsstreitigkeiten aber schon zu oft in Musik, Film und Theater thematisiert wurden, entschied sich Robbins, inspiriert von einem Zeitungsartikel über Rassenprobleme und Jugendkriminalität, dafür, die Probleme der amerikanischen Großstadtjugend anzusprechen (Vgl. von Heyl, Seite 110). Aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes, den Robbins und Bernstein in dieser Zeit zu bewältigen hatten, gelang es ihnen fast sechs Jahre lang nicht, an diesem Projekt zu arbeiten. Erst ab 1955 nahm Bernstein die Entwürfe Robbins zur Hand und schrieb die Musik der West Side Story parallel zur Comic Operetta Candide.

Neben Robbins und Bernstein waren an der Entstehung des Musicals noch Arthur Laurents (als Autor) und der Songtexter Stephen Sondheim maßgeblich beteiligt. So war es das Verdienst von Laurents, dass sich der Stoff der West Side Story zwar an Shakespeares Drama anlehnte, letztendlich die Themen, Hintergründe und Handlungsträger aber eigenständig waren oder zu mindestens stark abgewandelt wurden.

Dass es sich bei der Neubearbeitung des Shakespearestoffes um ein gewagtes Unterfangen handelte, war allen Beteiligten bewusst. Einzig Bernstein war, wie er erst später einmal zugab, von der Richtigkeit des Unternehmens überzeugt (Vgl. Jaensch, Seite 71). Der Erfolg, der sich einstellte, gab ihm Recht.

Washington, D.C., 20.August 1957. Die Premiere gestern abend war so, wie wir es uns erträumt haben. Das ganze Hin und Her, die ganzen Qualen, die ganzen Verschiebungen, das ganze Um- und noch einmal Umschreiben sind dafürgestanden.“[3]

So wurde das zweifach mit dem Tony-Award ausgezeichnete Musical (Choreographie und Bühnenausstattung) nach der Erstaufführung insgesamt 734-mal in Folge gespielt, bevor es für kurze Zeit abgesetzt und wenig später wieder aufgenommen wurde. 1961 war die Musiktheaterproduktion dann schließlich in den Kinos als Film zu sehen. Nach Anzahl der Oscars ist die West Side Story bis heute auf Platz fünf der erfolgreichsten Filme (11 Nominierungen und 10 tatsächlich gewonnene Oscars).

2.2 Hintergründe

Bei der Entstehung der West Side Story hatten die „Hauptverantwortlichen“ Robbins, Bernstein, Laurents und Sondheim den Anspruch, nicht nur ein Musical zu schaffen, welches eine große Show, d.h. oberflächliche Unterhaltung bot[4], sondern sollte dem Publikum vielmehr ein Werk vorgestellt werden, das auf aktuelle soziale Missstände hinweist und zu Veränderungen in der Gesellschaft anregt (Vgl. Jaensch, Seite 74). Aufgrund der Beliebtheit des Musicals bei den Zuschauern und der einschlägigen positiven Kritik, kann man annehmen, dass sie ihrem Anspruch gerecht geworden sind. Auch in der aktuellen Literatur weist man auf die Bedeutung der West Side Story für das Genre hin: „Ähnlich wie die 50er Jahre brachten die 60er einzelne höchst erfolgreiche und gewinnträchtige Musicalfilme hervor, die sich selbst heute noch größter Wertschätzung erfreuen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang West Side Story (USA 1961) als kongeniale Verfilmung des Bühnenerfolges von Leonard Bernstein, (…)“[5]

Der hier angesprochene Erfolg und „Gewinnrahmen“ kam dadurch zustande, dass die Produktion des Musicals nicht nur dem Unterhaltungsbedürfnis des Publikums entsprach, sondern dass die Perfektion, die die West Side Story in allen Bereichen, ob in der Handlung, im Tanz oder in der Musik, durchzieht, für viele folgende Musicals richtungsweisend war und somit ein neues Kapitel in der Geschichte des Musicals einläutete.

[...]


[1] Bernstein 1986, Seite 88

[2] Bernstein 1986, Seite 84

[3] Bernstein 1986, Seite 87

[4] Was an dieser Stelle vielleicht ein wenig negativ klingt, hatte durchaus seine Berechtigung. Der zweite Weltkrieg, mit all seinen schrecklichen Momenten und Nachwehen, hat beim Publikum nicht gerade den Wunsch nach ernsten Themen und der Darstellung von Problemen ausgelöst. Leichte Unterhaltung, die vom Kriegsgeschehen ablenkte, wurde bevorzugt. Ab ca. Ende der 50er wandte man sich wieder kritischeren Themen, also der Verdeutlichung von sozialen, wirtschaftlichen, politischen, rassistischen Problemen, zu (Vgl. von Heyl, Seite 112).

[5] Maas / Schudack 2008, Seite 96

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Über Leonard Bernsteins "West Side Story"
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Musikinstitut)
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
21
Katalognummer
V177542
ISBN (eBook)
9783640992867
Dateigröße
632 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
leonard, bernsteins, west, side, story
Arbeit zitieren
Stefan Rohde (Autor:in), 2009, Über Leonard Bernsteins "West Side Story", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177542

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