„Wie es nur Eichen, Tannen, Palmen usw., aber niemals einen Baum an sich gibt, so gibt es
auch nur griechische, deutsche, französische Kunst usw., aber niemals Kunst an sich.“1
Mit dieser Verbindung von Volk, Nation und Kunst als Leitmotiv versucht August Julius
Langbehn mit seinem 1890 erstmals veröffentlichten Werk Rembrandt als Erzieher – von
einem Deutschen eine auf Nationalismus und Antisemitismus begründete Kunst- und
Gesellschaftskritik. Rembrandt, der niederländische Maler des 17. Jahrhunderts, besitzt für
Langbehn jene Tugenden, die ihn „als ein Hauptvertreter des deutschen Geistes und ein
Haupterzieher des deutschen Volkes“2 ausweisen. Mit ihm als Vorbild sollen die
Modererscheinungen auf kultureller und politische Ebene dieser Zeit, wie Demokratie oder
Impressionismus, in die Schranken gewiesen werden, um die Wiedererlangung der deutschen
Vorherrschaft zu erreichen.. Versucht man jedoch den Ansatz Langbehns aufzunehmen, stellt
sich die Frage, warum er den Holländer Rembrandt als Erzieher für das deutsche Volk
vorsieht? Ist es nicht ein Widerspruch, den Vertreter einer anderen Nation, damit auch einer
andersartigen Kunst, als Vorbild für das eigene Volk zu nehmen, wenn die nationalen Künste
doch per Definition Langbehns so verschieden sind?
Diese und andere Problemfelder, die das Werk aufwerfen, sollen im Folgenden behandelt
werden. Zunächst muss aber der Autor, sein Werk und die darin enthaltenen Thesen
vorgestellt werden, ehe Rembrandt als Erzieher im Zusammenhang mit den geistigen, den
politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Einflüssen der Zeit Ende des 19. Jahrhunderts
betrachtet wird. Wichtig für die Analyse des Werkes ist es auch, sich mit dem Leben und dem
Charakter Langbehns auseinander zusetzen, da auf diese Weise ein Zugang zu den Motiven
des Rembrandtdeutschen gefunden werden kann. Außerdem ist es unerlässlich, nach der
Wirkung und dem Einfluss des Erzieherbuches im Hinblick auf die Auswüchse des
Nationalismus in Deutschland vierzig Jahre nach der Erstveröffentlichung der Schrift
Langbehns zu fragen.
1 August Julius Langbehn: Rembrandt als Erzieher. Von einem Deutschen. Leipzig 1925, S. 60. Im Folgenden:
Langbehn (1925).
2 Ebd.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Der Autor
- August Julius Langbehn
- Persönlichkeitsstruktur
- Das Werk
- Auflagen
- Inhalt
- Rembrandt und Deutschland
- Wissenschaft und Kunst
- Imperialismus und Antisemitismus
- Der heimliche Kaiser
- Wirkung
- Die Zeit
- Politischer und gesellschaftlicher Hintergrund
- Kunstströmungen
- Fazit
- Quellen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Werk „Rembrandt als Erzieher von einem Deutschen“ von August Julius Langbehn, erstmalig 1890 veröffentlicht, kritisiert Kunst und Gesellschaft auf nationalistischer und antisemitischer Grundlage. Langbehn stellt Rembrandt als einen deutschen Geist und Erzieher dar und setzt ihn als Gegenentwurf zu den modernen Strömungen der Zeit, wie Demokratie und Impressionismus. Die Analyse des Werkes beleuchtet den Autor, seine Thesen und den zeitgenössischen Kontext, um den Widerspruch zwischen Rembrandts niederländischer Herkunft und Langbehns Fokus auf deutsche Werte zu verstehen.
- Verbindung von Volk, Nation und Kunst
- Kritik an modernen Strömungen der Zeit (Demokratie, Impressionismus)
- Antisemitismus und Nationalismus als Basis für Langbehns Thesen
- Analyse des Werkes im Kontext der geistigen, politischen und kulturellen Einflüsse Ende des 19. Jahrhunderts
- Einordnung von Langbehns Persönlichkeit und Motiven in die Entstehungszeit des Werkes
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Einführung stellt Langbehns Hauptthese vor: Die Verbindung von Volk, Nation und Kunst. Rembrandt, der niederländische Maler, wird als ein Vertreter des deutschen Geistes und Erzieher des deutschen Volkes dargestellt, um die „Modererscheinungen“ der Zeit zu bekämpfen.
- Der Autor: Dieser Abschnitt befasst sich mit Langbehns Leben und Charakter. Er stellt seine schwierige soziale Situation und seinen Werdegang als Außenseiter dar, der sich gegen Wissenschaft und Spezialistentum wandte.
- Das Werk: Dieses Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Auflagen von „Rembrandt als Erzieher“ und analysiert den Inhalt des Werkes. Es beleuchtet Rembrandts Bedeutung für Langbehn, die Kritik an Wissenschaft und Kunst sowie die antisemitischen und imperialistischen Tendenzen des Autors.
- Die Zeit: Dieser Abschnitt behandelt den politischen und gesellschaftlichen Hintergrund des Werkes sowie die relevanten Kunstströmungen Ende des 19. Jahrhunderts.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Werkes sind: Nationalismus, Antisemitismus, deutsche Kunst, Rembrandt, Moderne, Gesellschaft, Wissenschaft, Kulturpessimismus, Imperialismus, Deutscher Geist, Erzieher, Zeitgeschichte, Ende des 19. Jahrhunderts, Kunstgeschichte. Diese Begriffe spiegeln die Kernanliegen und Themen des Werkes wider, wie die Kritik an der modernen Gesellschaft, die Verherrlichung des deutschen Volkes und die Antimoderne.
- Quote paper
- Jochen Fischer (Author), 2001, Kunstgeschichte und Nation - Julius Langbehn: Rembrandt als Erzieher - von einem Deutschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17755