Schon Jacob Grimm war beeindruckt und begeistert von den Herdensprüchen im Kalevala, was er in seiner Rede „Über das finnische Epos“ im Jahr 1845 zum Aus-druck brachte. Grimm schrieb: „Diesen gesang halte ich für einen der schönsten des ganzen epos; Ilmarinens hausfrau, als sie ihre herde in den wald entsendet und wie-der heim erwartet, spricht gebete zu deren schutz und gedeihen aus von seltener anmut, die uns einen tiefen blick in das finnische landleben werfen lassen […]“ (Grimm 1845 nach Fromm 1985: 525). Grimms Lob motivierte sogar Lönnrot selbst, seinen Herdensprüchen noch einige Verse im Neuen Kalevala hinzuzufügen (Fromm 1985: 525). Deshalb lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Herdensprüche der ostseefinnischen Völker zu werfen.
In der folgenden Arbeit soll ein möglichst umfangreiches Bild der Herdensprü-che dargelegt werden. Dazu gehören auch die Riten und Bräuche, denen sie zugrunde liegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die wichtigsten Kalenderdaten der Weidesaison
- Heiliger Georg
- Walpurgis
- Der Tag des Kreuzes
- Michaeli
- Pokrova
- Allerheiligen, Allerseelen und kekri
- Katharina
- Der Viehaustrieb
- Die Herdensprüche
- Hüteworte
- Worte zur Vermehrung der Milch und gegen den Neid
- Worte zur Heimführung der Herde
- Worte gegen Raubtiere
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Bild der Herdensprüche der ostseefinnischen Völker zu zeichnen, einschließlich der Riten und Bräuche, die diesen zugrunde liegen.
- Die Bedeutung der wichtigsten Kalenderdaten der Weidesaison und die Rolle spezifischer Heiliger für die Landbevölkerung
- Der Viehaustrieb als zentrales Ereignis der Weidesaison
- Die verschiedenen Arten von Herdensprüchen und deren thematische Ordnung
- Verbreitung und Gemeinsamkeiten von Traditionen im Zusammenhang mit der Weidesaison
- Vergleich der Herdensprüche im Kalevala mit denen anderer ostseefinnischer Regionen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Herdensprüche ein und beleuchtet die Bedeutung dieses Genres für die finnische Volksdichtung. Es werden die wichtigsten Quellen und deren Relevanz für die Arbeit hervorgehoben.
Kapitel 2 präsentiert die wichtigsten Kalenderdaten der Weidesaison und deren Bedeutung für die Landbevölkerung. Es werden die Heiligen Georg, Walpurgis, der Tag des Kreuzes, Michaeli, Pokrova, Allerheiligen, Allerseelen, kekri und Katharina sowie die mit ihnen verbundenen Bräuche und Riten detailliert beschrieben.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Viehaustrieb als zentralem Ereignis der Weidesaison und erklärt dessen Bedeutung für die Landbevölkerung.
Kapitel 4 untersucht verschiedene Herdensprüche und analysiert deren Themen und Inhalte. Es wird eine thematische Ordnung vorgestellt, die sich an der Struktur des 32. Gesangs des Kalevala orientiert.
Schlüsselwörter
Herdensprüche, ostseefinnische Völker, Weidesaison, Kalenderdaten, Heilige, Viehaustrieb, Riten, Bräuche, Kalevala, Traditionen, Gemeinsamkeiten, Unterschiede.
- Citation du texte
- Katrin Bogner (Auteur), 2004, Die Herdensprüche der ostseefinnischen Völker, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177669