Leseprobe
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Notwendigkeit von Umweltmanagementsystemen
2.1. Kennzahlen kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU)
2.2. Herleitung und Bedeutung des Umweltmanagements
2.3. Überblick deutscher Umweltmanagementansätze in KMU
3. Betrachtungsweise der Notwendigkeit unter ökologischen Gesichtspunkten
3.1. Ressourcenschonung/Abfallwirtschaft
3.2. Übersicht und Auswirkungen von Luftemissionen
3.3. Abwasseremissionen im verarbeitenden Gewerbe
4. Betrachtungsweise der Notwendigkeit unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten
4.1. Besseres Image/erhöhte Wettbewerbsfähigkeit
4.2. Erhöhte Rechtssicherheit
4.3. Erhöhte Innovationsfähigkeit
4.4. Kostenminimierung
5. Gestaltungsmöglichkeiten in KMU
5.1. Umweltbezogene Bestandsaufnahme
5.2. Einführung einer Umweltkostenrechnung
5.3. Mitarbeiteraspekte
5.4. Arbeitsschutz in KMU
5.5. Fördermittel
6. Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Die negativen Auswirkungen des anthropogenen Treibhauseffektes werden immer deut- licher. Wie wichtig eine nachhaltige Entwicklung im 21. Jahrhundert ist, um die Erhal- tung der natürlichen Lebensgrundlagen, die Wahrung der Lebenschancen heutiger und zukünftiger Generationen, die Integration ökologischer, ökonomischer und sozialer Be- lange zu sichern, soll mit der vorliegenden Seminararbeit thematisiert werden. Unter Zugrundelegung dieser Gesichtspunkte wurde zunächst die Herleitung des Umweltma- nagements vorgenommen, Kennzahlen kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) herangezogen, sowie in Deutschland praktizierte Umweltmanagementsysteme aufgezeigt. Sodann wurde die Notwendigkeit der Integration von Umweltmanagement- systemen in KMU unter ökologischen wie auch ökonomischen Gesichtspunkten unter- sucht. In Bezug auf die ökologische Betrachtungsweise wurden Wechselwirkungen zwi- schen Unternehmen und Umwelt herausgearbeitet, die Unerlässlichkeit der Ressourcen- schonung und Integration einer ökologischen Abfallwirtschaft sowie das Filtern von Luft- und Abwasseremissionen in den Vordergrund gestellt. Aus betriebswirtschaftlicher Sichtweise konnte ferner die Notwendigkeit von Umweltmanagementsystemen in KMU und die sich hieraus ergebenden ökonomischen Vorteile (Rechtssicherheit gegenüber dem Staat, die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Marktteilnehmern sowie Kostenminde- rungspotenziale im Unternehmen) herausgebildet werden. Ferner behandelt die vorlie- gende Seminararbeit Gestaltungsmöglichkeiten zur Umsetzung eines Managementsys- tems in KMU, das auf gesetzlichen Umweltvorschriften basiert. Hierbei erfolgte eine Betrachtung benötigter Instrumente zur Vornahme einer umweltbezogenen Bestandsauf- nahme sowie einer in KMU umgesetzten Umweltkostenrechnung. In diesem Zusam- menhang wurde ferner auf die für ein Unternehmen relevanten Mitarbeiteraspekte und Arbeitsschutzmaßnahmen eingegangen. Da durch die Integration eines UMS im Unter- nehmen spürbare Kosten entstehen, fand auch eine Betrachtung der Möglichkeit einer Inanspruchnahme von Fördermitteln statt. Ziel dieser Arbeit war es, eine Sensibilisie- rung für das Thema eines nachhaltigen Umweltschutzes herbeizuführen, sowie Chancen und Risiken von Umweltmanagementsystemen in KMU kenntlich zu machen.
2. Notwendigkeit von Umweltmanagementsystemen
Wissenschaftler beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit den sich in der Natur durch Umweltbelastungen abzeichnenden Auswirkungen. Welche Notwendigkeit für KMU in Bezug auf die Einbindung von Umweltmanagementsystemen mit allen Vor- und Nach- teilen besteht wird sichtbar, wenn man messbare Umweltkennzahlen näher betrachtet - natürliche Ressourcen gehen zur Neige, die Ozonschicht schwindet kontinuierlich, Um- weltkatastrophen häufen und Krankheiten mehren sich. Dem Wort Notwendigkeit wer- den Synonyme wie Unerlässlichkeit, Dringlichkeit, Erfordernis, Pflicht, beigemessen.1 Es handelt sich also im übertragenen Sinne um eine unerlässliche und dringliche (Für- sorge-)Pflicht, die Existenzgrundlage - also den eigenen Lebensraum des Menschen, der Tier- und Pflanzenwelt nachhaltig zu schützen. Die Notwendigkeit eines umweltbe- wussten Handelns begründet sich in einem negativen und verselbständigten Umweltzu- stand, der durch menschliches Agieren hervorgerufen wurde. Diesem selbstzerstöreri- schen Prozess kann ausschließlich durch ein aktives Entgegenwirken Einhalt geboten werden. Es besteht also ein über das natürliche Maß hinausgehender Handlungsbedarf, die Erde und ihr ökologisches Gleichgewicht bewusst und nachhaltig zu schützen.
Zunehmend erlangt die Gesellschaft durch das Erkennen der zuvor geschilderten Notwendigkeit ein verändertes Bewusstsein darüber, dass die natürlichen Lebensgrundlagen ausschließlich mit umweltgerechten Technologien und einer Änderung menschlichen Denkens und Verhaltens zu bewahren sind. Ein Wertewandel konnte sich bereits in der Wirtschaft etablieren. Unternehmen, die lediglich die allgemeinen Vorgaben für den Umweltschutz einhalten und sich darüber hinaus nicht als umweltbewusst profilieren, können an Akzeptanz bei Verbrauchern und Marktpartnern verlieren.2
2.1. Kennzahlen kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU)
„Mittelständische Betriebe, Kleinbetriebe und Selbstständige (KMU) bestimmen in Deutschland [...] entscheidend die wirtschaftliche Struktur. Sie leisten einen großen Bei- trag zu wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Stabilität und bilden ein starkes Gegenge- wicht zu den multinationalen Konzernen mit ihren globalen wirtschaftlichen Verflech- tungen und Einflüssen.“3 Der Mittelstand macht 92 % (Stand 2002) aller Betriebe in der EU aus. 29 % der Arbeitsplätze werden durch Unternehmungen des Mittelstandes ge- stellt. 0,6 % aller Betriebe haben mehr als 99 Mitarbeiter.4 Die vorstehenden Daten ma- chen kenntlich, welche Aufmerksam gerade dem Mittelstand in seiner gesamten Fülle im Hinblick auf eine ökologische und ökonomische Handlungsweise beigemessen wer- den muss.
Für die begriffliche Bestimmung des Mittelstandes lassen sich quantitative und qualitative Abgrenzungsmerkmale heranziehen. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Einblick in die Abgrenzungskriterien kleiner, mittelständischer und großer Unternehmungen.5 Unternehmen mit einem Umsatz von 1 bis 5 Mio. Euro sowie einer Mitarbeiterzahl von weniger als 100 Mitarbeitern zählen zu den kleinen Unternehmen. Mittelständische Unternehmen tätigen einen Umsatz von ca. 6 bis 50 Mio. Euro p.a. und beschäftigen 100 bis 499 Mitarbeiter. Unternehmen mit der Größenklasse III stellen große Unternehmungen dar, die in der Ausarbeitung keine Betrachtung finden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Größenklassen mittelständischer Unternehmungen Steinle, Claus, Reiter, Florian (2002), S. 14.
2.2. Herleitung und Bedeutung des Umweltmanagements
Alleine in Deutschland umfasst das Umweltrecht mehr als eine Million Paragraphen, die dazu beitragen, dass KMU immer stärker unter Druck geraten. Um den Bedingun- gen gerecht werden zu können, ist es für ein Unternehmen unumgänglich, ein nachhalti- ges Umweltmanagementsystem in der Ablauforganisation zu integrieren, um auch auf künftige soziale Bedürfnisse und Anforderungen des Marktes einzugehen.6 Ein globales Anliegen einer gesetzlichen Verordnung im Hinblick auf ein umweltintegriertes Wirt- schaften zeigt sich in der EG-Öko-Audit-Verordnung (auch EMAS - Environmental- Management and Audit Scheme genannt). Die Verordnung wurde auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) von 179 Ländern verab- schiedet. Es handelte sich hierbei um ein Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, in dem gefordert wird, dass die Privatwirtschaft einschließlich transnationaler Unterneh- men die Rolle des Umweltmanagements als eine der höchsten unternehmerischen Prioritäten und als Schlüsseldeterminante für eine nachhaltige Entwicklung anerkennen soll.7 Diese Maßnahme war erforderlich, um der weltweiten ökologischen, ökonomi- schen und sozialen Verschlechterung entgegenzuwirken, schrittweise eine Verbesserung zu erreichen und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sicherzustellen. Umweltmanagementsysteme sollen entweder der EG-Öko-Audit-Verordnung oder der international gültigen Norm ISO 14001 entsprechen.8 Im Zuge dessen, entstanden in der Vergangenheit eine Fülle an Bewertungskriterien, die Unternehmen und Verbrauchern Entscheidungshilfen in Bezug auf ökologisches Handeln geben sollten.9 Auf diese Ver- ordnungen stützt sich ein relativ junger Unternehmenszweig - das Umweltmanage- ment. Umweltmanagement definiert man als die Gesamtheit aller unternehmenspoliti- schen Entscheidungen zur Gestaltung der Beziehungen zwischen Unternehmen und den von ihren Aktivitäten direkt und indirekt betroffenen Bezugsgruppen wie beispielsweise Banken, Staat, Konsumenten, Lieferanten. Umweltmanagement ist im engeren Sinne die Gestaltung sämtlicher Unternehmensaktivitäten, die im Zusammenhang mit dem Schutz der Umwelt stehen und umfasst die Planung, Durchführung und Kontrolle von strategischen und operativen Maßnahmen zur Vermeidung, Verminderung und Beseiti- gung von Umweltschäden sowie die Ausschöpfung der sich durch Umweltschutz eröff- nenden Marktpotenziale. Das Umweltcontrolling ist ein wichtiges Mittel des Umwelt- managements, das die Entscheidungsträger mit den notwendigen umweltbezogenen In- formationen zu den ökologischen, ökonomischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Effekten der Leistungserstellung und -verwertung versorgt.10 Umweltcontrolling und Umweltmanagement gehen insoweit Hand in Hand.
2.3. Überblick deutscher Umweltmanagementansätze in KMU
Laut einer Studie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit (BMU) gibt es derzeit in Deutschland 16 Umweltmanagementansätze, die von KMU umgesetzt werden. Diese stellen sich wie folgt dar: Bayerisches Umweltsiegel für das Gastgewerbe, ECOCAMPING, Ecomapping, Ecostep, Eppelborner Umweltsiegel, Grüner Gockel, Ökoprofit, PIUS, PRUMA, Qualitätsverbund umweltbewusster Betriebe Hamburg/Schleswig-Holstein, Qualitätsverbund umweltbewusster Betriebe Thüringen, Qualitätsverbund umweltbewusster Handwerksbetriebe Bayern, Umweltsiegel Branden- burg, Umweltsiegel Ostmecklenburg-Vorpommern, Umweltsiegel Sachsen-Anhalt, Um- weltstandard Handwerk Sachsen.11 Nur wenige Ansätze sind bundesweit verbreitet. Die meisten werden in Bayern und Nordrhein-Westfalen partizipiert. In diesen beiden Bun- desländern sind über 2/3 aller Unternehmen angesiedelt, die Umweltansätze in Deutsch- land umsetzen. Mehr als die Hälfte aller Teilnehmer in Deutschland entfällt auf Öko- profit, gefolgt von PIUS-Check in NRW. Diese beiden Umweltansätze können für alle Branchen genutzt werden.12 EMAS und ISO 14001 haben die kleinen und mittleren Unternehmen nur bedingt erreicht, sind jedoch auch für KMU durchaus zu bewältigen.13 Für Unternehmen, die sich zwischen EMAS und ISO 14001 nicht entscheiden konnten, besteht nunmehr die Integration des Umweltansatzes EMAS II. Hierbei erfolgte eine Annäherung bzw. Integration der ISO 14001 in EMAS II.14
3. Betrachtungsweise der Notwendigkeit unter ökologischen Gesichtspunkten
Gerade in den Industrieländern, die den Verbrauch von Ressourcen, wie Energie, Wasser und Boden für die Erstellung von Gütern und das Durchführen von Prozessen stark auslasten, entstehen Emissionen, die in die Atmosphäre abgelassen, Wasserkreisläufe, die wiederaufbereitet, Abfälle, die entsorgt werden müssen. Die nachfolgende Grafik macht die Wechselwirkung zwischen Umwelt und Unternehmen deutlich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Wirkungsbeziehung zwischen Unternehmen und Umwelt In Anlehnung an: Werder, Axel von, Nestler, Anke (1998), S. 10.
Um dieser Austauschbeziehung unter ökonomischen Gesichtspunkten nachkommen zu können, also Umweltbelastungen zu reduzieren oder gar zu vermeiden, ist es erforder- lich, Betriebsorganisationen im Mittelstand einzubeziehen, in denen alle Mitarbeiter dem Ziel der Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes verpflichtet werden.15 Nur so ist es möglich, das ökologische Gleichgewicht nachhaltig zu fördern und zu stärken.
[...]
1 Vgl. http://www.woerterbuch.info/?query=notwendigkeit&s=thesaurus&l=en, o. V., Stand 14.11.2008.
2 Vgl. http://www.spektrum.de/artikel/823019, Umweltmanagementsysteme und ihre normativen Grundlagen, Kytzia, Dr. Susanne, Münger, Dr. Kurt, Siegenthaler, Claude P., Stand 17.11.2008.
3 Vgl. http://www.bundestag.de/gremien/welt/glob_end/3_1_5.html, Die Bedeutung von KMU für die nationale und internationale Wirtschaftstätigkeit, o.V., Stand 14.11.2008.
4 Vgl. Steinle, Claus, Reiter, Florian (2002), S. 13.
5 Vgl. auch Steinle, Claus, Reiter, Florian (2002), S. 14.
6 Vgl. http://www.spektrum.de/artikel/823019, Umweltmanagementsysteme und ihre normativen Grundlagen, Kytzia, Dr. Susanne, Münger, Dr. Kurt, Siegenthaler, Claude P., Stand 17.11.2008.
7 Vgl. Becke, Guido, Meschkutat, Bärbel, Gangloff, Tanja, Weddige, Petra, (2000), S. 16 f.
8 Vgl. Schnitzler, Prof. Dr. Hans, (2003), S. 61.
9 Vgl. Klemisch, Herbert, (2004), S. 1.
10 Vgl. http://lexikon.meyers.de/wissen/Umweltmanagement, o. V., Stand 14.11.2008.
11 Vgl. Kahlenborn, Walter, Freier, Ines (2005a), S. 24.
12 Vgl. Kahlenborn, Walter, Freier, Ines (2005b), S. 10.
13 Vgl. Kahlenborn, Walter, Freier, Ines (2005c), S. 10.
14 Vgl. http://www.ingenieurbuero-mayr.de/index.html?ing-mayr-aktuelles.php, Gibt es spezielle Umweltkonzepte für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)?, o.V., Stand 01.12.2008.
15 Vgl. auch http://www.umweltdatenbank.de/lexikon/umweltmanagement.htm, o. V., Stand 13.11.2008.