Schillers Drama „Wilhelm Tell“, das er 1804 erst nach vielen Unterbrechungen abschließen konnte, stellte das letzte von ihm vollendete Schauspiel dar. Kein anderes Werk der klassischen Periode hat eine ähnliche Nachwirkung erfahren wie Schillers Drama über den Schweizer Nationalhelden. Es diente als ein Vorbild sowohl für die studentischen Patrioten im Krieg gegen die napoleonische Fremdherrschaft als auch für die Demokraten des Vormärzes. Wie im „Wallenstein“ und „Der Jungfrau von Orleans“ wendete sich der Historiker Schiller auch hier wieder einem historischen Thema zu. Mit dem „Wilhelm Tell“ knüpft er unter dem Eindruck der gewaltsamen Ereignisse in Frankreich direkt an die zeitgenössischen Diskurse an, ob und unter welchen Umständen revolutionäres Handeln als gerechtfertigt angesehen werden kann.
Im Mittelpunkt meiner Arbeit soll die Frage stehen, inwieweit sich Bezüge zwischen Schillers Drama und der Französischen Revolution herstellen lassen und wo Unterschiede auftreten. Dabei möchte ich auch darauf eingehen, bis zu welchem Grad die anderen revolutionären Ereignisse wie zum Beispiel in den Niederlanden und speziell in der Schweiz im „Tell“ verarbeitet wurden. Im Vordergrund soll dabei stehen, wie Schiller zur damals aktuellen und von den revolutionären Ereignissen untrennbaren Diskussion über das Widerstandsrecht Stellung genommen hat. Weiterhin möchte ich auf die Position Schillers gegenüber Revolutionen und die Verarbeitung zeitgenössischer theoretischer Auseinandersetzungen eingehen.
Ich schildere zunächst die Entstehung des Dramas und dessen zeitgenössische Bezüge. In einer Analyse der Rütli-Szene möchte ich darstellen, wie Schiller in dieser konkreten Szene Bezüge zur Französischen Revolution und der Debatte um das Widerstandsrecht hergestellt hat. Im nächsten Schritt möchte ich auf die Problematik des Tyrannenmordes eingehen, welche gerade vor dem Hintergrund der Hinrichtung Ludwig XVI. während der Französischen Revolution aktuell war. Abschließend soll erläutert werden, wie sich Schiller selbst in seinen theoretischen Schriften mit den revolutionären Ereignissen Ende des 18. Jahrhunderts auseinandergesetzt und Bezug auf andere theoretische Schriften seiner Zeit genommen hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehung des Dramas und die zeitgenössischen Bezüge
- Die Rütliszene
- Die Formierung des Widerstands
- Der Gründungsmythos
- Ein Plädoyer für den aktiven Protest
- Die Ziele der Verschwörung
- Die Folgen des Bundes
- Das Problem des Tyrannenmords und dessen Bezüge zur Französischen Revolution
- Wilhelm Tell“ - Schillers Antwort auf die Französische Revolution?
- Verarbeitung der revolutionären Ereignisse im Drama
- Schillers theoretische Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution
- Bezüge des „Tell“ zu zeitgenössischen theoretischen Schriften
- Schillers „Tell“ als Gegenmodell zur Französischen Revolution?
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit Schillers Drama „Wilhelm Tell“ Bezüge zur Französischen Revolution aufweist und wie Schiller in seinem Werk zur zeitgenössischen Debatte um das Widerstandsrecht Stellung nimmt. Neben der Analyse der Entstehung des Dramas und der Rütliszene, die als zentrale Szene des Widerstands gegen die Tyrannei interpretiert wird, befasst sich die Arbeit mit der Problematik des Tyrannenmords und Schillers theoretischer Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution.
- Die Entstehung des Dramas „Wilhelm Tell“ im Kontext der Französischen Revolution
- Die Rütliszene als Symbol des Widerstands und des Kampfes für Freiheit
- Die Problematik des Tyrannenmords und die Hinrichtung Ludwig XVI.
- Schillers theoretische Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution und deren Auswirkungen
- Schillers „Wilhelm Tell“ als mögliches Gegenmodell zur Französischen Revolution
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach den Bezügen zwischen Schillers „Wilhelm Tell“ und der Französischen Revolution vor. Anschließend wird die Entstehung des Dramas beleuchtet und der zeitgenössische Kontext, in dem Schiller das Stück verfasste, dargestellt. In der Analyse der Rütliszene werden die Bezüge zur Französischen Revolution und zur Debatte um das Widerstandsrecht herausgearbeitet. Das Kapitel „Das Problem des Tyrannenmords“ behandelt die Problematik des Königsmordes vor dem Hintergrund der Hinrichtung Ludwig XVI. während der Französischen Revolution. Die Arbeit endet mit der Analyse von Schillers theoretischer Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution und seinen Bezügen zu anderen theoretischen Schriften seiner Zeit.
Schlüsselwörter
Schiller, Wilhelm Tell, Französische Revolution, Widerstandsrecht, Tyrannenmord, Rütliszene, Schweizer Staatsumwälzung, Helvetische Republik, Zeitgenössische Diskurse, Theoretische Schriften.
- Quote paper
- Franziska Eichhorn (Author), 2010, Schillers "Wilhelm Tell" - Ein Gegenmodell zur Französischen Revolution?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177915