In der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts blühte die Volksfrömmigkeit auf. Sie wurde gefördert durch den alltäglichen Anschauungsunterricht, wie die heilige Messe, Segnungen, Prozessionen und volksfrommes Brauchtum. Durch bildliche Darstellungen, Beichtunterricht und Predigt belehrte der Klerus die Menschen über die Glaubenswahrheit.
Der Buchdruck erlaubte die intensive Verbreitung von alter und neuer, die Predigt ergänzende Erbauungsliteratur. Diese Frömmigkeit war jedoch gekennzeichnet von dem Gedanken an den Tod. Die Angst wurde zum Grundelement dieser Zeit mit der Folge, dass die Menschen schwermütig wurden, einem tiefen Lebensernst verfielen oder ihr Leben exzessiv genossen. Die Frage nach Tod und Jenseits war der Mittelpunkt allen Denkens in jeder Bevölkerungsschicht.
Die Grundlage „für seinen Todesgedanken, sein Todeserlebnis [und] sein Todesgefühl bleibt [für das gesamte Mittelalter] die Dreiheit“ vom Tod als Sold der Sünde, vom Tod als Eingang zur ewigen Verdammnis und vom Tod als Eingang zur ewigen Seligkeit.
„Wir lesen ununterbrochen von Epidemien […] die in kurzer Zeit ein Viertel, ein Drittel oder gar die Hälfte der vorhandenen Menschen da-hinraffte…“ Durch diese, meist Pestepidemien, waren die Priester nicht mehr in der Lage alle Sterbenden zu begleiten. Boccaccio hat dies in seinem Decameron drastisch dargestellt: „ Die meisten mussten, sofern sie überhaupt dazu kamen, ihre Rechnung […] ohne geistlichen oder weltlichen Beistand machen. Viele ließ man ohnehin wie Vieh verenden.“ Aus diesem Grund begannen Franziskaner und Dominikaner ü-ber den Tod und die letzten Dinge zu predigen. Daraus entwickelte sich mit der Zeit die Literaturgattung der Ars moriendi, die den Laien befähi-gen sollte seinen Nächsten als Sterbehelfer beizustehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ars moriendi
- Die Kunst des guten Sterbens
- Die Ars moriendi Literatur
- Admonitio Anselmi
- Gersons Sterbekunst
- Die ars moriendi der fünf Anfechtungen
- Die Brechung mit den Ars moriendi
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung und Entwicklung der Ars moriendi im Spätmittelalter. Sie analysiert die Entstehung und Verbreitung dieser Literaturgattung, die den Laien befähigen sollte, ihren Nächsten als Sterbehelfer beizustehen. Der Fokus liegt dabei auf der Verbindung von theologischen und gesellschaftlichen Faktoren, die zur Entstehung und Verbreitung dieser besonderen Form der Sterbekultur beigetragen haben.
- Die Rolle der Ars moriendi in der religiösen und kulturellen Entwicklung des Spätmittelalters
- Die Bedeutung der Pestepidemien und des Todesgedankens in der Gesellschaft
- Die literarischen Ausprägungen der Ars moriendi und ihre unterschiedlichen Schwerpunkte
- Die Bedeutung des Sterbeprozesses und der geistlichen Begleitung im Spätmittelalter
- Die Entwicklung des Sterberituals und der Bedeutung der Sterbesakramente
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel liefert eine Einführung in die Zeit des Spätmittelalters und die Bedeutung des Todesgedankens. Es beleuchtet die Auswirkungen der Pestepidemien auf die Sterbekultur und die Entwicklung der Ars moriendi als pastorale Handreichung für Priester und Laien.
- Ars moriendi: Dieses Kapitel geht tiefer auf die Bedeutung der Ars moriendi als Kunst des guten Sterbens ein. Es untersucht die literarischen Ausprägungen, die verschiedenen Formen der Sterbekultur und die Rituale, die im Spätmittelalter üblich waren.
- Die Kunst des guten Sterbens: Dieser Abschnitt beleuchtet die Ziele der Ars moriendi und die Bedeutung der letzten Dinge im Sterbeprozess.
- Die Ars moriendi Literatur: Hier werden die unterschiedlichen literarischen Formen der Ars moriendi sowie die theologischen und gesellschaftlichen Einflüsse auf ihre Entstehung und Verbreitung betrachtet.
Schlüsselwörter
Ars moriendi, Tod, Spätmittelalter, Sterbekultur, Pestepidemien, Sterberituale, geistliche Begleitung, Sterbesakramente, Todesgedanken, Memento mori, Contemptus mundi, Totentänze, Admonitio Anselmi, Gersons Sterbekunst, Beichte, Krankensalbung, Kommunion, Benedictio Apostolica, Bürgertum, Angst, Lebensernst, Seelenheil.
- Arbeit zitieren
- Jeannine Richter (Autor:in), 2006, Ars Moriendi - Die Kunst des guten Sterbens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178047