In Hartmanns von Aue "Gregorius" wird der Protagonist nach 17-jähriger Buße für seine Sünden durch Gott erlöst, zum Papst erwählt und zur Heiligkeit erhoben. Seine Mutter und kurzzeitige Gattin, die namenlose weibliche hauptfigur der Heiligenlegende, bleibt neben der Erlösung ihrer Leiden von diesem rühmlichen Schicksal aber weit entfernt, obwohl sie in der ihr möglichen Art und Weise Buße getan und ihre Sünden bereut hat. In der vorliegenden Hausarbeit wird untersucht, welche Kriterien von Heiligkeit den fiktionalen Schicksalen der Figuren im Werk zugrunde liegt, und warum sie zu so unterschiedlichen Schicksalen wie Heiligkeit und Armut führen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sünde, Buße und Erlösung im Gregorius
- Inzest, Buße und Erlösung der namenlosen Tante
- Erster Inzest und Buße
- Zweiter Inzest und Bußweg
- Die Erlösung
- Die Verwehrung der Heiligkeit
- Heiligkeit bei Gregorius
- Heiligkeit bei Maria Magdalena
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, warum die weibliche Hauptfigur in Hartmanns Gregorius-Legende, trotz ihrer Buße, nicht den Status der Heiligkeit erreicht, den ihr Sohn Gregorius hingegen erlangt. Die Arbeit analysiert die Sünden, die Buße und die Reue der Mutter im Kontext der im Prolog des Werkes dargestellten Kriterien für die Erlösung von Sünde. Dabei wird ihr Verhalten mit dem ihres Sohnes und mit dem der Heiligen Maria Magdalena verglichen, um mögliche Gründe für die unterschiedlichen Erlösungen zu beleuchten.
- Sünde und Buße in Hartmanns Gregorius
- Die Rolle des Zweifels im Bußprozess der Mutter
- Vergleich der Bußwege von Mutter und Sohn
- Maria Magdalena als Beispiel für weibliche Heiligkeit im Mittelalter
- Die Verwehrung der Heiligkeit bei der namenlosen Tante
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die ungleiche Behandlung von Gregorius und seiner Mutter in der Gregorius-Legende dar. Es wird die Frage aufgeworfen, warum die Mutter trotz ihrer Buße nicht die Heiligkeit erreicht.
Im zweiten Kapitel werden die allgemeinen Stadien der Buße, wie sie von Christian Cormeau und Wilhelm Störmer beschrieben werden, vorgestellt und mit den im Prolog des Gregorius dargestellten Kriterien für die Wiedererlangung von Gottes Gnade verglichen.
Das dritte Kapitel widmet sich der Analyse des Verhaltens der namenlosen Tante im Bezug auf die beiden Inzest-Sünden und ihren Bußweg. Es wird gezeigt, dass sie zwar eine Mitschuld an den Vergehen trägt, jedoch die im Prolog beschriebenen Kriterien für die Buße nicht vollständig erfüllt. Besonders hervorgehoben wird das wiederholte Auftreten von Zweifel in ihrem Verhalten.
Im vierten Kapitel wird die Verwehrung der Heiligkeit bei der Mutter im Vergleich zu Gregorius und Maria Magdalena untersucht. Es wird deutlich, dass die Mutter, im Gegensatz zu den beiden anderen Figuren, nicht dauerhaft auf Gottes Gnade hofft, sondern immer wieder in Zweifel verfällt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Gregorius-Legende, die Sünde, die Buße, die Erlösung, die Heiligkeit, den Zweifel, den Inzest, den Vergleich von Mann und Frau im Mittelalter, Maria Magdalena und die Darstellung von Schuld und Reue in der mittelalterlichen Literatur.
- Citation du texte
- Franz Kröber (Auteur), 2011, Die namenlose Schwester, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178098