Aspekte der Geschichtskultur am Beispiel von Geschichte in der Presse


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 1998

13 Pages, Note: ohne Note (bestanden)


Extrait


Gliederung

I. Einleitung

II. Ausarbeitung
II.1 Aspekte der Geschichtskultur
II.1.1 Definition
II.1.2 Entwicklung der Geschichtskultur in Deutschland
II.1.3 Ursachen für das Herausbilden von Geschichtsbewußtsein
II.1.4 Funktionen der Geschichtskultur in der Gesellschaft
II.1.5 Formen der Geschichtskultur
II.2 Geschichte in der Presse
II.2.1 Geschichte und Quellencharakter der Presse
II.2.2 Funktionen der Presse
II.2.3 Umgang der Presse mit Geschichte und die gesellschaftlichen Folgen

III. Fazit

IV. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

In meiner Hausarbeit möchte ich zunächst einmal versuchen, die Bedeutung der eng miteinander verbundenen Begriffe „Geschichtskultur“ und „Geschichtsbewußtsein“ zu erläutern. Dabei werde ich auf ihre Entwicklung und auf ihre Formen und Funktionen eingehen. Danach werde ich den Aspekt der Geschichtskultur „Geschichte und Presse“ untersuchen, wobei auch hier vor allem Formen, Funktionen und Geschichte der Presse sowie ihr spezieller Quellencharakter dargestellt werden. Die Hauptinformationen beziehe ich aus den beiden im Handbuch der Geschichtsdidaktik veröffentlichten Aufsätze „Aspekte der Geschichtskultur“ von Grütter und „Geschichte in der Presse“ von Kosyck.

Zunächst einmal möchte ich klären, was Geschichtsbewußtsein ist. Geschichtsbewußtsein ist der „Inbegriff der (unbewußten und bewußten) Denkvorgänge, durch die die Erfahrungen von Zeit im Medium der Erinnerung zu Orientierungen der Lebenspraxis verarbeitet werden“ (Brockhaus; S.391). Also kann Geschichtsbewußtsein helfen, sich durch Reflexion der Vergangenheit in der sich heute ständig ändernden Gesellschaft zurechtzufinden und darüber hinaus eine „handlungsleitende Zukunftsperspektive“ (ebd.) zu entwerfen. Außerdem ist Geschichtsbewußtsein das übergeordnete Ziel der Didaktik.

Es entsteht durch Beobachtungen innerhalb der Familie (z.B. durch Erzählungen der Großeltern) Feste, Ausflüge, Medien, Reisen, kulturelle Ereignisse und die Umwelt. Es äußert sich auch in Geschichten, denn „durch Geschichten verständigen sich Menschen darüber, wer sie sind“ (ebd.). Geschichtsbewußtsein wird im öffentlichen Leben durch Geschichtskultur erkennbar, die vor allem von Wissenschaft, Politik und Kunst bestimmt wird.

II. Ausarbeitung

II.1 Aspekte der Geschichtskultur

II.1.1 Definition

Geschichtskultur umfaßt unterschiedliche Bereiche und Formen der historischen Erinnerung, sowohl Institutionen wie Schule, Universität, Archiv, Museum, Denkmalpflege, Gedenkstätte, Geschichtsverein, Medien, wie Kunst, Fotografie, Ausstellung, Denkmal, Literatur, Publizistik, politische Debatte, als auch Tätigkeiten der Belehrung, der Unterhaltung, der Legitimation und der Kritik. Dabei bedingen sich Schule und Universität auf der einen und Geschichtskultur auf der anderen Seite, da die an der Universität gewonnenen Forschungsergebnisse und die in der Schule entwickelten Vermittlungsformen die öffentliche Manifestation Geschichtsbewußtsein, also die Geschichtskultur, erst möglich macht. Das Konzept Geschichtskultur wurde erst in den letzten Jahren entwickelt und umschließt das, was früher als „Geschichte in der Alltagswelt“, „Geschichte in der (außerschulischen) Öffentlichkeit“ oder als „Manifestationen eines übergreifenden gemeinsamen Umgangs mit der Vergangenheit zusammengefaßt wurde.

II.1.2 Entwicklung von Geschichtskultur in Deutschland

Zunächst einmal sei gesagt, daß der Bedarf nach Geschichte in den jeweiligen Gesellschaftsformen unterschiedlich war und ist. Es gibt also ein Mehr oder Weniger an Geschichtskultur. Dabei hat die Bedeutung von Geschichte in Deutschland auf Grund der nationalsozialistischen Vergangenheit zugenommen. Eine Verarbeitung fand in der Nachkriegszeit nicht statt, weil sich dies negativ auf die Euphorie hinsichtlich des Neuanfangs ausgewirkt hätte.

Später ging es den Deutschen zu Zeiten des Wirtschaftswunders und der Vollbeschäftigung gut, eine Rückbesinnung an die Vergangenheit wäre eher als lästig oder hinderlich empfunden worden. Erst die von den „68ern“ in Gang gebrachte Reformära holte sie zurück ins Gedächtnis, ohne sie aber zu verarbeiten. Eine öffentliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der damit verbundenen Schuldfrage kam dann mit der Saturierungsphase Ende der 70er Jahre, ausgelöst durch die fortschrittlichen Ex-68er, die mittlerweile entsprechende Positionen in Gesellschaft, Wissenschaft und Kunst eingenommen hatten. Seitens der Konservativen war man bemüht durch die Entsorgung der Vergangenheit derselben wieder Normalität zurückzugeben, um ungestört auf die 40jährige Erfolgsgeschichte blicken zu können.

Obwohl in den letzten 20 Jahren die nationalsozialistische Vergangenheit gerade anläßlich von Jahrestagen immer wieder öffentlich diskutiert wurde, besteht nach wie vor ein ungebrochenes Interesse, gerade bei der jüngeren Generation. So erinnern zahlreiche Mahnmale, Gedenkstätten aber auch Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Filme und künstlerische Werke an die Zeit des Nationalsozialismus und werden wohl auch in Zukunft zu neuen Auseinandersetzungen anregen. Dies geschieht ohne oder sogar gegen den Willen der politischen Machthaber.

Auf der anderen Seite wird von offizieller Seite her versucht, eine deutsche Nationalgeschichte wiederaufleben zu lassen. Eingeleitet in den 80ern durch Landesaustellungen und Jubiläen über die Gründung der beiden deutschen Geschichtsmuseen in Ost und West und schließlich im Zuge der Wiedervereinigung wurde versucht, „eine neue nationale Normalität zu implizieren“ (Grütter; S.603). Man besann sich auf deutsche Geschichte vor dem II. Weltkrieg und vor allem auf die Kaiserzeit, als Geschichtsbewußtsein durch zahlreiche Feste und Denkmäler gelebt wurde.

Dabei scheint die preußische Geschichte des 18. und 19.Jh. „die Kontinuitätsvorstellung einer nationalen Identität jenseits des Holocausts zu beflügeln“ (ebd.). Dafür spricht sowohl die teure und meiner Meinung nach überflüssige Verlagerung des Regierungssitzes von Bonn nach Berlin, als auch die Wiederherstellung deutscher Nationaldenkmäler. Allerdings zeigt der Großteil der Bevölkerung nur geringes Interesse an den nationalen Identitätsangeboten. So kann nicht einmal der 3.Oktober als neuer gesamtdeutscher Feiertag nationale Begeisterung entfachen.

II.1.3 Ursachen für die Herausbildung von Geschichtsbewußtsein

Geschichtsbewußtsein bildet sich gerade dort, wo die Selbstbestimmung der Völker lange Zeit unterdrückt wurde. Die politischen Umbrüche in Osteuropa und die Neuordnung der europäischen Staatenwelt erzeugen „historische Deutungsmuster und Konzepte, die weit vor die Entstehung des sowjetischen Imperiums und häufig auch vor die Entstehung der Nationalstaaten zurückgreifen“ (Grütter; S.604). Dabei berufen sich die Betroffenen auf religiöse, kulturelle und ethnische Traditionen, die teilweise aus dem Mittelalter stammen und auf räumliche Zusammenhänge, die aus (west-)europäischer Sicht bisher fremd oder verborgen waren. Man kann also daraus schlußfolgern, daß die Sieger die Geschichte zwar bestimmen, sie aber später wieder vergessen können, weil sie für ihr Selbstverständnis und ihre Existenz kein Problem darstellen, wohingegen die Besiegten die Niederlage nicht verarbeiten können und sich folglich immer wieder erinnern müssen.

[...]

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Aspekte der Geschichtskultur am Beispiel von Geschichte in der Presse
Université
Christian-Albrechts-University of Kiel  (Institut für Kulturwissenschaften und ihre Didaktik. Abteilung Geschichte)
Cours
Seminar: Einführung in die Didaktik der Geschichte WS 97/98
Note
ohne Note (bestanden)
Auteur
Année
1998
Pages
13
N° de catalogue
V17817
ISBN (ebook)
9783638222945
ISBN (Livre)
9783638758727
Taille d'un fichier
460 KB
Langue
allemand
Mots clés
Aspekte, Geschichtskultur, Beispiel, Geschichte, Presse, Seminar, Einführung, Didaktik, Geschichte
Citation du texte
Jan Altendorf (Auteur), 1998, Aspekte der Geschichtskultur am Beispiel von Geschichte in der Presse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17817

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