Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Allgemeine Definition
3. Geschichte der Karikatur
4. Analyse
4.1. Formale Strukturen
4.2. Inhaltliche Strukturen
4.3. Stilmittel.
5. Politische Karikatur als meinungsbildende Textsorte
5.1. Wirkung der Karikatur
Quellen
Anhang
1. Einleitung
Die Verbreitung politischer Inhalte erfolgt heutzutage auf vielfältigen Wegen. Zum einen durch die Massenmedien, hier als Begriff für das Internet, private Fernsehprogramme, BILD-Zeitung, etc. verwendet, und zum anderen über seriöse Fernsehprogramme, Zeitungen und Zeitschriften. Die Vermittlung der politischen Inhalte geschieht dabei auch durch unterschiedliche Textsorten. Berichte, Reportagen, Dokumentationen, Diskussionen und Interviews behandeln explizit subjektiv oder objektiv z.B. aktuelle politische Themen, während Comics, Karikaturen, Portraits und Fotografien den Einblick in konkrete Ereignisse vertiefen, in dem sie sie bildlich darstellen. Fotografien verdeutlichen die situative Einbettung, in dem sie Personen des öffentlichen Lebens oder Situationen darstellen, die das aktuelle politische Geschehen betreffen. Comics sind gezeichnete Geschichten, die meist in einer humoristischen Pointe enden. Den Darstellungsformen sind hierbei keine Grenzen gesetzt, wenn der Inhalt verständlich ist. Portraits stellen meist die aktiven Politiker bzw. Personen des öffentlichen Lebens dar, die an aktuellen Ereignissen beteiligt sind. Karikaturen sollen durch gezeichnete, meist humoristische Kommentare zu Personen oder Handlungsorten den Einstieg in das politische Geschehen erleichtern. Sie werden in vielen Ländern als Mittel zur politischen Bildung genutzt und anerkannt, wenn auch manchmal zweckentfremdet zur Festigung einer Regierung, deren Legitimität angezweifelt werden kann, oder zur Begründung eines politischen Vorgehens, das von großen Teilen der Bevölkerung nicht gut geheißen werden könnte[1].
In der folgenden Arbeit soll dargestellt werden, mit welchen Mitteln Karikaturisten arbeiten, so dass die Karikatur verzerrt aber dennoch verständlich dargestellt wird. Dazu wird zuerst auf die Geschichte der Karikatur eingegangen und anschließend anhand der möglichen Stilmittel und Strukturen erörtert, wie Karikaturen analysiert und verstanden werden können. Hauptaugenmerk der Arbeit ist es, die Karikatur als meinungsbildende Textsorte verständlich zu machen und die politisierende Wirkung der Karikatur zu erklären.
2. Allgemeine Definition
„Karikatur, die, Zerr- oder Spottbild menschl. Eigenschaften oder Handlungen, meist mit polit. Tendenz. Die K., in der Antike und im MA. bekannt, kam im 19. Jh. (H. Daumier) zur Blüte.“
Aus: Der Brockhaus in einem Band, FA. ,Brockhaus GmbH, Leipzig 2005
Eine einheitliche Definition der Karikatur ist schwer zu finden. Das liegt unter Anderem daran, dass die Karikatur interdisziplinär ist - mit ihr beschäftigen sich Kommunikations- wisenschaft, Journalistik, Kulturwissenschaft, Kunstpädagogik, Kunstwissenschaft, Politikwissenschaft, Medienwissenschaft, Psychologie, Publizistik, Rechtswissenschaften, Sprach- und Literaturwissenschaften. Die Karikatur gibt eine andere Sicht auf einen gesellschaftlich bekannten Sachverhalt, indem sie ihn grotesk und überzeichnet darstellt und die Diskussion über gesellschaftliche oder politische Missstände widerspiegelt. Sie ist immer das Produkt eines kreativen Aktes, der in verschiedensten Formen seine Erfüllung findet. Die Karikaturisten arbeiten mit verschiedensten Stilmitteln und Strukturen, so dass der Begriff „Karikatur“ eher als grob gefasstes Hyperonym gelten kann[2]. Deshalb erweist sich auch die einheitliche Definition der Karikatur als unmöglich. Man kann nur einzelne Stilrichtungen berücksichtigen, was aber nie vollständig sein kann.
3. Geschichte der Karikatur
Um die Schwierigkeit der Bildung einer einheitlichen Definition zu erklären, muss die Geschichte des Begriffs „Karikatur“ erörtert werden.
Das Wort „Karikatur“ stammt vom italienischen Wort „caricare“, was soviel bedeutet wie „beladen, überladen“, und dessen Substantivierung „caricatura“ taucht im 17. Jhd. neben den ähnlichen italienischen Bezeichnung für Spottbilder, „ritrattini carichi“, (ital. : überladenes Bild), auf. Der Begriff „caricatura“ kann sich durchsetzen und wird auch im Ausland verbreitet. So bezeichnet man politische Karikaturen in Frankreich als caricature politique oder als dessin politique, in Italien bezeichnet man die Karikatur auch weiterhin als caricatura. Die englische Sprache differenziert stärker. Caricature im Englischen bezeichnet ein allgemeines gezeichnetes Bild bzw. eine bildliche Darstellungsform. Die politische Karikatur allerdings bezeichnet man im englischen Sprachraum als political cartoon, übersetzt hieße das in etwa „politische Bildsatire“, nicht zu verwechseln mit dem deutschen Gebrauch des Wortes „Cartoon“. Im Deutschen wird der Ausdruck cartoon allgemein für den gezeichneten Witz verwendet, meist jedoch für die im Fernsehen übertragenen Trickfilme.
Schon im Mittelalter können erste Vorformen der heutigen Karikatur gefunden werden[3]. Im 17. / 18. Jahrhundert waren Karikaturen ein gängiges Mittel zur komischen Portraitierung politischer und anderer Personen des öffentlichen Lebens. Der Begriff der Karikatur wird in dieser Zeit auch über Frankreich nach Deutschland getragen und dort verwendet. Die gesellschaftskritische Darstellung in England, „cartoon“ genannt, entwickelt sich ebenfalls im Laufe des 18. Jahrhunderts. Ein erster Vertreter der heutigen Karikaturisten war William Hogart. Er zeichnete satirisch-groteske „moderne Lebensbilder“ seiner Zeitgenossen - sozusagen die ersten richtigen Karikaturen. In Frankreich blüht die Darstellungsform der Karikatur im 19. Jahrhundert auf. Sie bezieht sich in ihrer gesellschaftlichen Kritik hauptsächlich auf das „Spießbürgertum“. Im 20. Jahrhundert ist die Karikatur verbreiteter als je zuvor. Politische Ereignisse und gesellschaftliche Missstände werden in unzähligen Karikaturen aufgegriffen, kommentiert und verbildlicht.
4. Analyse
Allgemein kann man verschiedene Arten der Karikaturen voneinander unterscheiden. Zur Differenzierung werden die formellen und die inhaltlichen Strukturen voneinander abgegrenzt[4]. Diese Grenzen lassen sich jedoch nicht fest definieren, so dass flüssige Übergänge vorhanden und Typenmischungen durchaus möglich sind. Die Karikaturisten verwenden vielzählige Mittel, um die Karikatur sowohl humorvoll als auch subtil zu gestalten. Die Wirkung der Karikatur wird durch die gewählten Stilmittel ebenso beeinflusst wie durch die Darstellungsweise.
4.1. Formale Strukturen
Die formalen Strukturen lassen sich in apersonale Sachkarikaturen, personale Typenkarikaturen und personale Individualkarikaturen eingliedern.
Die apersonale Sachkarikatur verwendet in ihrer Darstellung hauptsächlich Gegenstände und keine Personen. Sie bezieht sich zwar mit dem dargestellten Inhalt auf ein politisches Ereignis, kann dies aber ohne Personenbezug leisten[5]. Abbildung 2 thematisiert beispielsweise die auch in den Medien rege geführte Diskussion über die Folterung der Gefangenen in Guantanamo. Informierte Personen werden die Darstellung, mit einigen Abweichungen, so interpretieren: Die Freiheitsstatue symbolisiert die amerikanische Verfassung, das amerikanische Ideal und die Menschenrechte, die hier missachtet, also ermordet werden. Gleichzeitig lautet der Titel der Karikatur „Suizid einer Nation“, was bedeutet, dass die Vereinigten Staaten von Amerika sich selbst zuzuschreiben haben, was in Guantanamo passierte. Sie können die Schuld nicht auf andere schieben, sondern müssen die Verantwortung für die Gräueltaten, die sie begangen haben übernehmen. Dies wird in dem Schild, das die Freiheitsstatue um den Hals trägt deutlich. Denn die Aufschrift lautet: „Ich bitte um Verzeihung“.
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[1] s. Abbildung 1
[2] s. S. 4, unter 4. Analyse
[3] vgl. Knieper, Thomas: Die politische Karikatur. Köln, Herbert von Halem Verlag, 2002
[4] Faust, Manfred: Politische Karikaturen im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe I. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht. (1980) Bd. 31, H. 12. Seelze / Velber: Erhard Friedrich Verlag
[5] s. Abbildung 2 im Anhang