In keiner anderen romanischen Sprache ist die Diskrepanz zwischen gesprochener und geschriebener Sprache so groß, wie im Französischen. Gleichzeitig unterlag das Französische als einzige romanische Sprache einer institutionellen Sprachnormierung und tut dies bis heute. Die Frage, inwieweit diese linguistische Auswirkungen hat, wurde lange Zeit diskutiert und soll am Beispiel des Accord des Participe passé Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein. Interessant ist dieses Thema vor dem Hintergrund, dass auch andere romanische Sprachen, wie das Italienische einen Accord kennen und diesen auch phonetisch zum Ausdruck bringen. Doch warum wird er gerade im Französischen nicht gesprochen? Handelt es sich hier in der geschriebenen Sprache ein Überrest der seit dem 17. Jahrhundert vollzogenen Sprachnormierung? Warum entwickelten sich die geschriebene und die gesprochene Sprache so unterschiedlich? Wurde die geschriebene Sprache durch Normierung in ihrem ursprünglichen Zustand gehalten während sich die gesprochene Sprache weiterentwickelte? Eben diese Fragen sollen in dieser Arbeit beantwortet werden.
Dazu soll einleitend der Normbegriff aus sprachwissenschaftlicher und sozialer Sicht erörtert, sowie ein historischer Abriss über die Normierungsversuche in Frankreich und deren Auswirkungen gegeben werden. Weiterhin ist die Auseinandersetzung mit den Eigenschaften des Participe passé unerlässlich, die versuchen wird es einer Wortgruppe zuzuordnen. Letztendlich soll die Betrachtung der Eigenschaften der Kongruenz des Participe passé dazu beitragen, eine Antwort auf die Leitfrage zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Norm und Normierung
- 1.1 Der Normbegriff
- 1.2 Soziale Grundlage der Sprachnorm
- 1.3 Die Geschichte der Sprachnorm in Frankreich
- 2. Das participe passé
- 2.1 Eigenschaften des participe passé
- 2.2 Ist das participe passé ein Verb oder ein Adjektiv?
- 2.3 Das participe passé als quasi-nominale Form
- 3. Die Kongruenz bei participe passé
- 3.1 Geschichte der Kongruenzregeln des participe passé
- 3.2 Phonetik des Partizips
- 3.3 Der Accord als eine Form der Subjekt-Verb Kongruenz
- 3.3.1 Probleme hinsichtlich des Accord
- 3.3.2 Allgemeiner Lösungsansatz
- 3.3.3 Der Accord: ein Phänomen sui generis?
- 3.4 Konkrete Problemlösung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Diskrepanz zwischen gesprochener und geschriebener Sprache im Französischen und deren Zusammenhang mit der institutionellen Sprachnormierung. Im Fokus steht die Kongruenz des Partizip Perfekt (Accord du participe passé) und die Frage, ob diese ein Produkt der französischen Sprachnormierung ist. Die Arbeit beleuchtet den Normbegriff, die soziale Grundlage von Sprachnormen und die Geschichte der Sprachnormierung in Frankreich.
- Der Normbegriff in der Sprachwissenschaft
- Soziale Aspekte und Auswirkungen von Sprachnormen
- Die Geschichte der Sprachnormierung im Französischen
- Eigenschaften des Partizip Perfekt
- Die Kongruenz des Partizip Perfekt und deren Problematik
Zusammenfassung der Kapitel
1. Norm und Normierung: Dieses Kapitel beleuchtet den mehrdeutigen Begriff der Norm, seinen Handlungsbezug, den Anspruch auf umfassende Geltung und die damit verbundenen Sanktionen. Es unterscheidet zwischen expliziten und impliziten Normen und erörtert deren soziale Relevanz. Der Fokus liegt auf der Frage, wie Normen das sprachliche Handeln beeinflussen und wie sie soziale Strukturen abbilden und festigen. Der Abschnitt zur sozialen Grundlage der Sprachnorm zeigt, wie die korrekte Sprachform von sozial valorisierten Gruppen benutzt wird und wie dies zu Sanktionen und dem Bestreben nach sozialer Anerkennung führt. Die geschichtliche Betrachtung der Normierung im Französischen beginnt mit der Ordonnance de Villers-Cotterêts von 1539 und deren Bedeutung für die Entwicklung einer standardisierten Schriftsprache.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Kongruenz des Partizip Perfekt im Französischen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Diskrepanz zwischen gesprochener und geschriebener Sprache im Französischen im Kontext der institutionellen Sprachnormierung. Der Schwerpunkt liegt auf der Kongruenz des Partizip Perfekt (Accord du participe passé) und der Frage, ob diese ein Ergebnis der französischen Sprachnormierung ist. Die Arbeit untersucht den Normbegriff, soziale Grundlagen von Sprachnormen und die Geschichte der Sprachnormierung in Frankreich.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: den Normbegriff in der Sprachwissenschaft, soziale Aspekte und Auswirkungen von Sprachnormen, die Geschichte der Sprachnormierung im Französischen, Eigenschaften des Partizip Perfekt, und die Kongruenz des Partizip Perfekt inklusive der damit verbundenen Problematik.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel: Kapitel 1 befasst sich mit "Norm und Normierung", inklusive des Normbegriffs, der sozialen Grundlage der Sprachnorm und der Geschichte der Sprachnormierung in Frankreich. Kapitel 2 konzentriert sich auf das "participe passé", seine Eigenschaften, seine grammatikalische Funktion (Verb oder Adjektiv) und seine quasi-nominale Verwendung. Kapitel 3 behandelt die "Kongruenz bei participe passé", einschließlich der Geschichte der Kongruenzregeln, phonetischer Aspekte, des Accords als Form der Subjekt-Verb-Kongruenz (mit detaillierter Betrachtung von Problemen, Lösungsansätzen und der Frage nach dem Accord als eigenständigem Phänomen), und schließlich konkreter Lösungsansätze.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Komplexität der Kongruenz des Partizip Perfekt im Französischen zu untersuchen und deren Zusammenhang mit der französischen Sprachnormierung aufzuzeigen. Sie beleuchtet den Einfluss von Sprachnormen auf die sprachliche Praxis und die sozialen Implikationen korrekter Sprachverwendung.
Welche konkreten Fragen werden untersucht?
Konkret werden Fragen wie die Definition des Normbegriffs, die soziale Konstruktion von Sprachnormen, der historische Entwicklungsprozess der französischen Sprachnorm, die grammatikalischen Eigenschaften des Partizip Perfekt und die Schwierigkeiten bei der Anwendung der Kongruenzregeln untersucht. Die Arbeit hinterfragt auch den Status des Accords als eigenständiges linguistisches Phänomen.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine deskriptive und analytische Methode, die auf der Auswertung von sprachwissenschaftlicher Literatur und der Analyse der Problematik der Kongruenz des Partizip Perfekt basiert. Der historische Ansatz beleuchtet die Entwicklung der französischen Sprachnorm und ihren Einfluss auf die heutige Sprachpraxis.
- Arbeit zitieren
- Anja Peske (Autor:in), 2010, Das Participe Passé - Produkt der französischen Sprachnormierung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178367