Die Schweiz in der Mittelbronzezeit

Mit Zeichnungen von Friederike Hilscher-Ehlert


Livre Spécialisé, 2011

78 Pages


Extrait


Inhalt

Vorwort

Die Mittelbronzezeit in der Schweiz Abfolge und Verbreitung der Kulturen und Gruppen

Arme und Reiche im selben Grabhügel Die Hügelgräber-Kultur von etwa 1600 bis 1300/1200 v. Chr.

Das Bergdorf auf dem Padnal Die Inneralpine Bronzezeit-Kultur in der Mittelbronzezeit von etwa 1600 bis 1300/1200 v. Chr.

Anmerkungen

Literatur

Bildquellen

Die wissenschaftliche Graphikerin Friederike Hilscher-Ehlert

Der Autor Ernst Probst / Seite 71 Bücher von Ernst Probst

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zwei Frauen mit langärmeligen Blusen, knöchellangen Röcken, Schulter- und Kopftüchern aus der Mittelbronzezeit in Mitteldeutschland - eine Rekonstruktion des Weimarer Prähistorikers Rudolf Feustel von 1958

Vorwort

Rund 400 Jahre Urgeschichte von etwa 1600 bis 1200 v. Chr. passieren in dem Taschenbuch »Die Schweiz in der Mittelbronzezeit« in Wort und Bild Revue. Es befasst sich mit den Kulturen und Gruppen, die in dieser Zeitspanne im Gebiet der heutigen Alpenrepublik existierten. Geschildert werden die Anatomie und Krankheiten der damaligen Ackerbauern, Viehzüchter und Bronzegießer, ihre Siedlungen, Kleidung, ihr Schmuck, ihre Keramik, Werkzeuge, Waffen, Haustiere, Jagdtiere, ihr Verkehrswesen, Handel, ihre Kunstwerke und Religion.

Verfasser ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, der sich vor allem durch seine Werke »Deutsch- land in der Urzeit« (1986), »Deutschland in der Steinzeit« (1991) und »Deutschland in der Bronzezeit« (1996) einen Namen gemacht hat. Das Taschenbuch »Die Schweiz in der Mittelbronzezeit« ist Dr. Gretel Gallay, Dr. Albert Hafner und Dr. Jürg Rageth gewidmet, die den Autor mit Rat und Tat bei seinem Buch »Deutschland in der Bronzezeit« (1996) unterstützt haben. Es enthält Le- bensbilder der wissenschaftlichen Graphikerin Friede- rike Hilscher-Ehlert aus Königswinter.

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Der dänische Archäologe Christian Jürgensen Thomsen (1788-1865) hat 1836 die Urgeschichte nach dem jeweils am meisten verwendetem Rohstoff in drei Perioden eingeteilt: Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit.

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Auf einem Lebensbild von 1921 wurden die Menschen der Bronzezeit als Jäger und Viehzüchter dargestellt. Diese Zeichnung stammt aus einem Buch von Karl Schumacher (1860-1934), dem damaligen Direktor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz.

Die Mittelbronzezeit in der Schweiz

Abfolge und Verbreitung der Kulturen

Die Mittelbronzezeit währte in der Schweiz etwa von 1600 bis 1300/1200 v. Chr. Sollte sich auch in der Schweiz die neuerdings von deutschen Prähistorikern für die Mittelbronzezeit praktizierte Gliederung durchsetzen, müsste man diesen Abschnitt in zwei Stufen teilen. Die ältere Stufe hieße dann Bronzezeit B, die jüngere folglich Bronzezeit C.

In der Westschweiz und im Mittelland werden die ur- geschichtlichen Funde zwischen etwa 1600 und 1300/ 1200 v. Chr. der Hügelgräber-Kultur (s. S. 15) bezie- hungsweise Hügelgräber-Bronzezeit zugerechnet.1 Sie löste in der Westschweiz die Aare-Rhône-Gruppe der Rhône-Kultur und im Mittelland die Arbon-Kultur beziehungsweise die jüngere Frühbronzezeit ab.

In weiten Teilen des Kantons Graubünden behaupte- te sich von etwa 1600 bis 1300/1200 v. Chr. die mit- telbronzezeitliche Inneralpine Bronzezeit-Kultur (s. S. 41). Dort hatte vorher die frühbronzezeitliche Inneralpine Bronzezeit-Kultur existiert. Früher hat man auch von der Crestaulta-Kultur oder von der Bündnerischen Bronzezeit gesprochen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

PAUL REINECKE, geboren am 25. September 1872 in Berlin-Charlottenburg, gestorben am 12. Mai 1958 in Herrsching. Er wirkte 1897 bis 1908 am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz. 1908 bis 1937 war er Hauptkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München. 1917 wurde er kgl. Professor. Reinecke teilte 1902 die Bronzezeit in die Stufen A bis D ein. 1902 sprach er von der Straubinger Kultur sowie von der Grabhügelbronzezeit und später von der Hügelgräber-Bronzezeit.

Arme und Reiche im selben Grabhügel

Die Hügelgräber-Kultur

Um etwa 1600 v. Chr. trat in der Westschweiz und im Mittelland die mittelbronzezeitliche Hügel- gräber-Kultur an die Stelle der bis dahin dort verbreiteten frühbronzezeitlichen Kulturen. Sie folgte in der West- schweiz auf die Aare-Rhône-Gruppe der Rhône-Kul- tur und im Mittelland auf die Arbon-Kultur bezie- hungsweise auf die jüngere Frühbronzezeit. Die Hügelgräber-Kultur wurde von dem deutschen Prähistoriker Paul Reinecke (1872-1958) nach der typischen Art der Gräber dieser Zeit benannt. Sie be- stand etwa bis 1300/1200 v. Chr.

In jene Phase der Bronzezeit fällt eine Klimaänderung, die ein österreichischer Wissenschaftler nach einem Gletschervorstoß in Osttirol als Löbben-Schwankung bezeichnete. Diese mit dem Aufkommen von feuchter und kühler Meeresluft verbundene Witterungsver- schlechterung bewirkte zwischen etwa 1500 und 1300 v. Chr. eine Wachstumsverzögerung der Bäume. Letztere wurde 1982 anhand von Jahrringuntersuchungen im Gotthardgebiet nachgewiesen.

Einen kleinen Einblick in die damalige Tierwelt erlau- ben die Knochenreste unter dem Felsdach Chinechäle

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Verbreitung der Kulturen während der Mittelbronzezeit (etwa 1600 bis 1300/1200 v. Chr.) in der Schweiz an der Gsäßfluh1 im Kanton Bern. Demnach gab es während der Zeit der Hügelgräber-Kultur in die- ser Gegend unter anderem Rabenkrähen (Corvus corone), Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes), Ring- drosseln (Turdus torquatus) und Wildkatzen (Felis silve- stris).

Nach den Funden aus Gräbern in der Schweiz zu schließen, herrschten in der Gesellschaft der Hügelgräber-Kultur keine auffälligen Rangunterschiede. Unter dem Grabhügel liegen meistens mehrere Bestattungen, die hie und da um das Zentralgrab einer bedeutenden Persönlichkeit angelegt wurden.

Pompöse, für höherrangige Einzelpersonen bestimm- te Grabbauten waren nicht üblich. Die Grabhügel bargen sowohl reich mit Beigaben ausgestattete Grä- ber als auch beigabenlose ärmere Beisetzungen. Dem- nach sind Arme und Reiche nebeneinander bestattet worden.

Erstaunlich groß für seine Zeit war ein Krieger, den man in Rafz (Kanton Zürich) beerdigt hatte. Der im Alter zwischen 23 und 33 Jahren gestorbene Mann brachte es auf eine Körperhöhe von etwa 1,80 Metern. Als bronzene Grabbeigaben fanden sich eine Gewandnadel, ein 67 Zentimeter langes Griffplattenschwert und ein Gürtelhaken.

Ein seltener Fund vom Malanser in Liechtenstein lie- ferte einen bescheidenen Hinweis auf die Kleidung jener Zeit. Dabei handelte es sich um die Scherbe eines Tongefäßes, auf welcher der Töpfer kurz vor dem Brand ein kleines Stück seines Gewandes abgedrückt hat. Der

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Rekonstruktionen von Frauentrachten aus der Zeit der Hügelgräber-Kultur nach Funden aus Wiesbaden (Südfriedhof), links, und Großenlüder-Unterbimbach (Kreis Fulda), rechts, in Deutschland Zeichnungen von Friederike Hilscher-Ehlert, Königswinter, für das Buch » Deutschland in der Bronzezeit « (1996) von Ernst Probst

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Rekonstruktionen von Frauentrachten aus der Zeit der Hügelgräber-Kultur nach Funden aus Hünfeld-Molzbach (Kreis Fulda), links, und Darmstadt Wixhausen, in Hessen, rechts, in Deutschland. Zeichnungen von Friederike Hilscher-Ehlert, Königswinter, für das Buch » Deutschland in der Bronzezeit « (1996) von Ernst Probst

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ab der Mittelbronzezeit haben die Männer in der Schweiz ihren Bart und vielleicht auch ihre Kopfhaare mit bronzenen Rasiermessern geschnitten, die damals - ebenso wie bronzene Pinzetten zum Haareauszupfen - eine neue Errungenschaft waren. Zeichnung von Friederike Hilscher-Ehlert, Königswinter, für das Buch » Deutschland in der Bronzezeit « (1996) von Ernst Probst

Abdruck zeigt die so genannte Köperbindung, die aus der Jungsteinzeit noch nicht bekannt ist.

Bei der Untersuchung von Gräbern stellte sich heraus, dass zur Kleidung der Männer eine bronzene Nadel gehörte, während zu derjenigen der Frauen zwei Nadeln zählten. Die metallenen Nadeln hatten die Aufgabe, die Garderobe zusammenzuhalten, dienten daneben jedoch auch als Schmuck.

Die 28 Zentimeter lange Nadel aus dem erwähnten Kriegergrab von Rafz endet in einem kolbenförmigen Kopf. Ihr Hals ist leicht verdickt und durchbohrt. Kopf und Hals sind mit umlaufenden Rillengrupen verziert, die durch Streifen aus senkrechten Kerben getrennt werden. Der 15,5 Zentimeter lange Gürtelhaken aus demselben Grab wurde aus einem 85 Zentimeter langen Bronzedraht mit drei Millimeter Durchmesser zurecht- gebogen. Seine Enden hat man spiralförmig aufgerollt. In Thayngen (Kanton Schaffhausen) kam ein 16,4 Zentimeter langer bronzener Gürtelhaken zum Vor- schein. Er gehörte vielleicht zum Schwertgehänge eines Mannes.

Von bronzenen Rasiermessern, die sich ab jener Zeit einer zunehmenden Beliebtheit erfreuten, konnten bisher in der Schweiz nur wenige Exemplare geborgen werden. Eines davon fand sich in der Höhensiedlung »Bürg« bei Spiez im Kanton Bern. Diese Rarität ist 10,4 Zentimeter lang und 3,9 Zentimeter breit. Weitere Rasiermesser kennt man aus Mörigen, Wangen an der Aare (beide Kanton Bern) und aus Pfyn (Kanton Thurgau).

Bild auf Seite 23: So genannter Stammesfürst mit Beil und Schwert bewaffnet aus der mittelbronzezeitlichen Hügelgräber-Kultur nach einer historischen Trachtenrekonstruktion des Münchener Historienmalers und Altertumsforschers Julius Naue (1832 - 1907)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild auf Seite 25: So genannte weise Frau aus der mittelbronzezeitlichen Hügelgräber-Kultur nach einer historischen Trachtenrekonstruktion des Münchener Historienmalers und Altertumsforschers Julius Naue (1832 - 1907)

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Fin de l'extrait de 78 pages

Résumé des informations

Titre
Die Schweiz in der Mittelbronzezeit
Sous-titre
Mit Zeichnungen von Friederike Hilscher-Ehlert
Auteur
Année
2011
Pages
78
N° de catalogue
V178676
ISBN (ebook)
9783656009474
ISBN (Livre)
9783656010890
Taille d'un fichier
2814 KB
Langue
allemand
Annotations
Mots clés
Bronzezeit, Mittelbronzezeit, Hügelgräber-Kultur, Inneralpine Bronzezeit-Kultur, Ernst Probst, Friederike Hilscher-Ehlert, Schweiz, Archäologie
Citation du texte
Ernst Probst (Auteur), 2011, Die Schweiz in der Mittelbronzezeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178676

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