Im Jahr 42 n. Chr. erwirkte Kaiser Claudius die Konsekration seiner Großmutter, der Augustus-Gattin Livia. Warum ließ Claudius seiner Großmutter diese Ehrung zukommen? War es nur ein letzter Ehrerweis des Enkels? Vielleicht sogar ein Liebesdienst? Oder ein politisches Symbol, das dazu dienen sollte, einem frischgebackenen Herrscher auf wankendem Thron zusätzliche Legitimation zu verschaffen? Und kann diese Handlungsweise als richtungsweisend für spätere Konsekrationen von Kaiserinnen betrachtet werden?
Die Suche nach Antworten führt zuallererst in die Biographie des Claudius. Es stellt sich die Frage, wie die Kindheit des Claudius sich dargestellt hatte, und wie sie sein Vorgehen beeinflusste. Besonders der Einfluss Livias auf die Charakterbildung des Claudius ist zu untersuchen. Weiterhin wird zu analysieren sein, mit welchen Mitteln er seine Herrschaft zu deren Beginn zu konsolidieren suchte, und welche Rolle Livia in diesem Zusammenhang zukam.
Eine interessante Frage ist, welche Konsequenzen die Apotheose der Livia nach sich zog. Welche Ehrungen wurden ihr zuteil? Welche Stellung nahm sie fortan im römischen Staatskult ein? Inwieweit wurde sie zum Vorbild für spätere Konsekrationen?
In der Literatur wird dieses Thema leider kaum behandelt. Die Lebensbeschreibung des Claudius und die Biographien Livias enthalten lediglich kurze Absätze, die sich damit befassen.
Als erstklassige Ressource für die Beantwortung der Fragen nach dem wie und warum der Konsekration Livias hat sich das Papier Marleen B. Florys erwiesen. Das Buch Hildegard Temporinis über die Frauen am Hofe Traians bot wertvolle Informationen über Konsekrationen nach Livia. In Barbara Levicks Claudius-Biographie fand sich umfassendes Material zum Familienleben am Hof des Augustus und zur Erziehung des Claudius.
Als Quellengrundlage dient vor allem die Claudius-Vita des Sueton. Auch Tacitus′ Annalen und eine kurze Beschreibung der Ehrungen des Claudius für seine Familie, verfasst von Cassius Dio, boten Einblicke in das Geschehen am römischen Hof.
Zusätzlich stützt sich diese Arbeit auf diverse Münzprägungen verschiedener Kaiser, auf denen weibliche Angehörige des Kaiserhauses dargestellt werden. Eine hervorragende Zusammenstellung bedeutender Prägungen findet sich bei Hans-Markus von Kaenel. Ulrike Hahn bietet einen umfassenden Kommentar zu Münzen aus den verschiedensten Gegenden des Reiches, vornehmlich dem Osten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Die Kindheit des Claudius: Fundament einer erfolgreichen Herrschaft?
- 1.1 Claudius' Verhältnis zur Kaiserfamilie
- 1.2 Großmütterliche Zuneigung?
- 1.3 Folgen der Jugenderfahrungen
- 2 Herrschaftsantritt des Claudius
- 2.1 Politische Situation des Claudius bei Herrschaftsantritt
- 2.2 Maßnahmen zur Verbesserung seiner Position
- 3 Das Propagandaprogramm des Claudius: Ehrungen für die Familie
- 3.1 Ehrungen für die Eltern
- 3.2 Ehrungen für den Bruder
- 3.3 Ehrungen für die Großmutter
- 4 Diva Augusta
- 4.1 Livia in den Augen der Bevölkerung
- 4.2 Die Consecratio der Livia: Ablauf und Art der Ehrungen
- 4.3 Dauer des Kultes
- 4.4 Einfluss auf spätere Konsekrationen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konsekration der Livia, der Ehefrau des Augustus, unter ihrem Enkel, Kaiser Claudius. Sie analysiert die Hintergründe dieser Ehrung und betrachtet die Rolle Livias im Leben des Claudius, insbesondere während dessen Kindheit. Des Weiteren werden die politischen und propagandistischen Aspekte der Apotheose Livias sowie ihre Auswirkungen auf spätere Konsekrationen von Kaiserinnen beleuchtet.
- Die Kindheit des Claudius und der Einfluss Livias auf seine Entwicklung.
- Die politische Situation bei Claudius' Herrschaftsantritt und seine Bemühungen, seine Position zu festigen.
- Die Ehrungen für Livia als Teil eines propagandistischen Programms zur Stärkung der Legitimität der Herrschaft Claudius'.
- Die Bedeutung und Auswirkungen der Consecratio Livias auf den römischen Staatskult.
- Der Einfluss der Konsekration Livias auf spätere Konsekrationen von Kaiserinnen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Konsekrationen im Römischen Reich ein und stellt die Forschungsfrage nach den Beweggründen für die Apotheose Livias unter Claudius. Kapitel 1 beleuchtet die Kindheit des Claudius und die Auswirkungen seines Verhältnisses zu seiner Familie, insbesondere zu Livia, auf seine spätere Herrschaft. Kapitel 2 analysiert die politische Situation beim Herrschaftsantritt des Claudius und seine Maßnahmen zur Konsolidierung seiner Macht. In Kapitel 3 wird das Propagandaprogramm des Claudius untersucht, das auch Ehrungen für seine Familie, insbesondere Livia, beinhaltete. Kapitel 4 widmet sich der Konsekration der Livia und beleuchtet ihren Einfluss auf den römischen Staatskult und spätere Konsekrationen von Kaiserinnen.
Schlüsselwörter
Konsekration, Livia Drusilla, Claudius, Augustus, römischer Staatskult, Kaiserinnen, Propagandaprogramm, Herrschaftslegitimation, Kindheit, Einfluss, Familie.
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- Katharina Strohmeier (Autor), 2001, Von der Großmutter zur Göttin. Zur Konsekration der Livia unter Claudius, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1789