Die Bedeutsamkeit der Phantasiewelt und die Kraft des Märchens, ist meiner Meinung nach
eine Thematik, die in der heutigen Zeit keinen Platz mehr findet.
Doch sind es gerade die Phantasie - und Märchenwelten, die das Kind bei seinem
Entwicklungsprozeß zu einer reifen Persönlichkeit entscheidend unterstützen.
In meinen folgenden Ausführungen möchte ich, anhand der Thesen Langevelds und
Bettelheims und des Beispiels aus der Kinderliteratur, diese Behauptung erläutern. In seinen anthropologischen Studien verweist Langeveld ausdrücklich auf das Bedürfnis des
Kindes nach Freiraum und unbestimmten Dingen - „das Unbestimmte“ - um ihren
Bestrebungen einer individuellen Welt - und Selbstgestaltung nachzukommen.
Im Schutz der vetrauten Umgebung verbirgt sich die „verborgene Stelle“, die als Eingang in
eine fremde Welt anvanciert. Insbesondere Orte, die von der pragmatischen Apostrophierung der Erwachsenenwelt ignoriert
wurden, ermöglichen den Eintritt in die fremde Welt und die geheime Stelle.
Dachböden, tiefe und leere Wandschränke aber auch das Versteck hinter einer schweren
Gardine werden vom Kind bevorzugt als geheime Stelle in Besitz genommen. Diese
unbekannte Welt der geheimen Stelle gehört nur dem Kind und ist gewissermaßen isoliert
vom übrigem Haus - sie hat ihre eigene Dimension und ihr eigenes Leben . Nutzgegenstände
des Alltags wirken durch ihre Vetrautheit in der Phantasiewelt wesensfremd , doch sobald sie
ihre Relevanz im Alltagsgeschehen verlieren, wie die Gegenstände des Dachbodens, können
ihnen eine unbegrenzte Anzahl an Bedeutungen beigemessen werden.
Wird die geheime Stelle jedoch verlassen, so hüllt sie sich erneut in Schweigen und behütet
sorgfältig das Geheimnis des Kindes.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung in die Thematik
2. J. M. Langeveld : Die „geheime Stelle“ im Leben des Kindes
2.1 Einleitung
2.2 Der Dachboden
2.3 Die Zeit
2.4 Einsam ist man nur in der Welt
2.5 Die Stelle wird bestimmt
2.6 Körper und Raum
3. Bezug der wissenschaftlichen Theorien Langevelds zur modernen Kinderliteratur am Beispiel Astrid Lindgrens „Mio, mein Mio“
3.1 Stellung des Buches „Mio, mein Mio“ innerhalb der Kinderliteratur
3.2 Darstellung des Inhaltes
3.3 Vorkommen der Thesen Langevelds in der Kinderliteratur am Beispiel „Mio, mein Mio“
4.1 Die psychologische und pädagogische Notwendigkeit von Märchen - allgemeine Betrachtung
4.2 B. Bettelheim : „Kinder brauchen Märchen“
4.2.1 Einblick in die Thesen Bettelheims
4.2.2 Die Bedeutung des Märchens für die Psyche und das Leben des Kindes
4.2.1 Anregung der Phantasie
4.2.2 Entwicklung des Verstandes
4.2.3 Klärung von Emotionen
4.3 Die psychologische und pädagogische Notwendigkeit der Identifikation des Kindes mit dem Helden im Märchen
5. Resümee
6. Literaturverzeichnis
1. Einführung in die Thematik
Die Bedeutsamkeit der Phantasiewelt und die Kraft des Märchens, ist meiner Meinung nach eine Thematik, die in der heutigen Zeit keinen Platz mehr findet.
Doch sind es gerade die Phantasie - und Märchenwelten, die das Kind bei seinem Entwicklungsprozeß zu einer reifen Persönlichkeit entscheidend unterstützen.
In meinen folgenden Ausführungen möchte ich, anhand der Thesen Langevelds und Bettelheims und des Beispiels aus der Kinderliteratur, diese Behauptung erläutern.
2. J. M. Langeveld : Die „geheime Stelle“ im Leben des Kindes
2.1 Einleitung
In seinen anthropologischen Studien verweist Langeveld ausdrücklich auf das Bedürfnis des Kindes nach Freiraum und unbestimmten Dingen - „das Unbestimmte“ - um ihren Bestrebungen einer individuellen Welt - und Selbstgestaltung nachzukommen.
Im Schutz der vetrauten Umgebung verbirgt sich die „verborgene Stelle“, die als Eingang in eine fremde Welt anvanciert.
2.2 Der Dachboden
Insbesondere Orte, die von der pragmatischen Apostrophierung der Erwachsenenwelt ignoriert wurden, ermöglichen den Eintritt in die fremde Welt und die geheime Stelle.
Dachböden, tiefe und leere Wandschränke aber auch das Versteck hinter einer schweren Gardine werden vom Kind bevorzugt als geheime Stelle in Besitz genommen. Diese unbekannte Welt der geheimen Stelle gehört nur dem Kind und ist gewissermaßen isoliert vom übrigem Haus - sie hat ihre eigene Dimension und ihr eigenes Leben . Nutzgegenstände des Alltags wirken durch ihre Vetrautheit in der Phantasiewelt wesensfremd , doch sobald sie ihre Relevanz im Alltagsgeschehen verlieren, wie die Gegenstände des Dachbodens, können ihnen eine unbegrenzte Anzahl an Bedeutungen beigemessen werden.
Wird die geheime Stelle jedoch verlassen, so hüllt sie sich erneut in Schweigen und behütet sorgfältig das Geheimnis des Kindes.
2.3 Die Zeit
An der geheimen Stelle verlieren Raum und Zeit ihre Dimension - ursprünglichen physikalischen Gesetze sind aufgehoben, die Uhrzeit gerät in Vergessenheit und das Kind läßt sich ein auf „das inhaltloses Dahinfließen, das keinem Zeitmaß untersteht“ (Langeveld, Schule als Weg des Kindes : 77).
2.4 Einsam ist man nur in der Welt
Durch das Zurüchziehen in die geheimen Stelle signalisiert das Kind seiner Umwelt, daß es sich bewußt dem Alleinsein hingibt. Es ist ein Ort des Friedens, da hier keine menschliche Begegnung stattfindet. In dem Augenblick, da das Kind die geheime Stelle betritt, ist es in das Niemandsland eingetreten, es befindet sich auf der anderen Seite. Dieses Niemandsland kann nur der betreten, der bereit ist sich seinen Illusionen hinzugeben und in seiner Phantasiewelt dahinzufließen. Langeveld beschreibt dies als ein Moment, in dem „der Unterschied zwischen äußerer und innerer Welt in völliger Verschmelzung zu einer persönlichen Welt gelöst wird“ (Schule als Weg des Kindes : 89). Jene persönliche Welt ist die Phantasiewelt des Kindes, in der es friedliche Gefühle der Geborgenheit, Vertrautheit und der Inimität mit dem schon längst Bekannten erfährt. In dieser, von Vetrautheit und Geborgenheit geprägten Welt, begegnet das Kind sich selbst und seinen Urängsten, die es mit
Hilfe seiner Phantasie bewältigt, und zwar nach den Normen der Phantasiewelt, die allerdings ihrem Wesen nach von der realen Welt sind ( vgl. auch 3.3). Die Welt ist dem Kind ausgeliefert und das Kind der Welt (vgl. Langeveld, Schule als Weg des Kindes : 92). Obwohl sich das Kind in seiner Phantasiewelt verliert, ist sie dennoch geordnet und systematisiert.
Durch die Tätigkeit des Kindes wird das Unpersönliche des Dachbodens in einen eigenen, geheimen Ort verwandelt, dessen Geheimnis im wesentlichem aus dem Geheimnis des Eigenen besteht.
Das Geheiminis des Eigenen kann das Kind aber nur in einem Niemandsland gewinnen, das außerhalb der Bereiche des Alltags und Streites liegt; ein alltäglicher Nutzgegenstand verbirgt nichts Unbestimmtes, keine Geheimnisse, wodurch ein Verlassen der zeitlichen und räumlichen Dimensionen und ein Entziehen der Beobachtung durch andere unmöglich wird. Erst wenn das Kind bereit ist, seine Beziehungen und Absichten zu Menschen und Dingen der Umwelt aufzugeben, erlebt es die tröstliche Geborgenheit seiner Phantasiewelt.
Ist das Kind indes an die geheime Stelle als Strafe versetzt worden, so kann es sich ebensowenig seinen phantastischen Illusionen hingeben, wie an einer vebotenen Stelle des Hauses - die friedliche Stille wirkt nicht mehr tröstend, sondern beängstigend, leblos und lähmend.
Die geheime Stelle dient dem Kind jedoch als ein Raum, wo es seinen Bedürfnissen nach Geborgenheit und Trost nachgehen und Vetrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten finden kann. Es ist ein Ort, an dem das Kind zur inneren Ruhe gelangt. Langeveld bezeichnet die geheime Stelle , als „Stelle an der man bei sich ist“ (Schule als Weg des Kindes : 78).
Die Aufmerksamkeit des Kind ist nicht komprimiert auf ein Objekt, sondern zerstreut, weitgefaßt, träumerisch und objektarm.
Erwacht das Kind aus seiner Phantasiewelt, nimmt es wieder Beziehung zu seiner Außenwelt auf - dennoch ist es verändert : in der Welt des Kindes erwächst etwas Positives aus seinem Inneren und es erwacht mit einer inneren Befreiung.
Die Zuflucht in die Einsamkeit seiner Welt, schafft dem Kind die Voraussetzung zu einem individuellen Reifungsprozess seiner Persönlichkeit - denn erst in der Einsamkeit kann das Kind, durch schöpferische Ruhe, absolute Intimität und Selbstvertiefung,sich von den Menschen und Dingen seiner Umwelt distanzieren.
2.5 Die Stelle wird bestimmt
Während das dreijährige Kind die geheime Stelle nicht kennt, da es noch im bewußten Bezug zu seiner Umgebung steht, entdeckt das fünfjährige Kind die geheime Stelle zufällig während des Spiels, wobei es darauf bedacht ist, seine Beziehung zu den Menschen und Dingen der Umgebung nicht grundlegend aufzugeben.
Erst im Alter von acht Jahren fängt das Kind an, seine Phantasie zu entdecken und seine eigene Welt aufzubauen. Nun bestimmen die fertigen Bilder der Märchen immer weniger seine Phantasie, an ihre Stelle treten die Abenteuergeschichten. Das Kind begibt sich auf die Suche nach seiner geheimen Stelle, um sich dort niederzulassen - was beim Kleinkind der tiefe und leere Wandschrank oder das Niemandsland zwischen Vorhang und Fenster war, wird nun der Dachboden, der Graben hinter den Sträuchern usw. Das Kind ist der Erwachsenenwelt entschlüpft, in seine eigene Welt der Freiheit.
Im Entwicklungprozess des Heranwachsens, begibt sich der Jugendliche nun erneut auf die Suche, diesmal jedoch auf die Suche nach seinem Platz in der Welt. Die geheime Stelle der Kindheit wird als kindisch empfunden, doch verschwindet sie nicht gänzlich: ihr Weg von Wandschrank über Dachboden, endet nun im eigenem Zimmer.
2.6 Körper und Raum
An der geheimen Stelle erlebt das Kind die Beziehung seines Körpers zum Raum als Fortsetzung seiner ursprünglichen, d.h. schulexternen, Kindheit. Es begegnet seinem Körper als einem „Gegenstand“ im spürbarem Raum. Er wird vom Kind nicht als eine fremdes Objekt verstanden, sondern vielmehr, als seine individuelle Art auf die er für seine Mitmenschen in der Welt erscheint. Das nachfolgende Zitat Langevelds wird dies Geschehen verdeutlichen : „dieses verkörperte Wesen aber entflieht wohl fortwährend seinem Körper und schafft so seinen Raum“ (Schule als Weg des Kindes : 95).
Neben dieser Körper - Raum- Wahrnehmung ist auch die Raum - Wahrnehmung des Kindes andersartig gestaltet von der des Erwachsenen : es erlebt den gleichen Raum abhängig von seinen Möglichkeiten. Durch die Synthese von Intention, Bewegung und Raum zu einer Gestaltsform, schafft sich das Kind seine persönliche Welt :„die vitale Erfahrung des Raumes ist dynamisch, „ergonoetisch“, und der Raum wird persönlich gestaltet“ (Langeveld, Schule als Weg des Kindes : 98).
Auch im Erwachsenenalter verliert sich diese Bedürfnis nach der persönlichen Gestaltung des eigenem Raumes nicht, da dieser unzertrennlich mit dem Wesen des Menschen verbunden ist.
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