[...] Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, die Dimensionen dieses historischen Politikfeldes,
also die Form/Struktur („Polity“), den Inhalt („Policy“) und den Prozess („Poli-tics“) der
Drogenpolitik in der ehemaligen DDR in Grundzügen aufzuzeigen und ansatzweise
herauszustellen, worin das Besondere dieser Drogenpolitik liegt. Eine besondere Bedeutung
erhalten hierbei die strukturellen Aspekte („Polity“) der Drogenpolitik, schließlich
manifestierte sich die DDR als „staatssozialistische Diktatur“3, die sich für alle ersichtlich
durch den Mauerbau 1961 vom Westen abwandte und ihre Grenzen noch verschlossener hielt
als bereits zuvor. Dass Form, Inhalt und Prozess in der Drogenpolitik der ehemaligen DDR miteinander verbunden sind und genauso „zusammenhängend gedacht werden“4 müssen, wie
in jedem anderen Politikfeld auch, zeigt sich in dieser Arbeit an den Kapiteln 5 und 6, wenn
es zuerst um die Darstellung des Drogenkonsums (Policy) geht und nachfolgend um die
drogenpolitischen Strukturen (Polity) in der DDR. Diese drogenpolitischen Strukturen
erscheinen einerseits als Reaktion auf das spezifische Konsumverhalten der DDR-Bürger,
andererseits bedingten und prägten sie entscheidend die Konsumkultur von Drogen durch
drogenpolitische Vorgaben und Sichtweisen. In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine
Besonderheit der DDR aufmerksam machen, nämlich auf das überwiegend für die
Außendarstellung des SED-Staates eingerichtete Dopingsystem für Spitzensportler. Die
Erfolge der gedopten Sportler dienten der Darstellung von Potenz und Wettbewerbsfähigkeit
im sportlichen wie ideologischen Sinn der sozialistisch ausgerichteten DDR, insbesondere im
Vergleich zur kapitalistischen BRD. Die so präparierten Sportler waren in gewisser Weise
fleischgewordene Potemkinsche Dörfer. Die sonst zum Teil verbotenen Medikamente (etwa
eine Reihe von Narkotika) und für andere Lebensbereiche innerhalb der DDR-Gesellschaft
eher zwecklosen und wohl auch geächteten Methoden wie zum Beispiel Blutdoping wurden
ausdrücklich legitimiert bzw. legalisiert. Ihre zu Gold werdende Anwendung war erwünscht
und wurde von den Sportlern, wie sich nach der Wiedervereinigung bis heute zeigt, immer
wieder als Chance ergriffen. Um allerdings den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen,
möchte ich es bei diesen Ausführungen belassen und das Dopingthema nicht weiter verfolgen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Begriffliche Präzisierungen
- Einführung
- Zur Forschungslage
- Deutschland zwischen 1945 und 1949
- Konsum von Drogen in der DDR
- Illegale Drogen
- Medikamente
- Alkohol
- Drogenpolitische Strukturen in der DDR
- Suchthilfe/Betreuung und Selbsthilfegruppen
- Fachverbände
- Wissenschaftliche Gremien
- Sozialversicherung
- Das Suchtmittelgesetz
- Ideologie und Maßnahmen der DDR-Regierung
- Kurzer Ausblick: Konsum nach der Wende
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit hat zum Ziel, die Drogenpolitik in der ehemaligen DDR in ihren Dimensionen zu beleuchten. Im Fokus stehen die Form/Struktur („Polity“), der Inhalt („Policy“) und der Prozess („Politics“) der Drogenpolitik. Die Arbeit stellt dabei heraus, was die Drogenpolitik der DDR so besonders machte, wobei der Schwerpunkt auf den strukturellen Aspekten liegt, die die Drogenpolitik in der DDR als staatssozialistische Diktatur kennzeichnen.
- Drogenpolitik in der DDR: Form, Inhalt und Prozess
- Besondere Bedeutung der strukturellen Aspekte („Polity“)
- Drogenkonsum (Policy) und drogenpolitische Strukturen (Polity) in der DDR
- Dopingsystem im Spitzensport der DDR
- Die DDR als „staatssozialistische Diktatur“
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die wichtigsten Begriffe und Definitionen im Kontext der Drogenpolitik in der DDR vor. In Kapitel 2 wird die Forschungslage zur Drogenpolitik in der DDR skizziert. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Entwicklung der Drogenpolitik in Deutschland zwischen 1945 und 1949, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Sowjetischen Besatzungszone liegt. Das vierte Kapitel beschreibt den Konsum von Drogen in der DDR, aufgeteilt in illegale Drogen, Medikamente und Alkohol. In Kapitel 5 werden die drogenpolitischen Strukturen in der DDR beleuchtet. Hierbei werden Themen wie Suchthilfe, Fachverbände, wissenschaftliche Gremien, Sozialversicherung, das Suchtmittelgesetz und die Ideologie und Maßnahmen der DDR-Regierung behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Drogenpolitik in der ehemaligen DDR, wobei die folgenden Schlüsselbegriffe im Vordergrund stehen: „Polity“, „Policy“, „Politics“, staatssozialistische Diktatur, Drogenkonsum, drogenpolitische Strukturen, Dopingsystem, illegale Drogen, Medikamente, Alkohol, Suchthilfe, Fachverbände, wissenschaftliche Gremien, Sozialversicherung, Suchtmittelgesetz, Ideologie und Maßnahmen der DDR-Regierung.
- Citar trabajo
- Michael Dengler (Autor), 2009, Über die Drogenpolitik in der ehemaligen DDR, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179135