Aufgestellt wurde die Weltreichstheorie in einer Zeit, in der sich die Welt in einer bis dahin ungeahnten Weise transformierte. Der Übergang vom europäischen Konzert hin zu einem Weltstaatensystem war mit dem wirtschaftlichen Aufstieg der Vereinigten Staaten von Amerika und dem territorialen Ausgreifen Russlands nach Asien bereits im vollen Gange. Neue Technologien wiederum, wie z.B. Eisenbahnen, Dampfschiffe und Telegraphen, machten es erstmals möglich, viel größere Herrschaftsgebiete zu erobern und anschließend auch effektiv verwalten zu können. Es war eine weit verbreitete Einschätzung, dass sich als eine Konsequenz aus diesen neuen Entwicklungen die Zukunft noch komplexer und unübersichtlicher darstellen würde, als es schon das von der Industrialisierung geprägte 19. Jahrhundert getan hatte. Die Weltreichstheorie griff diesen Umstand auf und reflektierte eine politische Zu-kunftsinterpretation. In Deutschland besaß dabei die Diskussion um die Rolle des deutschen Nationalstaats im neu entstehenden Weltreichssystem vor allem einen visionären Charakter. Diese Arbeit soll untersuchen, inwieweit die Weltreichsvorstellungen in Deutschland von dem Eindruck einer komplexeren bzw. globalisierten Welt beeinflusst wurden. Wenn möglich wird dies anhand eines Reaktionsschemas aufgezeigt werden. Ausgewählte Globalisierungs-effekte sollen dahingehend analysiert werden, ob diese für die Schaffung und Etablierung eines neuen globalen Staatensystems verantwortlich gemacht wurden. Zunächst wird der moderne, sprich um die Jahrhundertwende nicht geläufige Begriff der Globalisierung in Hinblick auf sein zeitgenössisches Verständnis und seine faktische Entfaltung in dieser Zeit erläutert werden. Im Anschluss wird kurz die von Sönke Neitzel vorgelegte Studie zur Weltreichslehre vorgestellt, um dann ausgewählte Globalisierungseffekte, namentlich den technologisch-technischen Fortschritt, die Durchdringung der Weltwirtschaft und die Globalität der Konflikt- und Kampfgebiete, auf ihren Einfluss auf die Weltreichstheorie zu untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eine „globalisierte“ Welt um 1900?
- Die Weltreichstheorie nach Neitzel
- Der Einfluss der Globalisierung auf die Weltreichstheorie
- Der Technologisch-technische Fortschritt
- Die Durchdringung der Weltwirtschaft
- Die ausgeweitete Globalität der Konfliktgebiete
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Einfluss der Globalisierung auf die deutsche Weltreichstheorie um die Jahrhundertwende. Die Zielsetzung ist es, zu untersuchen, inwieweit die Weltreichsvorstellungen in Deutschland von dem Eindruck einer komplexeren bzw. globalisierten Welt beeinflusst wurden. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse von ausgewählten Globalisierungseffekten und deren Auswirkung auf die Entstehung und Etablierung eines neuen globalen Staatensystems.
- Die Entwicklung der Globalisierung um 1900 und ihr Verständnis in der Zeit
- Die Weltreichstheorie als Reaktion auf die Herausforderungen der Globalisierung
- Der Einfluss von technologischem Fortschritt, Weltwirtschaft und Konfliktgebieten auf die Weltreichstheorie
- Die Rolle des deutschen Nationalstaats im neu entstehenden Weltreichssystem
- Die vergleichende Betrachtung der Weltreichstheorie in anderen Ländern
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Weltreichstheorie vor, die um 1900 und während des Ersten Weltkriegs in der deutschen Publizistik diskutiert wurde. Sie beschreibt den Kernpunkt der Theorie, die Rolle der eigenen Nation in einem neuen globalen Staatensystem und den Einfluss der Globalisierung auf die Entstehung der Theorie.
- Eine „globalisierte“ Welt um 1900?: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Begriff der Globalisierung um die Jahrhundertwende und erläutert seine Bedeutung im zeitgenössischen Verständnis. Es werden die wesentlichen Merkmale der globalisierten Welt, wie die Überwindung von Distanzen, die zunehmende Vernetzung und die verstärkte Interaktion zwischen verschiedenen Teilen der Welt, dargestellt.
- Die Weltreichstheorie nach Neitzel: Dieses Kapitel präsentiert die von Sönke Neitzel vorgelegte Studie zur Weltreichslehre und beleuchtet die Bedeutung dieser Theorie für die deutsche Gesellschaft und die Politik. Es wird die Rezeption der Theorie in anderen Ländern und die deutsche Reaktion auf die Herausforderungen der globalisierten Welt, wie das Erstarken Russlands und der USA, dargestellt.
- Der Einfluss der Globalisierung auf die Weltreichstheorie: Dieses Kapitel analysiert drei ausgewählte Globalisierungseffekte, nämlich den technologisch-technischen Fortschritt, die Durchdringung der Weltwirtschaft und die Globalität der Konflikt- und Kampfgebiete. Es untersucht, inwieweit diese Effekte die Weltreichstheorie beeinflusst haben und wie diese auf die neuen Herausforderungen der globalisierten Welt reagierte.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themengebiete dieser Arbeit sind: Weltreichstheorie, Globalisierung, Nationalstaat, Weltmacht, Imperialismus, technologischer Fortschritt, Weltwirtschaft, Konfliktgebiete, Deutschland, Russland, USA, 1900, 1. Weltkrieg.
- Citar trabajo
- Bachelor of Arts Christopher Reichow (Autor), 2010, Der Einfluss der Globalisierung auf die deutsche Weltreichstheorie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179619