Als der Geiger Giles Apap im Jahr 1999 in einem Konzert in Paris Mozarts Violinkonzert Nr. 3 in G-Dur, KV. 816, zum Besten gab, überraschte er sein Publikum mit etwas noch nie dagewesenem.
Zum einen übernahm er kurzfristig die Leitung des Orchesters (der ursprünglich dafür eingesetzte Yehudi Menuhin war wenige Tage zuvor verstorben), wobei er diese Tätigkeit mit seinem Geigenbogen energiereich und extrovertiert ausführte.
Zum anderen spaltete er in seiner Kadenz zum 3. Satz seine Zuhörer wie sonst kaum einer: In einer freien Improvisation über die zwei volksliedartigen Melodien, die während des Satzes auftauchen (siehe 3.2), gelang Giles Apap eine (für viele recht provokante) knapp zehnminütige Reise durch verschiedene Länder und ihre (volkstümlichen) Musiksti-le. Man hört Zigeunermusik, Blues, Indischen Ravi Shankar und Fiddlermusik, gepaart mit „unklassischen“ Elementen wie Pfeifen, Singen, Aufheulen und einer ebenso eher unkon-ventionellen Bogentechnik.
Natürlich blieben negative Reaktionen nicht aus. Ein Mann rief noch während des Konzer-tes: „Hey, where is Mozart?“ und auch spätere Kritiken konnten mit Giles Apaps Kadenz nichts anfangen und warfen ihm fehlenden Respekt und kabarett-artige Selbstinszenierung vor.
Abgesehen davon, was jeder einzelne von dieser Art der Interpretation hält, soll dieses Konzert auch als Beispiel herangezogen, in welcher Form Volkslieder/ -weisen oder Lied-haftes in klassischen Werken vorkommen können. Die Einbettung solcher findet sich bei näherem Hinsehen, bzw. Hinhören nämlich in so manchem Stück der „alten Meister“. Und das wiederum kann als eine wunderbare Brücke im Schulunterricht verwendet werden, die Schüler von einem bekannten oder leicht singbaren Lied an ein komplexes klassisches Werk heranzuführen.
In folgender Arbeit sollen die eben genannten Aspekte genauer betrachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lied und Liedhaftes im Unterricht
- Werkhören in der Grundschule
- Prinzipien des Werkhörens
- Elementare Kategorien des Musikhörens
- Methoden
- Das (Volks-)Lied
- Sortierungen und Träger der Volkslieder
- Definitionsproblem des Begriffes „Volkslied“
- Das Lied in der Kunstmusik
- Liste der Beispiele
- Wolfgang Amadeus Mozart: Violinkonzert Nr. 3 G-Dur, KV 216 – Das „Straßburger Konzert“
- Johannes Brahms: Akademische Festouvertüre – Studentenlieder
- Werkhören in der Grundschule
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, die Rolle von Volksliedern und Liedhaftem in der klassischen Musik zu untersuchen und deren Relevanz für den Musikunterricht aufzuzeigen. Dazu werden die Prinzipien und Methoden des Werkhörens sowie die Definition des (Volks-)Liedes beleuchtet.
- Werkhören im Musikunterricht
- Das Konzept des (Volks-)Liedes
- Einbettung von Volksliedern in klassische Werke
- Das Verhältnis von Tradition und Innovation in der Musik
- Die Bedeutung von Musik für die emotionale und kognitive Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und beleuchtet am Beispiel des Violinkonzerts Nr. 3 in G-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart die Relevanz von Volksliedern und Liedhaftem in der Kunstmusik. Anschließend werden die Prinzipien des Werkhörens sowie die elementaren Kategorien des Musikhörens im Schulunterricht erläutert. Im Anschluss wird der Begriff des (Volks-)Liedes diskutiert und die Einbettung von Volksliedern in klassische Werke am Beispiel von Mozart und Brahms näher betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Werkhören, (Volks-)Lied, klassische Musik, Mozart, Brahms, Musikunterricht, Definition, Tradition, Innovation und emotionale Entwicklung. Darüber hinaus werden die elementaren Kategorien des Musikhörens wie Klangfarbe, Tondauer, Tonhöhe, Dichte und Formverläufe behandelt.
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- Regina Steinbügl (Autor), 2011, Lied und Liedhaftes in der Kunstmusik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179661