Einleitung
„Malina“ ist einer der interessantesten Kriminalromane des 20. Jahrhunderts.
Die These, die hier aufgestellt wird, ist gewagt und impliziert zugleich, dass es sich bei Ingeborg Bachmanns Werk aus dem Projekt »Todesarten-Zyklus« nicht um einen „Liebesroman“ handelt, „der vollkommen verzichtet auch auf die winzigste erotische Gewagtheit“, wie es Joachim Kaiser in der Süddeutschen Zeitung behauptet.(1) Viel mehr ist es eine Mordgeschichte, die so völlig anders ist, als andere Mord- und Kri-minalgeschichten. Ein Mord an einer Protagonistin im Wien der Nachkriegszeit, nicht etwa durch direkte Gewalttaten, sondern durch Sprache, Schweigen, Schrift und viele andere, eigentlich harmlos erscheinende Dinge.
Um dies zu beweisen, wird auf die Erzähltextanalyse zurückgegriffen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit den Gender Studies steht. Desweiteren wird Ju-dith Butler als eine führende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Gender Studies mit ihrem Werk „Haß spricht“ näher herangezogen. Sie untersuchte mit Hilfe der Sprechakttheorie von Austin und Searle, wie Sprache funktioniert und sogar verlet-zen und/oder töten kann. In der vorliegenden Arbeit geht es also darum, wie ein Sub-jekt sich innerhalb einer Gesellschaft konstruiert bzw. konstruiert wird, dabei aber versagt und am Ende eigentlich dem Prozess der Dekonstruktion unterworfen ist. Geschaut werden soll dazu auf die Mittel, die diese De-/Konstruktion bewirken. „Malina“ ist kein Kriminalroman, bei dem es am Ende einen direkten Mörder gibt, aber es lassen sich in gewisser Hinsicht Täter ausfindig machen, keine „»Missetäter«, sondern ganz neutral[e] »Täter«.“(2)
1 Bachmann, Ingeborg: Malina. Erste Auflage 1980. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1971. Buchum-schlag hinten
2 Butler, Judith: Haß spricht. Zur Politik des Performativen. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006. S. 75
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- 1. Konstruktion des weiblichen Subjekts in „Malina“
- 1.1. Erzähltextanalyse und die Gender Studies – Eine erfolgreiche Verbindung
- 1.2. Anwendung der theoretischen Aspekte auf den Roman „Malina“
- 1.3. Fazit
- 2. „Es war Mord.“ – Dekonstruktion des weiblichen Subjekts in „Malina“
- 2.1. Judith Butler und die Sprechakttheorie von Austin/Searle
- 2.2. Sprache und Schrift als Macht- und Mordwerkzeuge in „Malina“
- 2.2.1. sprechen und schweigen
- 2.2.2. schreiben wollen und nicht können
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Ingeborg Bachmanns Roman „Malina“ und argumentiert, dass es sich nicht um einen Liebesroman, sondern um eine Mordgeschichte handelt. Dabei wird untersucht, wie das weibliche Subjekt in der Nachkriegszeit durch Sprache, Schweigen und Schrift konstruiert und dekonstruiert wird. Die Analyse basiert auf der Erzähltextanalyse und den Gender Studies sowie auf Judith Butlers Werk „Haß spricht“, das die Sprechakttheorie von Austin und Searle nutzt, um zu untersuchen, wie Sprache Verletzungen und Tötungen hervorrufen kann.
- Konstruktion und Dekonstruktion des weiblichen Subjekts in „Malina“
- Die Rolle von Sprache und Schrift in der Konstruktion und Dekonstruktion des Subjekts
- Die Anwendung der Erzähltextanalyse und der Gender Studies auf „Malina“
- Judith Butlers Theorie des Performativen und die Sprechakttheorie
- Die Darstellung von Gewalt und Mord durch Sprache und Schweigen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die These auf, dass Ingeborg Bachmanns „Malina“ ein Mordroman ist und nicht ein Liebesroman, wie von manchen Kritikern behauptet. Sie beschreibt die Art des Mordes, der in „Malina“ geschieht, und erklärt die Methode der Analyse: die Kombination von Erzähltextanalyse und Gender Studies sowie die Berücksichtigung von Judith Butlers Werk „Haß spricht“.
1. Konstruktion des weiblichen Subjekts in „Malina“
Dieser Abschnitt untersucht, wie das weibliche Subjekt in „Malina“ durch die Erzähltextanalyse und die Gender Studies konstruiert wird. Es werden Kategorien wie Raum, Zeit, Plot, Figurencharakterisierung und Erzählinstanzen sowie die Bedeutung des Aspekts sex/gender in Bachmanns Werk beleuchtet. Die Frage nach dem eigentlichen Geschlecht des Ichs und der möglichen Doppelrolle von Malina wird diskutiert.
1.1. Erzähltextanalyse und die Gender Studies – Eine erfolgreiche Verbindung
Dieser Unterabschnitt erklärt die Bedeutung der Erzähltextanalyse und der Gender Studies für die Analyse von Literatur und insbesondere Erzähltexten. Es wird betont, wie die Kategorie „Geschlecht“ auf verschiedenen Ebenen des Erzählens eine Rolle spielt, von den Figuren bis hin zur Raum- und Zeitdarstellung.
1.2. Anwendung der theoretischen Aspekte auf den Roman „Malina“
Hier werden die gewonnenen Erkenntnisse auf „Malina“ angewendet. Es wird beschrieben, wie das Ich versucht, seine Identität zu konstruieren, jedoch letztendlich scheitert und stattdessen einer Dekonstruktion unterliegt.
2. „Es war Mord.“ – Dekonstruktion des weiblichen Subjekts in „Malina“
Dieser Abschnitt beleuchtet die Dekonstruktion des weiblichen Subjekts in „Malina“. Es wird untersucht, wie Judith Butlers Theorie des Performativen und die Sprechakttheorie von Austin/Searle zur Analyse von Sprache und Macht eingesetzt werden können. Der Fokus liegt darauf, wie Sprache und Schrift als Werkzeuge der Gewalt und des Mordes funktionieren.
2.1. Judith Butler und die Sprechakttheorie von Austin/Searle
Dieser Unterabschnitt stellt Judith Butlers Theorie des Performativen und die Sprechakttheorie von Austin/Searle vor und erklärt, wie sie zur Analyse von Sprache und Macht eingesetzt werden können.
2.2. Sprache und Schrift als Macht- und Mordwerkzeuge in „Malina“
Dieser Unterabschnitt untersucht, wie Sprache und Schrift in „Malina“ als Werkzeuge der Macht und Gewalt eingesetzt werden. Es wird untersucht, wie sprechen und schweigen sowie der Wunsch zu schreiben und die Unfähigkeit dazu, zur Dekonstruktion des weiblichen Subjekts beitragen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Erzähltextanalyse, Gender Studies, weibliches Subjekt, Konstruktion, Dekonstruktion, „Malina“, Ingeborg Bachmann, Judith Butler, Sprechakttheorie, Sprache, Schrift, Gewalt, Mord, Performativität.
- Citar trabajo
- Mareike Sesselmann (Autor), 2011, „Malina“ – Eine moderne Mordgeschichte , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179763