Die zentrale Frage dieser Arbeit lautet: Sind familienpolitische Maßnahmen, die Einfluss nehmen sollen auf den demographischen Wandel, abhängig vom Typ des Wohlfahrtsstaats?
Das tangiert gleich zwei der seit ein paar Jahren sowohl in Politik als auch Wissenschaft gleichwohl intensiv wie kontrovers diskutierten Themen: die Zukunft des Wohlfahrtsstaats und die vermutlichen Folgen des demographisches Wandels der vergangenen 30 Jahre.
Da stellt sich zuerst die Frage: Was ist demographischer Wandel? Aus soziologischer Sicht ist demographischer Wandel eine Veränderung der Struktur der Bevölkerung, die in einem bestimmten Zeitraum auf einem bestimmten Gebiet lebt. Diese Veränderungen ergeben sich durch die Summe der drei Bevölkerungsprozesse, nämlich durch Geburten, durch Sterbefälle sowie durch Ein- bzw. Auswanderung. Ist Art und Ausmaß dieser Veränderungen über einen gewissen Zeitraum einigermaßen gleichbleibend, so spricht man von einer Bevölkerungsweise. Die sich seit etwa dem Anfang der 1970er Jahre herauskristallisierende Bevölkerungsweise in den Staaten Europas und Nordamerikas sieht so aus: Die Geburtenrate geht zurück, und gleichzeitig steigt die Lebenserwartung. Dadurch wächst der relative Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung. In den meisten Staaten wirkt Zuwanderung einem Bevölkerungsrückgang entgegen. Auch in Staaten Südamerikas, Asiens und der ehemaligen Sowjetunion lassen sich diese Tendenzen klar erkennen.
Im Hinblick auf unsere Fragestellung ist in einem zweiten Schritt zu fragen und zu klären: Was ist Wohlfahrt bzw. was verstehen wir unter einem Wohlfahrtsstaat? In Bezug auf den Begriff Wohlfahrt muss zum einen auf der Ebene des umgangssprachlichen Gebrauchs unterschieden werden: Gegenüber dem Begriff Wohlfahrtsstaat sind im Deutschen die Bezeichnungen Sozialstaat oder Sozialpolitik geläufiger. Während bei Sozialstaat direkt eine imperative Komponente mitschwingt, nämlich eine implizite Fürsorgepflicht des Staats, hat Wohlfahrtsstaat bei Angehörigen mancher politischer Lager einen etwas abwertenden Beigeschmack. Zum anderen muss auf der Ebene wissenschaftlicher Definitionen differenziert werden: Betrachtet man das System der Wohlfahrt, wie es sich in einer gegebenen Gesellschaft darstellt, muss als Überbegriff von Wohlfahrtsregime gesprochen werden.
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Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- II. THEORETISCHER TEIL
- 1. Der demographische Wandel
- A. Determinanten des demographischen Wandels und seine Entwicklung in Deutschland
- i. Die Ursachen der gegenwärtigen demographischen Entwicklung
- Ursachen nach ökonomischen Theorien
- Ursachen nach soziologischen Theorien
- Ursachen struktureller Natur
- C. Folgen der derzeitigen demographischen Entwicklung
- i. Die demographischen Auswirkungen
- ii. Die wirtschaftlichen Auswirkungen
- iii. Die sozialen Auswirkungen
- 2. Der Wohlfahrtsstaat
- A. Theorien zur Entwicklung, zur Einordnung und zum Vergleich von Wohlfahrtsstaaten
- B. Das Entstehen von Wohlfahrtsstaaten
- i. Deutschland
- ii. Großbritannien
- iii. Schweden
- C. Die Typologisierung nach Gøsta Esping-Andersen
- i. Der liberale Wohlfahrtsstaat
- ii. Der konservative Wohlfahrtsstaat
- iii. Der sozialdemokratische Wohlfahrtsstaat
- 3. Demographischer Wandel trifft Wohlfahrtsstaat
- A. Möglichkeiten, Ursachen demographischen Wandels entgegenzuwirken
- i. Kinderbetreuung
- ii. Gleichberechtigung
- iii. Armutsrisiko
- B. Familienpolitische Möglichkeiten, demographischem Wandel zu begegnen
- i. Definition von Familienpolitik
- ii. Akteure mit familienpolitischem Einfluss
- iii. Motive von Familienpolitik
- iv. Typen von Familienpolitiken
- III. DESKRIPTIVER TEIL
- 1. Familienpolitische Maßnahmen in Deutschland
- A. Mutterschaftsgeld
- B. Elterngeld
- C. Elternzeit
- D. Kindergeld
- E. Kinderzuschlag
- F. Kinderbetreuungsmöglichkeiten
- G. Steuervergünstigungen
- 2. Familienpolitische Maßnahmen in Großbritannien
- A. Mutterschaftsurlaub
- B. Geburtsprämien
- C. Elternzeit
- D. Kindergeld
- E. Kinderbetreuungsmöglichkeiten
- F. Steuervergünstigungen
- 3. Familienpolitische Maßnahmen in Schweden
- A. Schwangerschaftsgeld
- B. Elterngeld
- C. Kindergeld
- D. Unterhaltsbeihilfe
- E. Kinderbetreuungsmöglichkeiten
- F. Steuervergünstigungen
- IV. ANALYTISCHER TEIL
- 1. Deutschland: Familienpolitische Maßnahmen in Relation zum Wohlfahrtsregime
- 2. Großbritannien: Familienpolitische Maßnahmen in Relation zum Wohlfahrtsregime
- 3. Schweden: Familienpolitische Maßnahmen in Relation zum Wohlfahrtsregime
- V. FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen dem demographischen Wandel und dem Wohlfahrtsstaat. Sie untersucht, wie der demographische Wandel die Herausforderungen für den Wohlfahrtsstaat beeinflusst und welche familienpolitischen Maßnahmen in Deutschland, Großbritannien und Schweden ergriffen werden, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
- Determinanten und Folgen des demographischen Wandels in Deutschland
- Theorien zur Entwicklung und Typologisierung von Wohlfahrtsstaaten
- Familienpolitische Maßnahmen in Deutschland, Großbritannien und Schweden
- Analyse der Familienpolitik im Kontext der jeweiligen Wohlfahrtsregime
- Zusammenhänge zwischen demographischem Wandel, Familienpolitik und dem Wohlfahrtsstaat
Zusammenfassung der Kapitel
Der theoretische Teil beleuchtet zunächst den demographischen Wandel und seine Ursachen, Folgen und Auswirkungen. Im zweiten Teil werden die Konzepte und Typologien des Wohlfahrtsstaates erörtert. Abschließend wird der Zusammenhang zwischen dem demographischen Wandel und dem Wohlfahrtsstaat betrachtet, wobei Möglichkeiten zur Einflussnahme auf den demographischen Wandel und familiäre Herausforderungen behandelt werden.
Der deskriptive Teil befasst sich mit den familienpolitischen Maßnahmen in Deutschland, Großbritannien und Schweden. Dieser Teil gibt einen Überblick über die jeweiligen politischen Maßnahmen und ihre Gestaltung im Kontext der jeweiligen Wohlfahrtsstaaten.
Schlüsselwörter
Demographischer Wandel, Wohlfahrtsstaat, Familienpolitik, Deutschland, Großbritannien, Schweden, Wohlfahrtsregime, Kinderbetreuung, Elterngeld, Mutterschaftsgeld, Steuervergünstigungen, Armutsrisiko.
- Arbeit zitieren
- Tilman Scheipers (Autor:in), 2011, Wohlfahrtsstaat und demographischer Wandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179787