“[…] the primary goal of Risk-Management is not to dampen swings in corporate cash flows or values, but rather to provide protection against the possibility costly lower-tail outcomes – situations that would cause financial distress or make a company unable to carry out its investment strategy.” Dieses Zitat von Merton H. Miller, Mit-Nobelpreisträger der Wirtschaft-wissenschaften des Jahres 1990, misst dem effizienten Risikomanagement innerhalb des Unternehmens eine existenzielle Bedeutung bei. Obwohl Miller diese Aussage bereits 2003 machte, zeigt die gegenwärtige Finanzmarktkrise einmal mehr, dass ein funktionierendes Management der Unternehmensrisiken von besonderer strategischer Wichtigkeit ist. Gerade für die Bankwirtschaft nimmt das Risikomanagement aufgrund der hohen wirtschaftlichen Verflechtung einen besonderen Stellenwert ein. Auch hier lehrt die Finanzkrise, dass ein konsequentes Risikomanagement als tragender Erfolgsfaktor des jeweiligen Kreditinstituts interpretiert werden kann.
Die Risiken von versteckten Vertragsoptionen entstehen bereits bei der Produktentwicklung. Die Forderung der Kunden nach flexiblen und individuellen Produktlösungen einerseits und der, mit rückläufigen Zinsüberschüssen verbundene, enorme Wettbewerbsdruck andererseits, sind wie zwei Seiten einer Medaille. Die hohe Produktvariation als Resultat der geforderten Flexibilität, mündet in einer Zunahme von versteckten Optionen in Bankverträgen. Die Wahrnehmung der versteckten Optionsrechte führt jedoch noch längst nicht zu der Bekenntnis, diese in das betriebliche Risikomanagement zu integrieren.
Mehrheitlich besitzen versteckte Optionen die Eigenschaft, dass die Entscheidung über die Optionsausübung beim Bankkunden angesiedelt ist. Die Bewertung ist deswegen so elementar, da ohne die Implementierung einer (fairen) Optionsprämie in die Preiskalkulation, dem Bankkunden ein unentgeltliches Wahlrecht eingeräumt wird. Die Kostentheorie der Betriebswirtschaft lehrt jedoch, dass nur diejenigen Marktteilnehmer langfristig wettbewerbs-fähig bleiben, die ihre Kosten kennen und ihre Preiskalkulation beherrschen.
Mit Hilfe der systematischen Analyse, der fristenkongruenten Bewertung und dem aktiven Risikomanagement von versteckten Optionen, wird der Brückenkopf zwischen dem gegensätzlichen Drang der Standardisierung – eine wettbewerbsbedingte Notwendigkeit – und der Individualisierung – eine Erfordernis der wachsenden Kundenwünsche – gebildet.
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- INHALTSVERZEICHNIS
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS
- TABELLENVERZEICHNIS
- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
- FORMELVERZEICHNIS
- 1. EINLEITUNG
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise
- 1.3 Themenabgrenzung
- 1.4 Definitionen und Nomenklatur
- 2. HANDSCHLAG ODER NACHVERHANDLUNG? – ANGEBOTSRECHTE IM FOKUS
- 2.1 Funktionsweise
- 2.2 Bewertung
- 2.3 Sensitivitätsanalyse
- 2.4 Und nun? - Entwicklung einer praktischen Lösung
- 3. DAS HERZSTÜCK DER VERDECKTEN OPTIONEN - DIE KÜNDIGUNGSRECHTE
- 3.1 Grundlagen und Kategorisierung
- 3.2 Ganz oder gar nicht - Der Einsatz des vollständigen Kündigungsrechts
- 3.2.1 Zins vs. Kurs - Swaption oder Bond als Duplikationsinstrument
- 3.2.2.1 Funktionsweise
- 3.2.2.2 Bewertung
- 3.2.2.3 Sensitivitätsanalyse
- 3.2.3 Die Quintessenz - Anwendung in der Bankpraxis
- 3.3 Immer häufiger nachgefragt – Produkte mit partiellen Kündigungsrechten
- 3.3.1 Wieder einmal entscheidend – Das Ausübungsverhalten
- 3.3.2 Der berechenbare Kunde - Bewertung mit Digital-Optionen
- 3.3.2.1 Funktionsweise
- 3.3.2.2 Bewertung
- 3.3.2.3 Sensitivitätsanalyse
- 3.3.3 Einfach Paradox - Empirische Analyse partieller Kündigungsrechte
- 3.3.3.1 Gegenstand der statistischen Untersuchung
- 3.3.3.2 Empirische Analyse des Ausübungsverhaltens und des Risikopotenzials
- 3.3.3.3 Kritische Würdigung
- 3.3.4 Partielle Kündigungsrechte - Umsetzung in der Preispolitik
- 4. SECOND CHANCE PLEASE – DIE ZINSSATZVERLÄNGERUNG ALS VERTRAGSBESTANDTEIL
- 4.1 Grundlagen
- 4.2 Einfach zu kalkulieren - Der Duplikationsansatz Payer-Swaption
- 4.2.1 Funktionsweise
- 4.2.2 Bewertung
- 4.2.3 Sensitivitätsanalyse
- 4.3 Beim zweiten Anlauf - Die Second-Chance Option
- 4.3.1 Funktionsweise
- 4.3.2 Bewertung
- 4.3.3 Sensitivitätsanalyse
- 4.4 Was bleibt - Die praktische Umsetzung
- Identifizierung und Analyse von versteckten Optionen in Bankprodukten
- Duplikation von versteckten Optionen durch geeignete Finanzinstrumente
- Bewertung und Sensitivitätsanalyse von versteckten Optionen
- Entwicklung von praktikablen Lösungsansätzen für das Risikomanagement von versteckten Optionen
- Bewertung der Relevanz der Ergebnisse für die Praxis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Master Thesis befasst sich mit der Analyse, Duplikation und dem Risikomanagement von versteckten Optionen in Bankprodukten. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die praxisrelevanten Gesichtspunkte der Bewertung und des Risikomanagements dieser Optionen aufzuzeigen und somit einen Beitrag zum Verständnis und zur Bewältigung von Preisrisiken in Bankverträgen zu leisten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Problematik von versteckten Optionen in Bankprodukten und legt die Zielsetzung und Vorgehensweise dar. Im zweiten Kapitel werden Angebotsrechte in Bankverträgen untersucht, wobei die Funktionsweise, Bewertung und Sensitivitätsanalyse dieser Rechte erläutert werden. Im dritten Kapitel stehen Kündigungsrechte im Fokus. Zunächst werden die Grundlagen und Kategorisierung von Kündigungsrechten erläutert. Anschließend wird die Funktionsweise, Bewertung und Sensitivitätsanalyse von vollständigen Kündigungsrechten und partiellen Kündigungsrechten im Detail dargestellt. Darüber hinaus wird die praktische Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse in der Bankpraxis beleuchtet. Das vierte Kapitel behandelt die Zins-satzverlängerung als Vertragsbestandteil. Die Funktionsweise, Bewertung und Sensitivitätsanalyse von Swaptions und Second-Chance-Optionen werden analysiert, um die praktische Relevanz des Ansatzes für das Risikomanagement aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: versteckte Optionen, Bankprodukte, Preisrisiko, Risikomanagement, Bewertung, Duplikation, Sensitivitätsanalyse, Kündigungsrecht, Angebotsrecht, Swaption, Digital-Optionen, Second-Chance-Optionen, empirische Analyse, praktische Umsetzung, Finanzinstrumente, Finanzkrise.
- Citar trabajo
- Björn Nadolny (Autor), 2010, Preisrisiken durch versteckte Optionen in Bankprodukten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179916